Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen zugenommen – vor allem bei Männern

Immer häufiger zeigt sich, dass Corona-Maßnahmen wenig genutzt, aber viel geschadet haben. Eine Krankenkassen-Studie hat nun ergeben, dass psychische Erkrankungen zugenommen haben, vor allem Angststörungen bei Männern – als Folge von Bewegungsmangel und fehlenden sozialen Kontakten.

IMAGO / blickwinkel

Immer mehr Beschäftigte in Deutschland werden wegen psychischer Krankheiten und Depressionen krankgeschrieben. Vor allem bei Männern haben im vergangenen Jahr die Ausfalltage im Job deutlich zugenommen. Dies hat eine Auswertung der „KKH Kaufmännische Krankenkasse“ unter den berufstätigen Versicherten ergeben, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben) berichten.

Die KKH hatte 2022 bundesweit 57.500 Krankschreibungen mit 2,3 Millionen Fehltagen wegen psychischer Leiden registriert – das ist eine Zunahme in Höhe von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Am meisten sind Beschäftigte aus den Bereichen Krankenpflege, Erziehung und Sozialarbeit, Handel und öffentlicher Verwaltung betroffen. Im Schnitt waren psychisch Erkrankte 39,5 Tage im Jahr krankgeschrieben und damit deutlich länger als dies bei allen Erkrankungen mit durchschnittlich 13,1 Fehltagen der Fall war.

Während bei Frauen die Zahl der psychischen Erkrankungen im vergangenen Jahr um 11,9 Prozent zugelegt haben, betrug der Anstieg unter Männern 24,1 Prozent. Unterm Strich werden zwar immer noch sehr viel häufiger Frauen wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben als Männer, aber der Abstand sinkt: 66 Prozent der Krankschreibungen kamen von Frauen, 33 Prozent von Männern. Im Jahr zuvor lag das Verhältnis noch bei 69 zu 31 Prozent.

Besonders stark nahmen bei Männern Angststörungen zu (plus 40,2 Prozent), während es bei Frauen nur 19,2 Prozent mehr waren. Auch litten 21,8 Prozent mehr Männer unter „somatoformen Störungen“, während diese bei Frauen nur um 6,2 Prozent zulegten. Das sind psychosomatisch bedingte Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen ohne organische Ursache.

„Es sind vor allem die Folgen der Einschränkungen während der Coronakrise, die sich nun offensichtlich bei den Männern psychisch bemerkbar machen“, sagte die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Viele Männer hätten während der Corona-Pandemie weniger Sport getrieben wie Fußball oder Handball. „Der dadurch entstandene Bewegungsmangel und der fehlende soziale Austausch scheinen sich nachhaltig negativ auf die Psyche, also auf Antrieb und Motivation und die allgemeine Stimmungslage ausgewirkt zu haben“, mutmaßte Judick.

Dass mehr Frauen psychisch erkranken, liegt ihr zufolge wiederum darin begründet, dass sie oft multifunktional unterwegs sind. Viele müssten einen Spagat zwischen Job, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen leisten. Diese Situation bestand bei vielen Frauen oft auch schon vor der Pandemie. Doch die Lage hat sich mit Corona noch verschärft: So mussten sie ihre Kinder oft neben der Arbeit im Homeoffice betreuen, während sie im Job weiter Bestleistungen abliefern sollten. Das hat die Krankenquote auch bei Frauen weiter erhöht.

Auf Anfrage der Linken hatte die Bundesregierung Ende letzten Jahres bereits für 2021 erschreckende Zahlen veröffentlicht, nach denen insgesamt 126 Millionen Arbeitstage ausgefallen sind, weil die Arbeitnehmer wegen psychischen Erkrankungen „arbeitsunfähig“ geschrieben waren. Geht man von einer Woche mit fünf Arbeitstagen aus, sind der Wirtschaft statistisch rund 548.000 Arbeitnehmer ein Jahr lang komplett weggebrochen. Für die Arbeitswelt ist das ein enormer Schaden.

Immer mehr und immer häufiger treten die Schäden durch die Corona-Maßnahmen zutage. Neben den gesundheitlichen Schäden können die hohen Fehltage aufgrund von Krankschreibungen unter der Rubrik wirtschaftliche Schäden verbucht werden. Gerade angesichts des in vielen Bereichen beklagten Arbeitskräfte- und Fachkräftemangels sind hohe Krankenstände für Arbeitgeber nicht so leicht auszugleichen.

Zu den Opfern der Corona-Politik gehörten aber vor allem auch Kinder und Jugendliche, die am wenigsten gefährdet waren und dennoch von zig Maßnahmen betroffen waren – Maßnahmen, die nun nach und nach von den Verantwortlichen, insbesondere von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, als im Nachhinein für unnötig erklärt werden.

(Mit Material von dts)


Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.

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Kommentare ( 48 )

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monique brodka
1 Jahr her

Und wie sieht es bei den Arbeitgebern aus? Man hört und liest unentwegt wie schlecht es den Arbeitnehmern geht. Ich erlebe hautnah die andere Seite, sprich Arbeitgeber. Die Arbeitnehmer lassen sich krank schreiben und der Chef? Der macht weiter auch wenn er sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Ach ja, ich vergaß, das sind ja die Kapitalisten und Ausbeuter!

