Das wendige Schlapphüte-Tandem Haldenwang und Kramer

Bundesverfassungsschützer Thomas Haldenwang sorgt zusammen mit Stephan Kramer dafür, dass Deutschland auf dem grün-rot-linken Tugendpfad bleibt. Wendig sind sie beide und für jeden Rückwärtssalto zu haben. Ihre gemeinsame Devise lautet: Der Staat bin ich!

picture alliance/dpa | Oliver Berg

Wir schwören beim Barte des Verfassungsschutz-Propheten, pardon: Verfassungsschutzpräsidenten, von Thüringen: Stephan Kramer sorgt zusammen mit Bundesverfassungsschützer Thomas Haldenwang dafür, dass Deutschland auf dem grün-rot-linken Tugendpfad bleibt.

Haldenwang hat das Urteil des NRW-Oberverwaltungsgerichts Münster, dass der Verfassungsschutz auch weiterhin nachrichtendienstliche Mittel zur Beobachtung der AfD einsetzen darf, soeben schier siegestrunken wie folgt kommentiert: „Die Sonne lacht heute über Köln. Die Sonne lacht über Münster. Die Sonne lacht für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.“

Wendig sind beide ja: Kramer und Haldenwang. Haldenwang ist Mitglied der CDU, aber er benimmt sich, als sei er der SPD-Ortvorsitzende und Ghostwriter seiner Chefin Nancy Faser. Als Jäger fühlt er sich genötigt, sogar seinen früheren Amtschef, Hans-Georg Maaßen, zu jagen – geheimdienstlich natürlich nur. Nicht so wie diejenigen, die am 26. August 2018 in Chemnitz laut Merkel (sowie „Zeckenbiss“-Video und Apportierpresse!) angeblich Jagd auf Migranten gemacht haben. Auf dass niemand mehr auf die Idee komme, den Staat im besten Deutschland, das es je gab, zu delegitimieren. Ich bin der Staat, „L’État, c’est moi!“ Das haben Haldenwang und Kramer bestimmt als Poster in den Teeküchen oder in anderen Kleinsträumen ihrer Ämter in Köln bzw. Erfurt an der Wand hängen.

Kramer macht auf rechts-links ausgewogen

Stephan Kramer durfte in der ARD am 12. Mai im „Bericht aus Berlin“ beinahe ausgewogen kommentieren: „Es ist nicht nur von rechts, sondern eben auch von links, wenn wir uns anschauen, wie Linksextremisten gewalttätig gegen Akteure aus dem rechten Spektrum vorgehen.“ Auch wenn man die Demonstrationen zum Thema Israel, die Gewaltausschreitungen an Universitäten betrachte, sehe man, dass sich „beide Lager im Grunde nichts schenken“. „Beide Lager“, also nur zwei Lager? Vom dritten, vom größten Lager, nämlich den Islamisten, hat Kramer wohl noch nichts gehört. Aber die sind ja laut Feser eigentlich auch „rechts.“

Kramer verwahrte sich gegen Vorwürfe der AfD, Angriffe auf sie würden ignoriert. Sowohl in Verfassungsschutzberichten in Thüringen als auch in anderen Ländern werde darauf hingewiesen („hingewiesen“ – sic!), dass es besonders viele Körperverletzungsdelikte gegen AfD-Politiker gebe. Kramer weiter: Radikalisierung und Enthemmung gebe es im linken und rechten Spektrum, und der Rechtsstaat müsse dies einhegen. (Wieder fehlen die Islamisten – TE). Bei der Suche nach den Ursachen für die Radikalisierung verwies Kramer in der ARD auch auf die Politik: „Wir brauchen eine andere Debattenkultur, wie wir miteinander umgehen.“ Und natürlich müssten die Sicherheitsorgane etwas tun: „Es geht nicht ohne Polizei und auch nicht ohne Nachrichtendienste“. Aber es gehe eben auch nicht „ohne uns“. Und ohne ihn?

