Brief eines Bürgers: Wo Seehofer beim Islam Recht hat

Dokumentation des Schreibens eines Frankfurter Bürgers an den Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen, Konstantin Kuhle, wegen dessen Äußerungen zu Horst Seehofer in Sachen Islam. Kuhle ist innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag.

© Daniel Roland/AFP/Getty Images
Symbolbild

Dokumentation des Schreibens eines Frankfurter Bürgers an den Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen, Konstantin Kuhle, wegen dessen Äußerungen zu Horst Seehofer in Sachen Islam.

Sehr geehrter Herr Kuhle,

ich habe soeben Ihren Kommentar in der F.A.Z. zu Horst Seehofers Islam-Äußerung zur Kenntnis genommen. Sie kritisieren hierbei, dass durch diese Äußerungen „Gräben aufgerissen“ würden, die „längst überwunden“ waren. Ich möchte Sie gerne fragen, wie Sie zu der Ansicht kommen, dass diese Überwindung geschehen sei.

Meine Frau ist Lehrerin an einer Frankfurter Realschule (ca. 300 Schüler, KEINE Hauptschule). Das, was sie dort täglich erleben muss, lässt deutliche und begründete Zweifel an Ihrer Annahme aufkommen. Politiker werden nie müde, von den deutschen (!) und nicht-muslimischen (!) Teilen der Gesellschaft mehr Toleranz und Einfühlungsvermögen zu fordern. Vermeintliche „Opfer“ einer gescheiterten Integrationspolitik sind im öffentlichen Diskurs stets die Muslime oder die Familien mit – meist arabischem oder türkischem – Migrationshintergrund.

Sie sprechen offen Fälle an, in denen muslimische Männer sich weigern, Frauen die Hand zu geben. Auch meiner Frau ist das in der Schule mit dem Vater einer türkischen Schülerin widerfahren. Sie empfängt den Mann nun nicht mehr zu Elterngesprächen. Der gleiche Mann rückte später in den Fokus des Jugendamtes, weil er seine 14-jährige Tochter schlug, weil diese sich erdreistete, eine Hose zu tragen.

Ein anderer Vater eines Schülers griff einer Lehrer-Kollegin meiner Frau im Treppenhaus ganz unverhohlen in den Schritt. Die Kollegin war so perplex, dass sie nicht angemessen reagieren konnte (angemessen wäre hier eine schallende Ohrfeige und eine Anzeige wegen sexueller Nötigung gewesen).

In den jüngsten Wochen kam es zu Vorfällen massiven Mobbings einer deutschen Schülerin in der Klasse meiner Frau. Die Schülerin (13 Jahre) ist die einzige (!) deutsche Schülerin ohne Migrationshintergrund in der 30 Schüler umfassenden Klasse. Der Grund für das Mobbing ist ihre Deutsche Herkunft. Es fielen Begriffe wie „Scheiß Deutsche“ und „Deutsche Hure“. Vor 2 Wochen musste in der Klasse sogar die Polizei anrücken, um Übergriffe zu verhindern. Die übrigen Schüler waren entweder aktiv Beteiligte, oder passiv Beteiligte – durch offene Duldung und Billigung des Geschehenen und Gesagten. 29 Einzelfälle? Oder doch erkennbares Muster?

Die obige Liste lässt sich fortführen. Ich möchte nochmals betonen: es handelt sich hier um eine sehr kleine Realschule (300 Schüler, KEINE Hauptschule!) und KEINE Brennpunkt-Schule.

Bevor die Politiker solche Äußerungen wie die von Herrn Seehofer also sofort wieder als populistischen Stimmenfang am rechten Rand abtun, wie es in den letzten 10 – 20 Jahren immer geschehen ist, würde ich vorschlagen, man hört einmal genau auf das Echo in der Gesellschaft auf diese Äußerungen.

