Wie Schüler für linksaktivistische Streiks instrumentalisiert werden

Die „Zivilgesellschaft“ ruft am kommenden Freitag zu Schulstreiks gegen die Wehrpflicht auf, in Gießen demonstrierten Schüler gegen die Versammlung der AfD. Wie schon bei den Klima-Demos werden sie dabei immer wieder von Lehrern unterstützt. Was ist mit dem Gebot, dass Schule nicht politisch zu indoktrinieren hat?

picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE

Geschichte wiederholt sich doch. Aktuell werden Schüler von linken Kräften, darunter einer „Bildungs“-Gewerkschaft, zu „Demonstrationen“ während der Unterrichtszeit aufgerufen: gegen eine Wehrpflicht, gegen die AfD, vor kurzem „für“ das Klima … Das erinnert fatal an die Mobilisierung, ja an den politischen Missbrauch von jungen Leuten im NS-Deutschland, in der DDR, in der Sowjetunion, in China … Vor Jahren in Deutschland gegen Atomkraft, gegen „Castor“-Transporte usw.

Nun hat die vereinte Linke, die sich – einen Begriff pervertierend – „Zivilgesellschaft“ nennt, Schüler für Freitag, 5. Dezember, zu bundesweiten Demonstrationen und „Schulstreiks“ gegen jede Form von Wehrpflicht aufgerufen. Wobei allein der Begriff „Streik“ falsch ist, denn Schüler erbringen wirtschaftlich keine Arbeitsleistung, sie sind vielmehr Empfänger einer staatlichen Leistung. Vorne dran: Schülerausschüsse und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die übrigens eben erst darüber geklagt hat, dass Schüler heutzutage nicht einmal mehr einen Stift halten oder selbständig eine Toilette aufsuchen könnten. TE hat am 2. Dezember darüber berichtet.

„Schulstreik“ gegen Wehrpflicht

„Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden“, heißt es im Internet in einem Aufruf zum „Schulstreik gegen Wehrpflicht“, der in mehr als 40 Städten inszeniert werden soll. Wörtlich tönen die Organisatoren: „Wir schauen nicht stumm zu, wie wir und unsere Freunde per Los zum Töten und Sterben gezwungen werden.“ In Berlin etwa meinen die Organisatoren: „Mit der neuen Zwangsmusterung für alle Jugendlichen des Jahrgangs 2008 belasten politische Entscheidungsträger Jugendliche erneut, ohne zu fragen, wie es ihnen geht oder wie es die Mehrheit grundsätzlich sieht.“

Die GEW äußerte sich positiv: „Die Sorgen und die Kritik der Schüler*innen rund um die Themen Wehrpflicht, Frieden und Demokratie teilen wir.“ Die GEW fordert ihre Mitglieder auf, die kritische Diskussion und Meinungsbildung der Schüler zu diesen Themen aktiv zu unterstützen. Die GEW weiter: „Mit großer Sorge beobachten wir, dass die Bundeswehr in Schulen zunehmend präsent ist, insbesondere durch Vorträge von Jugendoffizieren oder durch ihre Teilnahme an Berufswahlmessen.“

Unterstützung bekommen die Aktivisten von der Ex-SED-Ikone und demnächst auch Ex-Ikone Sahra Wagenknecht vom (noch) gleichnamigen Bündnis BSW. Die scheidende BSW-Vorsitzende hat Lehrer an den Schulen bundesweit dazu aufgerufen, den für Freitag angekündigten „Schulstreik“ gegen eine mögliche Wehrpflicht zu unterstützen. „Lehrer sollten ihren Schülern bei diesem Protest zur Seite stehen“, sagte Wagenknecht den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). „Junge Leute brauchen gute Bildung und kein Stillgestanden.“ Wagenknecht weiter: „Beim möglichen Losverfahren spielt die Bundesregierung Russisch Roulette mit den Perspektiven und bald womöglich mit dem Leben junger Menschen.“ Freiwillig oder unfreiwillig lustig: Russisch Roulette!

