Stadtbild-Debatte: „Ich bin die Tochter, von der Merz sprach“

Der Beitrag der behüteten Millionärstochter Luisa Neubauer zur Stadtbild-Debatte war eine organisierte Anti-Merz-Demo vor dem Brandenburger Tor: „Wir sind die Töchter.“ Auf TE berichtet eine junge Studentin über ihre Erfahrungen in einer deutschen Großstadt: „Ich bin die Tochter, von der Merz sprach.“ Sie bleibt anonym, weil sie von Linksradikalen attackiert wurde.

picture alliance / imageBROKER | Sven Scholz
Symbolbild

Ein Stadtbild ist nicht nur aus Beton und Glas gebaut, sondern aus Begegnungen und dem Respekt, den wir einander entgegenbringen. Wer glaubt, man könne all das ausblenden, was nicht ins eigene Bild passt, verkennt: Demokratie lebt von Vielfalt.

Die Debatte über das Stadtbild in Deutschland wurde nicht durch die Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz ausgelöst. Vielmehr war sie längst überfällig. Es geht nicht nur um Beton oder Straßengestaltung – unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, in dem Konflikte aufbrechen, wo Miteinander nicht selten dem Gegeneinander weicht, wo bestimmte Meinungen und Erfahrungen diskreditiert werden, auch durch Einschüchterung.

Während linke Kräfte zu Demonstrationen gegen Rechts aufrufen und sich als die Verfechter einer offenen Gesellschaft verstehen, fehlt oft der konstruktive Austausch über die realen Probleme auf der Straße und in unserer Gesellschaft.

Persönliche Erfahrungen einer jungen Frau

Als junge Frau Anfang 20 erlebe ich diese Probleme täglich, wenn ich durch die Bonner Innenstadt gehe. An U-Bahn-Stationen werde ich von jungen Männern angesprochen, die kein Deutsch sprechen, mich anstarren, auf meinen Körper fixiert sind oder mich beobachten. Worte wie „geil“ fallen, Lippen werden geleckt, sie stellen sich mir in den Weg. Häufig sind diese Begegnungen begleitet von Marihuana- oder Alkoholgeruch.

Wenn ich aus Sorge ein Taxi nehme, bekomme ich zu hören: „Ich kann dich jetzt einfach mit in die Türkei nehmen und dich heiraten, ob du willst oder nicht.“ Im folgenden Moment höre ich die Türverriegelung klicken. In diesen Momenten wird deutlich, wie unsicher öffentliche Räume für Frauen sein können.

Ich komme aus der Eifel – eine ländliche, abeschiedene Gegend. Ich dachte lange, es handele sich um Einzelfälle. Doch diese Erlebnisse wiederholen sich tagtäglich. Egal, ob Rock oder Jeans: Die Gefahr bleibt. Ich bin die Tochter, von der Merz sprach, und wer leugnet, dass solche Erfahrungen existieren, verleugnet Opfer sexueller und verbaler Gewalt.

Es geht um Integration und Werte

Frauen dürfen sich nicht wehren
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Diese Debatte dreht sich nicht um ethnische Herkunft, sondern um Männer, die unsere gesellschaftlichen Werte nicht respektieren. Frauen werden als Objekte betrachtet, Machtmissbrauch wird toleriert, und der Staat versäumt es, präventiv zu handeln und Integration zu fördern. Dennoch spielt die gezielte Abschiebung von Straftätern und jenen, die unsere Gepflogenheiten nicht respektieren wollen, nun einmal ebenfalls eine wichtige Rolle, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Wir leben in einer Zeit, in der Frauen emanzipiert sind und Kleidung frei wählen können: Doch diese Freiheit schützt uns nicht vor Belästigung. Demonstrationen, die Täter stützen, statt Opfer zu schützen, offenbaren die Doppelmoral, die in unserer Gesellschaft herrscht. Wenn dies zudem ausgerechnet von Parteien ausgeht, die zuvor die Strafbarkeit von Catcalling gefordert haben, wirkt es noch perfider.

Die Täter verachten grundlegende Werte: Sie spucken auf den Boden, werfen Müll auf die Straße, konsumieren Drogen, respektieren andere nicht.

Als Gesellschaft tragen wir eine Mitverantwortung dafür, dass es so weit kommen konnte. Und es liegt auch an uns, diese Entwicklung zu korrigieren.

Die Debatte über das Stadtbild als gesellschaftliche Frage

Die Auseinandersetzung um das Stadtbild ist eine Frage darüber, wer wir als Gesellschaft sind und wer wir sein wollen. Viele demonstrieren gegen Merz, doch dagegen zu sein, ist der einfachste Weg. Den Dialog zu führen, ist anstrengend, aber notwendig.

Es geht um Sicherheit, Ordnung, Respekt und ein Stadtbild, in dem sich Menschen jeglicher Herkunft wohlfühlen können. Dieser Ton fehlt oft in der öffentlichen Debatte  – viele schreien, wenige diskutieren sachlich.

