Projekt von Verena Hubertz: Der Plattenbau kehrt nach Deutschland zurück

Den Lärmschutz aufgeben, um im Klimaschutz an den bisherigen, kleinteiligen Regeln festhalten zu können. Mit dieser Strategie will Ministerin Verena Hubertz (SPD) den Wohnungsbau ankurbeln. Am Ende steht die Rückkehr der Platte.

IMAGO

Verena Hubertz ist seit Mai die deutsche Bauministerin. Das trifft sich für die Sozialdemokratin. Denn wäre sie Fußballexpertin, müsste sie ab und an in die Talkshow “DoPa” auf Sport 1. Dort kostet jeder abgedroschene Spruch 5 Euro fürs Phrasenschwein. Das käme Verena Hubertz teuer zu stehen. In einem einzigen Statement zur deutschen Wohnungsnot sagt die zuständige Ministerin: “Diese Regierung ist im Liefermodus.” 5 Euro. “Was umgesetzt werden kann, wird umgesetzt.” 10 Euro. “Beim Bauturbo mache ich Tempo.” 15 Euro. “Wir stehen an der Seite der Mieterinnen und Mieter.” 20 Euro. Das alles in einem Statement von drei Absätzen. Nicht auszudenken, was Hubertz in über zwei Stunden Doppelpass bezahlen müsste.

Als politisches Ziel hat die Ministerin die Halbierung der Baukosten ausgegeben. 25 Euro. Denn irgendwas halbieren zu wollen, gehört zur deutschen Politfolklore. Zuletzt erhoffte sich das Kanzler Friedrich Merz (CDU) von den Wahlergebnissen der AfD. Die haben sich seitdem verdoppelt. Und Hubertz hat sich noch mehr vorgenommen. Die vielen bürokratischen Regeln zum Klimaschutz will Hubertz trotz Kostensenkung aufrechterhalten, obwohl genau die es sind, die Bauen in Deutschland so teuer und langwierig gemacht haben. Die Ministerin gibt sich in der BamS optimistisch: “Die Hälfte können wir uns durchaus auf die Schippe nehmen als sehr ambitioniertes Ziel.” 30 Euro.

Dabei setzt Hubertz auf den “Gebäudetyp E”. Das E steht für einfach. Die Ministerin will in der “Leitlinie und Prozessempfehlung” den Verzicht auf bisherige Schutzstandards rechtssicher machen. Die Präsidentin der Architektenkammer, Andrea Gebhard, erklärt im Deutschlandfunk, was damit gemeint ist: An der Dicke des Betons oder am Schallschutz könne künftig gespart werden. Das heißt: Am Klimaschutz macht die schwarz-rote Koalition zwar keine Abstriche und behält jede kleinteilige Regelung bei – doch den Lärmschutz der Bewohner sind Christ- und Sozialdemokraten bereit zu opfern. Zumindest, falls Hubertz Pläne an diesem Mittwoch durchs Kabinett gehen.

2000 Euro pro Quadratmeter will Hubertz mit dem “Gebäudetyp E” einsparen. Bisher kostet der Quadratmeter im Schnitt 5000 Euro. Diese Einsparung ist aber nur möglich, wenn die Häuser in Fabriken seriell vorgearbeitet werden. Mit anderen Worten: Der Plattenbau kehrt zurück. Im Deutschlandfunk weicht Gebhard der Frage aus, ob künftig in Deutschland serienweise die immer gleichen Häuser hochgezogen würden. Das könne man nicht sagen, meint die oberste Architektin und weicht dann weiträumig aus. Sie will vielleicht nicht sagen, dass Deutschland künftig mit hässlichen Plattenbauten verschandelt wird – aber genau das planen Schwarz-Rot und Architektenkammer in dem gemeinsamen Projekt.

Der Plattenbau ist nicht das einzige Mittel, auf das die Bauministerin setzt. Zudem will Hubertz auch noch die Bodenpreise in Deutschland senken. Wie? Das weiß sie noch nicht. Irgendwas mit Erbpacht Aber dafür hat sie schonmal einen Spruch bereit: “Es ist nicht der eine Knopf, den wir drücken.” 35 Euro. Zudem will die Ministerin die “Mietpreisbremse” auch auf Häuser ausdehnen, die nach 2014 gebaut wurden.

Wie viele Wohnungen in Deutschland künftig gebaut würden? Da will sich die Ministerin nicht festlegen. Das alte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, gibt Hubertz nicht nochmal aus. „Man kann nicht ein Ziel vier Jahre in Stein meißeln, wenn sich die Welt um uns herum radikal ändert.“ 40 Euro. Die bisherige Leistung, das räumt Hubertz immerhin ein, von 250.000 neuen Wohnungen im Jahr, sei eine “Vollkatastrophe” gewesen. Verantwortlich dafür war die Sozialdemokratin Klara Geywitz.

