De-Globalisierung gefährdet Deutschlands Wohlstand

Die Globalisierungskritiker müssten jetzt jubeln: Der Welthandel wächst geringer als das globale Wachstum. Die Kehrseite: Deutschlands Exportmotor stottert.

Deutsche Exporte: Abendsonne?

Attac & Co. samt ihrer politischen Unterstützer bei SPD, Linkspartei, Grünen, aber auch Teilen der AfD (den Zuspruch finden die Vorgenannten aber sicher igitt!), müssten jetzt jubeln: Denn endlich geht es einem „turbokapitalistischen Monster“ namens Globalisierung an den Kragen. Die Globalisierung wird für alles verantwortlich gemacht wird, was irgendwie nach rücksichtsloser Ausbeutung von Mensch und Umwelt klingt. Freier Welthandel, TTIP, CETA oder der kürzlich zwischen der EU und den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) ausverhandelte Freihandelsvertrag sind die geläufigsten Reizwörter für die Globalisierungsgegner.

Ausgerechnet bei US-Präsident Donald Trump dürfen sich die Kritiker bedanken, dass der globale Handel erstmals seit 40 Jahren außerhalb einer fundamentalen wirtschaftlichen Krise geringer wächst als das Welt-BIP. Denn der US-Präsident hat mit seiner prohibitiven Zoll- und Handelspolitik dem freien Welthandel einen Bärendienst erwiesen (Auch dem eigenen Land, nur wird das in den USA noch nicht registriert!). Ein Handelskrieg hat sich aufgeschaukelt, an dem nicht nur die zwei Wirtschaftsmächte USA und China aktiv mitwirken. Dazu kommen die Sorgen vor den Auswirkungen des Austritts der Briten aus der EU – mit Boris Johnson als Premier vielleicht sogar „ungeordnet“. Der Internationale Währungsfonds (IWF), dessen Chefin Christin Lagarde im November auf den EZB-Chefposten wechselt, hat vor wenigen Tagen mit seiner Sommerprognose das Wachstum des globalen Handels auf nur noch 2,5 Prozent reduziert. Noch 2018 war der weltweite Handel mit Waren und Dienstleistungen um stattliche 3,8 Prozent gewachsen, im Jahr davor sogar um 5,4 Prozent. Der globalen Konjunkturentwicklung trauen die IWF-Experten dagegen im laufenden Jahr ein Plus von 3,2 Prozent zu.

Diese historische Anomalie – Welthandel wächst langsamer als die Weltkonjunktur – trifft vor allem Deutschland, ein Land, das mit seiner industriellen Exportstärke vom freien Waren- und Dienstleistungsverkehr lebt wie kaum ein anderes. Noch vor einem Jahr, im Juli 2018, taxierte der IWF das wirtschaftliche Wachstum Deutschlands im Jahr 2019 auf 2,1 Prozent. Binnen 12 Monaten musste der Währungsfonds bereits viermal seine Deutschland-Prognose nach unten korrigieren: auf jetzt nur noch 0,7 Prozent. Wenn nicht ein Wunder passiert und sich die politisch verursachten Handelshemmnisse doch noch zurückdrängen lassen, dann droht Deutschland eine Rezession. Dass die Einschläge näherkommen, belegen vor allem die Personalabbaupläne im Automobilsektor, aber nicht nur dort. Nicht nur die großen Autobauer sind getroffen, nein auch der globale Chemie-Riese BASF schockt mit seiner Gewinnwarnung. Hunderte von mittelständischen Zulieferern vermelden Auftragsstornierungen. Wer die Lokalpresse in Deutschland aufmerksam liest, findet dort wieder zunehmend Meldungen von Insolvenzen von Branchen, die ein Jahrzehnt auf der Sonnenseite standen.

Doch statt die Wettbewerbsfähigkeit in einem rau gewordenen internationalen Umfeld zu verbessern, diskutieren Politik und Öffentlichkeit vor allem „Klimaschutz“. In der Rekordhitze dieser Tage offenbart sich für viele offenbar schon die apokalyptische Klimakatastrophe. Deshalb wird nach der sündhaft teuren „Energiewende“ im Land jetzt nach Konzepten für eine „Verkehrswende“ weg vom Auto gefahndet. Autofahren soll noch teurer gemacht werden, obwohl der motorisierte Individualverkehr bereits heute mit Energiesteuern belastet ist, die einem CO2-Vermeidungspreis pro Tonne von deutlich über 200 Euro entsprechen. Trotzdem will der Staat mit einer CO2-Steuer nachlegen, statt mit einem Emissionshandelssystem dort das CO2 zu reduzieren, wo es mit deutlich niedrigeren Kosten geleistet werden kann.

