LMU-Untersuchung: Harter Lockdown brachte „kaum positiven Effekt“

Renommierte Forscher der Universität München haben in einem neuen Bericht die Wirksamkeit der Lockdown-Maßnahmen in Deutschland systematisch untersucht und kommen zu dem Fazit, dass die Forderung noch bundeseinheitlichen Maßnahmen "kritisch zu hinterfragen" sei.

imago images / Future Image

Die Zahl der Lockdown-Kritiker in Deutschland nimmt immer weiter zu, während sich die Bundeskanzlerin zunehmend einigelt und fast ausschließlich von Lockdown-Hardlinern beraten lässt. Doch der wissenschaftliche Diskurs ist breiter als die ausgewählte Anzahl an „Zerocovid“-Anhängern, die Merkel um sich schart. Forschungsberichte der Ludwig-Maximilians-Universität München stellen nun ebenfalls die Lockdownstrategie als solche in Frage.

Heft 02-2021
Tichys Einblick 02-2021: 2021 - Endlich wieder leben
Die Professoren Dr. Göran Kauermann und Dr. Helmut Küchenhoff arbeiten am Statistikinstitut der LMU und bringen seit Monaten regelmäßig die sogenannten „CoDAG-Berichte“ heraus. „CoDAG“ steht für „Covid-19 Data Analysis Group“. „Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verpflichtung an, mit unserem wissenschaftlichen Know-How und unserem statistischen Sachverstand unterstützend in den kommenden Wochen und Monaten zur Bewältigung der Covid-19 Pandemie beizutragen“, heißt es auf der Website der Gruppe. Doch ihre Berichte werden im Kanzleramt anscheinend nicht gelesen.

Der aktuellste, siebte CoDAG-Bericht betrachtet die Lockdown-Maßnahmen der vergangenen Monate, sowohl den „Teil-Lockdown“ als auch den verschärften Lockdown Anfang Dezember. Anhand des ungefähren Infektionsdatums von Corona-Infizierten wird die Wirksamkeit der Maßnahmen statistisch unter die Lupe genommen. So weisen die Statistiker die Effekte direkt, und nicht zeitversetzt nach. Die Forscher Cornelius Fritz und Göran Kauermann konstatieren zunächst: „Es zeigen sich sehr starke Unterschiede zwischen den Bundesländern.“ Insbesondere in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen habe zunächst der Teil-Lockdown keine nennenswerte Kertwende bei den Infektionszahlen hervorgerufen.

Angstmacher Merkel
Die Relativitätstheorie der Pandemie
Und während die November-Maßnahmen auf Bundesebene einen Bruch des exponentiellen Wachstums der Fallzahlen erreichten, traf dies nicht auf die Gruppe der über 80-Jährigen zu. Mit der Verschärfung der Maßnahmen Anfang Dezember konnten Sachsen und einige andere Bundesländer das exponentielle Wachstum zwar ein Stück weit oder sogar ganz brechen – aber die Forscher stellen auch fest, „dass die Verschärfung des Lockdowns Anfang Dezember generell nur eine geringe Wirkung hatte und in den meisten Fällen ein Absenken der Infektionszahlen nicht erreicht werden konnte.“ In der Gruppe der 60 bis 79-Jährigen sei auch im Dezember in meisten Bundesländern ein Anstieg zu beobachten. Geiches gilt für die Über-80-Jährigen.

In ihrem Fazit stellen die Forscher daher fest, dass die Maßnahmen von Land zu Land unterschiedlich wirken – und dass die Verschärfungen des Dezembers kaum Wirkung zeigten. Doch anstatt, im Merkelschen Sinne, einfach noch härtere Maßnahmen zu fordern, konstatiert der Bericht: „Die Forderung nach bundeseinheitlichen Maßnahmen ist (…) daher kritisch zu hinterfragen.“ Dies steht in scharfem Kontrast zu Äußerungen von Politikern wie Markus Söder, die bereits seit langem ein hartes, bundesweites Corona-Regime fordern, und zu den Beschlüssen des letzten Coronagipfels, der sogar einheitliche Maßnahmen auf europäischer Ebene anstreben wollen. Eine sinnvollere Rechenmethodik, als die teils willkürliche des RKI, zeigt erneut auf: Es gibt wissenschaftlich fundierte Alternativen zur einfältigen Dauerlockdown-Strategie Merkels. Man muss sie nur wollen.

