„Impfdurchbrüche“ rauf, Krankenhausbelegung runter

Gesundheitsminister Jens Spahn stellt das Ende der „epidemischen Notlage“ in Aussicht. Grund sei unter anderem die hohe Impfquote. Während die Krankenbettauslastung tatsächlich sinkt, mehren sich die Fälle von „Impfdurchbrüchen“.

IMAGO/IPON
Pandemie-Ende oder doch eher Pandemie-Ente? Der scheidende Gesundheitsminister Jens Spahn stellt das Ende der „epidemischen Notlage nationaler Tragweite“ ab 25. November in Aussicht. Sie soll dann im Bundestag nicht mehr verlängert werden. Die Entscheidung ist allerdings bereits eine Sache des neuen Bundestages, in dem die CDU voraussichtlich in der Opposition sitzen wird. Und Spahn schränkt ein: Natürlich sollen 3G- und AHA-Regeln inklusive Maskenpflicht weiterhin bestehen. Quintessenz: der Ausnahmezustand de jure vorbei, die Maßnahmen de facto nicht.

Spahn begründet seinen Vorstoß mit der aktuellen Impfquote. Das Robert-Koch-Institut stuft die Gefährdungslage für geimpfte Personen und die Gefahr einer Überforderung des Gesundheitssystems mittlerweile nur noch als moderat ein. Tatsächlich meldet das Deutsche Ärzteblatt, dass die Bettenauslastung auf einem „Rekordtief“ sei. Die stationären Fallzahlen seien von Januar bis Mai 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gesunken und um 20 Prozent im Vergleich zu 2019. Zudem meldet das offizielle Publikationsorgan der Bundesärztekammer: „In ähnlicher Größenordnung wie die Fallzahlen sind auch die Verweildauertage zurückgegangen, nämlich im DRG-Bereich um 6 Prozent gegenüber 2020 und um 20 Prozent gegenüber 2019.“ Die Bettenauslastung falle dabei in kleineren Krankenhäusern geringer aus als in den mittleren oder größeren.

Das andere Gerüst der Spahn’schen Erklärung ist dagegen schon wackliger. Man freut sich über die hohe Impfquote, während die Frage, warum die falschen Zahlen so lange unhinterfragt blieben, elegant unter den Teppich gekehrt wird. Dass die Corona-Impfung dabei nicht immer hält, was sie verspricht, zeigt sich in jüngster Zeit an mehreren „Impfdurchbrüchen”. Die Seite des Bundesgesundheitsministeriums „Zusammen gegen Corona“ schreibt explizit: „Ein genereller Schutz vor Ansteckung wurde in den zulassungsrelevanten klinischen Prüfungen nicht ermittelt. Hierzu werden unter anderem in epidemiologischen Studien während der Anwendung in der Bevölkerung Erkenntnisse gesammelt.“

Zu diesen Erkenntnissen gehört ein Corona-Ausbruch in einem Regensburger Club. In einer Gruppe von zehn Personen, die sich am 2. Oktober in einer Diskothek getroffen hatten, wurden neun positiv auf das Virus getestet. Sechs von diesen waren vollständig geimpft. Von ihnen zeigen wiederum nur drei Erkältungssymptome. Das passt in das Narrativ des Gesundheitsministeriums: „Positive PCR-Tests können trotz Impfung vorkommen. Sie beweisen bei fehlenden Symptomen die gute Wirksamkeit der Impfung unter Personen, die häufig besonders schwer erkranken würden.“

Um den Impfschutz nachzubessern, wird deswegen derzeit vielfach eine Drittimpfung in Erwägung gezogen oder sogar empfohlen. In einem Stuttgarter Pflegeheim, in dem sechs Bewohner und drei Beschäftigte positiv auf Corona getestet wurden, hatten die meisten Betroffenen eine solche Drittimpfung erhalten. Eine Person musste auf die Intensivstation, eine 90-jährige ist verstorben. Laut Gesundheitsamt hatte sie „schwere Vorerkrankungen“. Spahn kann dennoch damit auftrumpfen, Deutschland in seiner Amtszeit „in die Freiheit rausgeimpft“ zu haben. Hauptsache, die Botschaft stimmt. Die Folgen seiner Politik darf dann der Nachfolger tragen.

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Kommentare ( 151 )

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caesar4441
1 Jahr her

„Ein genereller Schutz vor Ansteckung wurde in den zulassungsrelevanten klinischen Prüfungen nicht ermittelt.“
Frage mich wovor schützt die Impfung eigentlich?

ratio substituo habitus
1 Jahr her
Antworten an  caesar4441

Vermutlich Abgeordnete und Minister vor der zu erwartenden Altersarmut.

Mausi
1 Jahr her

Und jetzt will man das Immunsystem der Kinder durch Luftfilterin den Schulen völlig herunterfahren! Das kann doch alles nicht sein. Immunsysteme müssen trainiert werden!