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Kommentare ( 77 )

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Simplex
23 Tage her

Komplett abgedreht. Das werden Bauten für die Prekarier, da können die sich gegenseitig aufs „Dach“ steigen, nachts mit Stöckelschuhen über den blanken Boden, lol! Und leises Stöhnen erfüllte das Treppenhaus…..

mlw_reloaded
25 Tage her

Die Nachkriegs-„Platte“ war ein Segen für ihre Zeit. Der sagenumwobenen Hellhörigkeit stand ein Luxus gegenüber, den man damals im Altbau vergebens suchte. Das ist mit heute absolut nicht vergleichbar. Ohne Migration, Landflucht und Steuerwahn gäbe es die ganze Diskussion überhaupt nicht.

Monostatos
25 Tage her

Diese Person habe ich bei einer Anfrage seitens der einzigen Oppositionspartei „kennenlernen“ dürfen. Diagnose: Ungezogen und maximal inkompetent – wie zahlreiche andere junge, linke Gören. Aber sie wird ja als „Unternehmerin“
herumgereicht. Lachhaft!

Egon Rudel
25 Tage her

Die Deutschen sterben oder wandern aus, schnell noch Häusle bauen für die Zugewanderten. Ob das wohl klappt, was in der DDR geklappt hat und später zu großen Teile rückgebaut wurde?

Britsch
25 Tage her

Nur so nebenbei
Hat eine andere für das Bauen zuständige Politikerin nicht z.B. einmal gesagt es müßten mehr Baustoffe aus recyceltem Material verwendet werden und hat sich dann gewundert daß das teuerer kommt? Zumindest teilweise

Biskaborn
25 Tage her

Viel Spaß den kommenden Mietern. Wer einmal von Bewohnern in DDR Plattenbauten gehört hat, weiß was ihn da in Sachen Lärm erwartet.

Waldschrat
25 Tage her

Wenn wir schon dabei sind, in Deutschland den Sozialismus aufzubauen und zu festigen, gehören Plattenbauten dazu.

Hugohugo
25 Tage her

Man muss sich nur den Lebenslauf ansehen. Die Frau hat vom Bauwesen so viel Ahnung wie ein Frosch von der Milchproduktion. Eine völlige Fehlbesetzung. War wohl wieder Quote gefragt.

Epouvantail du Neckar
25 Tage her
Antworten an  Hugohugo

Eines muß man der Merzmurksregierung lassen, sie setzt bei der Ministerauswahl auf Kontinuität mit der Vorgänger-Totalausfallregierung.

Simplex
23 Tage her
Antworten an  Hugohugo

Mach mal halblang. Sie hat die politischen Ziele umzusetzen und dabei hilft ihr der Stab mit tausenden Beamten in Bund und Land! Es geht um Förderprogramme und um das „Freischiessen“ der Bauplätze. Diese sind vom bürokratischen Gestrüpp kaum zugänglich! Ohne die Bundesländer geht da gar nichts. Die müssen alle ein Sonderrecht für diese „Prekariatssilos“ erst mal schaffen, bevor auch nur etwas Konkretes angepackt werden kann. Da sind Bebauungspläne, da sind öffentliche Auslegungsfristen, Klagefristen……Glaub doch bloss keiner, dass da auch nur vor 4 Jahren irgendeine Betonplatte gegossen wird!

Reinhard Schroeter
25 Tage her

Allein das es ein Ministerium samt einer , wieder völlig ahnungslosen Ministerin geben muss, um Wohnungen zu bauen , ist schon lächerlich .
Noch komischer ist es, das diese Tante, wie weilland das Politbüro in Ostberlin , festlegen will, wieviel Wohnungen denn nun gebaut werden und auch wie.
Man kann sicher sein, das diese Art der sozialistischen Planwirtschaft, wie bisher scheitern wird und muss.
Es reicht in der Wirklichkeit nicht aus nur etwas zu wollen, das Entscheidende ist, das man es kann.

Nibelung
25 Tage her

Preiswerter Wohnungsbau ist grundsätzlich anzuraten um Menschen mit geringem Budget auch ein Dach über dem Kopf zu bescheren und wenn Mindeststandards eingehalten werden ist es doch o.k., denn es kommt dann einzig und allein auf die Bezahlbarkeit an und an vier Wänden kann man nichts falsch machen, was bei gutem Lichteinfall und Wärmeisolation durchaus auch reizvoll sein kann, wenn man Ideen hat es sich gemütlich zu machen und wer mehr will, muß eben mehr zahlen, denn ein Auto der Oberklasse wird auch nicht billiger, nur weil andere glauben, dabei zu kurz zu kommen, weil sie es sich nicht leisten können.… Mehr