„Schulstreik“ gegen die Gießener AfD-Versammlung

Es ist erst ein paar Tage her, dass Hunderte Gießener Schüler am 28. November als „Schülis gegen Rechts“ mittrottelten bei Massendemonstrationen gegen die Gründung einer neuen AfD-Jugendorganisation – Demonstrationen, die in weiten Teilen äußerst gewalttätig endeten, bei denen Journalisten angegriffen und mehr als fünfzig Polizisten verletzt wurden. TE hat ausführlich darüber berichtet, auch über gewalttätige Angriffe gegen ein TE-Kamerateam.

Die Schulen, die Schulverwaltung, manche Lehrer und erneut die GEW haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Zumal nicht bei der Durchsetzung der Schulpflicht und bei der Achtung des Gebots, dass Schule nicht politisch zu indoktrinieren hat. „Bildung statt Bosheit, Haltung statt Hetze“, „AfD-Jugend stoppen“ und ähnliche Slogans standen schließlich auf – im Kunst- oder Politikunterricht? – gebastelten Plakaten. Mit diesen zogen die Schüler durch die Gießener Innenstadt.

Ivo Weiser, Schülersprecher an der Liebigschule, sagte, man wolle zeigen, dass „Populismus in Gießen keinen Platz hat“. Ole Lenhardt, ebenfalls Liebigschule, ergänzte: „Viele haben sich dafür interessiert und mitgemacht bei der Plakatbemalung. Auch Lehrer sind auf uns zugekommen und haben gesagt: ‚Super, dass ihr das macht!‘.“ Junge Menschen würden zu wenig in politische Prozesse mit einbezogen, hieß es im Aufruf. „Besonders Schulen sollten ein Ort der Inklusion und Toleranz sein und kein Ort, der Rassismus, Sexismus und faschistisches Gedankengut duldet.“ Dem widerspreche die AfD im Grundgedanken.

Das zuständige Schulamt hatte derweil die Präsenzpflicht in allen innerstädtischen Schulen aufgehoben und es den Eltern überlassen, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken wollen. Hintergrund ist, dass mit Blick auf das AfD-Treffen mehrere überregionale Verkehrsbetriebe mitgeteilt hätten, dass der Rücktransport der Schüler nicht zuverlässig gewährleistet werden könne.

Im Vorfeld hatten Gießener Schulleiter zwar eine Stellungnahme gegen den “Schulstreik“ abgegeben. Darin hieß es, dass die Teilnahme an Demonstrationen von Schülern im Rahmen des Unterrichts nicht zulässig sei: „da hierdurch das Neutralitätsgebot der Schule missachtet würde“. Man respektiere aber das Engagement der Schüler für demokratische Werte. „Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn junge Menschen Haltung zeigen und sich konstruktiv mit Fragen unserer Demokratie auseinandersetzen.“

Das also soll das „beste Deutschland, das es jemals gab“ sein (Steinmeier am 3. Oktober 2020). Zumal in Gießen, wo der heutige Bundespräsident als Jurastudent und “wissenschaftlicher Mitarbeiter“ bis 1984 seine kommunistischen Kreise zog, indem er dort Mitarbeiter der von der DDR finanzierten und vom Verfassungsschutz beobachteten Zeitschrift „Demokratie und Recht“ war.

Die Berliner Zeitung stellt zu recht fest: Es gibt gute linke Kinder- und Jugenddemos, schlechte linke Kinder- und Jugenddemos. Während alle Medien und die Politik zu Fridays for Future frohlockten und die Kinder auf die Straßen schickten, laufen hier die Proteste den Wünschen der Regierung und einiger Medienleute offenbar entgegen. Entsprechend fallen dieses Mal dann auch die Reaktionen aus.

Kinder und Jugendliche gehören in den Unterricht, ohne politische Vereinnahmungen.


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Kommentare ( 72 )

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DuMeineGuete
11 Tage her

Herr Kraus, im Prinzip gebe ich ihnen Recht, dass die Schulen politisch nicht indoktriniert und missbraucht werden sollen, aber dann auch konsequent!

