Hessen wollte für ein Weimer-Event in Frankfurt ursprünglich 300.000 Euro in die Hand nehmen, Bayern zahlte 700.000 Euro für den Tegernseer Gipfel und beide Ministerpräsidenten posierten als Schirmherren. Die Frage steht im Raum, wie sehr beide Länderchefs selbst Teil der Weimer-Geschichte geworden sind.
picture alliance/Geisler-Fotopress, M. Popow - Collage: TE
Die Skandale und Affären rund um Wolfram Weimer sind längst keine Berliner Personalie mehr. Sie reicht tief in die Länder, in deren Kulisse sich der Kulturstaatsminister und seine Weimer Media Group jahrelang inszenieren konnten.
In Hessen geht es um eine landeseigene Wirtschaftsfördergesellschaft, die einen Weimer-Gipfel in Frankfurt mit Steuergeld stützt, und um einen Ministerpräsidenten, der selbst als angeblicher „Autor“ auf Weimers Portal auftauchte.
In Bayern geht es um eine Staatsregierung, die den Ludwig-Erhard-Gipfel zwischen 2022 und 2025 mit „nicht weniger als 700.000 Euro“ förderte, und um einen Ministerpräsidenten, der, als niemand nachbohrte, gerne als Schirmherr auftrat und nun öffentlich sagt: „Entweder will man Geld verdienen oder man will in die Politik.“ Und sich damit von Wolfram Weimer distanziert.
Beide Länderchefs, Boris Rhein und Markus Söder, waren Teil der Weimerschen Bühne. Beiden dürften ein wenig die Gesichtszüge dabei entgleist sein, wie aus dem Glanz der Tegernseer und Frankfurter Formate binnen Wochen ein politischer Risikofaktor wurde. Und beide stehen jetzt gleichermaßen vor der Frage, wie glaubwürdig sie sich von einem System distanzieren können, das sie politisch selbst jahrelang gestützt haben.
Hessen: 300.000 Euro im Raum – 30.000 Euro geflossen
Alexander Wallasch berichtet, wie sich im hessischen Landtag die Spur der Affäre inzwischen im Wirtschaftsausschuss verdichtet hat. Im Mittelpunkt steht der „Frankfurt Finance & Future Summit“, den die Weimer Media Group am 22. und 23. Oktober 2025 ausrichtete. Die Veranstaltung wurde über die landeseigene Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) mit 30.000 Euro bezuschusst. Das ist der offiziell bekannte Teil.
Aus den Schilderungen mehrerer Ausschussmitglieder ergibt sich jedoch ein weitergehendes Bild: Auf eine Nachfrage des AfD-Abgeordneten Robert Lambrou räumte Ulf Homeyer, Leiter der Abteilung 5 der Staatskanzlei und federführend bei den Verhandlungen mit der Weimer Media Group, ein, dass ursprünglich eine Förderung in Höhe von rund 300.000 Euro im Gespräch gewesen sei. Am Ende wurde ein Zehntel dieser Summe bewilligt. Warum der Sprung von der sechsstelligen Planung zur 30.000-Euro-Förderung? Homeyer begründete dies damit, dass man ein „internationales Großevent“ zeitlich nicht mehr habe in trockene Tücher bringen können.
Die Landesregierung wurde im Ausschuss mit einem Katalog von 21 Fragen konfrontiert, den die FDP-Fraktion eingereicht hatte. Die Fragen zielen auf Entscheidungswege, Beteiligte in HTAI und Staatskanzlei, die Berücksichtigung der Eigentümerstruktur der Weimer Media Group, auf Förderkriterien, Wettbewerbsneutralität und Compliance-Regeln, wenn Antragsteller Verbindungen zu Regierungsmitgliedern haben. Wirtschaftsminister Mansoori las die vorbereiteten Antworten ab, Nachfragen beantwortete weitgehend Homeyer. Auf die Frage, von wem die Initiative für das Frankfurter Weimer-Event ursprünglich ausging – von der Weimer Media Group oder aus der Staatskanzlei –, gab es trotz zweimaliger Nachfrage keine konkrete Antwort.
Dass der damalige Medienunternehmer und heutige Kulturstaatsminister Wolfram Weimer bei der ersten Verhandlungsrunde persönlich anwesend war, verdeutlicht die politische Nähe. Dass der hessische CDU-Ministerpräsident Boris Rhein zunächst schriftlich bestätigen ließ, er sei kein Autor von „The European“, obwohl er dort als solcher geführt wurde, und dass die Staatskanzlei auf weitere Anfragen schweigt, ergibt zusammen mit der Förderspur ein Bild: Hessen ist in dieser Affäre nicht Beobachter, sondern Akteur – und vermeidet bislang jede Selbstaufklärung.