Die deutsche Bevölkerung ist zerfressen von tiefem Frust. Der Frust entsteht, weil durch viele solcher vorgenannten Vorfälle (die allesamt als bedauerliche Einzelfälle dargestellt werden) der Eindruck entsteht, man müsse sich im Namen der Toleranz und der Völkerverständigung mit solchen „Einzelfällen“ abfinden und den „moralisch Überlegenen“ spielen. Jede Kritik an solchem Verhalten, die sich nicht ausdrücklich auf den konkreten „Einzelfall“ bezieht, wird als rechte Verallgemeinerung diffamiert. Fakt ist aber – und dieser Realität müssen sich endlich auch einmal die Politiker der Mitte stellen – dass solche Fälle eben gerade KEINE Einzelfälle sind und sich anti-deutsche und anti-demokratische Strukturen hinter vermeintlichen „Traditionen“ und der ach so hoch gelobten Religionsfreiheit verstecken.

Die Bevölkerung spürt das sehr deutlich und macht diesem Gefühl durch eine schleichende Radikalisierung Luft. Nicht anders ist der große Erfolg der AfD zu verstehen.

Wenn Sie also die Schaffung von Brücken und Überwindung von Gräben fordern, dann gehen Sie doch bitte einmal genauso hart mit der „anderen“ Seite ins Gericht wie mit den Deutschen bzw. mit den Horst Seehofers und den CSU-Wählern.

Die Gräben, die sie ansprachen waren nämlich in Wirklichkeit nie überwunden. Die Deutschen wurden nur im öffentlichen Diskurs angehalten, über diese Gräben hinweg zu sehen und sich „mal ein bisschen zurückzunehmen“. Denn schließlich gelte hier die Religionsfreiheit, die ja auch für Christen gelte. Fakt ist aber, dass keine andere Religion so viele gesellschaftliche, politische und rechtliche Konflikte generiert wie der Islam.

Der Grund liegt in meinen Augen darin, dass der Islam sich als Religion versteht, die sich mehr als alle andere Religionen in den Alltag, die Kultur und die Lebensführung der Menschen einmischen darf. Wenn ein Christ die Tradition pflegt, am Freitag ausschließlich Heilbutt zu essen, dann tangiert er damit nicht den Rest seiner Mitmenschen. Er fordert auch nicht, dass mindestens ein Fischgericht am Freitag auf der Speisekarte der Kantine zu finden ist. Wenn aber ein Moslem sich weigert, einer Frau die Hand zu geben oder seine Tochter am Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen, dann ist das eine gesellschaftliche Abgrenzung und eine sexuelle und kulturelle Diskriminierung, die mit unser freiheitlichen Ordnung nicht vereinbar ist.

Und das gehört nicht zu Deutschland! Da hat Horst Seehofer Recht.

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Pudelko
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Kommentare ( 281 )

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Simon
5 Jahre her

Eine Krankenschwester aus der hiesigen Klinik erzählte mir ähnliche Erlebnisse, die sie mit Männern aus den den muslimischen Zuwanderungsgruppen auf ihrer Station erleben muss. Sie sagte: „Ich merke, niemand dem ich davon erzähle versteht, wie hilflos man in diesen Situationen ist, ganz abgesehen von der großen Angst, die man dann hat. Diese Männer bäumen sich vor mir auf und ich denke, jetzt schlägt er zu. Ja, ich habe oft Angst. Von der Klinikleitung wird man mit solchen Problemen ganz allein gelassen. Es macht auch keinen Sinn dort Unterstützung und Hilfe zu suchen, denn man wird nur vowurfsvoll angeschaut und man… Mehr

Martin
5 Jahre her
Antworten an  Simon

Ja, man kann von Oben keine Hilfe erwarten, weil die alle die Hose gestrichen voll haben. Nur kein Knick in der Karriere, keine für Merkel ’nicht hilfreiche‘ Aktion. Genau so funktioniert das.

Frank in ZA
5 Jahre her

Perlen vor die Säue…

Kevin
5 Jahre her

Sehr geehrter Herr Pudelko, Ich stimme Ihrem Artikel 100%ig zu, außer bei dem Begrif ‚Radikalisierung‘, gemeint ist wohl ‚nach rechts‘. Wie Sie sehr schön beschrieben haben, besteht schon über eine lange Zeit eine Radikalisierung nach links. Nichts anderes ist das, was Sie oben beschreiben. Es bedarf mittlerweile – und das bedauere ich persönlich wirklich sehr – einer extremen Radikalisierung nach rechts, um etwas zu ändern. Deshalb wundere ich mich ein wenig, warum Sie sich an die FDP wenden. Sie schlägt genauso nach links aus wie SPD, CDU und bis vor zwei Wochen noch die CSU. Wenn eine Partei hier wirklich… Mehr