So haben dann auch Jungendoffiziere der Bundeswehr in Schulen nichts verloren, um hier Nachwuchs zu rekrutieren:
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bayern-bundeswehr-zivilklausel-kooperation-hochschulen-wissenschaftsfreiheit

Aus dem Geschichtsunterricht weiß ich noch, dass ganze Schulklassen begeistert in den 1. und 2. Weltkrieg gezogen sind, um für eine vermeintlich gerechte Sache zu kämpfen. Wehret den Anfängen!

Last edited 11 Tage her by DuMeineGuete
GR
11 Tage her

Wehrpflicht für alle, Gewehr zuhause, Verteidigungsarmee und raus aus der Nato, direkte Demokratie, damit das Volk über den Verteidigungsfall entscheiden kann, dann wäre die Wehrpflicht durchaus sinnvoll. Aber Kriegstüchtigkeit herstellen, um zu verhindern, daß das kollabierende Regime in Deutschland evtl. doch noch davonkommt, dem sich entgegenzustellen ist doch ganz sinnvoll. Das Kind, daß die Schule politisch nicht neutral ist (war sie aber nie), liegt schon im Brunnen.

Metric
11 Tage her
Haba Orwell
11 Tage her

> Wie schon bei den Klima-Demos werden sie dabei immer wieder von Lehrern unterstützt. Ist es so? Böses Medium gestern zum Thema: „Schulstreik gegen Wehrpflicht: Teilnehmer drohen Repressalien“ > „… Auf die Solidarität der organisierten Lehrerschaft können die um Frieden und Zukunft besorgten Jugendlichen dabei nicht hoffen. So gab der Deutsche Lehrerverband bekannt, dass er die für Freitag angesehenen Schulstreiks kritisch sehe und warnte, dass die Teilnehmer „mit erzieherischen Maßnahmen bis zu einem Verweis“ rechnen müssten. Ohnehin sieht Verbandspräsident Stefan Düll die Aufgabe der Schulen darin, „sachlich“ über die sicherheitspolitische Lage und „die Bedrohung durch Russland“ zu informieren. Düll hinterfragt… Mehr

Deutscher
12 Tage her

Wehrpflicht ja! 👍🏻

Uns hat man zu Zeiten des kalten Krieges auch nicht gefragt, ob wir wollen. Jedem war klar, dass wir mussten. Und die strategische Lage war nicht weniger angespannt als heute – sie wurde nur nicht so aufgeblasen. Nicht nur einmal rückten deutsche Panzer in Alarm Richtung tschechische Grenze aus, weil sich drüben Truppen zusammenzogen.

Last edited 12 Tage her by Deutscher
Haba Orwell
11 Tage her
Antworten an  Deutscher

> Nicht nur einmal rückten deutsche Panzer in Alarm Richtung tschechische Grenze aus, weil sich drüben Truppen zusammenzogen.

Diesmal sind allerdings die Truppen eines totalitären Staates auf dieser Seite der Grenze.

Dietrich
11 Tage her
Antworten an  Deutscher

„Uns hat man zu Zeiten des kalten Krieges auch nicht gefragt, ob wir wollen. Jedem war klar, dass wir mussten.“  Genau deshalb ist es an der Zeit, dass unsere Kinder diejenigen fragen, die sie in den Tod schicken wollen: Warum wir? Warum nicht ihr! „Nicht nur einmal rückten deutsche Panzer in Alarm Richtung tschechische Grenze aus, weil sich drüben Truppen zusammenzogen.“ Ach ja, waren Sie in der Tschechoslowakei, hinter der Grenze und haben es mehr als einmal mit eigenen Augen gesehen? Ich weiß nur von einmal und das galt nach Innen, nicht nach außen. 1968! Oder glauben Sie auch, morgen… Mehr

Last edited 11 Tage her by Dietrich
Rob Roy
12 Tage her

Die Sowjetunion und die DDR hätten sich seinerzeit die Finger danach geleckt, solche Aktionen zu unterstützen, um den kapitalistisch-faschistischen Erzfeind BRD zu stürzen. Aber wer steckt heute dahinter? Wer profitiert davon, dass Deutschland schutz- und und wehrlos ist?

