Die Außen- und Verteidigungspolitik war bisher das Feld, auf dem sich Friedrich Merz vor seinen innenpolitischen Problemen verstecken konnte. Nun lässt ihm die SPD auch auf diesem keine Ruhe mehr. Merz kann daher Emmanuel Macron nicht mehr folgen.
picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Roderich Kiesewetter (CDU) hat Recht. Im Deutschlandfunk sagt der Abgeordnete, die Diskussion über fremde Soldaten in der Ukraine, sei aktuell abwegig. Diese sollten erst als “Sicherheitsgarantie” eingesetzt werden, wenn die Ukraine mit Russland mindestens ein Abkommen zu einem dauerhaften Waffenstillstand abgeschlossen hat. Ein solches Abkommen sei aber derzeit so fern und unrealistisch, dass eben auch die Diskussion darum bemüht sei, was danach alles passiere.
Das hat aber den französischen Präsidenten Emmanuel Macron nicht davon abgehalten, nach der Pariser “Konferenz der Willigen” zu verkünden: 26 Nationen stünden bereit, um nach einem Waffenstillstand mit ihren Soldaten in der Ukraine zu dienen. Haushalt, innere Sicherheit und Regierungsstabilität sind in Frankreich so marode, dass sich das französische Staatsoberhaupt in die Außenpolitik flüchtet.
Darin ähneln sich Macron und der deutsche Kanzler: Sie nutzen die außenpolitische Bühne für die große Tragödie – mit der sie von dem Trauerspiel ablenken wollen, das sie auf nationalen Bühnen aufführen. Macron hat schon versucht, sich als den internationalen Führer zu inszenieren, hinter dem sich die Weltengemeinde schart, um gegen die Hamas zu kämpfen. Aktuell spielt er den Weltenlenker, der einen Staat herbeiführen will, den eben diese Hamas anführen würde. Mit Merz verbindet Macron nicht nur die Flucht in die Außenpolitik – sondern auch die Tendenz, dass die Aussage vom Morgen am Abend nichts mehr wert ist.
Wenn aber Roderich Kiesewetter recht hat und die Diskussion über Truppen in der Ukraine dieser Tage nicht mehr ist als ein französisches Ablenkungsmanöver, dann muss sich dieses Medium die Frage gefallen lassen, warum es dieses Thema trotzdem aufgreift. Die Antwort: Weil sich damit eine Erosion der deutschen Regierung zeigt, die ohnehin schon nicht auf solidem Grund gebaut ist.
Der Waffenstillstand ist in weiter Ferne. Bis der eines Tages kommt, hat Merz so viele Versprechen gebrochen, dass es auf ein weiteres auch nicht mehr ankommt. Und trotzdem hat Merz sich nach Paris zurückgehalten. Deutschland überlege noch, ob es sich – an diesem fernen Tage – an einer solchen Sicherheits-Truppe beteilige. Viel lieber wolle der Kanzler (noch) mehr Geld seiner Steuerzahler in die Ukraine schicken, um die Spesen abzudecken.
In seiner Zusammenarbeit mit der SPD hat Merz mehr Staub geschluckt als das allerletzte Kamel in einer Kamel-Parade durch die Wüste: Er wollte links beenden und führt eine Regierung, die linker ist als ihre Vorgänger. Er wollte hinterfragen, warum “Nicht-Regierungs-Organisationen“ (NGO) von Deutschland so viel staatliches Geld erhalten – und hat diese Fragen aufgegeben, gibt den NGOs jetzt aber noch mehr von besagtem Geld. Er wollte mit dem auskommen, was die Steuerzahler eh schon überweisen, und hat die Schuldenbremse gelöst. Er wollte die Bürger entlasten und so weiter und so weiter und so weiter.
Das einzige Themenfeld, in dem es sich für Merz gelohnt hat, den Staub der SPD zu schlucken, war die Außen- und Verteidigungspolitik. In der hat es ihm sein Koalitionspartner erlaubt, sich wieder eindeutig in die Allianz der Nato-Partner zu stellen – und damit die Politik seiner Vorgänger Gerd Schröder (SPD), Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD) zu korrigieren, hin in die Richtung seines Förderer und Vorbilds Helmut Kohl (CDU). Diese Außenpolitik war für Merz ein Fluchtpunkt, an dem er sich vor den Folgen seiner feigen und inkonsequenten Innen-, Sozial- oder Wirtschaftspolitik verstecken konnte.
