Netzbetreiber-Chefin befürchtet Blackouts und warnt vor frühzeitigem Kohleausstieg

Die Ampel will den Kohleausstieg in Deutschland „idealerweise“ schon bis 2030 erreichen. Katherina Reiche, Chefin des Netzbetreibers Westenergie, befürchtet Abschaltungen und Versorgungslücken bei Strom. Sie warnt auch davor, übertriebene Klima-Ängste zu schüren.

IMAGO / Rupert Oberhäuser
Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende Westenergie AG, Holzwickede, NRW, 22.10.2022

Die Energiewirtschaft befürchtet große Versorgungslücken im Stromnetz, wenn Deutschland wirklich bis 2030 aus der Kohle aussteigt. Unter ungünstigen Umständen könnte es dann bis zu hundert Abschaltungen pro Jahr geben. Jede Abschaltung würde wohl 21 Stunden dauern. Damit gäbe es insgesamt fast 90 Tage lang irgendwo in Deutschland keinen Strom.

Davor warnt nun die Chefin des Netzbetreibers Westenergie, Katherina Reiche. Der Konzern ist mit einem Stromnetz von fast 200.000 Kilometern Länge Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber. Er versorgt etwa acht Millionen Menschen mit Strom, Gas, Wasser und Internet.

Reiche sagt weiter: „Es kann sein, dass wir den Kohleausstieg etwas verschieben müssen.“ Nach dem geltenden Kohleausstiegsgesetz soll die Verbrennung von Kohle in deutschen Kraftwerken bis spätestens 2038 beendet werden. Die Ampel hat sich jedoch darauf geeinigt, „idealerweise“ schon bis 2030 aus der Kohle auszusteigen. Begründung: Man wolle einen größeren Beitrag zur Reduzierung der Erderwärmung leisten.

Reiche warnt auch davor, übertriebene Klima-Ängste zu schüren – Zitat: „Die Politik darf nicht den Eindruck erwecken, dass nach einem bestimmten Datum die Welt untergeht.“ Die Bundesregierung müsse von ihrer „Panik-Rhetorik“ abrücken.

Die Grünen allerdings beharren auf den früheren Kohleausstieg. Nach dem Willen der Ampel-Parteien soll bis 2030 der Anteil von Strom aus Wind und Sonnenenergie auf 80 Prozent erhöht werden.

Derzeit ist es nur gut die Hälfte.

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Kommentare ( 40 )

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Michael Palusch
1 Monat her

Katherina Reiche, ein exzellentes Beispiel wie wunderbar der Drehtüreffekt funktioniert.
Die Frau saß direkt nach ihrem Chemiestudium 17 Jahre lang im Bundestag, wechselte 2015 nahtlos als Hauptgeschäftsführerin zum VKU und wurde 2019 von EON zur Geschäftsführerin für die Westenergie GmbH auserkoren und am 1.1.2020 auf diesen Posten berufen.
So sieht eine Karrieren aus, wenn’s der „Zufall“ unfassbar gut meint.

bfwied
1 Monat her

D. ist derzeit mit 1,7 % des CO2-Weltausstoßes verantwortlich, Tendenz stark sinkend, nicht zuletzt durch Deindustrialisierung. Würde man in D. vollkommen auf CO2-Ausstoß verzichten, also auf jede Verbrennung, dann würde das dem Klima, nach völlig unsinniger, aber IPCC-gängiger Berechnung, die globale TEmperatur um 0,000014 °C senken!!!! Messbar wäre das nicht, aber es ist ja auch wissenschaftlich bzw. messtechnisch die derzeitige Mitteltemp. nicht zu bestimmen u. Satellitenmessungen unterliegen auch großen Fehlern – bei der Bundestagaanhörung gab Rahmstorf 14,8 °C an, während das IPCC 15,0 °C angab, eine Erklärung konnte er nicht abgeben dazu, aber er versuchte den israelischen Wissenschaftler mit ständigen… Mehr

Phil
1 Monat her

Das ist halt so, wenn man von dem Nachfragegesteuerten auf einen Angebotorientierten Markt, sprich von der Marktwirtschaft auf die Planwirtschaft umstellt. In der Marktwirtschaft bestimmt jeder einzelne Konsument was er zu welchem Preis beziehen möchte, in der Planwirtschaft bestimmt der Anbieter welches Produkt, zu welchem Preis und in welcher Menge, durch alle gekauft werden darf und kann.