Gerdi Franke
5 Jahre her

Merkel hat mit ihrer Flüchtlingspolitik Gräben aufgerissen die sie jetzt gerne vertuschen würde. Aber sie muss offen und offiziell ihr Tun korrigieren! Woher nimmt sie ihre Behauptung, der Islam gehöre zu Deutschland? Sie ist Kanzlerin der Deutschen und die Mehrheit in Deutschland will den Islam nicht als weitere Kultur im Lande! Ihre Privatmeinung sollte die Kanzlerin als solche kennzeichnen und ansonsten ihrem Amtseid folgen!

Askandi
5 Jahre her

Der IS hat angekündigt, sich jetzt verstärkt mit Einzeltätern um europäische Kinder kümmern zu wollen. https://www.focus .de/politik/deutschland/verfassungsschutz-warnt-dschihadisten-haben-nun-gezielt-kinder-im-visier_id_8627844.html „„In dieser quantitativen Dichte und inhaltlichen Vielfalt bildet das Thema der ‚Einsamen Wölfe‘ mittlerweile ein prägendes Element vor allem der inoffiziellen dschihadistischen Propaganda und nimmt dort einen immer größeren Raum ein“,“ „So rufe die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) konkret zu Angriffen auf Kindergärten und Kinderkrankenhäuser im Westen auf, warnt dem „Spiegel“ zufolge der Verfassungsschutz. Da ist es doch toll, einfach weiterhin jeden rüber zu lassen und überhaupt Syrien Rückkehrer wieder (aus Dankbarkeit für die Rückkehr) reintegrieren zu wollen. In UK, Kanada und Schweden… Mehr

Manfried Schirmann
5 Jahre her

Es ist unter dem Strich ja noch viel schlimmer, weil hier einem ganzen Volk dessen Identität genommen werden solle. Was wir zur Zeit erleben geschieht nur, …      1.) weil niemand offen erkennt und darlegt, dass der Islam keine „Religion“ im klassischen Sinne ist, sondern eine totalitäre politische Vereinnahmung seiner Anhänger mittels Gehirnwäsche und entsprechender Rituale von der Wiege bis zur Bahre sowie das gesamte tägliche bürgerliche Dasein der Muslime durchdringend,      2.) weil abendländisch geprägte Regierungen es dulden, dass sich auf ihrem Staatsgebiet unter dem Deckmantel einer Religion eine Organisation entfaltet, deren Ziel es ist, gewachsene staatliche Ordnungen zu unterlaufen, abzuschaffen und… Mehr

Kira
5 Jahre her

Der Islam bestimmt das gesellschaftliche und private Leben der Gläubigen nach eigenen, unantastbaren Regeln. Zudem liefert er ein eigenes Strafrecht mit. Wer aus der Glaubensgemeinde aussteigen will, muss um sein Leben fürchten. Das erinnerte mich an was, und ich machte mich auf die Suche nach dem heutigen Stand der Dinge hinsichtlich einer früheren deutschen „Glaubenskrise“. Auf der NDR-Homepage wurde ich dazu schnell fündig. Zitat: „Über Psychotechniken vermittelt Scientology laut Hamburger Innenbehörde ihren Mitgliedern das Gefühl, auserwählt zu sein. Gleichzeitig geraten sie in psychische Abhängigkeit. Laut Verfassungsschutz strebt die Organisation in der Gesellschaft „eine uneingeschränkte Machtposition an.“ Ihre Strategie sei es,… Mehr

Frank Stefan
5 Jahre her

Noch wehren wir uns gegen die Umgestaltung unserer Kultur. Wir halten es für eine ungefragte Einmischung, für ein mit uns vorgenommenes Sozialexperiment, für eine Ungeheuerlichkeit. Deshalb sind wir sauer. Und wir wissen, wer die Schuldigen sind, nicht zuletzt durch deren offenherziges Geständnis, auch wenn andere mit Lügen („ich kann eine Islamisierung nicht erkennen“) versuchen, die aufkommende Unruhe in der Bevölkerung zu zerstreuen. Alle vorherigen Einflüsse auf unsere Kultur und Sprache haben wir, wenn auch mit leisem Groll, ertragen, weil sie nur relativ gering waren. Aber alle, auch die Kulturwandelleugner, merken, dass das, was jetzt in vollem Gange und unumkehrbar läuft,… Mehr