Klaus D
1 Jahr her

Ich denke das sind meistens keine psychische erkrankungen sondern einfach überlastung. In vielen jobs kann man doch sehen wie die mitarbeiter extrem gefordert werden und total überlastet sind.

AlNamrood
1 Jahr her

Männer sind normalerweise nicht Willens psychische Belastungen bei sich überhaupt anzuerkennen. Es gibt zB signifikante Unterschiede zwischen „weiblicher“ und „männlicher“ Depression. Männer stürzen sich eher noch mehr in ihre Arbeit als einfach aufzugeben. Es läuft offensichtlich etwas massiv falsch und ich vermute viele Männer sehen keinen Sinn mehr darin sich für eine dysfunktionale Gesellschaft, die sie oft noch marginalisiert, den Hintern aufzureißen.

Last edited 1 Jahr her by AlNamrood
cernunnos
1 Jahr her

Ist mir in meiner Umgebung auch aufgefallen, der berufsbedingt zu 100% männlich ist. Gut, bis auf die Sekretärin die aber sowieso ständig ausfällt wegen Rücken oder Migräne, das war aber schon vor Corona so. Mir ist aber definitiv aufgefallen, dass die Motivation, der Antrieb, eigentlich überall so gut wie weg ist. Früher gab es diesen innermännlichen sozialen Druck, dass du nicht krank machst, selbst wenn du fast aus den Latschen kippst. Das hat stark nachgelassen. Wie normal das geworden ist zu hören „naja, mach ich halt 2 Wochen Kasse“. Früher fast undenkbar. Heute hat man da keine Gegenargumente mehr. Woher… Mehr

Joe4
1 Jahr her

Logisch, weil sie höhere Gehälter beziehen. Inwiefern werden männliche Jugendliche diskriminiert?

Joe4
1 Jahr her
Antworten an  Joe4

Für gleiche Arbeit gleicher Lohn: Das trifft sicherlich auf die Beamten zu, aber die sind privat krankenversichert. In puncto Angestellte wäre ein Fragezeichen zu setzen.- Da mehr Frauen als Männer in Teilzeit beschäftigt sind und/oder im Niedriglohnsektor, sind deren Kkbeiträge entsprechend niedriger. Daraus zu schließen, dass Frauen das Gesundheitssystem „weit stärker belasten als Männer“, ist für mich so nicht nachvollziebar. Die Kkbeiträge richten sich nach der Einkommenshöhe; relativ betrachtet ist die Belastung somit für alle gleich.- Ihrer Behauptung nach verdienen jüngere Frauen deutlich mehr (??); dann widersprächen Sie sich aber selbst.

Transformation
1 Jahr her

Ganz ehrlich? Psychische Erkrankungen lassen sich schlecht überprüfen. Ein bisschen Schauspieltalent und schon hat man seine Diagnose. Im Gegensatz zu schwersten körperlichen Erkrankungen, bei denen man schon seinen Kopf unter dem Arm tragen muss, bekommt man bei psychischen Erkrankungen nicht nur ausreichend Mitleid und Verständnis, sondern auch sehr leicht Krankschreibungen sowie eine Erwerbsminderungsrente. Bei schweren körperlichen Erkrankungen ist eine Erwerbsminderungsrente nur selten. Ich sehe in den Krankmeldungen sowie Anträgen auf Erwerbsminderungsrente aufgrund psychischer Probleme, eher eine Arbeitsverweigerung. Viele haben die Schnauze gestrichen voll, den ganzen Tag schwer schuften zu müssen, und im Gegenzug immer weniger auf dem Konto zu haben,… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Transformation
abel
1 Jahr her

Corona und der Impfwahnsinn hat doch gezeigt das man besser nicht zu oft zum Arzt geht. Sinnvolle Untersuchungen und Behandlungen in Bezug auf Durchblutung werden in Deutschland sowieso nicht der arbeitenden Bevölkerung angeboten. Da bringen die akuten Herz- und Schlaganfälle mehr Kohle ein bei den Krankenhäusern und Ärzten.

abel
1 Jahr her

Hier wird immer über das Gesundheitssystem in UK gespottet. Wir sind auf dem besten Weg dahin nur in UK brauche ich für die Nichtbehandlung auch nicht zu bezahlen.

abel
1 Jahr her

Krankenkasse zahlen für nichts. Seit der Masseneinwanderung ist man besser Flüchtling oder Asylant. Da bekommt man noch die beste Betreuung bei den Ärzten da Zeit für die Arztbesuche reichlich vorhanden ist. Besonders die Zahnärzte sind jetzt völlig entspannt.

Warte nicht auf bessre zeiten
1 Jahr her

Tendenziell wird es schon stimmen, was diese Zahlen aussagen. Aber grundsätzlich ist Vorsicht geboten. Psychische Erkrankungen sind gesellschaftlich viel mehr akzeptiert, als noch vor einigen Jahren, und eben auch bei Männern. „Corona“ und alle denkbaren Folgen haben diese Akzeptanz weiter befördert. Ich gehe daher davon aus, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Krankmeldung auf die Akzeptanz zurückzuführen ist. Früher gab es die gleichen Probleme, aber man ging oft nicht zum Arzt bzw. ließ sich nicht krankschreiben, obwohl man natürlich auch damals krank war. Wie gesagt, die Tendenz wird trotzdem stimmen. Es wird mehr, nichtzuletzt wohl auch, weill ganz allgemein die… Mehr