Wie hat sich der Weihnachtsmarkt in Ihrer Stadt verändert?

Früher dufteten Glühwein, Waffeln und gebrannte Mandeln. Heute dominieren Absperrungen, Sicherheitskräfte und Betonpoller. Wenn sie wegen notwendiger Sicherheitsvorkehrungen überhaupt noch stattfinden können: Weihnachtsmärkte. Wie sieht es in Ihrer Stadt aus? Bitte schicken Sie uns Ihre Eindrücke, Berichte und Fotos.

picture alliance / imageBROKER | S. Dittrich

Es war einmal eine Zeit, da gehörten Weihnachtsmärkte zu den letzten Orten, an denen Deutschland sich selbst noch ein Stück unbeschwert erleben konnte. Der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln, das Lachen der Kinder, das warme Licht unter frostklaren Himmeln – all das gehörte zu einer Jahreszeit, in der Menschen für ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergaßen.

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Leseraktion: Wieviel Beton hat Ihr Weihnachtsmarkt? (5)
Doch diese Unbeschwertheit ist vielen Orten verloren gegangen. Schon vor sechs Jahren haben unsere Leser in einer umfangreichen Aktion mit zahlreichen Einsendungen dokumentiert und gezeigt, wie sehr die Weihnachtsmärkte ihre Gesichter unter den neuen Sicherheits- und Bedrohungsumständen verändert haben: Wo früher Holzbuden und Menschenmengen die Gassen füllten, stehen heute Metallzäune, Poller und Sicherheitskräfte. Der Marktplatz, einst Symbol bürgerlicher Gemeinschaft, gleicht vielerorts einer Festung.

Die Ursache liegt tief in den politischen Fehlentscheidungen der letzten zehn Jahre. Das Attentat vom Breitscheidplatz im Dezember 2016 war ein tiefer Einschnitt, der Deutschland verändert hat – und mit ihm das Bild seiner Weihnachtsmärkte. Der islamistische Terroranschlag forderte zwölf Tote und viele Verletzte. Doch er zerstörte auch ein Stück jener friedlichen Selbstverständlichkeit, mit der Menschen bis dahin durch festlich geschmückte Straßen bummelten.

Die Folge: Zäune, Barrieren, Betonquader – später „Merkel-Poller“ genannt. In vielen Städten mussten die Märkte neu konzipiert werden. Nicht mehr die Atmosphäre stand im Vordergrund, sondern die Frage: Wie verhindern wir das nächste Unglück? Seitdem sind Sicherheitskonzepte, Zugangskontrollen und Kostenexplosionen zum ständigen Begleiter des Advents geworden.

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Dann zeigte auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, dass diese Angst nicht unbegründet ist. Wieder war ein islamistisch motivierter Täter festgenommen worden, wieder der Weihnachtsmarkt als Ziel. Auch wenn die Polizei Schlimmeres verhindern konnte – die Folgen bleiben: noch mehr Auflagen, noch mehr Kontrollen, noch mehr Abstand zwischen Bürgern und dem, was früher „Fest der Freude“ hieß.

Dabei war und ist der Weihnachtsmarkt für viele Menschen mehr als eine Verkaufsveranstaltung. Um dem rauen Alltag bei einem Becher Glühwein oder Punsch, heißen Waffeln, Zimt-duftenden gebrannten Mandeln, einer Bratwurst oder Reibekuchen zu entfliehen, führt manchen auf den Weihnachtsmarkt. Die glitzernd bunte Welt gläsernen Baumschmucks, lustige hölzerne „Bengele und Viecherl“, ein großer beleuchteter Tannenbaum im Zentrum: all das entführt Momente lang in eine Art Märchenwelt. Doch wie viel von dieser Märchenwelt ist geblieben?

In vielen Städten klagen Betreiber über die Kostenexplosion der Sicherheitsauflagen, die ihre Buden und Stände an den Rand der Wirtschaftlichkeit bringen. Folgen politischer Fehlentscheidungen, die auch nicht korrigiert werden – aber nun immer öfter komplett unverschämt auch noch der eigenen Bevölkerung aufgehalst werden. Was für ein doppelter schwerer Verrat.

