Im Parlament wurde gestritten, ob eine vegane Wurst „Wurst“ heißen darf, als ginge es um die Grundfesten der Demokratie. Dabei zeigt der Streit exemplarisch, wohin ideologischer Sprachmissbrauch führt: Begriffe werden uminterpretiert, Wirklichkeiten verschleiert, Identitäten beliebig gemacht. Wer Sprache vernebelt, zerstört am Ende Klarheit – und damit den Boden, auf dem Gesellschaft steht.
picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
In einem Land, in dem politische Akteure auf den Begriff „Würstchen“ mit einer Empörung reagieren, die man eher bei einer herabwürdigenden Beleidigung erwarten würde, könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass das wahre Kernproblem unserer Zeit nicht in geopolitischen Spannungen oder der Inflation liegt, sondern in den Wurst- und Fleischabteilungen der Supermärkte. Aber so ist das, wenn sich das Land in den kleinen, scheinbar unbedeutenden Dingen verliert.
Doch wenn dieses Thema ins Parlament kommt, dann ist es die Pflicht aller Abgeordneten, darüber abzustimmen. Und ja, auch ich habe abgestimmt – mit „Ja“ zum Verbot. Ich gebe es zu: Die „vegane Wurst“ soll nicht mehr „Wurst“ heißen. Es tut mir leid, aber bei diesem Kauderwelsch in der deutschen Sprache hört der Spaß auf. Wer sich so auf die „grün-woke Welle“ stürzt, der sollte sich wenigstens die Mühe machen, das Ganze präzise zu benennen: Warum nicht ein „sorgfältig kompostiertes Hülsenfrüchte-Püree mit feinster Tofustruktur“ statt der lächerlichen „veganen Bratwurst“? Das wäre ehrlich – und so viel ehrlicher als die Verhüllung durch geschicktes Marketing.
Die Wahrheit ist eine Wurst – und sie hat Bestand
Sprache ist mehr als ein Werkzeug. Sie ist der Schlüssel zur Wahrhaftigkeit. Wenn Begriffe verfälscht werden, um sich einer Modewelle oder einer ideologisch geprägten „Wokeness“ zu unterwerfen, verliert man die Fähigkeit, echte Begriffe zu erkennen. Die Wurst muss Wurst bleiben, und das Fleisch muss Fleisch bleiben. Ein fundamentales Prinzip, das nicht nur für den Begriff der Wurst, sondern auch für den der menschlichen Identität gilt. Der „Mann“ muss der „Mann“ bleiben und die „Frau“ die „Frau“. Nein, es geht mir nicht um verkrustete Normen oder rückwärtsgewandte Geschlechterrollen, sondern um notwendige Klarheit einer zivilisierten Gesellschaft.
In einer Welt, in der bald jeder Mensch, je nach Belieben, sich als „non-binär-fluid-spirituell-gender-flexibel-essensorientiert-pneumatisch“ bezeichnen könnte, ohne dass jemand Anstoß nimmt, wird diese Klarheit plötzlich zu einem seltenen Gut. Der Mann bleibt der Mann, die Frau bleibt die Frau. Und auch, wenn das altmodisch klingt: Eine Wurst bleibt eine Wurst. Wenn wir anfangen, Begriffe nach Belieben umzupolen, dann verlieren wir irgendwann die Fähigkeit, die Welt zu benennen, wie sie ist. Die Bedeutung wird davonfließen, wie Fett aus einem Speck, wenn er in der Pfanne brät. Der Speck mag dabei noch ein krosses Stück hinterlassen – zart und schmackhaft. Doch die Sprache wird nur noch eine leere, schmierige Hülle sein und irgendwann auf dem Müll landen.