Die deutsche Volkswirtschaft steckt in einem ganz eigenartigen Zangengriff: Auf der einen Seite Trumps De-Globalisierungspolitik unter dem Motto „America first“, auf der anderen Seite einer geradezu hysterischen Klimawandel-Debatte, die ohne Rücksicht auf Verluste Deutschland zu deindustrialisieren droht. Das vernichtet Wohlstand und gefährdet nicht zuletzt auch die soziale Stabilität unserer saturierten Gesellschaft.

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Kommentare ( 44 )

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Dreiklang
4 Jahre her

Aus dem „Handelskrieg“ USA – China werden beide als Gewinner hervorgehen und Europa der Verlierer sein. Das deutsche Export-Basar-Modell kommt aber sowieso an sein Ende und somit die bisherige Merkel-GRÜN-Politik. Deutschland wird sich zwangsläufig wesentlich mehr um Autarkie kümmern müssen. Zuallererst Energie und Nahrungsmittel betreffend. Die „Energiewende“ wird, obwohl diese theoretisch ja Autarkie ermöglichen soll, das erste Opfer sein. Ziemlich plötzlich sogar wird das eintreten. Die Infrastruktur, die man dann noch hat, muss funktionieren. Züge müssen fahren – Hauptsache pünktlich. Es wird insgesamt mehr Bahn benötigt werden als bisher, aber keine spitzenteuren Hochgeschwindigkeitsstrecken mehr, kein unsinniges „Stuttgart 21“. Wenn der… Mehr

RalledieQ
4 Jahre her

Kurze Zwischenfrage: Welcher Wohlstand? Ist es Wohlstand, bis 67+ zu arbeiten und sich trotzdem nie ein Eigenheim leisten zu können? Da lachen uns die Italiener und Griechen nur laut aus, von wirklich wohlhabenden Völkchen mal ganz zu schweigen. Man sollte nicht den Fehler machen, die deutschen Steuereinnahmen mit Wohlstand zu verwechseln. Davon hat der durchschnittliche Angestellte nämlich fast nichts. Von Politkaspern, NGO-Mitarbeitern, GEZ-Profiteuren, Kirchenleuten, Genderprofessoren usw. mal abgesehen. Wenn es Wohlstand ist, sich einen riesigen Wasserkopf an sinnlosen Stellen zu leisten, dann sind wir wirklich ein reiches Land. Dass sich die größten Profiteure dieses Wasserkopfes (linke Berufsdemonstranten) über die Globalisierung… Mehr

Doppelwopper
4 Jahre her

Wessen Wohlstand ist hier wohl gemeint? Sicher nicht der Wohlstand für alle. Die Aussage des Herrn Metzger wird doch komplett widerlegt, wenn man sich den volkswirtschaftlichen Zustand Europas vor 1990 und nach 1990 vor Augen führt. In Deutschland reicht es, sich die Infrastruktur anzuschauen als Indikator für den gesellschaftlichen Wohlstand.

derAlte
4 Jahre her

Herr Metzger, ich sehe keine De-Globalisierung, die Erde ist nach wie vor rund und auch Herr Trump wird Handel treiben, wenn es seinem Land nützt. Der Wohlstand in Deutschland wird gefährdet durch überbordende Steuern und Staatsausgaben, die EU in ihrer derzeitigen Verfaßtheit, die Abwendung von der Marktwirtschaft und einer Politik, die weder in die Zukunft führt noch deutschen Wohlstand im Sinn hat.

Olivia
4 Jahre her

Das Deutschland abgehängt wird, liegt nicht an Trump, sondern an unserer unfähigen Kindergartenregierung. Wer hat denn noch Achtung oder Respekt vor einem Land, das sich selbst ins Abseits regiert und das dabei eine Hybris und Arroganz an den Tag legt, dass einem schlecht wird.
Sehen sich mal an, was Herr Maas so twittert, der sieht überall nur noch Nazis, jetzt hat er entdeckt, dass die sich überall „verstecken“. Sehen sie sich die Seite an, die er verlinkt hat – versteckspiel1- meine ich heißt die…. der Mann ist AUßENMINISTER… unfassbar.

