Der 6. November ist ein Jahrestag. Doch offenbar ist im politischen Berlin niemandem nach Kuchen zumute. Denn heute vor einem Jahr zerbrach die Ampel – und ihr Nachfolger, die schwarz-rote Koalition, ist seitdem keinen Schritt weitergekommen.
picture alliance / Metodi Popow | M. Popow
Die Wirtschaft ist das Thema, das über die Qualität seiner Kanzlerschaft entscheidet, sagt Friedrich Merz (CDU) selbst. Und da ist die Nachrichtenlage an diesem Donnerstag für ihn nicht gut. Das Institut der deutschen Wirtschaft teilt mit: „Die deutsche Wirtschaft konnte im bisherigen Jahresverlauf 2025 die konjunkturelle Wende nicht vollziehen.“ Die Deutsche Industrie- und Handelskammer schreibt: „Die erhoffte Trendwende bleibt aus. Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle.“ Ein Jahr nach Ende der Ampel, ein halbes Jahr nach Beginn der Kanzlerschaft Merz gilt: Ein paar Darsteller haben sich geändert, das Trauerspiel nicht.
Merz hat die gleichen Probleme wie sein Vorgänger Olaf Scholz (SPD): überfordertes Personal etwa. Einen Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn, der keine Mehrheiten organisieren kann, nur schön daherreden – und einen Außenminister Johannes Wadephul (CDU), der nicht mal das kann. Deswegen kursiert in Berlin jetzt der Plan, Spahn werde Außenminister, weil da schönes Daherreden reicht und der Leiter des Kanzleramts, Thorsten Frei, übernimmt den Vorsitz der Fraktion. Nur: Als es um die Senkung der Stromsteuer für alle ging, hat Frei schon einmal bewiesen, dass er weder ein Gespür für politische Kommunikation hat, noch die notwendigen Kompromisse mit der SPD aushandeln kann.
Womit das zweite Problem des Kanzlers benannt ist: ein Koalitionspartner, der sich als Opposition in der Regierung versteht – so wie die FDP unter der eigentlich rot-grünen Regierung von Olaf Scholz. Doch im Vergleich lässt die SPD dieser Tage die FDP vom November 2024 wie einen konstruktiven Partner dastehen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wiebke Esdar zieht auf Demos mit, auf denen ihr Kanzler als Rechtsextremist verurteilt wird.
Der Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch rückt ihn sogar in den Zusammenhang mit den Mördern des NSU. Wenn Matthias Miersch sich ernst nehmen würde, müsste er sich selbst sagen, dass er aus Opportunismus unter einem Rechtsextremen diene. Wenn Matthias Miersch sich ernst nehmen würde, könnte er sich selbst nicht aushalten. So geht es zumindest den Bürgern, die den zum Fraktionsvorsitzenden aufgestiegenen gebürtigen Hinterbänkler überhaupt wahrnehmen.
In kaum einem wichtigen Themenfeld gibt es Schnittmengen zwischen einer CDU-CSU, die einen „Politikwechsel“ versprochen hat, weil sie erkannt hat, dass der Wähler die rot-grüne Vernichtungspolitik gegenüber der Wirtschaft nicht mehr will. Und der SPD, deren Apparatschiks sich etwas anderes als die rot-grüne Ideologie gar nicht mehr vorstellen können. Deswegen blockiert der SPD-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil in allen wichtigen Themenfeldern jede echte Reform, wobei Merz weder die Kraft noch das politische Talent oder den Durchhaltewillen besitzt, da entschieden gegenzuhalten.
30 Milliarden Euro Einsparung hat Frei im Wahlkampf beim Bürgergeld versprochen. Dann hat Merz die Summe erst auf 10 und dann auf 5 Milliarden Euro gekürzt. Am Ende hat ihn die zuständige Arbeitsministerin Bärbel Bas, ebenfalls SPD-Vorsitzende, auf einen „sehr kleinen Betrag“ unter 100 Millionen Euro herunterverhandelt. Wer arbeitet, verliert sein Einkommen, wenn er einmal nicht erscheint. Wer nicht arbeitet, erhält Einkommen und Mietzahlungen, selbst nach dreimaligem Wegbleiben weiter bezahlt. Erst dann prüfen die Sachbearbeiter Sanktionen.
Der Kern des Stillstands der schwarz-roten Regierung ist die rot-grüne „Klimaschutz“-Politik, die bereits Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestartet, und die Scholz zusammen mit den Grünen und dem Handlanger FDP forciert hat. Deswegen dreht sich die Politik unter Merz weiter im Kreis. Etwa beim Stahlgipfel. In Folge der „Energiewende“ ist Strom in Deutschland zu teuer, deswegen wird die schwarz-rote Regierung diesen für die Stahlbranche subventionieren. Den staatlichen und staatsnahen Medien reicht das als Lösung der Probleme.