W aus der Diaspora
1 Monat her

um auf 80% zu kommen, müsste der Staat vorschreiben, dass in den dunklen Monaten nur noch während die Sonne scheint, oder der Wind weht, gearbeitet wird.
Bei Mitarbeitern, die oft eine Stunde Arbeitsweg haben, dürfte das verdammt schwer zu realisieren sein 🙂

Michael M.
1 Monat her
Antworten an  W aus der Diaspora

Diese Prozentwerte, die sich lediglich auf die Gesamtmenge an erzeugtem (umgewandeltem wäre übrigens das physikalisch deutlich richtigere Wort 😉) Strom im Jahr beziehen, sind sowieso Schall und Rauch, denn es geht darum, dass zu jeder Sekunde genau die richtige Strommenge erzeugt wird.
Dass ist aber leider den meisten schon zu hoch, weil sich niemand so richtig mit dem Thema beschäftigen will, schade eigentlich 😥.

Der Winzer
1 Monat her

Man sollte allerdings erwähnen, dass die Frau Reiche als Mitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (1998 – 2015), als Mitglied des CDU-Bundesvorstandes sowie insbesondere als Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium (2009 – 2013) bzw. im Verkehrsministerium (2013 – 2015) unter Angela Merkel ganz wesentlich für die jetzt von ihr beklagten Umstände verantwortlich war. Stichwort: Atomausstieg im März 2011 … .

Phil
1 Monat her
Antworten an  Der Winzer

Ich denke mal da kann man Frau Reiche keinen Strick daraus drehen, sie war innerhalb der Partei immer für die Atomenergie und hatte wenig Sympathien für den Koalitionsvertrag von 2005 zwischen SPD und CDU, nach welchem der Atomausstieg-Beschluss von 2000 Bestand haben sollte. Die Frau ist eine diplomierte Chemikerin und kämpft seit Jahrzehnten vergebens gegen den Energiewende-Blödsinn. Sie ist eine der wenigen Politiker (heutzutage wohl schon beinahe eine der letzten ihrer Art), welche eine MINT-Studium genossen haben. Menschen mit einer ausreichenden Bildung, reicht ein Taschenrechner und der Blick auf die Realität, um diesen ganzen Energiewendezirkus als genau das zu erkennen… Mehr

Autour
1 Monat her

Na mal sehen wie lang Frau Reiche noch Chefin sein darf… Vielleicht hatte sich auch einfach genug von ihrem Posten und wird nun, nach diesen Aussagen, mit einer Abfindung weggelobt. Kann doch nicht sein, dass man „ungestraft“ die Regierung kritisieren darf!

Kuestensegler
1 Monat her

Als energiepolischer Laie frage ich mich, warum Frau Reiche nicht schon früher gewarnt hat.

Wikipedia schreibt: Reiche war von 2009 bis 2013 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Während dieser Zeit (nämlich am 6. Juni 2011) beschloss das Kabinett das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Als Naturwissenschaftlerin (Diplom-Chemikerin) verfügte sie im Gegensatz zu den meisten Politikerinnen und Politikern doch über ausreichendes Fachwissen, um die Folgen einer übereilten Energiewende zu erkennen.

Der Winzer
1 Monat her
Antworten an  Kuestensegler

Der Clou ist ja: Sie hat nach dem von Rot-grün 2000 beschlossenen Atomausstieg – wie ihre „Chefin“ – eine ‚Laufzeitverlängerung‘ propagiert, um sich dann gemeinsam mit Merkel für den ‚Ausstieg aus dem Ausstieg‘ 2010 stark zu machen. Um dann nach Fukushima vor den Landtagswahlen in BW mit Frau Merkel eine Kehrtwende hinzulegen und den noch schnelleren Atomausstieg durchzusetzen. Vor dessen Folgen sie jetzt warnt. Und wenn es dann knallt – sie hat ja davor gewarnt … .
Das Problem dieses Landes sind nicht die Grünen, das Problem sind Charaktere wie Reiche, Müller (VDA), Söder & Co.

Last edited 1 Monat her by Der Winzer
Carl22
1 Monat her

Eine deutsche Bekannte, zeitweise im Libanon wohnend, weiß zu berichten, daß es dort – auch in Beirut – zum gewohnten Lebenswandel gehört, daß es nur zu bestimmten Stunden Strom gibt und an anderen nicht. Das weiß man und richtet das Wäschewaschen, Kochen, Bügeln uäm. an diesem Stundenplan aus. Soweit wird es „bei uns“ in Bälde auch kommen. Meine grüne Nachbarin fände das „cool“ und hilfreich für’s Klima.

Maunzz
1 Monat her

Die globalen Sonnensegel, die die Sonne abdecken sollen, werden schon ausreichend Solarenergie produzieren. Keine Panik. Das ist alles mit dem Rechenschieber ausgerechnet.

BoomSlang
1 Monat her

Frau Reiche sollte sich jetzt proaktiv von Klimaleugnern distanzieren und vielleicht ihre Aussagen von einer/m Dritten nochmal richtig einordnen lassen. Damit auch alle verstehen wie ihre, teilweise bizarren, Aussagen tatsächlich gemeint waren.