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Kommentare ( 102 )

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Fussl
3 Jahre her

Man muss Änderungen nur wollen.Außer der Politik wollen diese Änderungen sehr wahrscheinlich die Meisten.Es zeichnet sich seit Jahren in der Politik ab,dass Minderheiten die gesetzlich verbriefte Vormundschaft über den großen Rest haben.Beispiele gibt es genügend über Greta bis Gender.

Entenhuegel
3 Jahre her

Ihr Modell scheitert dann, wenn es auf Tests nach bisherigem Muster beruht. Sie schreiben von Tests bei Grenzübertritten. Jedes erfolgversprechende Modell muss Abstand nehmen von PCR-Massentests asymptotischer Menschen, insgesamt. Denn diese Tests verfälschen die Datenbasis (systematisch). Es braucht also zunächst geeignetere Testverfahren und dann noch andere Ansätze in Form systematischer und repräsentativer Untersuchungen der Infektionslage. Streeck hatte solches in Gangelt im Frühjahr 2020 gemacht, aber die Datenbasis war zu klein für belastbare Aussagen, zumal auf Bundesebene. Aber besagte repräsentative Untersuchungen verweigern die Regierenden bis heute. Warum? Wohl weil man die Ergebnisse fürchtet, die dem Alarmismus die Grundlage entziehen könnten. Neben… Mehr

Entenhuegel
3 Jahre her

Ein sehr interessantes Ergebnis, noch dazu angesichts der Tatsache, dass die dubiosen PCR-Testergebnisse als Basis aller möglichen zur Panikmache verwendeten Daten („Infektionszahlen“, an/mit Corona Verstorbene“) anscheinend gar nicht hinterfragt wurden. Alleine mit der Anzahl der Tests und den daraus entstehenden „false positives“ kann man nahezu beliebige „Neuinfektionen“ herbei manipulieren. Umso wichtiger, wenn aufgezeigt wird, dass die Regierenden und ihre Schwätzperten schon anhand ihrer eigenen – äußerst fragwürdigen – Maßstäbe mit ihren Maßnahmen scheitern Eine – dezent – kritische Anmerkung kann ich mir nicht ersparen, Herr Türkis: Sie schreiben „während sich die Bundeskanzlerin zunehmend einigelt und fast ausschließlich von Lockdown-Hardlinern beraten… Mehr

Jan Frisch
3 Jahre her

Die transnationalen Konzerne, unter ihnen besonders die Internetmultimilliardäre, wollen die lästige Konkurrenz beseitigen, denn ohne den Mittelstand gibt es keine Alternative zur Sklavenhaltung Amazonischer Ausprägung.
Das bedrohliche Virus ist nur der Aufhänger, der Lockdown ist das eigentliche Kriegsmittel dieser wurzellosen Clique.

ketzerlehrling
3 Jahre her

Dann wird der Lockdown noch härter, noch länger, er wird zum Megalockdown. Darauf arbeitet man doch hin, wenn man sich die täglichen Horrormeldungen über neu Infizierte und Tote anhört.

Sonny
3 Jahre her

Es ist ja auch völlig ungewöhnlich, dass sehr alte und kranke Menschen sterben. Woran auch immer. Dagegen muss man dringend etwas tun und einschreiten.
Ich hoffe sehr, man erkennt meinen Unterton.

Entenhuegel
3 Jahre her
Antworten an  Sonny

Man erkennt ihn – und stimmt zu. Die Tabuisierung des Todes und des Sterbens ist Teil der allgegenwärtigen Panik-Propaganda. Jeder Ansatz, zu hinterfragen, wer die Toten sind und woran sie letztlich gestorben sind, wird mit der üblichen Kamprhetorik unterbunden. Nüchtern betrachtet sind es zu weit über 90% solche Patienten, die aufgrund Immunschwäche eine sehr geringe Lebenserwartung haben – und wohl auch einer Grippe o.ä. zum Opfer fallen würden. Für ein geringes Mehr (wenige Wochen/Monate) an evtl. auch nicht mehr lebenswertem Leben (z.B. im Intensivbett mit Schläuchen) dieser Menschen wird ein Weniger an Leben von zig Millionen Menschen aller Jahrgänge in… Mehr

horrex
3 Jahre her

Und die Pläne lauten???
Dies war – für mich – eine rhetorische Frage!
Meine Antwort: S Y S T E M Change. In Richtung der Merkelschen Vorstellung eines Kader-Staates Marke DDR 2.0. Und (fast) keiner merkt es.
Selbst hier offenbar nur Wenige!!! –

