Nancy Faeser findet sich selbst irgendwie peinlich

Immer links, aus Versehen rechts: Innenministerin Nancy Faeser empfiehlt Notvorräte und will kurze Zeit später diese Liste wieder einkassieren. Hat sie unser Lob für ihre Ehrlichkeit geärgert?

IMAGO/ IMAGO/photothek, Collage TE

So schnell kann’s gehen bei unserer Innenministerin Nancy Faeser in ihrem Blitzkrieg gegen die rechte Bedrohung: Die Deutschen sollten Notvorräte für 10 Tage zu Hause anlegen, empfiehlt sie am 13. Mai. TE berichtet darüber und stellt die Notfallliste und einige Tipps für das Ob und Warum unseres Sicherheitsexperten Steffen Meltzer zur Verfügung.

Und, garantiert erstmals in der Geschichte von TE, loben wir sie für ihre Weitsicht, Ehrlichkeit und Lernfähigkeit: „Wie sich die Zeiten ändern: Noch vor Kurzem galt, wer Notvorräte anlegte, als Fall für den Verfassungsschutz – als ‚Prepper‘, der dem Staat misstraut und das Schlimmste fürchtet. Jetzt fordert Innenministerin Nancy Faeser zum Preppern auf.“

Offensichtlich zu viel Lob, denn schon am 18. Mai kommt das Dementi der Innenministerin: Sie werde „mit meinem Amt noch mal besprechen, ob es so klug ist, solche Listen zu veröffentlichen«, sagte sie. Solche Listen also sollen den Bürgern künftig vorenthalten werden? Das kann wohl nicht sein. Explodierende Preise, gefährdete Energieversorgung, Krieg in der Ukraine, gestörte Lieferketten – wenig ist noch so sicher wie noch vor einem Jahr.

Wenn aber dramatische Entwicklungen eintreten können, dann ist jeder klug beraten, sich reichlich mit Vorräten einzudecken. Denn dann steht die Versorgung der Bevölkerung auf tönernen Füßen und kann nicht mehr garantiert werden. Das Leben und unsere Gesellschaft werden nie frei von Katastrophenrisiken sein können. Ein Blick in die Geschichte reicht völlig aus, um das festzustellen. Politik allerdings versucht die Illusion von Sicherheit aufrechtzuerhalten – der Glaube an die Allmacht des Staates soll in Deutschland nicht erschüttert werden. Aber ist das realistisch?

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Der Krieg in der Ukraine zeigt uns allen auf, wie schnell Katastrophen entstehen und bleiben. Putins Kriegskasse ist prall gefüllt und die Staatsverschuldung Russlands im Vergleich mit westlichen Ländern sehr gering. Das lässt auf einen langen Atem schließen, zumal sich Deutschland betreffs der Erdgas- und Energieversorgung in eine schwierige politische und ökonomische Abhängigkeit selbst hineinmanövriert hat. Drohte bereits vor dem Ukraine-Krieg eine Überlastung des Stromnetzes, ist in der gegenwärtigen Lage erst recht Gefahr im Verzug. Da die Rufe nach einem direkten Eingreifen der Nato immer lauter werden, können wir alle sehr viel schneller mit Stromausfällen und Versorgungsengpässen betroffen werden, als wir uns das vielleicht vorstellen möchten.

Gut hat es also der, der sich auf einen Ausfall der Wärme- und Stromversorgung vorbereitet hat. Der Handel hält für jeden eine Reihe von Produkten bereit, aus denen jeder nach seiner individuellen Wohnlage und seinen persönlichen Befindlichkeiten auswählen kann. Es besteht eine große Angebotsbreite, angefangen von einem einfachen Ethanol-Tischofen bis zu verschiedenen Notstromaggregaten.

Faesers Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt daher diese durchaus nachvollziehbaren Ratschläge für das Verhalten in Katastrophenfällen heraus. Überschwemmungen, Erdbeben, Ausfall der Strom- und Wasserversorgung, Pandemien, weltweite Finanzkrisen mit enormen wirtschaftlichen Folgen wie Mangelversorgung, anfangs begrenzte Konflikte, die aus dem Ruder laufen, und anderweitige Unruhen können das globale und regionale Gleichgewicht schnell ins Wanken bringen.