Was sie weglassen: Diese Subventionierung ist nur der Beginn neuer Probleme. Fünf Euro ins Phrasenschwein: Aber irgendwer muss diese Subventionierung bezahlen. Nur ist das in Berlin gar keine Phrase, sondern eine Erkenntnis, die bei den schwarz-roten Koalitionären eben immer noch nicht angekommen ist. Obwohl die hohen Energiekosten ebenso wie die hohen Abgaben und Steuern ein wesentlicher Grund für den Niedergang der deutschen Wirtschaft sind, überschlägt sich vor allem die SPD mit Forderungen nach weiteren Steuererhöhungen und sind es CDU-Minister wie Karin Prien oder Wolfram Weimer, die ebenfalls Erhöhungen fordern oder Vorschläge machen, die weitere massive Kosten verursachen würden.
Die Industrie- und Handelskammer zeigt die Folgen auf: 58 Prozent aller Unternehmen bezeichnen die mangelhafte Binnen-Nachfrage als Hauptgrund für die schlechte Lage. 57 Prozent die politischen Rahmenbedingungen. Unter „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck (Grüne) galten laut Kammer die Rahmenbedingungen als das Hauptproblem – allerdings waren die Werte in totalen Zahlen niedriger. Das heißt: Die Rahmenbedingungen werden kein kleineres, aber die fehlende Binnen-Nachfrage ein an Dringlichkeit massiv zunehmendes Problem.
Schon jetzt sind viele Arbeitnehmer am Rande ihrer Möglichkeiten. Neben den hohen Energiekosten, den hohen Abgaben und Steuern leiden sie noch unter dem Preisanstieg unter der Ampel ebenso wie unter dem Anstieg der Mieten in den Städten. Von ihnen kann keine höhere Binnen-Nachfrage kommen, ihnen fehlt schlicht das Geld dazu.
Das wird unter der Regierung Merz noch schlimmer, weil es die zuständige Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bisher versäumt hat, Reformen vorzulegen, die den Anstieg der Beiträge für Pflege- und Krankenversicherung stoppen. Auch weil sich Finanzminister Klingbeil weigert, dass der Staat künftig ausreichend für die Behandlung der Empfänger von Bürgergeld bezahlt. Der Dachverband der Krankenkassen klagt aktuell dagegen, dass der Bund zehn Milliarden Euro seiner Kosten im Jahr auf die Rentner und Arbeitnehmer abschiebt, die Kassenbeiträge bezahlen.
Wie unter Merkel und Scholz sind die Arbeitnehmer die Verlierer der Politik. Die Empfänger von Bürgergeld profitieren weiter von einer sorglosen Rundumversorgung in der Medizin. Karl Lauterbach (SPD) hat sogar die teuren „Gesundheitskioske“ erfunden, die den Arzt zum Bürgergeld-Empfänger bringen sollen, wenn der sich aus kulturellen oder religiösen Gefühlen heraus ungut dabei fühlen sollte, selbst zum Arzt zu gehen. Die Arbeitnehmer müssen unter Merz und Warken nun damit rechnen, dass sie weiter so viel oder noch mehr für die Krankenkassen bezahlen, aber medizinische Leistungen gar nicht mehr erhalten oder dafür mehr Eigenanteile übernehmen müssen.
Auch in der Wohnpolitik setzt die Regierung Merz die Benachteiligung der Arbeitnehmer fort, die unter Merkel und Scholz begonnen hat: Die Städte und Gemeinden sind bereit, für Empfänger von Bürgergeld jede Miete zu bezahlen. Damit treiben sie die Explosion der Preise weiter in die Höhe, die durch den Zuzug an Einwanderern ohnehin eingesetzt hat. Arbeitnehmer zahlen also doppelt und dreifach: Sie übernehmen mit ihren Steuern die Kosten für die Wohnungen von Empfängern des Bürgergelds und machen damit gleichzeitig die Preise für die eigenen Wohnungen für sich selbst unbezahlbar.
Nur in einem Themenfeld war sich die Ampel einig und ist es ebenfalls die schwarz-rote Regierung: der „Kampf gegen Rechts“, die „Brandmauer“ um die AfD herum. Die Koalitionäre bezeichnen sich selbst als „letzte Kugel“ im Kampf gegen die AfD. Diese wird aber immer mehr zum Rohrkrepierer. Das heißt, die Kugel bleibt im Lauf stecken und zerstört das Gewehr.
Denn diese Regierung versteht ebenso wenig wie die Ampel den Erfolg der AfD. Die ist am stärksten in den Altersgruppen zwischen 30 und 50 Jahren. Also genau unter den Arbeitnehmern, die das Opfer der Politik der Regierungen Merkel, Scholz und Merz waren und sind. Die jeden Morgen aufstehen, hart arbeiten, sich aber davon keinen Wohlstand mehr erarbeiten können, weil sie ihren Verdienst für die abgeben müssen, die jeden Morgen liegen bleiben.
Die Mittel der Regierung Merz sind die gleichen wie die der Regierung Scholz, um diese Frustrierten wieder für sich zu gewinnen: Millionen Euro für Projekte von Parteifreunden wie „Demokratie leben“, um für sich selbst zu werben. Hausdurchsuchungen bei denen, die sich öffentlich gegen ihre Politik äußern. Milliarden für Stiftungen, darunter die Amadeu Antonio Stiftung. Untersuchungshaft für diejenigen, die gegen ihre Politik demonstrieren. Verweigerte Aussagen darüber, wo und wie die Millionen und Milliarden für „Demokratie leben“, NGOs und Stiftungen versickern.