Die Perfidie der „Verwirrung“: Der Mensch als unmündiger Konsument
Das häufigste Argument gegen das Verbot der „veganen Wurst“ oder des „Veggie-Schnitzels“ lautet: Man wolle die „Verbrauchenden“ vor Verwirrung schützen. Es könne ja sein, dass jemand das vegane Schnitzel mit einem echten Wiener Schnitzel verwechselt. Und genau darin zeigt sich die maßlose Arroganz gegenüber den Menschen. Wenn Konsumenten tatsächlich nicht mehr in der Lage sind, ein Etikett zu lesen, dann hat das nichts mit der Wurst zu tun, sondern mit dem Zustand unserer Bildung und der Fähigkeit zur Selbstreflexion.
Die wahre Verwirrung ist vielmehr, dass wir uns zunehmend von klaren Begriffen verabschieden und diese durch ideologische Sprachschäume ersetzen, die sich je nach politischen Interessen immer wieder neu erfinden. Es geht hier längst nicht mehr um gesunde Diskussionen oder die Auseinandersetzung mit alternativen Lebensweisen. Es geht um die systematische Umformung der Sprache zu einer manipulativen, ideologisch aufgeladenen Hülle.
Wurst bleibt Wurst – und das ist auch gut so
Warum also diese ganze Aufregung um die Wurst? Es geht um mehr als nur um Wurst. Es geht um die Sprache. Es geht um die Fähigkeit, klar zu benennen, was wir meinen. Wenn man „Wurst“ einfach als „vegan“ bezeichnet, dann ist das nicht nur eine kulinarische Perversion, sondern ein Angriff auf die Bedeutung selbst. Und wer soll das noch alles durchblicken, wenn sogar etliche Menschen ihre gesundheitlichen Prinzipien und Überzeugungen aufgrund einer kostenlosen Bratwurst am Impfstand über den Haufen geworfen haben?
Die Wurst muss Wurst bleiben, das Fleisch muss Fleisch bleiben, weil sie das tun, was der Mensch seit Jahrhunderten mit Würde und Hingabe tut: Sie ist das Produkt einer Kultur, das Ergebnis eines traditionellen Handwerks. Ein Symbol für Beständigkeit in einer Welt, die immer flüssiger, immer formbarer werden will.
Und was für die Wurst gilt, gilt auch für das Geschlecht: Der Mann bleibt der Mann, die Frau bleibt die Frau, weil diese Begriffe mehr sind als nur Worte – sie sind das Fundament eines gesunden gesellschaftlichen Verständnisses. Sprache ist der Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält. Wenn wir anfangen, an den Begriffen zu rütteln, gefährden wir mehr als nur die Wurst.
Die Sprache mag sich wandeln, aber sie darf nicht zur Kaschierung von Ideologien missbraucht werden. Wer zu viel verändert, riskiert, dass das Ganze zerbricht. Und das möchte ich in Bezug auf die Wurst und die Begriffe nicht erleben.

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Sagt die Mutter des Ferkels zum Kind:
„Aber Kind, Du mußt doch etwas aus Dir machen!“
Antwortet das Kind:
„Wozu, ist doch sowieso alles Wurst, was aus mir wird.“
Die Rügenwalder Mühle hatte die mMn beste Fertigcurrywurst im Kühlregal, bevor deren Herstellung zugunsten vegetarischer Alternativen eingestellt wurde.
Mich erinnert dieser Wahnsinn an die dt. Automobilindustrie, die Verbrenner zugunsten von E-Autos umstellt, die kaum einer will. Aber die haben wenigstens noch Subventionen abgegriffen …
Veganern müsste es doch schon schlecht werden, wenn sie das Wort Wurst nur aussprechen! Ich weiß gar nicht warum sich die „vegane Community“ aufregt! Erbsenbreistange mit Geschmacksverstärkern hört sich doch auch gut an!
Ich wäre zumindest froh, wenn die veganen Abfallprodukte nicht nebeneinander und gemischt in den Kühlregalen stehen würden. Beim schnellen Vorbeigehen und unaufmerksamem Lesen ist es schon passiert, dass sich der vermeintliche Kokosjoghurt als widerwärtig schmeckendes Ersatzprodukt und die Pizza mit italienischer Salami als Pizza mit gefärbten Schuhsohle-Pfeffersalami-Attrappen zu Hause identifizierten. Beides wanderte umgehend in den Müll, weil ungenießbar! Allerdings konnte mir bisher niemand die Frage beantworten, wem das eigentlich schmeckt.