Beim ersten Hinhören sind das aus Kramers Munde etwas ungewohnte Töne. Sieht er plötzlich sogar eine Gefahr von links? Natürlich nicht, das ist ein wendiges/windiges Lippenbekenntnis. Denn es gilt wohl immer noch die Diagnose einer Manuela Schwesig (SPD). Die seit 2017 amtierende Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern hatte in ihrer Eigenschaft als Merkels Jugend- und Familienministerin und als Initiatorin des millionenschweren Kampfes „gegen rechts“ erklärt: „Linksextremismus ist ein aufgebauschtes Problem.“

Hat Kramer plötzlich außerdem seine eigenen Sprüche und seine zahlreichen politischen Salti vergessen? Oder befürchtet er, dass es in Thüringen nach der Landtagswahl vom 1. September 2024 nicht mehr für ein Links-Bündnis reichen könnte, er mit einer Versetzung ins Archiv rechnen muss oder doch – wie schon angedroht, pardon: versprochen – auswandern wird. In einem Interview mit NDR-Info hatte Kramer ja am 27. Juni 2023 mit Blick auf den demoskopischen Höhenflug der AfD und die Wahl eines AfD-Manns zum Landrat im Kreis Sonneberg (Thüringen) gesagt: „Wir sind bei 20 Prozent braunem Bodensatz in der Bundesrepublik.“

Das ist – AfD hin oder her – eine äußerst seltsame Wortwahl eines B4-Beamten und Verfassungsschützers, und zwar eine Wortwahl. Wie aus einem „Wörterbuch des Unmenschen“. Kramer meint damit jeden fünften Bundesbürger, der sich vorstellen kann, von seinem Wahlrecht (!) „im besten Deutschland, das es je gab“ (Steinmeier, 2020), zu Gunsten der AfD Gebrauch zu machen.

Wendehals Kramer

Nach Jahren der Suche nach politischer und ideologischer Identität ist Kramer dort angekommen, wo er Sätze wie die vom „Bodensatz“ meint sagen zu können. Hier seine wendige Vita in Kurzfassung

  • Mitglied der Jungen Union, dann der CDU, dann der FDP, Mitarbeiter bei Abgeordneten, zuletzt und nach wie vor Mitglied der SPD;
  • Konversion zum Jüdischen Glauben;
  • Beginn und Abbruch des Jurastudiums;
  • Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland (2004 bis 2014);
  • Mitglied im Stiftungsrat der Ex-Stasi-Mitarbeiterin Anetta Kahane (1974 bis 1982 als „IM Victoria“) gegründeten und bis 2022 geleiteten Amadeu-Antonio-Stiftung;
  • Erwerb eines FH-Bachelor- und Masterabschlusses (2015) in Sozialpädagogik;
  • seit 1. Dezember 2015 Präsident des Amtes für Verfassungsschutz in Thüringen (wiewohl für dieses Amt die Befähigung zum Richteramt, also eine juristische Vollausbildung Voraussetzung ist).

Kramers Chef ist Thüringens Innenminister und 8,2-Prozent-SPD-Landesvorsitzender Georg Maier in einer seit Februar 2020 bestehenden dunkelrot-rot-grünen Minderheitsregierung. „Demokratisch“ legitimiert eben!

Wenn die AfD in Deutschland an die Regierung käme, würde Kramer noch am selben Tag mit seiner Familie auswandern, sagte er nach der Sonneberg-Wahl dem israelischen Sender „Kan“. Ob er nach Israel geht? Nach dem 7. Oktober 2023? Es könnte auch Russland werden. Im Mai 2015 posierte Kramer zusammen mit den motorradfahrenden „Nachtwölfen“ (genannt „Putin-Rocker“) auf einem Bild bei einer Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal auf den Seelower Höhen (Vierter von links im Bild). Aber das war vor dem Überfalls Putins vom 24. Februar 2022 auf die Ukraine, aber nach der Annexion der Krim 2014. Alles also ein wenig schwierig mit einer Auswanderung.


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Kommentare ( 38 )

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Fatmah
2 Monate her

Dieser Mann mit dem Äußeren eines Metzgermeisters soll die Bürger vor Übergriffen der Regierung schützen anstatt die Regierung vor der einzigen Oppositionspartei.

Peter Pascht
2 Monate her

Die Sonne weint über Haldewangs Rechtstaat.
Sein Polit Gepöbel intererssiert doch keinen mehr, egal wie unverdrossen und schamlos er daherschwadroniert.

