Evangelische Kirche verliert über eine halbe Million Mitglieder in einem Jahr

Die Zahlen für 2023 belegen, dass die evangelische Kirche Deutschlands trotz aller Bemühungen um den Zeitgeist weiter rasant an Mitgliedern verliert. Die Ratsvorsitzende prognostiziert eine „kleinere und ärmere Kirche“, die aber nicht daran denkt, ihr politisches Mitläufertum zu überdenken.

picture alliance / epd-bild | Tim Wegner
Teilnehmer beim Podium "Massenphänomen Flucht" auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg, 08.06.2023
Nur wenige Tage, nachdem die Diakonie verkündete, auf AfD-Wähler unter ihren 600.000 Mitarbeitern verzichten zu können, belegten die neuesten Zahlen der Kirchenaustritte, wie viele Menschen mittlerweile auf die Mitgliedschaft in der Trägerorganisation der Diakonie, der evangelischen Kirche, verzichten können.

Ganze 380.000 Mitglieder kehrten 2023 der evangelischen Kirche freiwillig den Rücken. Weitere 340.000 Mitglieder starben. Dem gegenüber standen 160.000 neue Eintritte, von denen 140.000 auf Taufen entfielen. Insgesamt verlor die EKD somit 590.000 Mitglieder im Jahr 2023, ein Wert, der in etwa dem des Rekords im Vorjahr entspricht.

Die Ratsvorsitzende der EKD, Kirsten Fehrs, kommentierte den Mitgliederschwund mit der Feststellung: „Wir werden eine kleinere und ärmere Kirche, dieser Tatsache müssen wir uns stellen.“ Die Einnahmen durch Kirchensteuer sanken durch den Rückgang um rund 5 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitglieder beträgt mittlerweile nur noch 18,56 Millionen, ein Minus von über 7 Millionen im Vergleich zu 2003, als die evangelische Kirche noch 25,84 Millionen Mitglieder zählte.

Während man der katholischen Kirche, bei der allein im Jahr 2022 eine halbe Million Menschen austraten, gerne den sogenannten „Reformstau“ als Grund für den Mitgliederschwund anlastet, muss sich die evangelische Kirche allerdings die Frage stellen, wie es trotz zeitgeistiger Mitläuferschaft möglich ist, dass dennoch immer weniger eine Mitgliedschaft der Mühe – bzw. der Kirchensteuer – wert finden. Kein Zölibat, ein offiziell zum Queeren erklärter Gott, sowie akute Distanzeritis von der AfD können wohl nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Kirche, die sich von der Heilsverkündigung verabschiedet hat, sich selbst abschafft.

Andererseits: Wer braucht schon eine halbe Million Mitglieder, wenn er stattdessen 100 Millionen Staatsgelder haben kann? Die evangelische Kirche anscheinend nicht.

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Kommentare ( 64 )

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Grumpler
12 Tage her

Die Kirchen sind also nun der Ansicht, es wäre besser, sie (die Bedürftigen) zu verkosten, anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selber zu versorgen. Nun, Konfuzius* war ja kein Christ, sondern nur ein alter gelber Mann, weshalb man sich aus Sicht der Kirchenführung an seine Lehren nicht halten muß. Was würden die Kirchen davon halten, wenn sie all ihre Besitztümer zweckgebunden für die Versorgung von Eingereisten und Einreisenden hergeben müßten? Denn das ist es ja, was sie von uns allen, ganz gleich ob Katholik, Lutheraner, Spaghettimonstrist, Mohammedaner, Jugendgeweihter, Flacherdler, AfDler, Sozi, Baumknutscher, Klimawandelbefürworter (???) oder ganz gewöhnliche Atheisten und… Mehr

Last edited 12 Tage her by Grumpler
mbeck
12 Tage her

mal angenommen der Anteil der AfD-Wähler unter den Diakonie-Mitarbeitern entspricht in etwa den 18% (INSA 4.5.24) der Gesamtbevölkerung, dann fehlen der Diakonie bald 108.000 Arbeitskräfte – das wird spannend für Patienten und Rest-Belegschaft … die 108.000 stehen dann anderen Pflege-Arbeitgebern ohne politische Bevormundung zur Verfügung

Salvian
12 Tage her

Was bedeutet es, dass viele Kommentatoren in diesem Forum vom Niedergang des Christentums in Deutschland ganz begeistert sind, sich geradezu die Hände reiben und es gar nicht abwarten können, dass die Kirchen vollständig verschwinden? Es bedeutet, dass dieses Land definitiv nicht mehr zu retten ist. EKD-Funktionäre und Talarträger, die sich lieber an den neuesten Meinungsparolen der Tagesschau orientieren als am Evangelium, sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist ein Volk von eingebildeten Ignoranten, das, im Wohlstand verfettet, das kostbarste Erbe seiner Vorfahren, den christlichen Glauben, mit allen seinen kulturellen Reichtümern ohne mit der Wimper zu zucken als… Mehr

Grumpler
12 Tage her
Antworten an  Salvian

Die andere ist ein Volk von eingebildeten Ignoranten, das, im Wohlstand verfettet, das kostbarste Erbe seiner Vorfahren, den christlichen Glauben, mit allen seinen kulturellen Reichtümern ohne mit der Wimper zu zucken als lästigen Ballast über Bord wirft.