Was Sie in einer solchen Extremsituation brauchen und wie Sie sich richtig verhalten

Bankschalter sind dann geschlossen, Geldautomaten gesperrt, Handynetze sind zusammengebrochen. Die Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr sind über Notruf nicht erreichbar, das Internet funktioniert nicht. Die Kliniken haben Notstromaggregate für maximal 14 Tage. Danach werden Intensivpatienten von den angeschlossenen Computern abgeschaltet. Überleben wird dann zur Glückssache. Die Supermärkte sind leer gekauft oder geplündert.

Diese Dinge sollten Sie für den Fall der Fälle bereithalten:

  • 14 Liter Wasser je Woche pro Person
  • Kerzen und Teelichter, Streichhölzer, Feuerzeuge
  • Spirituskocher zur Essenszubereitung
  • Wasservorrat für die Hygiene (Wanne befüllen, Plastikkanister benutzen, in denen beispielsweise einmal destilliertes Wasser war)
  • Batterien
  • Notfall-Radio mit Kurbel
  • Taschenlampe
  • Decken
  • Hygieneartikel wie Toilettenpapier, Seifen, Zahnpasta, Waschmittel, Müllbeutel, Zellstofftaschentücher
  • Erste-Hilfe-Set mit Schmerzmitteln, fiebersenkenden Wirkstoffen, Aspirin, Fieberthermometer, Hautdesinfektionsmittel, Mittel gegen Durchfall
  • Kaliumiodid „Lanmacher“ 65 mg-Tabletten bei Radioaktivität (Beipackzettel beachten, bzw. vorher informieren, für was und wen erforderlich!)
  • Desinfektionsmittel für Gegenstände
  • Atemschutzmasken, passgenaue (!) FFP2 oder -3-Masken sollen Schutz vor gefährlicher Virusinfektion bieten
  • einklappbares Messer nach Möglichkeit mit Glasbrecher, Dosenöffner
  • Schutzhandschuhe
  • Nähzeug
  • Aluminiumfolie
  • Mappe für Dokumente und Brustbeutel
  • Bargeld für zwei Wochen
  • Medikamentenvorrat für vier Wochen
  • Trinkwasservorrat (je Person mindestens 1,5 Liter pro Tag)
  • Feuerlöscher
  • Lebensmittel, die auch ohne Kühlung gelagert werden können: Fisch- und Wurstkonserven (ca. 2 kg/Person); Nudeln und andere Hartweizenprodukte, Haferflocken, Büchsenbrot, Reis, Zwieback, Knäckebrot, Kartoffeln (ca. 4,6 kg/Person); Gemüse im Glas oder in der Dose wie Mais, saure Gurken, Rotkohl, Sauerkraut, Erbsen und Bohnen (ca. 5,5 kg/Person); Marmelade, Honig, Schokolade etc.; Fette/Öle, Salz, Pfeffer

Müssen Sie die Flucht ergreifen, dann packen Sie in einen großen Rucksack Folgendes zusammen bzw. legen folgende Kleidung an:

  • warme und regendichte Kleidung
  • massives Schuhwerk, ebenfalls wasserdicht
  • Kopfbedeckung
  • Hose mit mehreren verschließbaren Taschen
  • massiver Gürtel mit einem Innenfach für Bargeld und die ganz wichtigen Dokumente (Personalausweis, Geldkarten), an dem folgende Dinge befestigt werden:
  • Sägemesser, einklappbar
  • Feuerzeug
  • kleine Taschenlampe mit mindestens 100 Lumen, Ersatzbatterien
  • Karabinerhaken
  • Kompass
  • Wasserflasche
  • Abwehrspray (nur dann, wenn Sie damit umgehen können und über entsprechende Kenntnisse verfügen, unbedingt auf das Verfallsdatum achten)
  • Kugelschreiber
  • Kubotan (Kurzstock) als Abwehrwaffe
  • Glasbrecher

Außerdem sind einzupacken: Zweimal Unterwäsche und Socken, Decke, Schlafsack, Weltempfänger, Sturmstreichhölzer, Handschuhe, Erste-Hilfe-Set, Essen und Trinken für drei Tage, Medikamente für 14 Tage, Nähzeug, Strick, Brustbeutel für Geld und Dokumente, Besteck, Kohletabletten, Zahnpasta, Seife, Rasierzeug, Handtuch, Angelschnur, wasserdichte Dokumententasche, eine Rolle Toilettenpapier, Taschentücher, kleiner Spiegel, Schreibzeug inkl. Bleistift mit Spitzer, Teelichter, Kunststofftüten verschiedener Größe.