Peter Pascht
2 Monate her

Die Staatswanwaltschaft Konblenz wird ihren Ermittlungsbericht zur Ahrtal-Katastrophe geheim halten, nicht veröffentlichen.
Gegen wen ermittelt wurde, aufgrund begründetem Verdacht, darf also nicht veröffentlicht werden.
Grund: Strafprozessordnung und Strafgesetzuch stehen dem entgegen.
Das ist richtig !!! Es gilt die Unschuldvermutung !!!
Veröffentlichungen aus den Ermittlungsakten vor Anklageerhebung sind lt. Strafprozessordnung und Strafgesetzbuch verboten.
Nur warum gilt das nicht auch für Haldewangs Veröffentlichung aus den Ermittlungsakten gegen die AfD?
Wieso darf Haldewang die Unschuldsvermutung bez. AfD verletzen?
Es einfach nur ein billige Polit-Dummenposse was da gespielt wird, mit Kungelei von Altparteien und Justiz.

RauerMan
2 Monate her

Wen wundert`s, wenn bei Typen wie z.B. Haldnwang, Kramer, Maier Meier?, die Zustimmung zum Rechtsstaat schwerfällt.

Dellson
2 Monate her

Es galt früher, ein Kirchenmann egal ob Pfarrer oder Pastor üben ihr Amt aus Überzeugung aus. Heute ist es ein Job wie jeder andere. Bei Herrn Haldenwang, Herr Kramer scheint ihr Amt wirklich eine Berufung zu sein!

November Man
2 Monate her

Auf die Frage, was er macht, wenn die die AfD im Herbst den Thüringer Ministerpräsidenten stellen sollte, hatte Thüringens Verfassungsschutz-Chef Kramer eine klare Antwort parat: „Sollten sich die Bürgerinnen und Bürger so entscheiden, dass diese Partei Regierungsverantwortung übernimmt, dann ist das das freie Recht des Wählers – aber dann habe ich genauso das freie Recht als Bürger dieses Landes zu sagen ‚Da mache ich nicht mehr weiter mit, dann gehe ich’“, sagte Kramer. Der geht dann so oder so.

Stephan M.
2 Monate her

„Die Sonne lacht für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.“

  1. Die Sonne lacht nicht, sie scheint und sie tut dies absichtslos. Die etwas kindliche Einführung läßt Respekt vor dem Souverän und Ernsthaftigkeit im Umgang mit einem Gerichtsverfahren vermissen.
  2. Das besitzanzeigende Fürwort läßt eine problematische Distanzlosigkeit des Redenden zu eben dieser Grundordnung erahnen.

Zwei Punkte, die für eine sofortige Demission sprechen.

Ralf Poehling
2 Monate her

Interessant ist bei hochrangigen Sicherheitsleuten nicht, was im Lebenslauf steht. Interessant ist das, was dort nicht steht. Der große Haken in Deutschland ist die mangelnde Unabhängigkeit des Sicherheits- und Justizapparates von der Parteipolitik. Das zwingt die innere und äußere Sicherheit zu absolut tödlichen Kompromissen, weil der Apparat voller Fremdkörper ist, die dort nicht hingehören. Und damit meine ich nicht Kramer und ja, auch nicht Haldenwang. Die sind selbst nicht Ursache. Sie können die Ursache aber auch nicht abstellen. Das Problem ist zu groß und zu diffus. So diffus, dass man es von außerhalb nicht mal erkennt. Aber es darf hier… Mehr

Orlando M.
2 Monate her

Haldenwang: „Die Sonne lacht heute über Köln. Die Sonne lacht über Münster. Die Sonne lacht für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.“

Ein weiteres eindrückliches Beispiel für die Infantilisierung von Staat und Politik. Die ersten beiden Sätze sind noch ok, er scheint halt ein Simpel zu sein, aber der letzte Satz ist retardiert. Wie kann ein Beamter in solch einer hohen Position nur solch einen erbärmlichen Unsinn von sich geben?

Rob Roy
2 Monate her

Ein Sozialpädagoge ohne Berufserfahrung wird direkt nach Studienabschluss Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes.
Kann man sich nicht ausdenken.