Friedrich Merz schafft, was gar nicht so einfach ist: Der Kanzler verteilt in Brasilien großzügig das Geld des deutschen Steuerzahlers und bringt die Brasilianer trotzdem gegen sich auf. Mit ihm als Regierungschef ist Deutschland international zum B-Kontakt abgerutscht.
picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Im Freundeskreis unterscheiden wir zwischen den A- und den B-Kontakten. Mit einem B-Kontakt trifft man sich nur unter der Woche: auf einen Kaffee oder höchstens mal auf eine Fußball-Übertragung in der Kneipe. Den A-Kontakten gehört das Wochenende – für gemeinsame Besuche in Theater oder Restaurants etwa. Etwas traditioneller heißt so was beste oder echte Freunde. Deutschland ist außenpolitisch unter Friedrich Merz (CDU) nur noch ein B-Kontakt.
Das zeigt sich dieser Tage in China, als Außenminister Johann Wadephul (CDU) einen Besuch absagte, auch weil sich niemand Wichtiges mit ihm treffen wollte. Jetzt ist der Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) dort, um den Kontakt zu Deutschlands wichtigstem Handelspartner zu halten. Das ist China seit diesem Jahr, wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt hat. Nicht mehr die USA. Zwischen Januar und September hatte Deutschland demnach einen Handelsumsatz mit China von 185,9 Milliarden Euro, mit den USA nur einen von 184,7 Milliarden Euro.
Das Abrutschen Deutschlands zeigt sich aber auch im brasilianischen Belem. Während die A-Klasse der Staats- und Regierungschefs gar nicht mehr zum Klimagipfel anreist, war Kanzler Friedrich Merz (CDU) schon vor dessen Beginn dort. Ein B-Kontakt muss die Zeitslots nehmen, die ihm angeboten werden. Der Kanzler versprach: Deutschland werde einen noch zu gründenden Regenwald-Fonds großzügig beschenken. Ausgedacht hat sich den Luiz Lula da Silva. Das Geld aus dem Fonds soll an Länder mit viel Regenwald gehen, sagt der Präsident von Brasilien – einem Land mit sehr viel Regenwald.
Sich Freundschaften zu erkaufen, ist für B-Kontakte eine bewährte Strategie. Sie sind es, die während der Fußball-Übertragung eine Runde nach der anderen schmeißen müssen, um wieder eingeladen zu werden. Ein unfehlbares Konzept. Eigentlich. Doch Merz gelang es, selbst in großzügigen Spendierhosen die brasilianischen Gastgeber zu brüskieren: In vertrauter Runde fragte der Kanzler die mitgereisten Journalisten, ob sie mit nach Deutschland zurückwollten oder ob es da so schlimm sei, dass sie nicht lieber in Belem bleiben wollten. Keiner meldete sich. Die regierungstreuen Journalisten-Darsteller wollen lieber nahe der Regierung in der Hauptstadt sein als im brasilianischen Dschungel. Friedrich Merz ist da einer großer Sache auf der Spur.
Denkt zumindest er selbst. Denn Merz wiederholte diese Anekdote später öffentlich. Damit verprellte der Schlaufuchs die eigenen Wähler, indem er meint, es genüge als Erfolg, dass es in Deutschland noch komfortabler sei als im brasilianischen Urwald. Er offenbarte seine Weltfremdheit, weil er regierungshörige Journalisten-Darsteller für eine repräsentative Schicht der Bevölkerung hält. Und er brüskierte die aufsteigende Wirtschaftsnation Brasilien, indem er sie als Shithole und schlechtes Beispiel ausstellte. Es gibt Gründe, warum Deutschland international nur noch ein B-Kontakt ist. Bestenfalls.
Selbst um diesen Status zu halten, müssen deutsche Politiker international mit dem Geld der deutschen Steuerzahler um sich schmeißen: für Radwege in Peru, für Wrestling gegen den Klimawandel oder für erfundenen Klimaschutz in China. Oder mit Geld für den „globalen Klimafonds“. Nicht zu verwechseln mit dem Regenwald-Fonds, den Deutschland laut Merz erst noch füttern will. In den „globalen Klimafonds“ zahlt Deutschland nächstes Jahr 60 Millionen Euro ein, sagt Umweltminister Carsten Schneider (SPD).
Dieser Fonds sei 1,4 Milliarden Dollar schwer. Diesen Maßstab geben Staatsmedien an, um klar zu machen, dass Deutschland gar nicht so großzügig sei und noch viel zu wenig für den globalen Klimaschutz tue. 60 zu 1400 Millionen? Was ist das schon: Nun: Zum einen handelt es sich bei dem Betrag um 1,4 Milliarden Dollar, das sind laut gängigem Wechselkurs nur 1,2 Milliarden Euro. Und dann geht es um die Summe, die in den vergangenen 18 Jahren durch den Fonds gelaufen sei. Macht nach Adam Riese: im Schnitt 66,7 Millionen Euro im Jahr. Insgesamt. 60 Millionen Euro gibt Deutschland nächstes Jahr. Allein. Ein B-Kontakt muss viele Runden spendieren, damit er noch einmal dabei ist.