Last edited 1 Jahr her by Mausi
Hannibal Murkle
1 Jahr her

Langsam hat wirklich jeder die Hysterie satt – außer einer Person:

„Dass Herr Lauterbach warnt, wissen wir ja, darauf würde ich nicht viel geben“

https://www.welt.de/politik/video234516674/WELT-Herausgeber-Stefan-Aust-zur-Corona-Pandemie-Ampel-Verhandlungen-und-Fluechtlingen.html

„… „Es wird Zeit, dass wir uns neu orientieren“, sagt WELT-Herausgeber Stefan Aust zum Ende der epidemischen Lage. Das wichtigste sei, sich mit der Realität auseinander zusetzten. Das sei nun auch die Aufgabe der neuen Regierung: Etwas von den Träumen wegkommen …“

K.Behrens
1 Jahr her

Bisher wurde jeder neue verschärfte Entwurf des sogenannten Infektionschutzgesetzes durch den Bundestag gejagt, so das Personal überhaupt anwesend war und mehrheitlich gerade von SPD und Grünen durch gewunken. Entsprechend bleibt dieses Gesetz auch mit den aktuell gewählten Berliner Verwaltungs-Bürokraten bestehen und kann immer wieder aus der Schublade gezogen werden. Ein Freifahrtschein für jede neue politisch konstruierte gesundheitliche Bedrohung und klar darauf abgestellt, die Bevölkerung mit Maske und fragwürdigen Impfungen unter Kontrolle zu bringen. Allein das verordnete Tragen einer Maske wird alle von jung bis alt weiter zermürben und muss zwingend ab sofort auf freiwillige Basis gestellt werden!

Karina Gleiss
1 Jahr her
Antworten an  K.Behrens

Dieser im Gesetz versteckte Klopper wird künftig regelmäßig zum Einsatz kommen, wenn mal wieder die Klimarettung ansteht – also eigentlich immer. Und die Maskerade dient dazu, die Sklaven als solche zu kennzeichnen. Aber Michel und Micheline scheinen das ja mittlerweile schick zu finden. Schließlich retten sie ja die ganze Welt.
Wen interessiert dabei denn, dass Kinder durch den Stoffetzen im Gesicht dauerhaft physisch und psychisch geschädigt werden?

Last edited 1 Jahr her by Karina Gleiss
Luke
1 Jahr her

Wenn Spahn sagt, dass 1 + 1 = 2 ergibt, werde ich den Taschenrechner herausholen und das nachrechnen. Wenn 2 rauskommt, muss der Taschenrechner kaputt sein.

Diesem Typen werde ich nie wieder ein einziges Wort glauben.

Last edited 1 Jahr her by Luke
R.Baehr
1 Jahr her

Der Spahn ist schlicht und ergreifend ein Verbr…………das Ende der epedemischen Notlage in Aussicht stellen und gleichzeitig alle Beschränkungen weiterlaufen lassen, ich wünsche mir nur eines, das der noch die Quittung für seine Maßnahmen beizeiten bekommt. Und sein treudummes Grinsen immer in die Kameras ist wahrlich schwer verträglich aber verständlich, der lacht sich über die dummen Wähler kaputt die ihm u.a. den Erwerb einer Villa für kolpotierte 3,15 Millionen € in einer sogen. P(l)andemie ermöglich haben indem sie einen solchen Totalversager und seine Partei gewählt haben.

Sani58
1 Jahr her
Antworten an  R.Baehr

Ja aber vielleicht demnächt Parteivorsitzender, (will er sich nicht zur Wahl stellen) ….Und das ist gut so.

Karina Gleiss
1 Jahr her
Antworten an  R.Baehr

Die Strafe für ihn (und nicht nur ihn) wird sein, vermutlich nie mehr ohne Bodyguard einen Schritt vor die Tür wagen zu können. Auch eine Form von Lockdown.

pbmuenchen
1 Jahr her

Der Versager ahnt wohl bereits, dass er bald mit dem Rücken zur Wand stehen wird.

Bummi
1 Jahr her

Der Staat ist pleite, die alten Menschen sterben trotzdem.

Julischka
1 Jahr her
Antworten an  Bummi

Und das obwohl alle (Heuchler) doch so „solidarisch“ waren!

Orlando M.
1 Jahr her

Wenn Ungeimpfte (nette un-Wortschöpfung) eine enorm große Gefahr für die Gesellschaft darstellen und sie hindern, wieder zum Normalzustand zurückzukehren, wie groß ist dann wohl erst die Gefahr durch Impfdurchbrecher, die es nicht bemerken, dass sie infiziert sind? Ungeimpfte (nette un-Wortschöpfung, Dankeschön!) haben immerhin noch Krankheitssymptome, sodass die Gefahr nur von denen ausgeht, die sich trotz eindeutiger Symptome in die Öffentlichkeit begeben. Stellt da ein Impfdurchbrecher mit vielen Kontakten, der seine Infektion nicht bemerkt hat (siehe die 2G-Party in Münster, von den infektiösen Geimpften hat es wenigstens ein Drittel nicht bemerkt) nicht die sehr viel größere Gefahr für die Gesellschaft dar?… Mehr

Johann P.
1 Jahr her

Was sich dieser warme Bankkaufmann in seiner Funktion als Gesundheitsminister geleistet hat und (geschäftsführend) immer noch leistet, ist wahrlich eine Schande. Nicht nur einen Großteil der Bevölkerung hat er mutwillig und wider besseres Wissen fast zwei Jahre lang in Panik versetzt, sondern auch das Vertrauen ins Gesundheitswesen allgemein aufs schwerste beschädigt. Praktische Krisenbewältigung stand dabei nie auf seiner Agenda, dafür umso mehr sein persönliches politisches, gerne auch finanzielles „Weiterkommen“. In einem Rechtsstaat müsste, spätestens jetzt, am Ende seines Wirkens, eine juristische Aufarbeitung seiner Amtszeit erfolgen, was jedoch so gut wie ausgeschlossen ist. Vielmehr wird er in seiner ruinierten Partei schon… Mehr