Macht Deutschland doch die Grenzen für Migranten dicht?

Ab 7. Mai sollen Migranten ohne gültige Einreisepapiere direkt an allen deutschen Außengrenzen abgewiesen werden, fürchten viele Schleuser. Es wäre eine Abkehr von der bisherigen Praxis seit 2015. Jetzt werden noch Last-Minute-Schleppungen befürchtet.

IMAGO / Winfried Rothermel
An der deutsch-polnischen Grenze in Görlitz

Wenige Tage vor der Wahl von Friedrich Merz (CDU) zum Bundeskanzler verdichten sich Hinweise auf verstärkte Aktivitäten von Schleusernetzwerken: Interne Einschätzungen der Bundespolizei gehen davon aus, dass es bis zum Regierungswechsel am 6. Mai vermehrt zu sogenannten Last-Minute-Schleusungen kommen könnte. Die Behörden rechnen mit einem kurzfristigen Anstieg illegaler Grenzübertritte – offenbar in Erwartung einer deutlich restriktiveren Migrationspolitik unter der neuen Regierung.

Hintergrund der Befürchtungen ist eine angekündigte Anweisung an die Bundespolizei, die Kanzler Merz direkt nach Amtsübernahme unterzeichnen will – jedenfalls hat es das angekündigt und manche Beobachter halten das für nicht ausgeschlossen. Ab dem 7. Mai sollen danach Migranten ohne gültige Einreisepapiere direkt an allen deutschen Außengrenzen zurückgewiesen werden – das ist eine Abkehr von der bisherigen Praxis seit 2015. Die Umsetzung dieses Vorhabens liegt bei Alexander Dobrindt (CSU), dem designierten Innenminister, der die Bundespolizei bereits auf die neue Linie einschwört.

Deutliche Ausweitung der Grenzkontrollen angekündigt

„Die ersten Entscheidungen werden noch in dieser Woche getroffen“, kündigte Dobrindt gegenüber der Bild an. Die Kontrollen an den Grenzen würden „deutlich ausgeweitet“, und auch die Zahl der Zurückweisungen werde spürbar steigen. Komplettschließungen von Grenzübergängen seien jedoch nicht geplant.

Bereits jetzt sind über 11.000 Beamte der Bundespolizei im Grenzdienst, tausende weitere sollen kurzfristig verstärken. Auch die Einheiten der Landespolizei sind in Bereitschaft. So kündigte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) deutlich intensivierte Kontrollen im Grenzgebiet zur Schweiz an – inklusive mobiler Schleierfahndung und Überwachung aus der Luft mit Helikoptern.

Ziel sei es, Schleusernetzwerken rasch die Ausweichrouten zu versperren. Strobl betonte zugleich, dass trotz der Maßnahmen weder mit „endlosen Staus an den südlichen Grenzen“ noch mit Beeinträchtigungen des EU-Binnenhandels zu rechnen sei – Kritik aus Teilen der Wirtschaft wies er zurück.

Rückkehr zu klaren Regeln nach 3.533 Tagen

Mit der neuen Anordnung soll die Praxis der offenen Grenzen, wie sie unter Kanzlerin Angela Merkel ab dem 4. September 2015 in Kraft trat, beendet werden. Damals wurde auf das Dublin-Verfahren verzichtet, das besagt, dass Asylbewerber im ersten sicheren Drittstaat Schutz suchen müssen – was für alle Nachbarländer Deutschlands zutrifft.

„Damit Humanität und Ordnung gleichermaßen möglich sind, braucht es Kontrolle, Klarheit und Konsequenz“, erklärte Dobrindt. Man bereite parallel auch entsprechende EU-Maßnahmen vor, um die nationale Strategie abzustützen.

Allein bis Ende April 2025 wurden laut Bundespolizei 10.302 Personen an der Grenze zurückgewiesen oder im Zusammenhang mit illegalen Einreisen abgeschoben – ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die geplanten neuen Regelungen sollen nicht nur irreguläre Migration unterbinden, sondern auch gegen organisierte Kriminalität, Schleusungen, Drogen- und Waffenschmuggel vorgehen, so das Innenministerium.