DuMeineGuete
11 Tage her
Antworten an  Rob Roy

Aber wer steckt heute dahinter? Wer profitiert davon, dass Deutschland schutz- und und wehrlos ist? Zur ersten Frage: ich würde mal ganz klar darauf antworten der „industriell militärische Komplex“, vor dem schon der ehemalige US-General und spätere US-Präsident, Dwight D. Eisenhower bei seiner Abschiedsrede im Jahr 1961 gewarnt hatte. Zur zweiten Frage ein paar Gegenfragen: warum entstand die NATO bereits im Jahr 1949, der Warschauer Pakt aber erst im Jahr 1955? Wer hat den Kalten Krieg und die damit irrsinnige Aufrüstung begonnen und wer profitierte davon am meisten? Wer hat den Kalten Krieg beendet, wer hat hat uns anschließend mehrmals… Mehr

Fieselsteinchen
12 Tage her

Anstatt den jungen Leuten jetzt erst recht, eine gute Bildung zu geben, um ihre Chancen Möglichkeiten im Ausland wahrzunehmen, zu steigern, kommt der lahme Spruch vom “Schuleschwänzen”. Ich hoffe auf die Eltern, die jetzt aktiv werden und den linken Gesellen eine “reinkoffern” (nach Bärbel Bas)! Dass in Deutschland offensichtlich der idiomatische Wahnsinn regiert, erkennt man daran, dass jahrelang gegen Egoshooter und Ballerspiele mobil gemacht wurde und diese jetzt als so toll empfunden werden, dass man sie direkt realistisch umsetzen möchte, mit Senioren und Jugendlichen. Wenigstens hat Freuding keinen Anschluss mehr im Pentagon.

Riffelblech
12 Tage her

In einem immer kriegslüsterner werden Umfeld ,welches besonders von den linksgrün durchsetzten Medien geschürt wird ,ist es gut wenn ,wie in diesem Fall die Schüler protestieren . Denn Eines ist doch klar ,die Kriegslust wird mit steigenden Gewinnen der Rüstungsindustrie gefeiert ,es wird blödsinnig bedauert wenn Friedensgespräche etwa positiv verlaufen . Und mittendrin unsere Politiker der linksgrünschwarzen Gesinnung denen eine „“ Kriegstüchtigkeit „“ nicht schnell genug gehen kann . Wetten :: sollte es wirklich — was jeder vernünftige Mensch ( außer Politiker ) verhüten möge — tatsächlich zu einem Krieg kommen mit den Russen , die das niemals wollen ,… Mehr

yeager
12 Tage her

Man kann sich denken, wie es in den Lehrer- und Klassenzimmern läuft, wie sich politische Aktivisten die Gruppendynamik zunutze machen derer sie sich als Lehrer bestens zu bedienen wissen. Im Lehrerzimmer wird es keine Gegenstimmen geben, wer will sich da schon zum Außenseiter machen. In den Klassen wird den Schülern scheinbar eine Alternative angeboten: Wer nicht mit will, der muss dann natürlich in die Schule, unter entsprechender Aufsicht. Doch für die wenigen, die doch lieber im warmen Klassenzimmer sitzen wird dann überraschenderweise kein Aufsichtspersonal da sein, so dass die dann doch mit müssen. Lehrer die sonst einen Dreck auf Anwesenheit… Mehr

Marco Mahlmann
12 Tage her

Die GEW ist die Karikatur einer Gewerkschaft und in ihrem Selbstverständnis auch kaum das Sprachrohr der Lehrer, sondern vielmehr das Vorfeld der Linksgrünen, Antisemitismus inbegriffen (wir erinnern uns alle an die GEW-Unterstützung der BDS-Kampagne in Oldenburg). Es gibt den Philologenverband und den VBE, und ohne Verband lehrt es sich nicht schlechter. Wer als Lehrer darüber jubelt, daß sich Schüler für Klima-Greta, gegen die Wehrpflicht und gegen die AfD engagieren, verletzt nicht nur seine Neutralitätspflicht und ist auch nicht nur historisch ungebildet, was Indoktrination der Schüler durch die ideologische Schule angeht, sondern der verfehlt das Ziel des Lehrens: selbständige selbstbewußte Schüler,… Mehr