„Tue so viel Gutes, wie du kannst, und mache so wenig Gerede wie nur möglich darüber.“ Das hat der große Charles Dickens einst gesagt. Heute ist diese Aufforderung zur bescheidenen Wohltat gänzlich aus der Mode gekommen. Stattdessen gilt das Gegenteil:

Tue nichts Gutes – aber tue so, als ob.

Seit drei Wochen werden wir jetzt landauf, landab mit TV-Clips dauerbeschallt, mit Plakaten genervt und mit Zeitungsanzeigen behelligt. Auftraggeber ist das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Mit Presse hat die Kampagne „Das kann Deutschland“ freilich nichts zu tun, und informiert wird dadurch auch nicht.

Es geht einzig und allein um die Lobpreisung der CDU/CSU-SPD-Koalition.

Verbrochen wurde dieses dreiste Stück Volksverdummung von der Hausagentur des Bundeskanzlers. „Zum goldenen Hirschen“ hat, man kann das leider gar nicht anders sagen, sich die Unverschämtheit einfallen lassen, die Bürger unseres Landes um ein goldenes Kalb tanzen zu lassen.

Sehet, ihr Unwissenden, wie toll diese Bundesregierung doch ist. Sie rettet das Land, das diese dämlichen Menschen fast ruiniert hätten. Das ist erkennbar etwas kurz gegriffen, aber was soll’s? Bei Propaganda kommt es ja nie auf den Wahrheitsgehalt an, sondern auf die Wucht.

Für die Erzählung von den schwarz-roten Deutschlandrettern haben sich die PR-Schranzen des Friedrich Merz zunächst Sätze einfallen lassen, die man ebenso gut auch beim Sex sagen könnte. Zum Beispiel: „Beim Verkehr Strecke machen.“ Dann machen die Werbetexter aus den Schulden des „Sondervermögens“ kurzerhand Investitionen: „169 Milliarden Euro für moderne Straßen, Schienen und Brücken, für weniger Stau, mehr Sicherheit und sichtbaren Fortschritt.“

Geflissentlich verschwiegen wird dabei selbstverständlich, wofür das Geld aus der größten Schuldenorgie in der Geschichte unseres Landes tatsächlich ausgegeben wird: für Schwimmbäder im Saarland, zum Beispiel. Oder für noch mehr Bäume in Berlin (der schon jetzt grünsten Stadt der Republik) – um kurz vor den dortigen Landtagswahlen einem entsprechenden Bürgerbegehren den Wind aus den Segeln zu nehmen.

So sieht er aus, der „sichtbare Fortschritt“. Und natürlich auf Pump.

Richtig eklig wird es dann beim Punkt „Aus Wirtschaft wieder Wachstum machen“. Da führt uns die Kampagne im Auftrag der Herren Merz und Klingbeil endgültig hinter die Fichte. Gepriesen werden (Zitat!) eine „sinkende Steuerlast“ und „niedrigere Energiekosten für alle“.

Man reibt sich verwundert die Augen. In Wahrheit diskutiert diese Regierung derzeit auf Initiative der nimmersatten Sozialdemokraten vor allem Steuererhöhungen: Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer, Grundsteuer, Mehrwertsteuer.

Auch von niedrigeren Energiekosten kann keine Rede sein. „Der durchschnittliche Strompreis bei Neuabschlüssen für kleine bis mittlere Industriebetriebe (inkl. Stromsteuer) liegt derzeit für 2025 bei 17,8 ct/kWh. Das entspricht einem Anstieg um 0,5 ct/kWh gegenüber dem Vorjahreswert.“ Das schreibt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BdEW in seiner aktuellen Strompreisanalyse für Oktober 2025.

Wie nennt man das noch gleich, wenn jemand etwas sagt, was nicht stimmt?

Das wirklichkeitsferne Eigenlob geht weiter: „Die Bundesregierung (stärkt) die deutsche Wirtschaft und sichert so Arbeitsplätze.“ Exakt dasselbe hätte auch im Fünf-Jahres-Plan des Zentralkomitees der SED stehen können. Es ist die klassische sozialistische Hybris.

Zur Erinnerung: Die Politik kann keine Arbeitsplätze sichern. Nur Unternehmen können Arbeitsplätze sichern. Und die deutsche Wirtschaft wäre wesentlich stärker, wenn unsere Berufspolitiker in ihrer Mischung aus Unwissenheit und Selbstüberschätzung sich weniger einmischten.

Schließlich nutzt die Kampagne noch die Gelegenheit, weitere Kriegsangst zu schüren. Das geschieht unter dem Motto „Heute den Frieden von morgen verteidigen“.

Tatsächlich wäre man ja schon froh, wenn der große kriegslüsterne Flügel dieser Bundesregierung heute den Frieden von heute verteidigen wollte. Sei’s drum. Weiter heißt es nämlich: „Mit einer starken Bundeswehr, Rekordinvestitionen in die Verteidigung und einem Nationalen Sicherheitsrat will die Bundesregierung die Sicherheit Deutschlands erhöhen.“

Man kommt sich wirklich vor wie in einem Paralleluniversum. Die Bundeswehr ist nicht stark, das wird uns – in diesem Fall auch zutreffend – seit Jahren erzählt. Und das Problem der Truppe ist nicht etwa fehlendes Geld, sondern bürokratische Unfähigkeit. Das geht so weit, dass das Verteidigungsministerium im vergangenen Jahr mehr als vier Milliarden Euro nicht ausgeben konnte und an die Bundeskasse zurücküberweisen musste.

Aber die alberne Kampagne behauptet jetzt, dass ausgerechnet ein rein bürokratischer Vorgang die Sicherheit Deutschlands erhöhen soll: die Schaffung eines „Nationalen Sicherheitsrats“. Ja, klar, mit dem wird sofort alles gut. Dann fahren unsere Panzer wieder, und unsere Flugzeuge können plötzlich wieder abheben.

„Das kann Deutschland“ streut den Bürgern mit maximalem Zynismus Sand in die Augen.

Als die Franzosen den Amerikanern einst die Freiheitsstatue schenkten, haben sie sich einen kleinen, aber durchaus feinen Scherz erlaubt. Das Symbol der Freiheit ist nämlich innen hohl.

Genauso ist die Politik dieser Bundesregierung.