Entsetzen hilft den Opfern nicht

Deutschlands innere Sicherheit ist unwiederbringlich verloren. Bei den Verantwortlichen ist nicht zu erkennen, dass sie das Problem benennen wollen. Ja, es drängt sich sogar der Eindruck auf, dass sie sich weigern, es überhaupt wahrzunehmen. Und ändern wollen sie daran schon gar nichts.

picture alliance/dpa | Christian Charisius

Deutschlands innere Sicherheit liegt am Boden. Attacken und Angriffe häufen sich: Auf der Straße, im Zug, am Bahnhof; auf der Arbeit, in der Schule, auf dem Amt, oder auf einer Parkbank – wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, kann Opfer eines Messerstechers oder sich mit Gewehren beschiessender Banden  werden.

Ja, noch nicht einmal mehr zuhause kann man sich sicher fühlen. Denn da lauert Gefahr für diejenigen, die sich über Robert Habeck, Nancy Faeser, Annalena Baerbock oder Frau Strack-Zimmermann lustig gemacht haben, oder, die so unvorsichtig waren, auf die vorher genannten Zustände hingewiesen zu haben.

Am Sonntagnachmittag kam es in Hamburg schon wieder zu einer blutigen Messerattacke. Ein 20-jähriger Mann wurde bei einer Auseinandersetzung – wie es hieß – durch Messerstiche lebensbedrohlich verletzt. Er kam in ein Krankenhaus, er soll mittlerweile außer Lebensgefahr sein, hieß es. Die Polizei hat eine Großfahndung nach dem Täter eingeleitet. Zu den Nationalitäten des Geschädigten und des Flüchtenden machte die Polizei zunächst keine Angaben.

Währenddessen kommen immer mehr Details zur Attentäterin vom Hamburger Hauptbahnhof zum Vorschein. Sie hatte auf 18 Personen eingestochen. Mindestens drei wurden lebensgefährlich verletzt, die anderen schwer. Ihren Namen gibt Bild mit Lydia S. (39) an, sie soll aus Braunschweig stammen. Nach den bisherigen Erkenntnissen soll die Tatverdächtige nicht über einen festen Wohnsitz verfügen. Sie wurde einen Tag zuvor aus einer psychiatrischen Fachklinik in Bremerhaven entlassen. Dort sah man keinen medizinischen Befund, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte. Schon bei früheren Angriffen, etwa auf ein Mädchen im Hamburger Flughafen im Februar dieses Jahres, hatte sie allerdings Anzeichen einer Schizophrenie gezeigt.

Nach der blutigen Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof herrscht Entsetzen. Politiker, Sicherheitsbehörden und Polizeigewerkschafter äußerten sich bestürzt über die Tat. Sie ereignete sich in einer sogenannten Waffenverbotszone – einem Bereich, in dem die Polizei jederzeit verdachtsunabhängige Kontrollen durchführen darf. Doch trotz Videoüberwachung und hoher Polizeipräsenz konnte der Angriff nicht verhindert werden. Die Tat wirft daher erneut grundlegende Fragen zur Sicherheit an Großbahnhöfen auf.

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, verteidigt das Konzept der Waffenverbotszonen, warnt aber vor überzogenen Erwartungen: „Sie machen einen Ort nicht messerfrei, aber sie helfen der Polizei.“ Besonders am Hauptbahnhof mit täglich rund 550.000 Reisenden seien flächendeckende Kontrollen schlicht unmöglich. Die Hamburger Innenbehörde spricht von einem „logistischen Albtraum“.

Die jüngste Bilanz gezielter Einsätze: In drei Schwerpunktaktionen wurden 66 Messer, 20 andere Waffen, 500 Durchsuchungen und über 800 Identitätsfeststellungen verzeichnet. Die Polizei setzt künftig auch auf Künstliche Intelligenz, um gefährliche Verhaltensmuster früher zu erkennen – ein System, das in Pilotprojekten getestet wird.

Diejenigen, die den Verfall der inneren Sicherheit, der mit der nur mündlich angeordneten Grenzöffnung 2015 nochmal exponentiell zugenommen hat, verantwortlich sind, wollen dagegen offensichtlich nichts unternehmen. Ja, sie weigern sich sogar, die für jeden sichtbaren Probleme überhaupt zu benennen und lassen lieber diejenigen, die Missstände benennen, vom Geheimdienst verfolgen.

