Die Relativitätstheorie der Pandemie

Das ist der Trick. Es muss nur entschieden genug mit Irrsinn gedroht werden, damit Unsinn akzeptiert wird. Alles ist relativ. Wir nennen diese Methode deshalb Relativitätstheorie der Pandemie.

Jeweils vor der nächsten Zusammenrottung der Minister*innenpräsident*innen unter Oberhoheit der Kanzlerin werden die angedrohten Maßnahmen immer maßloser. „Ausgangssperre“ plärrten die Auguren landauf, landab. Und gerade rechtzeitig wurde noch dazu quasi eine neue NGO gegründet – Zero Covid -, die nichts anderes im Sinn hat als ein Zwangsregime, welches das ganze Land zu einem Concentration Camp machen würde. In Relation dazu erscheinen dann die tatsächlich beschlossenen Verschärfungen des in der Verfassung nicht vorgesehen Wohlfahrtsausschusses als überraschend milde, ja als geradezu verhältnismäßig und vernünftig. „Wir sind noch einmal glimpflich davongekommen“ heißt es dann. Das ist der Trick. Es muss nur entschieden genug mit Irrsinn gedroht werden, damit Unsinn akzeptiert wird. Alles ist relativ. Wir nennen diese Methode deshalb Relativitätstheorie der Pandemie.

I.

Dabei fällt auf, dass sich die Bundeskanzlerin zuverlässig als Scharfmacherin betätigt. Krümmten sich früher jedoch die Minister*innenpräsident*innen um die Kanzlerin wie die Raumzeit ums Schwarze Loch, lässt deren Schwerkraft mittlerweile unverkennbar nach. Die Landesfürst*innen krümmen, beziehungsweise kümmern sich lieber um sich selbst. Nicht einmal Söder folgt mehr automatisch den jeweils neuesten Schreckensszenarien der Kanzlerin. Relativ mehr Wirkung hat Merkel noch auf die EU, weshalb nun Brüssel verschärfen will. Von der Leyen als Gehilfin: das alte Spiel.

II.

Wären sie ehrlich, müssten die Scharfmacher*innen an der Spitze von EU und Bund ihre Verschärfungswünsche mit dem eigenen Versagen begründen. Das tun sie natürlich nicht. Statt dessen behaupten sie, angesichts der Zahlen / angesichts der Mutation in England / angesichts all der anderen Mutationen, die uns noch blühen, bliebe ihnen keine andere Wahl. Die Alternativen zum Verschärfungskurs wären ja wohl illusorisch gewesen. Schließlich glaubt niemand, dass es die Politik im Sommer geschafft hätte, die Gesundheitsämter halbwegs auf Vordermann zu bringen, die Alters- und Pflegeheime, in denen 89 Prozent der Covid19-Opfer sterben, mit hinreichend Schutzmaterial auszustatten, mehr Tests zur Verfügung zu stellen, oder gar das Impstoffdesaster zu vermeiden. Nein, das war nicht zu erwarten. Deshalb müssen auch weiterhin Kinder, Künstler, Gastwirte, Friseure und andere Zukurzkommende das Versagen der Herr*innen ausbaden. Wer denn sonst? Am besten, auch noch das Reisen unterbinden! Oder will ernsthaft jemand die Bundespolizei dafür verantwortlich machen, dass auf dem Berliner Flughafen ein beispielloses Menschenknäuel zusammengefunden hat? Was können deutsche Beamte dafür, wenn plötzlich aus heiterem Himmel mehr Fremde herein drängeln, als es der Dienstplan vorsieht?

III.

Die Relativität der Angst verändert sich auch in der Parteipolitik. Nicht mehr lange, dann wird die Angst vor den Wahlen größer sein als die Angst vor der Pandemie. Wer auch immer Kanzlerkandidat der Union sein wird – und damit wahrscheinlich Merkels Nachfolger – wird spüren, dass sich die Stimmung ändert. Merkeljünger*innen haben die CDU sowieso nur wegen ihr gewählt. Jetzt tritt sie ab und kann nicht mehr helfen. Das wird selbst Söder rechtzeitig begreifen, denn so etwas begriff er schon immer schneller als alle anderen. Die letzten, die versuchen, von Merkel zu profitieren, sind die Grünen. Heruntergekommen zur Leibgarde der Kanzlerin, haben die Grünen vergessen, was eine Oppositionspartei zu leisten hätte. Sie werden bald die einzige Partei sein, in der man sich noch gern an Merkel erinnert.

IV.

