Tichys Einblick
"Gesunde Erde – Gesunde Menschen"

Hirschhausen: Mit Gates und Öko-Lobby für den „Hitzeschutz“

Eckart von Hirschhausen nennt sich selbst „Hitzehasser“. Seine Stiftung kämpft an der Seite von NGOs, die als Initiatoren des Hitzeschutzplans fungierten. Finanziert wird dieser Kampf von alten Bekannten – und Bill Gates.

Treffen zwischen Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Eckart von Hirschhausen am Rande der Bundespressekonferenz zum Hitzeschutzplan am 13. Juni 2023

IMAGO / Metodi Popow
Nach Corona hat Eckart von Hirschhausen ein neues Betätigungsfeld entdeckt: den Hitzeschutz. Ob bei „Scientists for Future“ oder „Health for Future“, Hirschhausen erteilt Grußworte, oder spricht bei Veranstaltungen der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) – die bekanntlich den Hitzeaktionstag mitausgedacht hat und ein Initiator für einen „Nationalen Hitzeschutzplan“ war. Bereits 2020 bekannte Hirschhausen: „Ich hasse Hitze! Meine persönliche Meinung.“ Im selben Jahr gründete Hirschhausen seine eigene Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ (GEGM).

Die Agora: Woher sie kommt, wer sie bezahlt 9
„Nationaler Hitzeaktionsplan“: Die Öko-Lobby hat wieder ihre Finger drin
Die Stiftung ist eng mit dem Netzwerk von KLUG verknüpft. Sie ist Mitglied bei KLUG und ist in einem Bündnis mit „Health for Future“, dem aktivistischen Pendant zu „Fridays for Future“. Auch Health for Future ist eine KLUG-Gründung. Das Konzept der „Gesunden Erde“ im Stiftungsnamen erinnert frappierend an das der „Planetary Health“. Neuerlich ein Kernpunkt von KLUG bzw. dessen Think-Tank Center for Planetary Health Policy (CPHP). Das Konzept sieht vor, dass Prävention statt Krankheitsbehandlung priorisiert werden muss:

„Für alle Akteure im Gesundheitswesen gilt das Prinzip des ‚Nicht-Schadens‘, das im Anthropozän erweitert werden muss: Schaden an der Umwelt muss für Gesundheit vermieden und Prävention statt Krankheitsbehandlung priorisiert werden.“

Doch nicht nur die Ziele teilen KLUG und GEGM. Hirschhausens Stiftung zählt drei bedeutende Förderer auf, von denen zwei exakt mit denen übereinstimmen, die eine zentrale Rolle in der Öko-Lobby einnehmen: die Mercator Stiftung und die European Climate Foundation. Mercator hat an diese Stiftung allein für den Zeitraum vom 1. Januar 2022 bis zum 31. Dezember 2023 stolze 780.000 Euro bewilligt. Angesichts dessen, dass die Stiftung erst seit drei Jahren besteht und nur elf Personen als Mitarbeiter aufführt – eingedenk der Tatsache, dass Hirschhausen nach eigenen Angaben keinen finanziellen Nutzen aus der Stiftung zieht –, ist das eine ordentliche Summe.

Der andere großzügige Geldgeber ist bekanntlich die Bill & Melinda Gates Foundation aus den USA. Sie bewilligte ab dem März 2021 rund 1,4 Millionen Dollar an die Hirschhausen-Stiftung. Nochmals rund 400.000 Dollar bewilligte die Gates-Stiftung im Mai 2022. GEGM ist sich über die delikate Connection in Corona-Zeiten bewusst, weshalb der Fall sehr genau im FAQ angesprochen wird:

Wie viel Geld erhält GEGM von der Bill & Melinda Gates Stiftung?

Wir erhielten 2021 eine Förderung der Bill & Melinda Gates Stiftung in Höhe von knapp 1.180.000 EUR für einen Zeitraum von 14 Monaten. Im Jahr 2022 wurde die Kampagne ‚#dafür‘ durch die Bill & Melinda Gates Stiftung mit rund 380.000 Euro unterstützt. Dies umfasst beispielsweise Ausgaben für Veranstaltungen, Forschungskooperationen, Personal, Reisekosten, Produktionskosten für unsere Videos oder Verwaltungskosten. Eckart von Hirschhausen als geschäftsführender Gesellschafter bezieht kein Gehalt und hat keinen persönlichen finanziellen Vorteil durch die Förderung der Bill & Melinda Gates Stiftung oder aus anderen finanziellen Mitteln der Stiftung.“

Diese Darstellung baut darauf, mit eigener Transparenz zu überzeugen. Fraglich erscheint es jedoch, ob eine kleine Stiftung mit höchstens zehn bezahlten Mitarbeitern, die Videos, Plakate und Broschüren macht, tatsächlich einen Bedarf von 1,8 Millionen Dollar in zwei Jahren hat. Einen finanziellen Vorteil hat Hirschhausen wohl tatsächlich nicht; aber der spielt sowieso eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum, dass eine NGO aufgepäppelt wird, um eine bestimmte Agenda zu unterstützen, und dabei finanziell so aufgestellt ist, dass sie genau diese Agenda auch weiterhin verfolgen kann – ob früher bei Corona oder nunmehr bei Hitze. Derlei Unterstellungen verbittet sich die Stiftung freilich:

„Welchen Einfluss hat die Bill & Melinda Gates auf die Arbeit von GEGM?

Keinen. Die Bill & Melinda Gates Stiftung finanziert nur die Mittel für die Kampagnen, hat aber keinen redaktionellen Einfluss auf die Arbeit von GEGM.“

Die Frage könnte man genauso mit Mercator oder der ECF stellen. Die Antwort hingegen mag kaum zu überzeugen. Bei über 2,3 Millionen Euro an Spenden von nur zwei Förderern dürfte die Frage nämlich zu stellen sein, wie diese Stiftung ohne diese Gelder überhaupt arbeiten könnte. Wessen Existenz auf solch einem Spendenstock beruht, kann nicht einfach behaupten, er sei unabhängig. Ohne die Spenden von Gates und Mercator würde sie schlicht nicht existieren.

Die Vernetzung des „Hitzehassers“ Hirschhausen muss man dabei nicht einmal recherchieren. Eine englischsprachige Broschüre führt sie ganz bequem auf. Sie wirbt dabei mit den Auftritten in deutschen Sendeformaten, von Talkshows bis zur Tagesschau in Corona-Zeiten. Das Netzwerk zeigt auf, dass sich nach Energiewende, Verkehrswende und Agrarwende nunmehr auch eine Gesundheitswende andeutet, die auf klimapolitischen Füßen steht. Nur die Förderer und Netzwerker sind stets dieselben. Wie so häufig erwähnt: Sie ist klein, die Welt der Klimaexperten.

TE musste zu diesem Anlass nicht einmal eine Grafik erstellen. Sie findet sich auf der vorletzten Seite der oben erwähnten Broschüre. So viel Service gab es in Agora-Zeiten noch nicht.

Anzeige