Bayern: 700.000 Euro für den Tegernsee und ein Ministerpräsident auf der Bremse
Parallel dazu verdichtet sich die Spur in Bayern. Laut der Süddeutschen Zeitung hat die bayerische Staatsregierung den privaten Ludwig-Erhard-Gipfel zwischen 2022 und 2025 mit „nicht weniger als 700.000 Euro“ unterstützt. Die Veranstaltung am Tegernsee, die von der Weimer Media Group als „deutsches Davos“ vermarktet wurde, war damit nicht nur Bühne für Bundesminister, Wirtschaftslenker und Landespolitiker, sondern auch Empfänger einer erheblichen Summe aus dem Landeshaushalt.
Markus Söder war über Jahre eng mit diesem Format verbunden – politisch durch die Präsenz seiner Regierung, symbolisch durch Schirmherrschaft und politische Begleitung. Söder, schon immer ein schnelles Näschen für sich wechselnde Windrichtungen, hat inzwischen Distanz zwischen sich und Weimer gebracht und den Ton geändert. Im „Focus“-Podcast „Machtmenschen“ sagte der bayerische Ministerpräsident zu den Vorwürfen gegen Weimer: „Entweder will man Geld verdienen oder man will in die Politik bleiben. Zusammen geht es nicht.“ Und weiter: „Ich sage es mal so: Man muss sich entscheiden, Blaulicht oder Konto.“
Auf die Frage, ob er die Vorgänge rund um Weimer ebenso beurteilen würde wie Friedrich Merz, der die Vorwürfe als „haltlos“ abgetan hatte, antwortete Söder ausweichend: „Das kann Friedrich Merz besser beurteilen.“ Die Berufung Weimers sei „seine bewusste Entscheidung“ gewesen. Über das Verhältnis zwischen Kanzler und Kulturstaatsminister sagte Söder: „Die beiden sind ja auch, glaube ich, sehr, sehr befreundet, haben auch viele Bergtouren oder Touren um den See gemacht.“ Und: „Insofern glaube ich, ist die Nähe größer, aber auch die Kenntnis um das Problem größer und wenn Friedrich Merz sagt, das ist okay für ihn, dann ist es auch okay.“
Und weiter: „Entscheidungen über das Amt trifft nur der Bundeskanzler und der hat sich klar hinter Herrn Weimer gestellt. Insofern ist die personelle Frage, die diskutiert wird, glaube ich, in Berlin erst mal entschieden.“ Und doch bleibt der Satz vom „Blaulicht oder Konto“ im Raum stehen; als distanzierende Grundsatzbemerkung eines Mannes, dessen eigene Staatsregierung Weimer-Formate jahrelang finanziell gestützt hat.
Zwei Länderchefs, eine Strukturfrage
Damit stellt sich die naheliegende Frage: Wie frei waren Rhein und Söder in ihren politischen Rollen und wie sehr sind sie mit dem System Weimer verwoben, das sie jetzt kommentieren oder ausblenden wollen? In Hessen gibt es ein Weimer-Event, das mit Landesmitteln gefördert wurde, einen Ministerpräsidenten, der ohne eigenes Zutun als „Autor“ geführt wurde, und eine Staatskanzlei, die Transparenz meidet. In Bayern gibt es jahrelange hohe Zuschüsse aus Steuermitteln für den privaten Tegernseer Gipfel, Schirmherrschaft und politische Präsenz, verbunden mit einer späten Distanzierung.
Nochmal: „Entweder will man Geld verdienen oder man will in die Politik bleiben. Zusammen geht es nicht“, so Söder aktuell. Doch die bayerische Wirklichkeit sah lange anders aus: Ein Medienunternehmer, dessen Firma hochpreisige Pakete für „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“ und „Premiumvernetzung in entspannter Atmosphäre am Tegernsee“ verkauft, während die Staatsregierung den gleichen Gipfel mit Hunderttausenden Euro stützt und politische Top-Besetzung liefert. Hessens Realität ist ähnlich: Ein Land finanziert einen Weimer-Summit, während gleichzeitig bundesweit darüber diskutiert wird, ob hier politische Nähe zur Ware geworden ist.
Die Frage, ob die beiden Ministerpräsidenten mit „persönlichen Interessen“ verstrickt sind, lässt sich auf Basis der bekannten Fakten nicht mit einem deutlichen Ja beantworten – aber sie steht im Raum wie ein Elefant im Tutu auf Rollschuhen.