Es wird also Zeit, den Druck auf die Politik zu erhöhen. Sorgen Sie dafür, dass die Angst vor Verlusten bei der Wahl relativ größer wird als die Angst vor dem Virus. Wählen Sie nicht die Pandemiker-Parteien! Und überhaupt: Lassen Sie sich nicht länger einschüchtern und täuschen. Wenn nicht einmal die Bundespolizei Merkels peinliche Angstneurose ernst nimmt, warum sollten Sie es noch tun? Wenn die Corona-App nur eine Verarschung ist – abschalten! Nutzen Sie die verbliebene Freiheit entschlossen bis zum Anschlag! Bleiben Sie Mensch!

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Kommentare ( 106 )

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thinkSelf
3 Jahre her

Wenn nicht einmal die Bundespolizei Merkels peinliche Angstneurose ernst nimmt, warum sollten Sie es noch tun?“
Das ist inhaltlich zwar korrekt, aber die schweren Neurosen sind bei vielen bereits chronisch. Und wer regelmäßig mit Leuten zu tun hat, bei denen die Tassen im Schrank mal ordentlich verstellt sind, der weiß das man das normallerweise nicht mehr weg kriegt.

RMPetersen
3 Jahre her

Das ist pessimistisch.
Vielleicht realistisch?
Wie auch immer, man sollte seine Zelte hier abbrechen und umziehen.
Aber wohin?

Ratloser Waehler
3 Jahre her

die Rente kommt ja pünktlich und wird jährlich satt erhöht

Ja, aber nur solange die Wählerstimmen aus dieser Bezugsgruppe noch benötigt werden.
Eh klar, nur leider vielen nicht.

andreashofer
3 Jahre her

Nein, Irrsinn würde ich das nicht mehr nennen. Es ist einfach nur noch Raserei. Und man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass das nicht gut aus geht.
Dass Maas seinerzeit wegen Auschwitz in die Politik gegangen ist, nimmt angesichts der Tatsache, dass man Quarantäne-Gegner in Lagern konzentrieren möchte, plötzlich eine ganz andere Färbung an. Hey! Wir können das noch!

giesemann
3 Jahre her

Klare Worte, Herr Herles, Donnerwetter. Könnte glatt von mir sein … . Nur: Das Geimpfe ist kein Desaster, das ist lediglich sinnlos. Sogar die Pharma lässt schon verlautbaren, sie könne nicht liefern – DAS war noch nie so. Aber die wissen eben: Bringt eh nichts, da wollen sie ein wenig vorbauen. Und der Politik den Weg ebnen, dass es halt nicht ging, sie wird sich erkenntlich zeigen, die Politik, garantiert.

Carlotta
3 Jahre her

bei all der destruktiven Amtshandlungen bezogen auf die Einheimischen komme ich auf ganz andere Gedanken.
Eines der vielen Übel ist, dass der Gesundheitsminister das Spiel mitspielt. Wenn sich unter den Deutschen mehr Erkenntnisse breitmachen, dürfte dessen Spekulation auf ein höheres Amt ein für allemal platzen.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Wunderbar. Danke, Herr Herles.

Joe
3 Jahre her

Hier ein link zum vollständigen Urteilstext! Sehr gut und souverän geschrieben und zudem umfassend recherchiert ! https://openjur.de/u/2316798.html

Th. Radl
3 Jahre her

Ich glaube, dass die Grünen sowohl opportunistischer als auch pragmatischer sein werden, als im Text beschrieben. Meine Prognose: Sobald sich rechnerisch die kleinste Chance ergibt, werden die Grünen eher Grün-Rot-Rot machen, als die SPD in der GroKo zu ersetzen und sich in Gefahr zu begeben, die gerade so schön von Merkel induzierten Wahlerfolge der letzten Jahre durch Regierungsbeteiligung mit der CDU (auch wenn Merkel dann weg sein wird) kaputtmachen zu lassen. Deshalb finde ich auch die Kanzlerdiskussion, die in den Medien einigermaßen einseitig geführt wird, halbwegs amüsant, weil nach meiner Erwartung weder Luschet noch Söder (noch Scholz) Kanzler werden, sondern… Mehr

Babylon
3 Jahre her

„Einigkeit und Recht und Freiheit“. Auf die „Einigkeit“ dürfen wir nicht hoffen,die gibt es nicht. Auf das „Recht“ sollten wir hoffen, vielleicht gibt es ungeteiltes Recht noch und nicht nur in Restbeständen. Auf die „Freiheit“ müssen wir hoffen und sie mit allen Mitteln verteidigen. Ist sie weg, kommt sie für lange Zeit nicht wieder, wenn überhaupt noch einmal.