52 Prozent mehr Gewalttaten: Waffenverbot in Berlins S-Bahn

Keine Messer, Schlagringe, Armbrüste und Reizgas: In mehreren Berliner Bahnhöfen gilt ab dem 26. Mai ein temporäres Waffenverbot. Die Zahl der Gewalttaten auf Bahnanlagen steigt seit Jahren stark an. Aber sind tatsächlich die Waffen das Problem?

picture alliance/dpa | Annette Riedl

Ab dem 26. Mai gilt in Berlin eine neue Allgemeinverfügung, die Waffen vor allem in besonders frequentierten Bahnhöfen verbietet. Das betrifft under anderem etwa den Hauptbahnhof, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Südkreuz, Gesundbrunnen und den Ostbahnhof. Auch Stationen wie Zoologischer Garten, Warschauer Straße und Lichtenberg stehen auf der Liste, berichtet die Berliner Zeitung. In diesen Bereichen ist das Mitführen gefährlicher Gegenstände untersagt. Wer dagegen verstößt, muss mit der Beschlagnahmung der Gegenstände und einem Zwangsgeld rechnen.

Zu den verbotenen Objekten zählen nicht nur klassische Waffen wie Messer, Pistolen oder Schlagstöcke, sondern auch Gegenstände, die potenziell als Waffen missbraucht werden können – darunter Schraubendreher, Eispickel, Baseballschläger, Armbrüste, Bögen oder Reizgas. Die Definition der Polizei: alles, was „objektiv geeignet ist, erhebliche Verletzungen herbeizuführen“.

Zahl der Straftaten auf Bahngelände deutlich gestiegen

Die Bundespolizeidirektion Berlin begründet die Maßnahme mit einem „kontinuierlichen Anstieg an Gewaltdelikten“ auf Bahnanlagen. 2023 wurden insgesamt 4184 Straftaten in Berliner Bahnhöfen und Zügen registriert – sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders alarmierend: Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist das ein Anstieg von 52 Prozent.

Allein 3450 Taten ereigneten sich im vergangenen Jahr in Bahnhöfen, mehr als 80 Prozent davon waren Gewaltdelikte. Oft kamen Messer, Reizgas oder ähnliche Gegenstände zum Einsatz. Besonders häufig betroffen: der Berliner Hauptbahnhof. Dort registrierte die Polizei 2023 764 Gewaltdelikte, mehr als an jedem anderen Bahnhof in Deutschland.

Bereits im April hatten sich die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Deutsche Bahn, die Bundespolizei und die Senatsverkehrsverwaltung darauf verständigt, ein generelles Waffenverbot im öffentlichen Nahverkehr einzuführen. Eine entsprechende Verordnung befindet sich derzeit in Vorbereitung. Anlass war ein erschütternder Vorfall am U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz: Ein 43-jähriger Mann hatte dort einen Passanten mit einem Messer tödlich verletzt und war anschließend von der Polizei erschossen worden, als er auch diese angriff.

Die Bundespolizei sieht im temporären Waffenverbot ein wichtiges präventives Signal: „Wir wollen zeigen, dass Bahnhöfe keine rechtsfreien Räume sind“, hieß es aus Behördenkreisen. Mit verstärkter Präsenz und gezielten Kontrollen wolle man potenzielle Täter abschrecken – und das Sicherheitsgefühl der Reisenden stärken.

Ob das Waffenverbot nach dem 30. Juni verlängert wird oder in eine dauerhafte Regelung mündet, ist derzeit noch offen.

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Kommentare ( 61 )

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Eberhard
28 Tage her

In der Aufzählung von als Waffe geeignet, fehlt das Hauptglied, der Mensch. Wie realitätsfern und einfältig sind doch die Politiker, die uns über Jahrzehnte diese heutige Gesellschaft trotz aller Warnungen eingebrockt und bis vor ganz kurzer Zeit noch schöngeredet haben? Wer auch die Halunken der Welt zum Kommen eingeladen hat, will sie nun mit schönen Worten zum Stille halten in sogenannten Waffenverbotszonen bewegen. Wie dämlich muss man sein, um daran zu glauben? Was Hänschen nicht gelernt, lernt Hans nimmermehr, behauptet eine alte deutsche Volksweisheit. Alle hätten es wissen können und müssen. Aber was sind das Volk und damit auch alte… Mehr

Or
28 Tage her

„Aber sind tatsächlich die Waffen das Problem?“

Reichlich naive Frage. So könnte ich auch fragen „Sind Autos schuld an den Unfällen ?“ oder „Sind Kugelschreiber schuld an den Schreibfehlern ?“.