…und sich teilweise als Ausgleich dafür unter linksgrüner Führung in die Arme der „Friedensreligion“ wirft. Und mit kulturellen Werten haben es die Linksgrünen ja nicht so, über die der „Friedensreligion“ kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Noch! 🙂

nella
12 Tage her

Ich war mit unserer indischen Austauschschülerin in einem evangelischen Gottesdienst weil sie das unbedingt mal erleben wollte. In einer riesigen, sehr alten und wunderschönen Kirche waren außer uns noch 2 alte Frauen. Das war 2010. Ich selber bin schon 1984 ausgetreten, aber spätestens jetzt würde ich das nach dem neuesten Skandal machen.

Sargas
12 Tage her

Das irrationale Bedürfnis nach Transzendenz scheint beim Menschen angelegt zu sein, so dass es immer ein Potential an Gläubigen gibt. Jedoch kann das aus der Zeit gefallene Christentum dieses Bedürfnis zunehmend nicht mehr bedienen. Übernommen haben asiatische Heilslehren, Meditation, Orthorexie und nicht zuletzt der Klima-Glauben. Mit anderen Worten: Das Christentum ist irrelevant. Macht sich halt – in Verbindung mit dem Wegsterben der alten Gewohnheitsmitglieder – auch in den Zahlen bemerkbar …

Warte nicht auf bessre zeiten
12 Tage her

Der Pfarrernachwuchs in der ev. Kirche besteht fast nur noch aus Frauen. Das wird über kurz oder lang mehr Folgen haben, als die Kirchenaustritte. Für die ist die „Gemeinde“ eine Art Spielwiese für ihre Klein-Mädchen-Träume vom feministischen Paradies. Die Gemeinden selbst sind vollkommen überaltert. Sind junge Familien darunter, so erhoffen sie sich für ihre Kinder ein bildungsbürgerliches Umfeld, wie sie es oft selbst als Jugendliche in Gemeinschaft hatten. Mit einem „Glauben“ hat das meist wenig zu tun. Mein ganzes Umfeld war/ist eng mit der ev. Kirche (Ostdeutschlands) verbunden, teilt sich aber inzwischen in solche, die ausgetreten sind und solche, die… Mehr

thommie2130
12 Tage her

100 Mio Staatsgelder ? Ich habe vor kurzem was von 500 Mio gelesen die die Kirchen jedes Jahr bekommen. Austritte hin oder her. Soviel zur Trennung von Kirche und Staat.

kasimir
12 Tage her
Antworten an  thommie2130

Das waren aber vielleicht alle Kirchen in Deutschland zusammen, oder?
Ich bin auch vor ein paar Jahren raus. Damals gab es einen ausführlichen Artikel in der FAZ, wie die EKD NGO’s und deren Schlepperboote im Mittelmeer großzügig finanziell unterstützt.
Das und noch viele andere Dinge hat mich aus der Kirche getrieben….

Gerhard-66
13 Tage her

Auch wenn wir in etwas seltsamen Zeiten leben.. die sich selbst ein Tom Sharpe nicht ausmalen konnte.. gibt es noch gute Nachrichten..:-)

Trefft Sie da, wo es weh tut..:-) .. im Geldbeutel..:-)

A-Tom
13 Tage her

Wenn in 20 Jahren die Zahl der Mitglieder um 7 Mio. gesunken ist, dann sind dies etwa 350000 pro Jahr. Im Text steht, dass im letzten Jahr 340000 Mitgleider dahingeschieden sind.
D.h., man kann sich nur auf den Tod verlassen, er ist die Hoffnung.

kasimir
12 Tage her
Antworten an  A-Tom

Ja. Und da rückt wenig nach. Wer von den heute 20-Jährigen möchte heut noch der Kirche beitreten?

Klaus Uhltzscht
13 Tage her

Die wichtigsten Profitquellen der Staatskirchen sind ihr Immobiliengrossbesitz, die Altenpflege der zunehmend überalternden Deutschen, das Asylgeschäft sowie staatliche Zuschüsse für Nachschubschleusern im Mittelmeer und Kampf gegen Rechts. Da spielen Mitgliederbeiträge immer weniger eine Rolle. Das ist so ähnlich wie bei den staatlichen Medien, die holen sich ihr Geld ja auch bei der Staatsmacht und nicht bei den Abonnenten.