Historiker Rödder: Union sollte von Trump lernen

Der frühere Vorsitzende der CDU-Grundwertekommission Andreas Rödder rät seiner Partei, weniger Rücksicht auf die Medien zu nehmen. Mit Grünen oder SPD als Partner sieht der Historiker keine Chance auf eine echte Wende.

IMAGO/IPON

Mainz. Der Union rät der frühere Chef der CDU-Grundwertekommission, der Historiker Andreas Rödder, offensiv Wahlkampf für eine schwarz-gelbe Koalition zu machen. In Koalitionen mit SPD oder Grünen werde es der Union nicht gelingen, in wesentlichen Punkten wie der Migrations- und Energiepolitik eine Trendwende einzuleiten. „Wenn eine neue Regierung keine deutliche Trendumkehr bewirken und sich von der Ampel nicht grundsätzlich unterscheiden würde, dann würde das nicht nur zu einem Problem für die Union, sondern auch für die Demokratie“, warnt Rödder im Gespräch mit der Januar-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick.

Dass es aktuell in Umfragen keine Mehrheit für eine Koalition aus Union und FDP gebe, sei kein Hindernis. „Mehrheiten sind nicht statisch, sie wollen gewonnen werden. Also müssen bürgerliche Parteien für ein schwarz-gelbes Reformprojekt kämpfen, jede für sich, aber mit diesem gemeinsamen Ziel“, so Rödder. „Das wäre übrigens auch eine Perspektive, um enttäuschte Nicht- oder Protestwähler zurückzugewinnen.“

Skeptisch sieht Rödder Koalitionen mit SPD und Grünen. „Mit der SPD mag man sich in Migrations- und Energiefragen entgegenkommen können, eine bürgerliche Reform der Sozialsysteme und eine westorientierte Außenpolitik wird mit ihnen nicht möglich sein“, so Rödder. „Mit den Grünen mag eine Reform der Sozialsysteme möglich sein, Migration und Energie sind für sie ideologische Glaubensfragen – und die Planwirtschaft die Konsequenz ihrer Vorstellungen. Diese Unterschiede aus Koalitionskalkül kleinzureden wäre fatal.“

Fazit: Die Union sollte sich weniger um die öffentliche Meinung kümmern, sondern für ihre Ziele eintreten. „Es gibt tatsächlich eines, was man von Donald Trump lernen kann: sich über die Meinung und die Kommentierung der etablierten Medien keinen Kopf zu machen und sehr konsequent zu dem zu stehen, was man selbst vertritt.“


Das ganze Interview in Tichys Einblick 01-2025 >>>

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Kommentare ( 75 )

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Sonny
1 Monat her

Welche Ziele sind denn die Ziele der cdu?
Da hängt Herr Rödder wohl in der Vergangenheit fest.
Die j e t z i g e n Ziele der cdu sind das Altparteienkartell. Andere Ziele haben sie kaum. Es geht nur noch um persönliche Profilierung und Bereicherung.
Der Staat, der Bürger, der Wohlstand: Das alles ist völlig unwichtig geworden in der cdu.

Ernst K.
1 Monat her

Herr Rödder ist zweifelsohne ein kluger Kopf. Traurig ist, daß er nicht den Mut aufbringt, auch die Konsequenzen zu beschreiben.

Deutschland geht es sehr, sehr schlecht.
Die CDU hat die Möglichkeit, durch Koalition mit der AfD die dringendsten Probleme Deutschlands anzugehen. Mit SPD und den Grünen geht das so gut wie gar nicht.
Wäre Herr Rödder ehrlich und hätte für ihn Deutschland, nicht die Brandmauer, Priorität, würde er genau das seiner Partei ins Pflichtenheft schreiben – und nicht darüber spekulieren, was mit Roten oder Grünen vielleicht doch noch durchsetzbar wäre.

Armin Reichert
1 Monat her
Antworten an  Ernst K.

Warum ist jemand, der völligen Unsinn von sich gibt, „ein kluger Kopf“?

Last edited 1 Monat her by Armin Reichert
Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Armin Reichert

Gute Frage.
Aber das ist es ja, was irritiert. Dass einer, dem man Klugheit zuschreiben muss, sich dennoch auf solch Schmierentheater einlässt und mithilft, den Souverän hinter der Fichte zu halten.
Das ist mithin verwerflicher, als wenn es einer täte, der dumm wäre – oder?
Ob er in diese Kategorie passt? Wer kann es wissen? Der Pole Andrzej Łobaczewski schrieb über „Politische Ponerologie, eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke“. Das Buch ist, wie mehrere Interviews dazu, im www in Gänze zu finden: https://kritisches-netzwerk.de/sites/default/files/andrzej_lobaczewsk_-_politische_ponerologie_-_eine_wissenschaft_ueber_das_wesen_des_boesen_und_ihre_anwendung_fuer_politische_zwecke_2.pdf
Aber wer mit den Wölfen heult…

Ernst K.
1 Monat her
Antworten an  Armin Reichert

Klug heißt nicht unbedingt, auch ehrlich zu sein.

Armin Reichert
1 Monat her
Antworten an  Ernst K.

Das kommt auf die Umstände an, etwa, ob ich beim Aussprechen der Wahrheit etwas zu befürchten habe, so wie in „Unsere Demokratie“.

