Der Rückzug von Wagenknecht und die Übernahme der alten Linken des BSW

Kaum ist die Gründerin weg, übernehmen die alten Linken das Kommando: Apparatschiks, Intriganten und Machtverwalter, die das Projekt ihrer Erneuerung in den Sumpf jener Partei zurückziehen, aus der sie einst geflohen war.

IMAGO/dts

Sahra Wagenknecht war der Stern am BSW-Himmel, der Motor, das Gesicht, die unverwechselbare Marke. Ohne sie gäbe es kein Bündnis, kein Momentum, keinen Funken Erfolg. Jetzt tritt sie als Parteivorsitzende zurück – und sofort zeigt sich, wie dünn das Eis unter diesem Personalprojekt wirklich ist. Nicht überraschend, nicht plötzlich, sondern vorhersehbar greifen die alten Linken zum Thron, die stillen Machtmenschen, die Listenplatzjäger, die Racheengel der Partei der Vergangenheit. Sie übernehmen das Ruder, nicht aus Vision, nicht aus Überzeugung, sondern aus kalkulierter Selbstsicherung. Die Königin ist tot – es lebe der König.

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Man muss es klar sagen: Das BSW war nie immun gegen die alten Muster. Im Inneren: knallharte Strukturen, Geklüngel, Absprachen, Kontrolle, Einschüchterung, Maulkorb – die Stasi lässt grüßen. Nach Außen: Halbgare Brandmauern, Thüringer Polit-Schlachten, falsche Berater – allesamt Relikte der Linken, die versuchten, das Projekt in ihr altes Korsett zu zwängen.

Die Gründerin Wagenknecht hatte eine Idee, eine Richtung, einen Plan. Die Nachrücker? Sie haben nur Posten im Blick, Intrigen im Sinn und pflegen den alten Stil. Das Bündnis droht, von einer politischen Bewegung zu einem Trauerspiel zu verkommen, in dem die Hauptsache ist, die eigenen Positionen zu sichern.

Und während Wagenknecht sich elegant zurückzieht, strategisch, kontrolliert, den Kopf noch klar für Inhalte, stolpert das BSW schon jetzt in die nächste interne Krise.

Parteibeben
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Wer übernimmt, wenn das Herz fehlt? Wer kann noch leiten, wenn der Stern selbst nur noch aus dem Hintergrund schimmert? Ein neuer Name, ein Logo, ein paar frische Worte – das ist alles Schaufensterpolitik, die die fundamentalen Probleme nicht löst. Struktur, Identität, Profil – all das fehlt. Wer das nicht erkennt, wird sehen, wie das Bündnis zur bloßen Bühne für ehemalige Linke verkommt, die Posten zählen statt Politik machen.

Sahra Wagenknecht tritt zurück – aber sie hinterlässt ein Vakuum, das nur mit Mut, Klarheit und Unabhängigkeit gefüllt werden kann. Alles andere wird der letzte Beweis dafür, dass ein Projekt, das von einer starken Persönlichkeit lebt, ohne diese Persönlichkeit nur noch eine leere Hülle ist.

Die alten Linken haben nun endgültig das Spielfeld betreten. Mal sehen, ob sie etwas Neues schaffen – oder ob sie das BSW endgültig in die Bedeutungslosigkeit führen.

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Kommentare ( 69 )

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Simplex
22 Tage her

Sarah W. ist diesen Figuren in jeder Hinsicht überlegen. Das ist das Problem.

Edwin
22 Tage her

Ich schätze Sahra Wagenknecht grundsätzlich für ihren Charakter und auch einen Großteil ihrer politischen Positionen. Aber sie ist eine Intelektuelle und keine Pragmatikerin. Das Land leidet unter den vielen Intellektuellen, wovon viele insbesondere aus den Altparteien auch nur Pseudo-Intellektuelle sind.

Was dieses Land endlich wieder braucht, sind Pragmatiker wie z. B. ein Chrupalla von der AfD.

Und das sagt ein Akademiker!

yeager
23 Tage her

Wagenknecht wurde immer autoritäre, undemokratische Führung de BSW vorgeworfen. Nur wird jede Abspaltung einer Partei ohne Vorgabe einer klaren Linie und einer Parteiführung die diese rigoros durchsetzt nur ein Abziehbildchen der ursprünglichen Partei liefern. Die neue Partei rekrutiert ja ihr Personal aus den Unzufriedenen der ursprünglichen Partei, aber diese Unzufriedenheit ist zunächst die einzige Gemeinsamkeit, daraus ergibt sich noch kein Profil einer Alternative. So trägt man die alten Seilschaften, die alten Themen, die alte Denke 1:1 in die neue Partei. Das ging nicht nur dem BSW so, sondern auch der WerteUnion. Selbst die Piraten wurden von Grünen und Linken unterwandert.… Mehr

joly
23 Tage her

Die alte SED wartet schon auf diese ex-Abtreibung, um sich weiter zu stärken. 15% winken. Wer will da nein sagen?

maps
24 Tage her

Gute Nacht BSW und die Alt-Parteien werden zudem noch verhindern, dass neu ausgezählt wird. So läuft das in der DDR 2.0. Da das BSW seine Wähler eh widerlich verraten hat, ist der Untergang jetzt nur gerecht.

Last edited 24 Tage her by maps
Or
24 Tage her
Antworten an  maps

Da gebe ich Ihnen absolut recht. Des BSWs agieren bei, und vor allem nach den letztjährigen Ostwahlen kann man nur als Verrat an den eigenen Wähler deuten.

Aber vor allem war‘s ein Schuss ins eigene Knie. Die Wahl in den Bundestag wäre ohne diesen Verrat zweistellig sicher gewesen.

Aber so … !

Mathias Rudek
24 Tage her

Was hat denn das BSW wirklich zu bieten? Es scheiterte doch an der fehlenden Substanz.

andreashofer
24 Tage her

Immerhin war diese Partei die Einzige neben der AfD, die gegen die Schuldenaufnahme protestiert hätte – wenn sie denn im Bundestag vertreten gewesen wäre. Und De Masi ist sicher einer der Linken, der sich Merz nicht bedingungslos unterwirft. Ich sehe da durchaus Ansätze zu einer eher linken SPD – die darf es aber nicht geben, da nur Parteien im Bundestag erwünscht sind, die die globalistische Agenda durchziehen.

verblichene Rose
24 Tage her

Schon der Irrsinn, eine Partei nach deren Gründer zu benenn ist ziemlich ignorant, wenn nicht sogar anmaßend!
Das mag ja noch bei Sportvereinen, oder Keksfabriken funktionieren, aber in der Politik hat so eine Beweihräucherung nichts zu suchen.

Or
24 Tage her

Des Oskars Projekt ist bei den Ostwahlen gescheitert.

Da war entweder die Führung zu strategisch dumm und kurzsichtig, oder die Landesvertretungen zu gierig. Wie dem auch sei, aus Sicht der Kartellparteien hat es abgeliefert, hat sie ihren Zweck erfüllt.

Nur, mit den feigen Demokraten hat der Wähler bereits die letzte Steigbügelhalterpartei abgewartscht, eine Neue bedarf es nicht.

Die Messe ist gelesen. Das BSW wird auf dem politischen Friedhof als weitere unbedeutende Kurz- und Kleinpartei, neben der Schill-Partei, ein ruhiges Plätzchen finden.

schwarzseher
24 Tage her

Esgibt im deutschen Bundestag doch schon 3 3/4 linke Parteien, da brauchen wir nicht noch eine weitere linke Partei.