Die Mitte stärken

Wir müssen die Debattenkultur stärken und Mut zeigen. Es geht nicht um rechts oder links, sondern um die Fähigkeit, fundiert und respektvoll zu diskutieren. Extremismus, egal von welcher Seite, schadet der Gesellschaft. Nur durch Zuhören, Verstehen und Zusammenarbeit können wir eine stabile Demokratie erhalten.

Die zentrale Frage bleibt: Lassen wir uns dadurch spalten oder entscheiden wir uns aktiv für das gemeinsame Wachstum? Die Stadtbild-Debatte war überfällig, weil sie tiefere gesellschaftliche Probleme aufzeigt. Schuldzuweisungen greifen zu kurz. Wir sollten uns der Frage stellen: Wer wollen wir in Zukunft sein? Eine Gesellschaft, in der sich jeder jederzeit vollkommen sicher fühlt, wird es nie geben. Aber wir können eine Annäherung wagen, statt uns in Aggression zu verlieren.

Ich als junge Frau fühle mich oft nicht gesehen und respektlos behandelt, wenn meine Wahrnehmung als „rechts“ abgetan wird. Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern darum, die Mitte unserer Gesellschaft zu stärken – sachlich, respektvoll und konstruktiv. Nur so bleibt unsere Demokratie stabil und unsere Stadt wirklich lebenswert.

Die junge Autorin ist Studentin, mit Interesse an Politik, Kultur und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ihr Anliegen ist es, Themen differenziert zu beleuchten und zu einem offenen, respektvollen Diskurs beizutragen. Der vollständige Name ist der TE-Redaktion bekannt.

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Kommentare ( 224 )

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224 Comments
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MartinKienzle
15 Tage her

Zitat: „Diese Debatte dreht sich nicht um ethnische Herkunft, sondern um Männer, die unsere gesellschaftlichen Werte nicht respektieren.“
Wer sind denn diese sogenannten „Männer“, „[..] die unsere gesellschaftlichen Werte nicht respektieren.“? Wenn man dies eruiert, spielt die „[…] ethnische Herkunft […]“ eine Rolle…

Kurzum: Es ist Zeit, den sogenannten „Feminismus“ zu beenden, da er junge Fräuleins wie diese Studentin in höchster Gefahr bringt, das sie allerdings selbst verkennen, das der vorliegende Artikel zum Ausdruck bringt!

Last edited 15 Tage her by MartinKienzle
moorwald
18 Tage her

Je höher man in einer Priesterhierarchie aufsteigt, desto dünner wird der Glaube an die eigene Lehre. Ganz oben dürfte es sich ann nur noch um ein reines Machtinstrument handeln.

Haba Orwell
18 Tage her

Dänemark unternimmt gerade etwas für voll korrektes Stadtbild: https://uncutnews.ch/daenische-werbung-warnt-weisse-buerger-vor-fortpflanzung-mit-anderen-weissen/ > „… Eine neue Propaganda-Anzeige, bezahlt von Dänemarks staatlichem Fernsehen und getarnt als Werbung für eine Wissenschaftssendung namens „Evolution“. … In der Werbung unterbricht ein „Experte“ ein weißes dänisches Paar, während es flirtet. Er erklärt ihnen, dass die Kriegsgeschichte Dänemarks fremde DNA in ihren Genpool eingebracht habe, die sie „vor Krankheiten geschützt“ habe. Dann vergleicht er ihre Beziehung mit Inzucht und schlägt vor, sie sollten sich neue Partner mit „exotischeren“ Genen suchen. …“ Da dunkelblond und mit blauen Augen, fühle ich mich irgendwie schuldig. Falls mich jemand mit Halle Berry verkuppelt,… Mehr

M. B.
18 Tage her
Antworten an  Haba Orwell

Sie gehören zu einer aussterbenden Spezies. Blond ist rezessiv.
Wenn sich die Dänen jetzt verstärkt dunkelhaarige Partner suchten, wäre es das nit dem dänischen Phänotyp.
Apropos Vielfalt: Mehr Vielfalt als in Deutschland kann es gar nicht geben. Von weißblond bis rabenschwarz ist alles vertreten, sogar rot. Dazwischen mein bevorzugtes schimmerndes Kastanienbraun. Das findet man kaum irgendwo. Im Süden alles schwarz, im Norden eher blond.
Der Großteil der Menschheit ist platt schwarzhaarig. Das Gerede von der Vielfalt durch Migration ist wohl eher Orwellscher Natur: Eintönigkeit ist Vielfalt.

