Nicht vor meiner Haustür

Ausgerechnet im grünen Kreuzberg protestieren die Grünen jetzt gegen ein Migrantenheim für über 1.000 Menschen. Was jahrelang moralisches Gebot war, wird plötzlich zum Sicherheits- und Kostenproblem. Die grüne Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann schreibt nun einen besorgten Brief an den Regierenden Bürgermeister.

picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Clara Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen), Bezirksbürgermeisterin Friedrichshain-Kreuzberg, 09.09.2024

Die Grünen lieben das moralische Pathos, die grenzenlose Humanität, das Willkommen ohne Wenn und Aber. Kurzum, sie lieben das Gute und nach ihrem eigenen Empfinden sind sie die Guten. Sie holen die ganze Welt ins Land, erklären jede Kritik daran zur Unmenschlichkeit und jeden Kritiker zum Rechten, Faschisten und Nazi. Doch die grüne Moral hält exakt bis zur eigenen Haustür. Dann benutzen sie ganz schnell die Argumente von Rechten, Faschisten und Nazis.

Ausgerechnet im Herzen des guten, links-woken und grünen Berlin, in Kreuzberg, regt sich nun Widerstand gegen Migranten. In der Hasenheide soll ein ehemaliges Bürogebäude zur Unterkunft für 200 Millionen Euro für über 1.000 Migranten umgebaut werden. Zehn Etagen, 32.000 Quadratmeter, voll belegt mit den Folgen jener Politik, die die Grünen seit Jahren mit missionarischem Eifer vertreten.

Und plötzlich ist alles ganz anders

Die grüne Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann schreibt nun einen besorgten Brief an den Regierenden Bürgermeister. Eine solche Großunterkunft sei „der falsche Weg für das Zusammenleben in der Stadt“. Man habe nicht genug Schulplätze, keine Kitaplätze, kein Geld für soziale Betreuung. Die Miete sei zu hoch. Außerdem drohten „negative Wechselwirkungen“ mit der Drogenszene im Park und generell mit der kriminellen Szene.

Glaubt die grüne Bezirksbürgermeisterin tatsächlich, dass diese Folgen nur in Kreuzberg auftreten würden und nicht bereits überall die realen Folgen ihre Politik sind?

Jeder dieser Einwände ist natürlich richtig. Und, all diese Argumente sind seit langem bekannt. Doch jeder, der diese Argumente gegen die Masseneinwanderung vorgetragen hat, wurde und wird von Grünen, Linken, der CDU und der SPD als rassistisch, islamophob, xenophob, unmenschlich oder rechtsradikal diffamiert.

Jetzt, da die Folgen nicht mehr abstrakt in irgendeinem „strukturschwachen Landkreis“ auftauchen, sondern im eigenen grünen Wohnzimmer, scheint sich das aber geändert zu haben.

Plötzlich ist Integration nicht mehr nur ein moralischer Imperativ, sondern eine Frage von Platz, Geld, Sicherheit und Belastungsgrenzen. Genau jene Begriffe, die zuvor als unmoralisch galten.

Die grüne Doppelmoral

Die Grünen predigen seit Jahren offene Grenzen, Bleiberecht für alle, keine Abschiebung, großzügige Sozialleistungen und Familiennachzug ohne Begrenzung.

Gefahren und Belastungen wurden von diesem Milieu immer geleugnet.

Und jetzt heißt es plötzlich, die Unterbringung wäre zu teuer, das Heim wäre zu voll, die Belastung für Kreuzberg wäre zu groß. Plötzlich sind Migranten auch noch – was bisher immer grundsätzlich und vehement geleugnet wurde – zu gefährlich, ja sie wären, Vorsicht Rassismus, kriminell.

Willkommen – aber bitte woanders

Solange Migration nicht die Grünen selbst betrifft und nicht nur wirtschaftlich abgehängte Rechtswähler, ist sie ein moralisches Prinzip, von dem keine Jota abgewichen werden kann. Sobald es aber die Grünen selbst betrifft, hört es ganz schnell auf, ein moralisches Prinzip zu sein.

Die Grünen, die jahrelang dafür gesorgt haben, dass immer mehr Menschen nach Deutschland kommen, haben sich über Wohnraum, Infrastruktur und Sicherheit nie Gedanken gemacht beziehungsweise jeden, der das tat, als Faschisten diffamiert. Jetzt sehen auch sie in der Migration nur noch Probleme.

Ganz, ganz besonders schlimm scheint für Frau Herrmann zu sein, dass junge „Geflüchtete“ mit Drogenhändlern in ihrem grünen Paradies in Kontakt kommen könnten.

Schlimm, ganz schlimm.

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Kommentare ( 3 )

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3 Comments
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Lausi
15 Minuten her

Wer von den Grünen hat jemals Asylanten bei sich daheim aufgenommen?

ekki
16 Minuten her

heuchlerpack! widerlich! bitte mal die eigene medizin kosten. merken die eigentlich ihre kognitive dissonanz?

Waehler 21
29 Minuten her

Man sollte die Frau wegen Hass und Hetze anzeigen, sowie ihrer rassistischen Ansichten.