Bayerns Ministerpräsident Söder fantasiert von einem NATO-Austritt Österreichs

Markus Söder spricht vom „Austritt Österreichs aus der NATO“ . Allerdings war Österreich dabei nie Mitglied der NATO. Peinlicher Patzer oder populistische Dampfplauderei?

Imago/ Sven Simon

Das tut schon fast weh: In einem TV-Interview meinte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Österreichs Kanzler Christian Stocker (ÖVP) hätte ihm verraten, was die FPÖ so alles als Koalitionsbedingungen verlangt hätte – darunter auch „einen Austritt Österreichs aus der NATO“. Nur: Österreich war noch nie in der NATO.

Der bayerische Ministerpräsident war bei dem Interview mit der News-Plattform Nius schon ziemlich in Fahrt, als er dann noch angebliche Details aus einem aktuellen Gespräch mit dem österreichischen Chef der ÖVP, der Schwesterpartei der CSU, verraten wollte: So hätte ihm der österreichische ÖVP-Chef und Bundeskanzler Christian Stocker erzählt, dass die FPÖ von ihm bei den Koalitionsverhandlungen „einen Austritt Österreichs aus der NATO“ verlangt hätte. Markus Söder dazu wörtlich: „Austritt aus den NATO! Das ist ja das Gleiche, wie wenn wir da alles hinlegen würden und sagen: Erobert uns.“

Der Deutschland Kurier hat mit den etwas irritierenden Aussagen Söders auch die FPÖ konfrontiert. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker meinte zu den Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten: „Wenn Markus Söder so etwas dahinplappert, muss ich ihm schon ausrichten: Österreich ist ein neutrales Land, Österreich war noch nie in der NATO, und es gibt auch aktuell eine breite Mehrheit gegen einen NATO-Beitritt.“

Aus der bayerischen Staatskanzlei kam bisher keine Stellungnahme zu den eher seltsamen Aussagen des Ministerpräsidenten über ein Nachbarland. Und der aktuelle Wissenstand Söders über die Mitgliedsländer der NATO lässt hoffentlich nicht auf das allgemeine Bildungsniveau in der CSU-Führung schließen.

Ministerpräsident Markus Söder kennt seine Nachbarn nicht. Aber für eine kleine Verleumdung reicht auch Nichtwissen. Denn was der dortigen FPÖ schadet läßt sich doch auch gegen die heimische Konkurrenz von der AfD verwenden, und wenn es nicht die Wahrheit ist.

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Kommentare ( 77 )

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CasusKnaxus
7 Tage her

Ich stelle immer wieder fest: an Fachkräften mangelt es uns in den Blockparteien ü b e r h a u p t nicht! Gut zu wissen…

STRichter
8 Tage her

Söder dürfte genau wissen, was er da erzählt. Es ist für die Deutschen bestimmt, die er korrekt einschätzt, und er geht dabei mit Sicherheit, und nicht ganz zu Unrecht, davon aus, dass es bei einer hinreichend grossen Masse verfängt. Die anderen kann man vernachlässigen.

eifelerjong
8 Tage her

Es symbolisiert den Intellekt dieses Schwadroneurs.
Und sowas ist in höherer politischer Funktion. Unglaublich!

joly
8 Tage her

Doch es es ist unbedingt nötig diesen Schluss zu ziehen: „Und der aktuelle Wissenstand Söders über die Mitgliedsländer der NATO lässt hoffentlich nicht auf das allgemeine Bildungsniveau in der CSU-Führung schließen.“ Denken wir an die letzten 3 Verkehrsminister und deren Katastrophen. Das reicht; vergessen wir nicht seinen Vorgänger, den man nur als Merkels Weich-Ei betrachten kann; oder an all die Wendehalsverrenkungen Söders. Aber vielleicht hat er hier eine echte Freud`schen Fehlleistung hingelegt: Bei allem was uns die NATO in den letzten Jahre so zugemutet hat, muss es einfach heißen: Deutschland raus aus der NATO und rein in das Lager der… Mehr

Guenter Lederer
8 Tage her

„(…) darunter auch „einen Austritt Österreichs aus der NATO“.
Für so unwahrscheinlich halte ich den Gesprächsauszug nicht, wenn man sich den Koalitionsverhandlungspartner von der SPÖ anschaut.