In beiden Fällen haben die Regierungschefs politisches Kapital in ein Format investiert, das ihren Ländern und sich selbst hohe Sichtbarkeit verschaffen sollte. In beiden Fällen war Weimer der Schnittpunkt zwischen politischer Bühne und privatwirtschaftlichem Geschäftsmodell. Und in beiden Fällen ist bis heute nicht lückenlos aufgeklärt, nach welchen Kriterien diese Nähe gewachsen ist und mit welcher Sorgfalt die Risiken geprüft wurden.
Berlin, Wiesbaden, München – und der Bundestag
Während Rhein und Söder mit verschiedenen Tonlagen auf Distanz zur Affäre gehen oder sie administrativ klein halten wollen, wächst der Druck aus dem Bundestag. „Der Eindruck, dass Sie politische und privatwirtschaftliche Interessen in Ihrem Amt nicht sauber trennen, ist von Ihnen bislang nicht überzeugend ausgeräumt worden“, sagte der Grünen-Kulturpolitiker Sven Lehmann im Plenum. Der Linken-Abgeordnete David Schliesing erklärte: „Ihr Interessenkonflikt ist nicht gelöst und dieser Skandal nicht vom Tisch.“ Der AfD-Parlamentarier Götz Frömming erneuerte die Forderung, Weimer aus der Bundesregierung zu entlassen.
Lehmann stellte außerdem die naheliegende Frage, ob es „in Ordnung“ sei, „dass Bundesminister weiterhin an diesen Veranstaltungen teilnehmen, obwohl ein Minister-Kollege damit direkt oder indirekt verdient“. Und er fasste den Eindruck zusammen, der sich längst in der Öffentlichkeit manifestiert hat: „Vielmehr entsteht hier der Eindruck eines Schwarzen Filz.“ Weimer selbst schwieg in dieser Debatte. Ein Schweigen, das die politischen Ebenen nicht mehr überdecken können.
Fazit: Wenn das Netzwerk sichtbar wird
Die Affäre Weimer ist längst zur Landkarte geworden: Tegernsee, Frankfurt, Berlin, München, Wiesbaden. Sie zeigt ein Geflecht aus politischer Nähe, staatlicher Förderung und privatwirtschaftlichem Interesse, das sich über Jahre gegenseitig stabilisiert hat. Hessen und Bayern sind darin keine Randfiguren, sondern Träger von Entscheidungen: mit 30.000 Euro in Frankfurt, die sogar mal 300.000 Euro betragen sollten, mit 700.000 Euro am Tegernsee und mit Ministerpräsidenten, die als Schirmherren und politische Gesichter der Weimer-Formate dienten.
Heute versucht Söder, seinen eigenen Faden aus diesem engmaschigen Geflecht zu entfilzen. Rhein schweigt weitgehend. Merz erklärt die gegen Weimer erhobenen Vorwürfe für „falsch“. Doch zahlreiche Fakten, die Strukturen und die Zitate liegen offen. Jeden Tag werden mehr Details bekannt. Je mehr Details bekannt werden, desto weniger geht es darum, dass Wolfram Weimer politisch nicht mehr tragbar ist, sondern immer mehr um die Frage, wie weit die politischen Spitzen in Ländern und Bund bereit waren, ein System mitzutragen, das heute vor aller Augen auseinanderfällt.
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Eigentlich bezeichnend ist nicht mehr das Ausmass an Korruption, die sich systemisch institutionalisiert hat -man erwartet von nach bald 80 Jahren B.R.D. nix anderes mehr-, sondern die Dummheit und Primitivitaet, mit der diese in „unserer Demokratie“ von Ochlokraten wie Weimer, Soeder,Rhein&Konsorten weitergewurschtelt wird.
Ein Punkt ist zu machen, eine Frage zu stellen und ein Fazit zu ziehen. Zuerst die Frage: Wie hoch wurden die Politiker, die sich persönlich für Weimers Lobbyformate engagierten, dafür „entlohnt“? (Wie viel steckte zB Frau Reiche ein?) Der Punkt: Die Causa Weimer ist längst zur Causa Merz, Söder und Rein detoniert! Das Fazit: Kultur in Deutschland wurde bereits unter Claudia Buntig zum linken Agitationsbazar – unter Linke-Tasche-Rechte-Tasche Weimer schließlich zur politischen Swinger-Club-Veranstaltung – jede darf mit jedem, für 80.000 €. Bitte endlich diese Mafia-„Kultur“ mit der Kettensäge „einsparen“ und den 3 Affen See-no-evil, Hear-no-evil, Speak-no-evil einen Tritt in den… Mehr
„Schwarzer Filz“ ist eine treffende Diagnose für eine Partei, die sich jetzt dringend für 8-12 Jahre auf den harten Oppositionsbänken erneuern müsste.