Für sie bieten vielmehr außenpolitische Krisen wie der Ukrainekrieg willkommene Ablenkung, um zu verhindern, dass das innenpolitische Versagen, das ausschließlich sie zu verantworten haben, thematisiert wird.

 

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Kommentare ( 65 )

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joly
1 Monat her

Wir brauchen keine Messerverbotszonen, sondern ein Waffenrecht wie in den USA. Waffentragen für die Mitglieder des Deutschen Volkes. Wer als Migrant mit einer Waffe erwischt wird, muss augenblicklich ausgewiesen werden; natürlich mit Familie. Wir sind ja keine Unmenschen und trennen Familien.

Fieselsteinchen
1 Monat her

“Es ist das Volk, das zuschaut…” Jein! Das Volk wurde verängstigt, herabgewürdigt und durch Schikanen unterdrückt, dass es Mühe hat, seine Meinung auszudrücken. Es wurde mit Angst und Panik gebrochen, zu einer verfügbaren Masse umerzogen, verdummt und stetig beschimpft. Ganz langsam beginnt es sich jetzt zu bewegen, noch sehr zögerlich, aber es findet Rückhalt in Äußerungen von bspw JD Vance. Allein deshalb “hetzen” die politischen Verursacher der “UnsereDemokratie” so ungehemmt gegen die USA, gegen die AfD, gegen Ostdeutschland. Denen gebt es ausschließlich um das Überleben ihres eigenen undemokratischen Geschäfts.

DeppvomDienst
1 Monat her

Wenn es denn überhaupt noch Entsetzen gäbe. Weder in der Politik noch in der breiten Bevölkerung kann man diese emotionale Reaktion noch hervorrufen. Allen ist es gleichgültig und die einzige Reaktion der Politik ist bestenfalls das man genervt ist, das wieder jemand so blöd war, sich abstechen zu lassen, ohne wenigstens dafür zu sorgen, das der Täter der AfD zugehört. Nachdem ich bzw. wir das alles am eigenen Leib erfahren durften, kann ich es einfach auch nicht mehr lesen und hören. Es geht einfach nicht mehr. Die körperlichen und seelischen Narben, letztere erst lange ausgeblendet, erinnern mich zumindest daran, das… Mehr

Simplex
1 Monat her
Antworten an  DeppvomDienst

Es gibt diese politische Elite – da oben – schön abgeschirmt und versorgt. Und da unten krabbeln die Arbeiter:innen und versorgen ihre Elite. Das sind zwei Welten. Was da unten passiert, uninteressant, irrelevant. Es bleibt immer so viel, dass die unten grad noch so klarkommen. Im Moment werden von aussen Neue zugeführt, aber das ruckelt sich schon zurecht.

Sani58
1 Monat her

Tschland hat fertig. Sozial, wirtschaftliche, sicherheitstechnisch. Ging schneller als Herr Sarazien gedacht.

Sonny
1 Monat her

Noch vor kurzer Zeit wurde man belächelt oder gleich total angeraunzt, wenn man sich offen zur Politik der AfD bekannte.
In letzter Zeit nehme ich eine totale Kehrtwende in meiner Umgebung wahr – man erhält Respekt und solidarische Sympathie. Sogar mein Nachbar (!), äußerst gut versorgter VW-Arbeiter, gestern:
„Ich habe das alles (great reset) wirklich nicht gewußt.“
Tja.
Dieses Zitat kommt einem doch wirklich sehr bekannt vor. Und ob nun wahr oder nicht: Wenigstens noch einer, der aufgewacht ist.

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Sonny

Bitte nicht sentimental werden 😉
Mein Mitleid für 75-80% meiner Mitbürger ist nämlich kaum noch positiv messbar.

maru
1 Monat her

„Deutschlands innere Sicherheit ist unwiederbringlich verloren“.
Momentan ist sie de facto verloren. Aber doch nicht „unwiederbringlich“.
Wo ein Wille ist, findet sich ein Weg. Innerhalb kürzester Zeit könnte dieser Gewalt-Tsunami ein Ende haben.
Die Mittel dazu sind vorhanden, einzig der politische Wille fehlt.