Jedediah
5 Jahre her
Antworten an  Frank Stefan

Sehr guter Kommentar! Auch die „Verantwortlichen“ noch zu retten: ja, es ist zum Steinerweichen, die Behäbigkeit der Salonkonservativen. Dieses so tun, als ob man durch ein bisschen Appelliererei und Gerede diese Verantwortlichen gnädig stimmen könnte oder gar vom Gegenteil überzeugen. Oder die Entwicklung umkehren. Oder, oder. Realistischer wäre da zB, sich die Verantwortlichen zu merken. Und im Falle des Kollapses dieser habhaft zu werden. Dabei ginge es mir nicht einmal um dramatische Bestrafung, das wäre dann auch schon egal. Vielmehr sollten sie erst einmal um ihr zusammengerafftes Vermögen zugunsten der Opfer expropriiert werden. ZB.

Kim Laubach
5 Jahre her
Antworten an  Frank Stefan

Ich muss gestehen, ich werde immer wütender, wenn ich solche Kommentare a la „Es ist eh zu spät! Die Entwicklung ist nicht umkehrbar. Deutschland ist verloren!“ lese. Genau diese Haltung des Alles – widerstandslos – über – sich – ergehen – Lassens sorgt doch dafür, dass das auch eintritt! Auf einer anderen alternativen Seite habe ich gerade den Screenshot eines Tweets gesehen, von einem schwarzen Südafrikaner. Darin erklärt er, es gebe in Südafrika nur 5 Millionen Weiße, aber 45 Millionen Schwarze. Diese restlichen Weißen zu besiegen, nur sinngemäß, nicht wörtlich wiedergegeben, sei überhaupt kein Problem. Und bevor es hier Missverständnisse… Mehr

friedrich - wilhelm
5 Jahre her
Antworten an  Kim Laubach

….na, dann entwickle einmal ´ne strategie, wie diese muslim einzeln und in
haufen zu bekämpfen und besiegen sind. die waffen dafür müssen – möglichst im osten – angeschafft werden, und dabei mußte schnell sein, denn die einströmenden muslimischen kämpfer haben sicherlich schon geheime waffen-
lager angelegt. dann fehlen fähige führer, die vorbild im kampf sind! wer soll das machen mit einem militärischen background, wie ihn die deutsche bundeswehr darstellt?

Jedediah
5 Jahre her

Ach ja, deutsche Kinder (und Lehrer) als Prügelknaben in der Schule. Gab’s schon vor Jahrzehnten bei uns im Ruhrgebiet. Reicht aber noch längst nicht. Die Häuschen-im-Grünen-schön weit-weg-von-Problemzonen-Kartoffel-Wähler haben’s immer noch nicht begriffen. Jetzt, so langsam, nähern sich die Einschläge auch ihren Helikopter-betreuten Kindern. Allerdings man sieht ja an Großbritannien: die Dummheit und der Gutmenschen-Wahn können sich fast ewig fortsetzten. Was dort und auch Deutschland fehlt ist ein richtig knackiger rechter Populist. Mit nett formulierten Appellbriefen an das skrupellose Establishment kommt man jedenfalls nicht weiter.

pcn
5 Jahre her
Antworten an  Jedediah

Ich sage mal…Sie haben vollkommen Recht!

Lassmiranda Dennsiewillja
5 Jahre her

Dieses Problem der Deutschenfeindlichkeit in den Schulen ist leider kein (berühmt-berüchtigter) Einzelfall. In Klassen, in denen Migranten die deutliche Mehrheit bilden, kommt es zu dieser Feindlichkeit gegenüber Biodeutschen leider zwangsläufig. Da ist dann „du dumme Kartoffel“ quasi noch eine Nettigkeit, geht über „Scheiß Deutscher“ bis hin zu „Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher“. Ich bin jetzt knappe 5 Jahre aus der Schule und all diese Sprüche sind damals in meiner Klasse mit 80 % Migrantenanteil gefallen – und das an einem Berliner Gymnasium. Dank meines eigenen Migrationshintergrundes blieb ich davon verschont, bloß muss zu meiner Schmach auch zugeben,… Mehr