Und dann tut Merz ebenso wie Scholz, als ob er nicht verstehen würde, warum die Bürger, vor allem die Arbeitnehmer, mit ihm unzufrieden sind und ihm nicht vertrauen. Wobei es wünschenswert wäre, er würde heucheln. Denn wenn er es als Kanzler wirklich nicht versteht, wäre das noch viel beängstigender.
Opposition in der Regierung. Unfähige Minister. Fehlende Fähigkeit zu Reformen. Die Bundesregierung ist am 6. November 2025 keinen Schritt weiter als am 6. November 2024. Ein paar Darsteller haben sich geändert, das Trauerspiel nicht. Am 6. November 2024 war nur eine Frage geklärt: Wann die Ampel scheitert? Diese Frage ist bei der schwarz-roten Koalition noch offen. Dass sie scheitern wird, steht indes schon längst fest.






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Sehr gut die Zustände beschreibender Artikel. Nur sollte man sich nicht allein auf den Umfaller Merz beschränken, nein die gesamte CDU und CSU sind es die gemeinsam mit den Linken und Grünen das Land bewusst in den Abgrund treiben. Nehmen wir nur CDUler wie Günter, Wüst, Prien, Weimer, weitere könnte man sofort benennen, oder den Wendehals Söder, die sind doch genauso Linke und Grüne wie die SPD und Grünen Granden, da gibt es doch überhaupt keinen Unterschied. Dazu noch die Linken Medien, Kirchen, NGO‘s, komplett Linke Bildungseinrichtungen, eine Linke Justiz, aber auch eine opportunistische Wirtschaft. Wo bitte soll da noch… Mehr
Vielleicht meinten die auch nur die berühmte Trittin’sche Kugel Eis (damaliger Wert 50 Cent), was die Energiewende angeblich nur kosten würde?
Und die würde dann ganz ungefährlich nächstes Jahr, wenn es etwas wärmer wird, schmelzen (ich warte wieder sehnsüchtigst auf den heißesten Sommer aller Zeiten)…😋😜
Warum ist alles so , wie es ist ?
Es liegt an dem jämmerlichen , zutiefst korrupten Personal , stupid !
Täusche ich mich da ?
Die wirklich einzige Frage von Interesse, die noch bleibt ist:
Wann tritt dies Versagertruppe endlich ab?
Die Regierung. Merz wird sich noch einige Zeit durchwursteln, aber nach den LT-Wahlen dürfte dann bald Schluss sein. Vielleicht am 06. November 2026.
Über Personalien und Befindlichkeiten innerhalb der Deutschland zerstörenden CDU zu reden, ist ewiggestrig.
Vor vielen Jahren las ich im Wartezimmer eines Arztes einen Illustriertenartikel über Jens Spahn. Dort nannte er seinen Berufswunsch: Bundeskanzler.
Jeder weiß, dass sein Ziel in der gegenwärtigen BRD leider realistisch ist. In einer BRD wie ich sie mir vorstelle, sollte jedoch kein Platz mehr für diesen schädlichen, korrupten Kaderfunktionär und den Machtapparat CDU mehr sein.
Dieses Regierungskabinett ist – ähnlich wie die „Ampel“ – nur noch ein Gruselkabinett. Und das liegt an beiden Regierungsparteien und deren Personal! Man dabei schon gar nicht mehr zwischen Kabinett und Kabarett unterscheiden. Wenn deren Politik am Ende nicht so destruktiv und teuer wäre, könnte man über dieses Kabarett sogar noch lachen.
Um wirklich gut zu sein, muss man Glück habe. Hat man kein Glück, darf man keine Fehler machen, aber das gelingt nicht. So ist der Niedergang unausweichlich.
Woher sollen denn Wandel und Erfolg kommen? Merz hat(te) nur das eine Ziel: Irgendwie doch Kanzler werden und es Merkel wenigstens ein bisschen zeigen. Hat ja dann so semi-gut im zweiten Wahlgang geklappt.
Und Wirtschaftssachverstand? Wegen der guten Verbindungen Aufsichtsrat bei einem globalen Finanzunternehmen gewesen, das aufgrund seiner Größe jenseits von Gut und Böse ist. Wie soll so jemand Verständnis für hiesige KMU haben, die unter der Bürokratie- und Kostenlast zusammenbrechen?
„Dass sie scheitern wird, steht indes schon längst fest.“
Fest steht, daß sie schon längst auf ganzer Linie gescheitert ist und lediglich verzweifelt versucht, ihr Scheitern noch ein bisschen in die Länge zu ziehen.
In einer Minderheitsregierung würde man allerdings auch oder sogar mehr richtig gutes Personal und einen führungsstarken Chef mit echtem Reformwillen brauchen, die die erwartbaren Stürme und Aufstände der linken Truppen aushalten.
Wenn das hier die Besten sein sollen, die wir noch haben, sitzen wir in jeder denkbaren Zukunftskonstellation richtig in der Patsche.