November Man
1 Monat her

Die CDU zählt mittlerweile zu den Linksextremisten im linksgrünen Lager. Trump dagegen wird von linksgrünen Politikern, von den linksradikalen Kartellparteien und in der vereinigten deutschen rotgrünen Lügenpresse als Rechtsradikaler gehandelt. Und die deutschen Linksextremisten und die Lügenpresse fühlen sich Trump überlegen. Außerdem sind Linksextremisten grundsätzlich absolut lernresistent.

Kaesebroetchen
1 Monat her

Ich denke nicht, dass die CDU sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen und wieder eine normale, konservative Partei werden kann.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Kaesebroetchen

Wiki schreibt über die ddr-cdu so: „Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands[3] (CDU) – kurz auch als Ost-CDU oder auch CDUD bezeichnet – war eine Blockpartei in der DDR. Im Juni 1945 als überkonfessionellechristlichepolitische Partei in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gegründet, hatte sie sich bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens der SED unterordnen müssen. Sie ging 1990 in der gesamtdeutschen CDU auf.“ Und über die SED: „Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war eine marxistisch-leninistischePartei, die 1946 in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und der Viersektorenstadt Berlin aus der Zwangsvereinigung von SPD und KPD hervorging und sich anschließend unter sowjetischem Einfluss zur Kader-… Mehr

bfwied
1 Monat her

Tut mir leid, aber was für Überzeugungen hat denn die CDU? Welche „Werte“? Ich sehe keine. Merz redet in Fensterreden ganz anders als hinter dem Fenster. Am Fenster redet er von Rücknahme der Grünen-Gesetze, von allen, hinter dem Fenster kungelt der doch schon Posten für die Grünen aus. Sie haben in der Sache recht, was die tun sollten, aber ich vermisse den Blick auf die Realitäten, indem Sie davon ausgehen, dass die CDU Werte hätte, die sie nur vertreten müssten. Nein, die haben die nicht, Merkel hatte gelernt, wie man manipulativ vorgeht, um ein Volk zu beherrschen, sie war nicht… Mehr

ErwinLoewe
1 Monat her

Das beste ist eine Koalition CDU/CSU und AfD. Vizekanzlerin und Bundesfinanzministerin: Alice Weidel. Mit der FDP koalieren, bedeutete den Bock in die Bundesregierung zu holen, der aus Machtgründen die Ampel ermöglichte und der zu feige war, nach spätestem einem Jahr aus der Ampelkoalition auszutreten. Erinnern möge man sich auch, dass die FDP am 30.06.2011 im Bundestag Merkels Kernkraftausstieg besiegelte, die FDP in der Ampel das Gebäudeenergiegesetz mit beschloss und die FDP die Stilllegung der konventionellen Kraftwerke und der Kernkraftwerke ebenfalls mit beschloss. Die Lindner-FDP taugt nichts. Sie schadet Deutschland. Leider schadet auch die Union Deutschland, solange sie lieber mit der… Mehr

Armin Reichert
1 Monat her
Antworten an  ErwinLoewe

Sie meinen also, eine Regierung aus einem CDU-Kanzler, der die globalistische Agenda 2030 durchpeitschen will und einer AfD-Vizekanzlerin, der dieses Agenda bekämpfen will, sei die Lösung? LOL.

Freigeistiger
1 Monat her

Immerhin hat auch Her Rödder erkannt, daß die CDU mit SPD oder gar Grünen die erforderliche politische Wende nicht hinkriegt. Aber mit der FDP soll das gelingen? Für die Wende müßte sich die vergrünte und us-hörige Merz-CDU ganz neu aufstellen und das geht nur mit Annäherung an die AfD. Ergo Abriss der Brandmauer und Bildung einer Koalition mit der AfD, um Politik zum Wohl der deutschen Bevölkerung und Wirtschaft zu machen.
Das wäre es, was man von Trump lernen kann.

Kassandra
1 Monat her

Auf einer Lesung um 2015 herum, jedenfalls nach Merkels Coup, habe ich Herrn Rödder als Mann der Vernunft einschätzen gelernt. Weshalb er an dem Konstrukt „Union“ festhält, ist mir mehr als unverständlich. Bernd Zeller schreibt: „Samstag, 14. Dezember 2024 Mobilisierungen tagesschauder, 11:33h Zwei was von der CDU, da wäre die Thüringer, die einen stellt, der sich den Titel Ministerpräsident geben kann. Meldungen ist zu entnehmen, dass Posten von Staatssekretären nicht neubesetzt werden. Die alten werden übernommen. Es gab mal eine Rüge des Rechnungshofes wegen Postenvergabe nach parteibedingter Unfähigkeit, da, wo es überdeutlich wurde. Mit denen wird gearbeitet. Das war Teil… Mehr

Last edited 1 Monat her by Kassandra
Martin Mueller
1 Monat her

Ein politischer Wechsel wäre sofort möglich, die AfD ist da.
Eine Partei, die vom politischen Establishment, einschließlich Union, als rechtsextrem stigmatisiert wird. Wo ist der Beweis? Erkennbaren Schaden für unser Land haben bisher die etablierten Parteien angerichtet.
Also wäre es für einen politischen Neustart der CDU folgerichtig logisch, dass man mit der Partei zusammenarbeiten, mit der man die 3, 4 , 5 großen Probleme lösen könnte.
Eine pilitische Mehrheit wäre ja da.

Die CDU sperrt sich vor der Brandmauer quasi selbst ein und sperrt 20% der Wähler, der Demokratie aus. Zum Wohlwollen und Machterhalt von Rotgrün.

Johann Thiel
1 Monat her

Wie nah muss die Schaukel eigentlich an der Wand stehen, um auf solche Ideen zu kommen. Aber gut, CDU halt.