Nun ist es keine ganz neue Tradition, sich Freunde durch Geld zu kaufen. Im Privaten sowenig wie im Zwischenstaatlichen. Nur geht Deutschland halt das Geld aus, müssen Merz und Klingbeil zuhause schon eine Schuldenorgie sondergleichen veranstalten, um im Ausland noch den Zampano spielen zu können. Das wird noch schlimmer. Denn gerade die Handelsbilanz zu China und den USA zeigt, wohin die Richtung geht: abwärts.
Bisher waren die USA der wichtigste Handelspartner. Das war gut für Deutschland. Denn zu den Staaten pflegt es – auch weiterhin – einen Handelsüberschuss: Zwischen Januar und September schickte Deutschland Waren im Wert von 112,7 Milliarden Euro in die Staaten und reimportierte Waren im Wert von 72 Milliarden Euro. Nach China importierte Deutschland nur Waren im Wert von 61,4 Milliarden Euro und bezog im Gegenzug Waren im Wert von 124,5 Milliarden Euro. Viel mehr Handelspartner im Rang von China kann sich Deutschland nicht leisten.
Klingbeil lässt in China denn auch verlautbaren, dass dieses Handelsdefizit abgebaut werden müsste. In den eigenen staatsnahen und staatlichen Medien klingt der Vizekanzler damit durch. Dass er damit das gleiche fordert, wie Donald Trump schon in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident gegenüber Deutschland und dass sie Trump dafür in allen Farben des Regenbogens beschimpft haben, erwähnen sie nicht. Wären regierungshörige Journalisten fair, neutral und selbstkritisch, könnten sie nicht weiter regierungshörige Journalisten sein – also stehen sie hinter Klingbeil mit seiner Forderung, China solle das Handelsdefizit verkleinern.
Nur außerhalb der Berliner Blase interessiert das keinen. In China schon mal gerade gar keinen. Deutschland hat kein Potenzial, mit dem es den Riesen unter Druck setzen können. Militärisch schon mal gerade gar nicht. Aber auch nicht wirtschaftlich. Es ist das Sterben der Automobilindustrie, das zu den massiven Einbrüchen des deutschen Exports geführt hat – Minus 7,8 Prozent gegenüber den USA, Minus 12,3 Prozent gegenüber China. Umgekehrt wachsen die Importe aus China. Um plus 20,6 Prozent bei Kleidung, um 14,7 Prozent bei elektrischer Ausrüstung. Um 1,2 auf 10,6 Milliarden Euro (Plus 12,4 Prozent) ist der Import von Maschinen aus China gestiegen. Maschinenbau. Einst das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Älteren erinnern sich.
Unter grün-roten Politikern haben deutsche und EU-Politiker die deutsche Automobilindustrie systematisch schlecht geredet und schlecht gemacht – flankiert von grün-roten Journalisten. Jetzt zahlt Deutschland – und es steht erst damit am Anfang: Über 50.000 Stellen sind zwischen 2021 und 2023 aus Deutschland ins Ausland abgewandert, teilt das Statistische Bundesamt mit. Vorrangig in der Produktion. Sie ermöglicht(e) (bisher) den deutschen Handelsüberschuss – der hat über 70 Jahre für deutschen Wohlstand gesorgt. Auch für das Geld, mit dem sich Deutschland im Ausland Freunde gekauft hat.
Im Ausland umgibt sich Merz – neben regierungshörigen Journalistendarstellern – am liebsten mit Emmanuel Macron. Der französische Präsident ist in der Zerrüttung seines Haushalts schon in den Untiefen angelangt, die der deutsche Kanzler dieser Tage ansteuert. Über die EU profitiert Macron massiv von deutschem Geld, das netto den mit Abstand größten Anteil ausmacht. Macron und Merz sind einander A-Kontakte. Beste Freunde mit gemeinsamen Projekten. Wie jetzt einem Digitalgipfel, auf dem sie erklärt haben, die eigene Digitalwirtschaft so stark machen zu wollen, dass sie nicht mehr von der amerikanischen und chinesischen abhängig sind. Aber Kneipen und Politik haben eins gemein: Sie halten sehr viel besoffenes Gespräch aus, das am nächsten Tag nichts mehr bedeuten muss.


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Der arme Frieder, Für einen Kanzler der zweiten Wahl reicht es halt nicht mehr als zu B-Kontakten. Irgendwie logisch.
Wir haben kein Geld für die Rentenanpassung unserer Alten,
aber für den Urwald in Südamerika??
findet den Fehler…..