Simplex
1 Monat her
Antworten an  maru

Übers AA wurden und werden aus Afghanien genug Islamisten, Schläfer und Psychopathen als ehemalige Ortskräfte eingeflogen. Nachschub ist im Anmarsch.

J.Thielemann
1 Monat her

Wenn der Staat nicht mehr in der Lage ist, seine Bürger zu schützen, dann muss er ihnen wenigstens die Chance einräumen, das selber zu tun! Anders wird das nichts mehr! 14.8.24: 6cm Klingenlänge https://www.bild.de/politik/inland/neues-messer-verbot-wie-kommt-faeser-auf-die-6-zentimeter-klinge-66bb418a96095c16d3a6c20b Waffenverbotszone 9 Monate später, Mai 2025 : 4cm https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Waffenverbot-Hamburg-Das-gilt-an-Bahnhoefen-und-im-OePNV,waffenverbot162.html In 9 Monaten 2 cm –  null cm in 18 Monaten?!  Ab 2028 dann alle Leute nur noch mit Fixierhandschuhen in Bus und Bahn?! Hier hilft nur noch Sarkasmus- wenn überhaupt!   Erster Link: Knüppel aller Art(!) sind auch verboten. Skier?! Teigroller?! Ein Gips- Arm?! Knüppel wie lang? Präzise bitte! Gilt eine Erektion auch?! Fragen über Fragen. Wenn… Mehr

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  J.Thielemann

Hier wird nichts offen diskutiert und ausgehandelt – und wenn der Einzelne dann agiert und sich wehrt, ziehen sie ihn vor Gericht.
Ein Schweinesystem, hier wie in GB. Von F hört man dahingehend leider nicht ausreichend.

Teide
1 Monat her

Die Polizei setzt künftig auch auf Künstliche Intelligenz, um gefährliche Verhaltensmuster früher zu erkennen – ein System, das in Pilotprojekten getestet wird.“
Das wird ein Schuß in den Ofen. Wenn die KI nur ein bisschen Intelligent ist, wird sie hinter den Messerattacken ein Muster erkennen – und schwups, wird das Teil wegen Rassismusverdacht abgeschaltet. Oder so umprogrammiert, das es nutzlos ist.

Innere Unruhe
1 Monat her

Europäische Menschenrechtskonvention verteidigt das Recht auf Leben.
Bisher wurde sie – dieses Recht – nur nicht Europäern garantiert.
BEVOR wir uns über Rechte von illegalen Fremden unterhalten, muss sicher gestellt sein, dass diese Konvention vollumfänglich für die Europäer gilt.
Kein Europäer soll von der Hand eines Asylanten sterben.
Es ist alles sehr traurig. Ich sehe aber keine Änderung, auch nicht bei den Bürgern, denn sie wählen genauso weiter, als würden wir hier keine schrecklichen Bilder haben.
Übrigens. Merkelsche Politik hat weder Flüchtursachen illiminiert, noch schreckliche Bilder verhindert…

Fieselsteinchen
1 Monat her

Der Waffenhandel läuft seit 2022! Was glauben Sie, was in der Zwischenzeit alles auf dem Schwarzmarkt gelandet ist! Darum bettelt doch der Ukro-König ständig um Geld und neue Waffen. Verballert was ging, ohne Verstand, die eigenen Leute in einen aussichtlosen Stellungskrieg getrieben, Material ohne Ende zerstört, aber gibt ja immer wieder was neues… Woher kommen denn all die neugebackenen Millionäre in der Ukraine?
Dazu noch das Gedönse, was Biden in Afghanistan zurückließ…

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Fieselsteinchen

Meine Befürchtung ist auch, dass sie die Russen dann von 2 Seiten angreifen – wiewohl man nicht weiß, wie das von den USA hinterlassene Kriegsgerät in Afghanistan instand gehalten werden konnte.
Hier ein erschreckender Überblick über Waffenlieferungen und Milliardentransfers – weiter unten alles, was schon vor 2022 geliefert wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Auslandshilfen_f%C3%BCr_die_Ukraine_seit_2014