Als Veganer hätte ich schon ein wenig Stolz und würde nach Namen suchen, die dem Produkt, aber insbesondere der Idee nahe kommen.
Aber scheinbar fressen manche Leute einfach alles in sich hinein. Sorry, aber man kann das Gemüse doch wie bisher auch solo essen! Aber nein, es muß nicht nur nach Fleisch aussehen, sondern es soll sogar danach schmecken! Irgendwie schizophren, oder?
Für mich sind diese Produkte schlicht Plagiate!
„Warum nicht ein „sorgfältig kompostiertes Hülsenfrüchte-Püree mit feinster Tofustruktur“. Für diese Wortwahl wäre ich auch, denn dieser Fraß eignet sich ohnehin nur zum kompostieren. Wir haben ja schon Chickenwings ohne Chicken (man könnte auch Huhn oder Hähnchen schreiben) und Fischstäbchen ohne Fisch. Außerdem gibt es bald eine Volkswirtschaft ohne Volk (zumindest in Deutschland) und bei UnsererDemokratie ohne Demokratie sind wir auch schon am Ziel. Ich könnte da noch einige Begriffe aus der untersten Schublade hervorzaubern, will es aber dabei belassen.
Dass die kanzlernde Oberhanswurst mit seiner Richtigstellung zur Wurst eine überflüssige Diskussion angestoßen hatte, ist mir völlig wurst.
Aber: „Tiens, voilà du boudin, voilà du boudin, voilà du boudin
pour les Alsaciens, les Suisses et les Lorrains,….“
In der Küche wird doch sowieso gelogen, dass sich der Holzlöffel biegt. Wer glaubt denn, dass Frankfurter Kranz oder Würstchen aus Frankfurt kommen? Wenn ja, aus welchem eigentlich? Bei uns im bremer Umland fälscht ein Bauer Teltower Rübchen, täuschend echt. Wer Jägersuppe, Arme Ritter, Brauttorte oder Katharinchen isst, kann nicht wegen Kannibalismus zur Rechenschaft gezogen werden, auch nicht vor einem vegetarischen Gericht. Grüne Heringe sind überhaupt nicht grün. Pfefferkuchen wird gar nicht aus Pfeffer gemacht! Printen werden nicht gedruckt, Sandkuchen knirscht nicht, Uhrfederkuchen kommt ohne Metall aus, die Liegnitzer Bombe ist kein Sprengsatz, die Puffbohnen … ach, habe ich da… Mehr
Wenn man vegane Wurst verkaufen darf, in der kein Fleisch enthalten ist, dann darf man auch vegane Wurst verkaufen, der Fleisch beigemengt wurde.
Beim Hackfleisch mischen manche woke Ketten ja auch Pflanzenprotein rein, das geht auch umgekehrt!
Also, wo ist das vegane Hack mit 30% Fleischproteinbeimengung?
Und wenn mir der Fleischer vegane Wurst anbietet, dann frage ich ihn, ob ich die auch mit Falschgeld bezahlen kann.
Es ist mir völlig gleichgültig, wie man das nennt. Das Wichtigste ist doch, dass man unschwer erkennen kann, dass sie kein Fleisch enthält. Wir wollen doch niemandem vorschreiben, was er zu kaufen hat und was nicht, oder?
Das ist wieder eine der völlig überflüssigen Pseudo-Diskussionen und wieder eine völlig entbehrliche Vorschrift.
Ich käme nie auf die Idee, dieses Zeug zu essen, aber wozu braucht man das? Solange auf der Verpackung steht, was drin ist, oder „vegan“ drübersteht, soll doch jeder draufschreiben was er will. Die meisten von uns können doch lesen.
Wieder eine glorreiche Schlacht auf einem bedeutungslosen Nebenkriegsschauplatz. EU halt.