Judith Panther
8 Tage her

Oder wußte der Stocker vielleicht selber nicht, daß die Ösis nicht in der NATO sind?
Eine Blitzbirne kann der ja auch nicht sein, sonst wäre er bei den „Famosesten Politikern Österreichs“ und nicht in der, analog zum Nachbarland agierenden „Österreich, Verrecke!“ – Partei

brummibaer_hh
9 Tage her

Stimmt, völliger Blödsinn. Gar nicht so selten bei Söder, der in diesem Blatt oft kritisisert, dann aber auch wieder als Held der Konservativen verherrlicht wird. By the way: Ich habe von Herrn Chrupalla nach dessen Sommerinterview im ZDF 2023 hier noch nichts gelesen. Er hatte damals dafür pädiert mehr deutsche Gedichte auf den Lehrplan zu setzen. Wogegen gar nichts einzuwenden wäre. Auf die Frage des Jungen, der ihn iterviewte, welches Gesicht denn sein Lieblingsgedicht sei fiel Herrn Chrupalla nicht viel ein. Oder besser – gar nichts. Vielleicht solte man von anderen nicht erwarten, dass die tun, was man selber nicht… Mehr

Eddy08
8 Tage her
Antworten an  brummibaer_hh

Spannend ein Lieblingsgedicht muss man also haben um gebildet zu sein.Stimmt wer gebildet ist, der kann und muss sich in Prosa und Vers bewegen, geschwollen daher plaudern. Gut das muss man sagen von solch Plauderern gibt es derzeit viele, jedoch hat dies nichts Allgemeinbildung zutun. Und gerade das dem Herrn Chrupalla kein Gedicht eingefallen ist, zeigt doch das man mehr deutsche Gedichte an deutschen Schulen lehren sollte. Wie wäre es mit dem Zauberlehrling, dem Osterspaziergang oder dem Handschuh, vielleicht noch eine feine Ballade dazu?

Deutscher
8 Tage her
Antworten an  brummibaer_hh

In der Sache hat Chrupalla Recht, allein darum geht’s. Ich bin z.B. für Grenzschutz, obwohl ich kein Grenzschützer bin. Und ich bin für deutsche Familien, obwohl ich selber keine habe.

Last edited 8 Tage her by Deutscher
eifelerjong
8 Tage her
Antworten an  brummibaer_hh

WELCHES würde IHNEN denn ad hoc einfallen und welches könnten Sie aus dem Stehgreif rezitieren?

Judith Panther
7 Tage her
Antworten an  brummibaer_hh

Chrupalla „… hatte damals dafür plädiert mehr deutsche Gedichte auf den Lehrplan zu setzen.“ Wenn Gedichte auf dem Lehrplan stünden hätte garantiert auch Herr Chrupalla eines zitieren können. Dann hätte der Journo ihm eben daraus einen Strick gedreht, das war ja schließlich seine Hauptaufgabe in dem Interview. Immerhin hat Chrupalla das deutsche „Bildungs“system offenbar unbeschadet überstanden. Ich hätte dem Journo übrigens auf seine Frage nach meinem Lieblingsgedicht geantwortet „Einigkeit und Recht und Freiheit!…“ und ihn dann aufgefordert, den Rest zu zitieren. Inzwischen kann ich übrigens auch die italienische und die französische Nationalhymne auswendig. Falls ich dort demnächst als vom Islam… Mehr

Last edited 7 Tage her by Judith Panther
Fabienne
9 Tage her

Nicht dass ich dem fränkischen Dampfplauderer einen solchen Faxpas nicht zutrauen würde – und natürlich schweigt sich der Mainstream-Journalismus darüber aus: Um so mehr wäre es zu wünschen, einen Link zu diesem TV-Interview zu bekommen, damit man mit einem belastbaren O-Ton Söder als den Trottel vorführen könnte, der er dem TE-Artikel nach offensichtlich sein müsste.

Freiheit fuer Argumente
8 Tage her
Antworten an  Fabienne

Quelle ist Nius.de (im Text angegeben), dort in der Rubtik „Schuler – Fragen, was ist“.

Die Interviews von Schuler gehören zum Besten, was es derzeit an Interviews gibt. Er fragt ruhig, intetessiert, lässt seine Interviewpartner antworten – und lässt diese Antworten meist so stehen.

Ganz anders als im DLF, bei denen sich der Moderator oft genug nicht moderierend, sondern aufwiegelnd betätigt, je nach Gesprächspartner als Inquisitor oder als Vorlagengeber, aber immer mit klarer Agenda

Waldschrat
9 Tage her

Seht es ihm nach, dem Dampfplauderer mit Gewinde im Hals, die Hitze hat das, was in seinem Kopf ist, was immer das ist, zum Schmelzen gebracht.

A-Tom
9 Tage her

Söder ist kein heller Geist. Er repräsentiert aber die Mehrheit der bayerischen Landbevölkerung und ist eben deren Spiegelbild.