Ob die Strategie aufgeht, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Klar ist: Die Migrationspolitik unter Kanzler Merz wird auch die Bundesregierung im Nachbarland Österreich massiv unter Druck setzen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) muss nun ebenfalls handeln und die Grenze zu Italien, Slowenien und Ungarn verschärft überwachen lassen und Rückweisungen anordnen – oder er riskiert, dass Österreich zum Auffanglager aller gestrandeten Migranten wird, die es nun nicht mehr nach Deutschland schaffen. Polen hat bereits gegen das Vorhaben protestiert. Bislang ist Friedrich Merz allerdings nicht durch Konsequenz aufgefallen – sondern eher durch Anpassung an den „No Border- No Nation“-Kurs des Koalitionspartners SPD.

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Kommentare ( 36 )

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Britsch
1 Monat her

kann man Merz überhaupt noch etwas glauben?
Man sollte nich mit Illusionen Leben

wackerd
1 Monat her

Wenn Migranten über offizielle Grenzstationen einwandern wollen, kann man schöne Bilder von Zurückweisungen machen. Aber über die grüne Grenze, die weiterhin ungeschützt ist, wird es munter weitergehen. Apropos, wann gibt es wieder Afghanistanflüge? Ach so, nach der Wahl von Merz.

WeltbegaffenderRumReisender
1 Monat her

Ich hoffe die Vernuenftigen bei euch in D machen schnellstmoeglich die Grenzen dicht, denn das heisst auch fuer eure Nachbarn in EU kein (od. zumindest ein stark begrenztes) Eindringen von hyperfertilen Problem-Ethnien und Islam nach Europa! Ich hoffe ihr in D schafft das endlich, „ohne es vorher erstmal ausgiebig auszudiskutieren“.

Deutscher
1 Monat her

Ja, klar! Sobald Merz im Amt ist, wird er so richtig aufräumen, hat er ja gesagt!

… aber in Klingbeils Büro. Dass er die nächsten vier Jahre beim roten Lars wöchentlich putzt, ist Voraussetzung für die Zustimmung der SPD zu seiner Kanzlerschaft.

Reinhard Peda
1 Monat her

„Macht Deutschland doch die Grenzen für Migranten dicht?“
Wenn das so abläuft wie bei den Wahlversprechen? Kann es dann sein das die Migranten nicht mehr raus dürfen?

Flik Flak
1 Monat her

Ach, das wird doch nichts. Wenn Deutschland niemanden einreisen lässt, nehmen die Nachbarländer sie einfach nicht zurück. Die Ausreise nach Deutschland wird erlaubt, die Wiedereinreise nach einer Zurückweisung in Deutschland jedoch nicht. Schon bald entstehen “unschöne Bilder” im Niemandsland zwischen den Grenzposten – und schwuppdiwupp werden die zuvor Abgewiesenen, aus humanitären Gründen natürlich, doch noch eingelassen.

Turnvater
1 Monat her

Eher glaube ich an den Weihnachtsmann.

AnSi
1 Monat her

Der Witz zum Sonntag? Das wird doch im Leben nichts! KGE und Bärbock werden sich dagegen wehren, wo doch ihre Finanzen davon abhängen. Und Antifa-Lars will doch sowieso keine Migrationswende. Das war Bedingung bei den Kapitulationsverhandlungen. Nee, nee, nee, Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix!

bfwied
1 Monat her

Sollte da tatsächlich ein Wunder geschehen? … mir fehlt der Glaube, denn wenn dem so sein sollte, warum die Geheimhaltung, wenn doch alle darauf warten? Oder sollte erst der Koalitionsvertrag unterschrieben sein, denn bei Neuwahlen würden die Roten wahrscheinlich untergehen? Könnte tatsächlich eine Erklärung sein, wäre zu schön!

maps
1 Monat her

Wie immer Schein-Politik und die Mehrheit der dummen Deutschen wird das wieder zum zigsten Mal glauben. Dumm, dümmer, deutsch.