Axelino
3 Jahre her

Da ich aus Versehen, meinen Kommentar zu früh abgeschickt habe, hier die endgültige Fassung. Tut mir leid fürs doppelt posten. Ggf. meinen früheren Kommentar einfach löschen. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Ich formuliere es mal ganz flapsig und böse: Ohne genügend Tote keine Panik. Ohne Panik kein Durchregieren an Legistlative und Judikative vorbei. Es gebe natürlich pragmatische Wege, die hohe Zahl der Opfer in Pflegeheimen herunterzudrücken. Aber dann würde diese Krankheit ihren (medialen) Schrecken verlieren und selbst Lieschen Müller könnte eventuell auf die Idee kommen, dass sie monatelang gewaltig hinter die Fichte geführt wurde. Die Regierenden müssen die Fassade aufrecht erhalten. Dafür sind alle… Mehr

Axelino
3 Jahre her

Ich formuliere es mal ganz flapsig und böse: Ohne genügend Tote keine Panik. Ohne Panik kein Durchregieren an Legistlative und Judikative vorbei. Es gebe natürlich pragmatische Wege, die hohe Zahl der Opfer in Pflegeheimen herunterzudrücken. Aber dann würde diese Krankheit ihren (medialen) Schrecken verlieren und selbst Lieschen Müller könnte eventuell auf die Idee kommen, dass sie monatelang gewaltig hinter die Fichte geführt wurde. Die Regierenden müssen die Fassade aufrecht erhalten. Dafür sind alle Mittel recht. Jetzt muss eine Mutation dafür herhalten. Der Hofvirologe liefert eifrig die Vorlagen. Andere kluge Köpfe außer diesem gelverschmierten Lockenschopf hat Deutschland offensichtlich nach Meinung der… Mehr

ZfD21
3 Jahre her

Zudem sanken die sogenannten Infektionszahlen des RKI vom 6.04 bis 27.04 ganz ohne jegliche Massnahmen um 80%.
Schau mal. 😉
https://youtu.be/nrNaFrsBUzk?t=1006
A-HA wieder was gelernt.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Maßnahmen keine Wirkung haben, den irgendwie steckt man sich schließlich an. Und wenn man diesen Prozess unterbricht, kann das auch nicht mehr stattfinden oder wird zumindest gehemmt. Also was wehre den geschehen, wen wir nicht in den Lockdown gegangen wehren? Nichts? Die Zahlen wehren von Zauberhand gesunken? Oder? Hätten wir eher richtig Probleme bekommen? Na, Gott sei Dank mussten wir es nicht rausfinden.

Last edited 3 Jahre her by ZfD21
Hinkelstein
3 Jahre her
Antworten an  ZfD21

Aus medizinischer Sicht ist das der völlig falsche Ansatz. Viele vergessen in der momentanen Situation, dass andere Krankheiten unter Covid19 nicht aufhören zu existieren. Der „medizinische Kollateralschaden“ ist aber schwer zu beziffern, außerdem kein medial erwünschtes Thema: Fakt ist aber: Wichtige Therapien werden verschoben – insbesondere für onkologische Patienten fatal. Patienten haben Angst, in die Klinik zu kommen, verschleppen Akutsymptome, die dringend therapiebedürftig wären. Aufgrund der komplizierten Einlass-Maßnahmen in Kliniken geht für Menschen mit akuter cardialer Symptomatik oder einem Schlaganfall wichtige Zeit verloren. Diese Menschen sterben nicht „an oder mit“ sondern „in der Folge von“ Covid 19, tauchen aber so… Mehr

ZfD21
3 Jahre her
Antworten an  Hinkelstein

Damit bestätigen sie es doch erst. Ohne den Lockdown wären die Intensivstationen so zu gelaufen das überhaupt keine Versorgung mehr stattfinden hätte können. Es ist nun mal ein Kompromiss, es gibt keine ideale Lösung für dies Problem. Man entscheidet so, dass die Schäden für das gesamte System im Rahmen bleiben, und es zumindest funktionsfähig bleibt.

Hinkelstein
3 Jahre her
Antworten an  ZfD21

Der Lockdown führt aber auch zu abgesagten Sprechstunden, abgesagten OP-Terminen und Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen, verbunden mit der schon erwähnten Verunsicherung der Bevölkerung.
Es gab bisher keinen Tag einer drohenden nationalen Überforderung des deutschen Gesundheitssystems, aber im Frühjahr Kurzarbeit in vielen deutschen Kliniken, weil Eingriffe / stationäre Diagnostik verschoben wurden.
Weitere Aspekte lesen Sie hier:
https://heartbeat-med.com/de/blog/corona-auswirkungen/#et3qdip5mmgud8dhrqxen