Organisieren Sie sich eine Landkarte, denn das Navigationssystem Ihres Handys könnte nicht mehr funktionieren. Das Wichtigste packen Sie im Rucksack nach oben (zum Beispiel Erste-Hilfe-Set), das Schwerste nahe am Rücken. Der Rucksack muss eng am Träger anliegen, benutzen Sie außerdem einen Hüftgurt. Sie müssen damit rechnen, dass Sie sich von diesem Gepäckstück schnell trennen müssen, wenn Sie verfolgt, bedrängt oder bedroht werden. Deshalb tragen Sie Wertgegenstände prinzipiell am Körper, ebenso wie den Sicherheitsgürtel.


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Kommentare ( 14 )

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14 Comments
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ketzerlehrling
1 Jahr her

Die gute Nancy outet sich als Prepperin. Das ist voll Nazi, meine Liebe. Der anständige Deutsche zeigt Haltung und verhungert still und leise in seinem Kämmerlein. Vor allem, da niemand die Rechten will, kann und darf sie so etwas auf keinen Fall laut sagen. Am Ende überleben die.

H. Priess
1 Jahr her

Einen Teil habe ich mir schon auf Vorrat angelegt. Was mir fehlt ist eine Filteranlage um Wasser aus Teichen zu gewinnen, da werde ich mir wohl was basteln müssen die zum kaufen sind sehr teuer. Aber einen Rucksack zur Flucht? Flucht wohin wenn auf den Straßen der Ausnahmezustand tobt, das Militär die Straßen abgesperrt hat und die Leute am verlassen der Städte hindert? Da sollte man sich eher verbarrikadieren, sollte das länger als eine Woche dauern ist eh alles zu spät, dann fallen alle ins Mittelalter mit Faustrecht zurück. Was ich mir allerdings noch zulegen muß ist ungelöschter Kalk für… Mehr

Lupo A
1 Jahr her

Nein, Frau Faeser, wie eine Regierung, besetzt mit Politikern Ihres Schlages professionell und klug mit Notfallsituationen umgeht, haben wir letztes Jahr im Ahrtal gesehen. Die Diffamierung freiwilliger Helfer im Rahmen des Kampfs gegen Rechts reicht. Da wäre die Herausgabe von Warnungen und Checklisten ein echter Stilbruch.
Die eigentliche Katastrophe ist, dass Leute wie Sie im Amt sitzen, die unentwegt im Rahmen ihrer Ideologie einen Notfall nach dem anderen auslösen. Vorbeugung wäre der beste Schutz vor Notfällen und die erste Maßnahme wäre folglich, dass wie Sie los würden.

Waldorf
1 Jahr her

Ideologinnen taugen nix als Politikerinnen und als Prepper noch weniger als nix. Diese Möchtegern-Volkserzieherinnen kriegen schon ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe, wären außerhalb des Politzirkus in kürzester Zeit auf Hilfsarbeiterniveau gestrandet. Solange diese Träumer oder Spinner es nicht einmal schaffen, ihr Wohnzimmer Berlin vorzeigbar aufzuräumen, sollten sie einfach die Klappe halten und sich um das kümmern, wofür sie gewählt wurden und das ist garantiert keine schwarze Staatspädagogik, überall neue Probleme zu produzieren, sondern die vorhandenen Probleme zu lösen oder wenigstens zu lindern. Die gesamte Politik hat schlicht keinen anderen Auftrag als Problemlösungen, sie ist ansonsten schlicht völlig überflüssig… Mehr