Dann schicken wir sie ebend zu ihren A-Kontakten, bin froh über jeden, der nix will. Sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst – den Pfeffer aber rüberschieben. Übern Zaun, denn »Die Reichen werden Todeszäune ziehen« – DER SPIEGEL(1982!!). Mal lesen, ist hochinteressant.
Der Freund, den eigentlich niemand leiten kann, mit dem sich niemand unterhält, der immer alleine sitzt, während sich alle amüsieren, der nur mitgenommen wird, weil er dann alle Rechnungen und auch noch das Taxi zahlt … ?
Ja, der Vergleich passt. Genau dazu hat/haben unsere Regierung(en) dieses Land gemacht.
Und zu dem Verhältnis Deutschland Amerika hab ich noch viel üblere, hier nicht zitierfähige, aus dem Rotlichtmilieu kommende, Vergleiche gehört.
Deutschland wird vom Ausland nur noch dann und solange wertgeschätzt wie ein Griff ins Portemonnaie gelingt. Und unsere Politiker lassen sich scheinbar sehr gerne ins Portemonnaie fassen, da Sie ansonsten keine Bühne mehr bekommen würden. Ist ja auch nicht Ihr Geld im Portemonnaie, sondern das der Bürger, aus dem Sie sich selbst auch fürstlich belohnen. Aber, der Bürger scheint das so auch zu wollen, damit wäre wieder alles ok.
Unser politischer Piet Klocke, der BK der bunten Republik Deutschland weiss längst was seine Stunde geschlagen hat. Erst am Anfang seiner Amtszeit ist er schon verbrannt. Seine Platte ist abgenutzt und hängt immer an der gleichen Stelle, „wir müssen, können, sollen, werden,“ bis ans Ende der Legislatur. Unterstützt wird er dabei nur noch vom roten Chor der Berliner Reichstag Sängerknaben*innen! Anstatt die Parole zu pflegen, selberessen macht auch satt, wird die ganze Welt verköstigt, zu Lasten der eigenen Familie. Jetzt sind alle Schalen fast leer und übrig bleiben überall nur wütende, angefütterte aber nicht gesättigte Menschen! Und immer noch wird… Mehr
Hat Merz eigentlich „Erkenntnisproblem“ oder ein „Umsetzungsproblem“? Mit diesen Worten hat es neulich Daniel Stelter formuliert. Kann es wirklich sein, daß Merz noch ein Erkenntnisproblem hat und nicht sieht, was die Probleme Deutschlands sind? Daß wir u.a. den Klimasozialismus beenden müssen, wenn wir noch eine Chance haben wollen? Wieso passiert nichts? Wieso hält er offenkundig noch am veralteten und suizidalen Narrativ des NetZero fest? Man begreift es einfach nicht.
Es hieß, daß‘en Merz bei den Koalitionsverhandlungen dagesessen ist, wie‘n Rentner auf‘ner Butterfahrt. Das er alles an‘nen Spahn oder Linnemann delegiert hat. Daß’es ihn nur interessiert hat, wo er dann als Bundeskanzler hinfliegen kann, wie er dann überall auftreten kann, wen er dann alles treffen kann. Dieses Land selbst kümmerte ihn einen Dreck. Deswegen hat er auch das Finanzressort den Sozen gegeben.
Also ist er quasi unser Joe Biden. Hat er auch so einen Unterschriftautomaten?
Er hat alle beide Probleme, und weil er nichts erkennt, kann er auch nichts umsetzen. Dazu kommt noch der Unwille.
Die halten sich für die Größten, wollen einen Planeten mit über 8 Milliarden Menschen steuern, schaffen es aber nicht einmal, ein Land wie Deutschland mit lediglich 83 Millionen in gutem Zustand zu halten. Versager ist da noch freundlich formuliert.
Seid nicht so ungerecht zu Fritze. Er hat sich halt verplappert. Mal so richtig einen rausgehauen. Dafür hat er dann Schläge bekommen. Mediale Schläge. Der selbsternannte, beste Buka aller Zeiten war tief getroffen. Sein Ego angekratzt, sein Ruf beschädigt. Aber es gibt nichts was mit der Kohle des dämlichen deutschen Wahlvolkes nicht wieder geradebiegen kann. Nichts. Also schieben wir 1 Milliarden nach Brasilien rüber. Einem korrupten Land, dass selber die Umweltschutzregeln weiter aufweicht. Die Kohle landet bei den Millionären und Milliardären aus der ganzen Welt, bevorzugt erst mal denen aus Brasilien. Und der Industriestrompreis kommt ab 01.01.2026. Wer jetzt freudig… Mehr
Im Rahmen einer geschäftlichen Tätigkeit wurde mir von der kanadischen Botschaft bedeutet, daß „Deutschland auf der Prioritätenliste nach hinten gerutscht sei“, weshalb derzeit kein Geld für das Angebot im Budget vorhanden sei.
Wie das wohl kommt?