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Versicherungen, Zufahrtssperren, Security-Personal, Fluchtwege, Beleuchtung – alles kostet Geld. So sind aus den einst offenen Festen vielfach Zonen der Kontrolle geworden, in denen der Bürger als potenzielles Risiko gilt, nicht als Gast.

Auch in kleineren Orten berichten Leser von Veränderungen: Wo früher Kinder auf dem Karussell fuhren und sich Nachbarn trafen, um das Jahr gemeinsam ausklingen zu lassen, stehen heute Warnschilder, Kameras und metallene Gitter. WENN es überhaupt noch einen Weihnachtsmarkt gibt.

Die Polizei patrouilliert, und mit ihr ein Gefühl der latenten Bedrohung. Selbst wenn alles friedlich bleibt, spürt man sie: die neue Unsicherheit, die mit jedem Jahr ein Stück normaler werden soll.

Doch trotz allem suchen viele Menschen weiterhin genau das, was Weihnachten einmal bedeutete: Nähe, Wärme, ein Stück Verlässlichkeit in einer immer kälter werdenden Welt. Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum Weihnachtsmärkte noch immer besucht werden – weil sie ein Restbestand dessen sind, was uns noch verbindet.

Wie hat sich der Weihnachtsmarkt in Ihrer Stadt, in Ihrem Ort verändert?

Sechs Jahre nach der großen TE-Leseraktion „Wieviel Beton hat Ihr Weihnachtsmarkt?“ Gibt es noch den großen Tannenbaum, den vertrauten Duft nach Zimt und Waffeln, die Holzbuden mit Handwerkskunst und Kinderlachen – oder dominieren inzwischen Beton, Zäune und Sicherheitskräfte?

Wir möchten es wissen.

Bitte schildern Sie uns, wie Sie die Weihnachtsmärkte heute erleben. Senden Sie uns Ihre Eindrücke, Beobachtungen oder Fotos. Welche Veränderungen fallen Ihnen auf – und was sagen diese über die Zeit, in der wir leben?

Denn der Weihnachtsmarkt war immer ein Spiegel seines Landes: ein Ort, an dem man sehen konnte, wie frei, wie friedlich und wie zuversichtlich eine Gesellschaft wirklich ist. Vielleicht zeigt sich gerade dort, wie sehr sich Deutschland verändert hat.

Bitte senden Sie Ihre Bilder und Beschreibungen an: bg@tichyseinblick.de

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Kommentare ( 46 )

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Reimund Gretz
16 Tage her

Also auf dem Dorf stellen sie die normalen Bauabsperrungen auf davor werden Fahrzeuge vom Roten Kreuz und vom Bauhof als Sicherheitsmaßnahmen vor den Eingängen platziert!
In den Städten haben sie überall die berühmten #Merkel- #Poller aufgestellt!

Wuehlmaus
22 Tage her

Das eine ist der Weihnachtsmarkt. Das andere sind die kleinen Dorf- und Stadtteilfeste, die nicht mehr stattfinden können weil die Sicherheitskosten zu hoch sind.

Dr. Bomke
22 Tage her

Unser Oberzentrum Mönchengladbach – ich lebe 30 km entfernt auf dem Lande – hatte in den 1990ern mit einem Weihnachtsmarkt begonnen. Da waren wir fünf Jahre hingegangen. Am Anfang gab es nur Futter- und Getränkebuden sowie lokal Handwerkliches zum Fest. Schön geschmückt, atmosphärisch wundervoll. Doch danach zogen immer mehr minderwertige Angebote ein, z. T. Tinnef aus Fernost. Das wurde immer aufdringlicher und verdrängte wg extrem gestiegener Standpreise die vormals attraktiven Angebote aus der nächsten Region. Dazu kamen nach dem Fall des antisozialistischen Schutzwalls Heerscharen osteuropäischer Taschendiebe. Entspannte Atmosphäre gab’s da ohnehin schon nicht mehr. Fazit: Seit zig Jahren meiden wir… Mehr