Manfred_Hbg
1 Jahr her

ANBEI Habe doch grad folgende TLX-Meldung entdeck(hier nur teilweise wortgenau)…..: > Die „Ampel“ hat entschieden, „im laufenden Jahr mindestens 25 Millionen Euro für ein humanitäres Aufnahmeprogramm des Bundes zugunsten von Menschen aus Afghanistan verwenden. Das geht aus einer Vorlage für die abschließenden Etazberatungencdes Haushaltsausschusses hervor.“ Da N.Feasers(SPD) Innenministerium „im April für das Auswahlverfahren, Reisekosten sowie eine 14-tägige Erstunterbringung Kosten in Höhe von 5000 Euro pro Person veranschlagt hatte, entspräche dies einer Aufnahme von 5000 Menschen.“ ENDE >> Ähm, nur (weitere) 5000 Afghanen also?? HIER möchte ich doch mal mit Blick auf die grad zuletzt hergeholten afghanischen Hilfskräfte – welche selber… Mehr

alter weisser Mann
1 Jahr her
Antworten an  Manfred_Hbg

Man darf sich zudem den Kostenschwanz vorstellen: erst 25 Mio. für Auswahl, Herflig und 14 Tage Erstunterbringung … und dann jeden Monat dasselbe.
Wie viele werden wohl je Jobs haben, die ihre meist umfänglichere Familie unterhalten?

Michael Palusch
1 Jahr her

„Putins Kriegskasse ist prall gefüllt und die Staatsverschuldung Russlands im Vergleich mit westlichen Ländern sehr gering. Das lässt auf einen langen Atem schließen,…“
Mit Verlaub, das ist Unsinn.
Die Staatsverschuldung Russlands ist, ebenso wie die Auslandsverschuldung, sehr gering, das stimmt, aber selbst eine hohe Staatsverschuldung wäre kein Problem.
Da Russland nicht auf Waffen- und Ausrüstungskäufe aus dem Ausland angewiesen ist, kann der russische Staat sich jederzeit in eigener Währung bei seiner Zentralbank verschulden. Für Deutschland funktioniert das nicht, da Deutschland seine Währungssouveränität an die EU abgetreten hat und damit „unser“ Euro genauso eine Fremdwährung ist wie der Dollar.

Elki
1 Jahr her

„Da die Rufe nach einem direkten Eingreifen der Nato immer lauter werden, können wir alle sehr viel schneller mit Stromausfällen und Versorgungsengpässen betroffen werden, als wir uns das vielleicht vorstellen möchten.“
Von mir kam solch ein Ruf noch nie, Kriegstreiberei ist nicht meine Sache. Aber das ist nur die eine Sache, daß wirtschaftliche, ökonomische Ende Deutschlands wegen eines Gas-und Ölembargo einer EU ist von der deutschen Politik zu verantworten, von Niemandem sonst.

Michael Palusch
1 Jahr her
Antworten an  Elki

Sollte die Nato offen in der Ukraine eingreifen, werden Stromausfälle und Versorgungsengpässe das kleinere, vermutlich aber sogar auch nur ein sehr kurzes Problem sein.

Last edited 1 Jahr her by Michael Palusch
T. Ruebsal
1 Jahr her

Wir haben über tausend Politiker und ursächlich Verantwortliche, die im Falle eines Totalzusammenbruchs auch den … hilflos ausgeliefert sein werden. Ich glaube noch nicht, dass man es soweit kommen lassen wird. Die Verursacher werden dann schneller selbst zum Opfer, als sie vielleicht glauben.

D. Harry
1 Jahr her

Bisher habe ich das locker gesehen, aber jetzt wo sie eine Kehrtwende macht, bekommt das Ganze Vorrang.

RMPetersen
1 Jahr her

Lebensmittelvorräte vorhalten sowie Wasser, das ist schon ok. und Medikamente auf Vorrat, mindestens 2 Monate.
Wie man in einer Stadtwohnung sein WC ersetzt, wenn die Abwasserpumpen ausgefallen sind, wird leider nicht erläutert. Die Produkte der Wasser- und Lebensmittelvorräte sollen nach Verlassen des Körpers ja auch irgendwie entsorgt werden. Vielleicht nach uralter Sitte aus dem Fenster auf die Strasse kippen?
Die Tips für die Flucht mögen ja sinnvoll sein, aber mit 75 vertraue ich darauf, dass der Russe mir nix tut. (Oder der Maure.) Klar, ich bin in keiner östlichen Großstadt, die zum Häuserkampf einlädt, sondern im Norden auf dem Land.