Haba Orwell
18 Tage her

Entwarnung – das führende Land Unserer Demokratie soll auch Stadtbilder importieren; nächstes Jahr bereits 350.000: https://uncutnews.ch/der-ukraine-wird-frisches-blut-zugefuehrt-selenskyj-ist-bereit-morgen-350-000-migranten-aufzunehmen/ > „Der Ukraine wird frisches Blut zugeführt: Selenskyj ist bereit, morgen 350.000 Migranten aufzunehmen … Der Präsident versprach den Europäern, auch ihre Obdachlosen aus Afrika und Asien aufzunehmen. Allerdings gegen Zuschüsse. …“ Da die Hälfte der Stadtbilder nicht arbeitet und das Banderastan mittlerweile fast komplett aus dem Westen alimentiert wird, hat der Klavierspieler sich wohl gedacht, er macht noch ein Geschäft dabei. Ich wäre gespannt, wie die White-Power-Asows reagieren, wenn sie plötzlich auf Schwarze oder Afghanen treffen. Russen wollten die nicht haben, dafür bekommen… Mehr

Edwin Rosenstiel
18 Tage her

Die Steigerung dessen, was die Autorin hier gesagt hat: Diese Debatte dreht sich nicht um ethnische Herkunft, sondern um Männer, die unsere gesellschaftlichen Werte nicht respektieren. Frauen werden als Objekte betrachtet, Machtmissbrauch wird toleriert, und der Staat versäumt es, präventiv zu handeln und Integration zu fördern. kommt von der behüteten Millionärstochter Luisa Neubauer in der WELT: ==>„STADTBILD“-DEBATTE „Das Problem heißt Männer“, sagt Neubauer – Merz will Frauen-Brief nicht kommentieren.Anstatt auf die in der Mehrzahl „bekannten“ Täter einzugehen, versucht sie, die Taten allen, vor allem deutschen Männern in die Schuhe zu schieben. (Nicht zuletzt deshalb gibt es ja auch die Turbo-Einbürgerung:… Mehr

moorwald
18 Tage her

Es ist sicher kein Zufall, daß sich die Debatte um Massenzuwanderung gerade am „Stadtbild“ entzündet.
Im öffentlichen Raum tritt dem Eingeborenen das absolut Fremde am sinnfälligsten entgegen, erfährt er hautnah, aus seiner Heimat verdrängt zu werden.
Jede Gesellschaft verträgt nur ein gewisses Maß an „Vielfalt“. Das eigentliche Bindemittel ist die Übereinstimmung in Sitten, Traditionen , Rechtstreue…in dem, was man im weitesten Sinne Kultur nennt.
Und die wird nun in Deutschland leichtfertig verspielt. Das Ende kann nur ein Zerfall des Gemeinwesens Bundesrepublik Deutschland sein. Wozu dann noch der wirtschaftliche Niedergang und mit ihm der Zusammenbruch des Sozialsystems kommen.
.

Last edited 18 Tage her by moorwald
Dundee
18 Tage her

Wirklich ergreifend. „Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern darum, die Mitte unserer Gesellschaft zu stärken – sachlich, respektvoll und konstruktiv.“ Das wird die Woken und besonders die Migranten schwer beeindrucken. Jetzt – nach diesem Artikel – wird alles besser. Ich kann schon sehen wie es besser wird. Wir schaffen das! Nee, liebe farblose, wohlerzogene, angepasste junge Frau aus gutgutem Hause – es geht um richtig oder falsch! Ganz einfach darum geht es. Es geht um den kleinsten Nenner bei den tausenden, täglichen, kleinen und großen Konflikten, „im täglich auszuhandelnden Miteinander“. Wenn Sie jedoch selbst nicht bereit sind für… Mehr

Last edited 18 Tage her by Dundee
Heinrichg
18 Tage her

Es wäre interessant zu wissen, welche Partei die junge Dame wählt.

Wursthans
18 Tage her

Von welcher Demokratie spricht die junge Frau?

Aelin
18 Tage her

„Als Gesellschaft tragen wir eine Mitverantwortung dafür, dass es so weit kommen konnte.“ Als Studentin in der Hauptstadt in meinen Zwanzigern lehne ich diese Unterstellung aufs Schärfste ab. Ich teile viele der beschriebenen Eindrücke der Autorin, empfinde sie leider fast als gemäßigt im Vergleich zu dem, was ich in meinem Bekanntenkreis sonst so mitbekomme. Die „Mitverantwortung“ trägt allerdings allen voran ein sehr spezifischer Teil der Bevölkerung. Das sind zum Einen tatsächliche Verantwortungsträger in Politik und Justiz, die ein konsequentes Leugnen und Verharmlosen dieser Zustände zu ihrer beruflichen Bestimmung gemacht haben. Den anderen, in meinen Augen viel verwerflicheren Teil, stellen die… Mehr

Thomas
18 Tage her
Antworten an  Aelin

„Wir haben als Gesellschaft versagt“.

Wursthans
18 Tage her
Antworten an  Thomas

Wohlstand trägt immer Dekadenz in sich.
Die Meisten waren bereit für ein Linsengericht
alles und jeden zu verkaufen.
Nun hamma´ den Salat.