Last edited 22 Tage her by Dr. Bomke
ceterum censeo
23 Tage her

Was fehlt mir, wenn ich nicht auf einen Weihnachtsmarkt gehe? Glühwein? Den kann ich daheim (sogar sicher besser) machen. Ne Bratwurst? Geht auch in der Pfanne. Sogar draußen auf dem mobilen Gaskocher wenn es sein soll. Atmosphäre? Ja sicher – die Bombenstimmung bleibt weg. Daheim ein paar Freunde, Feuerschale…

Juergen P. Schneider
23 Tage her

Was mich persönlich am meisten erschüttert sind Meinungsäußerungen von Bürgern, die sagen, sie fühlten sich auf ihrem Weihnachtsmarkt sicher, da ja jede Menge Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden und überall bewaffnete Polizei patrouilliert. Nachdenklich werden diese Leute erst wenn man sie fragt, wie es denn vor 20 Jahren gewesen sei. Die Mehrheit im Land hat sich mit den schlimmen Zuständen abgefunden und wählt auch weiterhin diejenigen, die sie herbeigeführt haben.

ceterum censeo
23 Tage her
Antworten an  Juergen P. Schneider

Sehr guter Einwand! Es ist erschreckend, wie sehr das Wahlschaf abstumpft! Die Indoktrination durch mind. den ÖRR wirkt nach wie vor…

Marija
23 Tage her

Es ist nicht ganz abwegig zu denken, dass es politischer Wille ist, diese Traditionen wie Weihnachtsmärkte, Karnevalsumzüge, alle möglichen anderen saisonalen Märkte zu stören bzw. ganz abzuschaffen. Wo Menschen sich auf Grund gemeinsamer Werte und Traditionen treffen, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Hat man nicht gerade in den letzten bald 5 Jahren und auch in den 5 Jahren davor wunderbar dafür gesorgt, dass es dieses Gemeinschaftsgefühl nicht mehr gibt.Teile und herrsche. Eine homogene Gruppe kommt möglicherweise auf die Idee, dass man aus dieser Gemeinschaft Kraft schöpfen könnte, um sich gemeinsam gegen eine Politik zu wehren, die so gar nichts zum Wohle dieses… Mehr

Paul Brusselmans
23 Tage her

Brilliant die Stadt Lünen. Hatte man vorher Sandsäcke mit anschliessender Beschleunigungsspur, bevor man auf Buden trifft, erfolgt nun eine Sicherung der Lücke mit quergestellten Fahrzeugen – laut Stadtsprecher allerdings nur bei „hohem Besucheraufkommen“. Ausserdem würde die Gefahrensituation täglich neu bewertet – nur ist die halt abstrakt bei Fahrzeuganschlägen….

nella
23 Tage her

Ich hab keine Lust mehr dahinzugehen. Die ganze Zeit das Gefühl zu haben gleich passiert was. Wenn jetzt die Zufahrtsstraßen gesichert werden, kommen sie halt auf andere Ideen. Man kann ja auch eine Bombe zünden oder mit dem Messer Leute verletzen. Nein danke. Früher bin ich echt gerne gegangen, vor allem als meine Tochter klein war. Jetzt bleibe ich lieber daheim.

Flaneur
23 Tage her

Der Weihnachtsmarkt hier in der Innenstadt einer 50.000 Einwohnerstadt in Niedersachsen ist

  • dieses Jahr EXTREM gesichert. An jeder Zufahrtsstraße 6 oder mehr 2x2x2m große „Säcke“, aufgebaut in zwei Reihen. die dann vor Ort mit Kies und Wasser gefüllt werden; das ist mehr als das Doppelte an Sperren im Vergleich zu den Jahren davor. Diese Säcke werden dann im Anschluss mit Stoff bezogen, dass sie aussehen, wie Geschenkpakete mit Schleifchen. Kein Witz. Danke, Merkel!
  • erstaunlicherweise dieses Jahr aber auch sehr viel mehr Deko, Lichterketten, Weihnachtsbäume als im letzten Jahr
Die Wahrheit
23 Tage her

Ich meide den Weihnachtsmarkt nicht wegen Terrorgefahr oder Merkel Poller. Mir sind das einfach viel zu viele Menschen. Die Menschenmassen auch auf Bahnhöfen und Plätzen ist mir einfach zu viel. Und es wird immer voller, naja wir haben ja Platz für weitere 50 Millionen …. Deutschland erstickt an ….