Sterling Heights
28 Tage her

Es wird sich nichts ändern. Die mediale Volksverbloedung funktioniert immer noch recht gut. Das Gewaesch der 2/7 Theolog*in KGE und das von Politolog*in Wissler u. v. a. schadet der Gesundheit. Es sei denn, man frohlockt in NGOs.

Phil
28 Tage her

Die 10 gefährlichsten Städte in den USA werden durchwegs von Demokraten regiert. Anzunehmen das ein rigoroses Waffengesetz die Kriminalitätsrate in einer sich durch falsche Anreize und eine realitätsferne Politik auszeichnenden Stadt zu ändern vermag, ist etwa ähnlich bescheuert wie die Annahme, dass einem der Regenschirm beim Tauchen vor Wasser schützt.

Das selbe gilt auch für das grünrotwokeversiffte Berlin.



Deutsche
28 Tage her

Wir „kontrollieren“ jetzt diese unverträgliche Migration. So bringt man Leute „auch in Arbeit“, jetzt wo die Industrie systematisch ruiniert wird.
Man könnte verzweifeln. Nur nicht das echte Problem anfassen.
„Konsumausgaben“ ohne etwas zu schaffen. Total „nachhaltig“.
Ich will wieder in einer vernünftigen Welt leben.

Moses
28 Tage her
Antworten an  Deutsche

Echte Probleme anfassen? Es ist oft gefährlich die bloß laut auszusprechen.

Zack
28 Tage her

Über jedes Schild mit der Aufschrift „Waffenverbotszone“ oder ähnliches lachen sich die Verbrecher kaputt!
Ich kann mir auch ein Schild ans Haus hängen mit „bitte nicht einbrechen“, ob das was hilft?🤦‍♂️

Es läuft so in der Realität:
Verbrecher halten sich grundsätzlich nicht an Schilder.
Und ehrliche Mitbürger und Schutzbedürftige haben nichts mehr womit sie sich eventuell verteidigen könnten!

cernunnos
28 Tage her
Antworten an  Zack

Und ehrliche Mitbürger und Schutzbedürftige haben nichts mehr womit sie sich eventuell verteidigen könnten!“

Darum geht es dabei ja auch.

JoergJ.
28 Tage her

Naja, kontrolliert werden dann alte Opas und Omas, aber keine Neubürger, Wetten. Den da steht sofort der Clan auf der Matte, davor haben unsere Polizisten Angst und es wäre Rassismus.
Daher lieber, brave Rentner und Steuerzahler, gängeln.

Polit-Legastheniker
28 Tage her
Antworten an  JoergJ.

Hahaha. Ein Hausmeister mit seinem Werkzeugkasten wird zwangsentwaffnet weil sich dort Massenvernichtungswaffen (5 Schraubenzieher) befinden!
1000€ pro Schraubenzieher für die Staatskasse.

Last edited 28 Tage her by Polit-Legastheniker
Or
28 Tage her
Antworten an  Polit-Legastheniker

Noch vor 10 Jahren hätte ich Ihren Post für Ironie gehalten.
Aber in Zeiten der Massenverblödung und des galoppierenden Irrsinns, bin ich mir nicht mehr sicher, ob Sie die Realität beschreiben.

Lizzard04
28 Tage her

Das beste Deutschland, das es jeh gab eben! Nicht wahr Herr Steinmeier. Fragt sich nur, warum Hans, Franz und der Thorsten plötzlich eine derartige Bedrohung im öffentlichen Raum darstellen? Die waren doch früher nicht so!🫣

Silverager
28 Tage her

Es ist (mit einigen Ausnahmen) generell verboten, Waffen mit sich herumzutragen.
Die braven deutsche Bürger halten sich devot daran.
Die Kriminellen, die sich illegal jede Waffe besorgen können, lachen darüber.
Auf den Bahnhöfen werden – wegen racial profiling – am besten nur Deutsche kontrolliert. Und wehe, wenn die Oma ein Obstmesserchen oder gar (horribile dictu !) ein Schweizer Taschenmesser bei sich trägt.

John Beaufort
28 Tage her

Alles, was „objektiv geeignet ist, erhebliche Verletzungen herbeizuführen“, wird also verboten. Dazu müssten dann auch gläserne Wasserflaschen, Thermoskannen, klassische Regenschirme mit Holzgriff, Laptops (Haben Sie mal ein Macbook schwungvoll mit der Kante über den Kopf gezogen bekommen? Übel!), Brotboxen aus Edelstahl und spitze Bleistifte zählen.

Last edited 28 Tage her by John Beaufort