Das Modell „Spahn-Tandler-Tochter“ und die findigen Nachfolger-Modelle…… zeigen deutlich, der Phantasie der politischen Akteure in Spitzen-Positionen sind offenbar keine Grenzen gesetzt, um sich in den Besitz von Staats-Knete bzw. Steuergeldern zu bringen!
Weimer opfert sich jetzt für unser Land auf
„Kulturstaatsminister Weimer sieht sich als Zielscheibe der AfDWolfram Weimer stand zuletzt wegen Korruptionsvorwürfen in der Kritik, die AfD forderte seinen Rücktritt. Er werde sich „rechten Trollen nicht beugen“, sagt er nun.“ https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-11/wolfram-weimer-afd-rechte-kampagne-vorwuerfe
Dank Brandmauer können nun weder die Linken, noch die Grünen seinen Rücktritt fordern. Was für eine widerliche „Demokratie“
Weimer ist sozusagen der neue Reichsopferfuehrer – gleich nach seinem grossen Fuehrer, Fritze I vom Klingelbeutel.
Na, da ist dem Maggus die Syntax etwas entgleist, eigentlich wollte er ja wohl sagen: erst Blaulicht, dann Konto. Naja, und selbst das stimmt ja nicht, wenn man die Heerscharen überbezahlter Partei Angestellten, auch bekannt als Listen Abgeordnete, denkt, die auch ohne formale Ausbildung reich werden. Gründlich betrachtet, stimmt eigentlich wieder nichts bei seiner Aussage.
Eine Bananenrepublik, die nicht einmal Bananen hat. Nur Gurken. Wie erbärmlich
Das „System Weimer“ ist kein Einzelfall – es reiht sich nahtlos ein in die lange Tradition der Union, wenn es um Filz, Vetternwirtschaft und dubiose Netzwerke geht. Rhein und Söder stehen heute im Rampenlicht, doch die Liste der Skandale reicht Jahrzehnte zurück: – Amigo-Affären in Bayern: Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren war die CSU Synonym für Vetternwirtschaft. Politiker wie Max Streibl oder Franz Josef Strauß wurden mit dubiosen Verbindungen zu Unternehmen und fragwürdigen Vorteilen in Verbindung gebracht. „Amigo“ wurde zum Markenzeichen für den politischen Filz der Union. – Starfighter-Skandal: Unter Verteidigungsminister Franz Josef Strauß kaufte die Bundeswehr in den… Mehr
Wir erinnern uns auch noch an den Strausschen Schuetzenpanzer, der nie fuhr (HS 30) und dessen Fibag-Affaere, einen Herrn Flick, „juedische Vermaechtnisse“ eines MP Koch („C.D.U.“); an Steuerfahnder, die derselbe MP Koch psychiatrieren liess, als die seinen Millionaers-Kumpels zu nahe rueckten; an Milliardenkredit-Strauss und den Maennerfreund Schalck von der KoKo, die Plutonium-Affaere des bayrischen Verfassungsschutzes, der Plutonium im Reisekoffer als Fluggepaeck in „€U“ropa hin- und herfliegen liess; an die Affaere Mollath (Amigo Beckstein), Celler Loecher und das Stahlwerk Thale und die „Treuhand“ (Albrecht – Pfizer-Uschi),“Ehrenwort“-Barschel und Kohl, Schwarzgeldkoffer-Schaeuble oder an die „Neue Heimat“ oder „Coop“ bei den Spezialdemokraten, an Immobilien-Momper,… Mehr
Söder sollte sich mal um die ökonomischen Probleme im Frankenland kümmern. Bayern besteht nicht nur aus München oder den Gebieten wo sich die Millonärsschickeria nieder gelassen hat. Da kommt aber ganz wenig vom CSU Oberindianer und seiner Truppe. Für Bierzeltreden langt es. Bis jetzt zumindest.
Es läuft doch gut! Nicht nur aus der Wirtschaft kommen mittlerweile täglich neue Horrormeldungen, für Otto Normalverbraucher wird es immer leerer im Portemonnaie, auch bei der Politikerkaste im Land tauchen immer mehr „Unannehmlichkeiten“ auf: Ich warte jetzt nur noch auf den Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt und diese „Regierung“ hinwegfegt. Lange kann das eigentlich nicht mehr dauern. (Sarkasmus aus)