Sonny
4 Jahre her

Das Klima interessiert derart sinnloses Gebaren überhaupt nicht. Und durch immer weiter erhöhte Steuern wird sich das Klima auch nicht ändern, mal ganz davon abgesehen, dass es höchst zweifelhaft ist, dass der Mensch überhaupt Einfluss auf das Klima nehmen kann.
Die ganze Klimadebatte ist nur vorgeschoben, um die Bevölkerung bis aufs Mark auspressen zu können. Wohin fließt denn unser ganzes, sauer erarbeitetes Geld???
Und die Naivlinge, die da Freitags auf die Straße gehen, sind die manipulierten Kohorten der Geschäftemacher, denen das Grinsen im Gesicht schon festgemeißelt ist.

Gerro Medicus
4 Jahre her

Da haben Sie aber einiges vergessen, Herr Metzger. Zum einen sind da die Zombie-Unternehmen, die nur wegen des exorbitant billigen Geldes überhaupt noch existieren. Aber selbst das billige Geld verliert irgendwann seine Wirkung. Beim geringsten Konjunktureinbruch sind solche Firmen weg vom Fenster. Dass Deutschland insbesondere ein Problem hat, liegt einerseits an der irren Politik der Frau Merkel, die mit einer desaströsen „Energiewende“ die Axt an die Grundlage jeder prosperierenden Industrie, nämlich billige und jederzeit verfügbare Energie, gelegt hat, und andererseits mit der ideologisch verwirrten Klimapolitik nun mit der Kettensäge an das wichtigste Standbein unserer Industriegesellschaft geht, der Autoindustrie. Dazu kommt,… Mehr

Biskaborn
4 Jahre her

Ich glaube Deutschland braucht dringend diesen Warnschuss in Form eines auch deutlich am Arbeitsmarkt spürbaren wirtschaftlichen Abschwungs. Erst dann werden die bislang schlafende Wohlstandsbürger wach. Nur leider wird es dann wohl am Ende die Falschen treffen, denn die Entscheider in Politik, mittlerweile auch NGOs, Gewerkschaften Kirchen, Stiftungen usw. werden erst einmal davon nicht betroffen sein. Erst wenn die Steuereinnahmen massiv sinken wird es auch für diese Klientel spürbar, dann ist es aber womöglich schon zu spät für ein gesamtgesellschaftliches Umdenken.

country boy
4 Jahre her

Was hat eigentlich der Normalbürger von der Wirtschaftskraft Deutschlands? Bisher führte sie dazu, dass immer mehr Migranten in unser Land kommen. Das bedeutet, dass wir hier immer stärker unter Dichtestress leiden, dass wir auf unseren Straßen kaum noch vorwärts kommen, dass nur noch Reiche sich ein Haus leisten können, dass wir uns als Fremde im eigenen Land fühlen, dass ausländische Kriminelle sich hier sämtliche Freiheiten herausnehmen können, dass unsere Medien zu Propagandakompanien der Regierung verkommen sind. Die Lebensqualität des gewöhnlichen Biodeutschen ist in der letzten Jahren nur zurückgeangen. Gewonnen haben durch die Globalsierung ausschließlich unsere Reichen. Deswegen treten sie, wie… Mehr

MakeSense
4 Jahre her

Globalisierung ist ein zweischneidiges Schwert und wer nicht für für weitere Globalisierung ist muss nicht den Welthandel zurückdrängen wollen. Die Globale Wirtschaft führt zu Globalen Problemen, die kein Staat oder Staatenverbund mehr in den Griff bekommt. Eines der Beispiele sind die großen Internationalen Konzerne, die immer mehr Macht erlangen und denen es leicht fällt die Politik in Ihrem Sinne zu beeinflussen. Ein solcher Einfluss wirkt immer zu Lasten der kleineren Einheiten. Es kommt dabei zu Monopolen die kaum noch zerschlagen werden können. Es ist auf der Anderen Seite richtig, dass die Arbeitsteilung auf einem Globalen Markt zu Effizienzsteigerungen und zumindest… Mehr