Doch auch das ist nun vorbei. Dass Merz Deutschland aus der Koalition der 26 “Willigen” heraushält, ist ein Zugeständnis an die SPD – ist das nächste Zugeständnis an die SPD. Nur leistungsstarke Statistiker wissen, beim wievielten dieser Zugeständnisse wir mittlerweile sind. Die Sozialdemokraten haben einen linken Flügel um so leistungsstarke, charismatische und beim Wähler beliebte Politiker wie Rolf Mützenich oder Ralf Stegner. Um diesen nicht zu sehr zu reizen, denkt Merz weiter über deutsche Militäreinsätze nach – obwohl die Feldlatrine der Demokratie, der Spiegel, eben diese Militäreinsätze schon vermeldet hat.
Wie dauerhaft Merz Aussage ist, wird sich zeigen. Mitte September finden die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen statt. Dann gibt es keine größeren Wahlen mehr, bis im März die Landtage von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an der Reihe sind. Gut möglich, dass sich Merz in der Zwischenzeit wieder korrigiert. Für andere wäre das ein Wortbruch – Friedrich Merz nennt so etwas Mittwoch oder Donnerstag oder Freitag…

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Es sind nicht 26 Nationen, sondern 26 Regierende darunter Vertreter von Zwerg-Staaten. Das Thema Wahlen in der Ukraine in diesem Jahr ist vom Tisch. Die ukrainische Gesellschaft soll enteignet werden, dazu braucht es „Friedenstruppen“ und keine neue Regierung.
Es ist zu hoffen das das ukrainische Volk, wie Münchhausen sich am eigenen Schopf aus dem Morast rausziehen kann.
Freue mich über die Kommentare gegen Kriegstreiberei.
Ich stelle mit Bedauern fest, dass die sich als erfreulich kritisch gegenüber Coronamaßnahmen (weniger gegenüber den „Impfungen“) etablierten alternativen, konservativen Medien, sich im Punkt Russland wieder dem Mainstream anschließen.
Wie man einen Kiesewetter „den Krieg nach Russland tragen“ in irgendeiner Form positiv erwähnen kann, ist mir schleierhaft. Putin ist nicht Hitler und steht auch nicht übermorgen vor Berlin.
Die NATO ist seit Jugoslawien (Arte: „Alles begann mit einer Lüge“) zu einem Angriffsbündnis mutiert und sollte so schnell wie möglich verlassen werden.
Der Begiff NGO ist zu einseitig besetzt.
Es gibt tausende öffentlich bezahlte Stellen, die irgendwelche Leute beraten oder Sonstwas machen und die sich nicht auf die Straße kleben.
Und ich vermute, daß hier Milliarden ausgegeben werden, um Leute durchzuziehen, die am ersten Arbeitsmarkt 0,0 Chancen haben ( und da auch nicht hin wollen ) .
Das Bild zum Text; man achte auf die Haltung des rechten Arms und der Hand Macrons. Soviel zum viel bejubelten größten Bundesaußenkanzler aller Zeiten.
Ich verstehe dieses Affentheater nicht?! Putin lehnt es strickt ab, daß Soldaten aus NATO-Staaten in die Ukraine geschickt werden. Die Regierungen dieser Staaten wollen dies nicht wahrhaben. Offensichtlich wollen sie von ihren innenpolitischen Problemen ablenken.
Sollte es dennoch geschehen bedeutet dies Krieg Russlands mit diesen wahnwitzigen Staaten. Russland muß dann handeln.
Gerhard Schröders (SPD) Absage eines Miltärschlags im Irak 2002 unter deutscher Beteiligung halte ich auch heute noch für richtig.Ich habe sie damals als Zeichen von Eigenständigkeit gewertet und nicht als Absicht sich grundsätzlich außerhalb der Allianz zu positionieren. Egal wo man sich heute auf europäischemFestland bewegt, man trifft immer wieder auf einstige deutsche Militärpräsenz(Wehrmacht) und ihre Werke(Oradour sur Glane,Civitello etc.) Außerdem gibt es da noch den Schwur“ nie wieder“ der sich auch auf die gemeinsame Verpflichtung Deutschlands und Russlands bezieht,die schrecklichen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs nie wieder zu wiederholen, wie etwa bei einem Besuch des Mamajew-Hügels in Wolgograd von Bundespräsident… Mehr
„Für andere wäre das ein Wortbruch – Friedrich Merz nennt so etwas Mittwoch oder Donnerstag oder Freitag…“
Der Spruch ist gut!
Jede Stimme bei den kommenden Kommunalwahlen für die „Mitte von irgendwas“ wird als weiter so für den Krieg in der Ukraine gefeiert und umgemünzt werden.
Hat dieser Merz mal gesagt was es dem normalen Bundesbürger kostet? Und ja, dass Lebensniveau vor dem Krieg wird mit der selbsternannten Mitte nicht mehr erreicht werden.
Interessant ist die Frage, warum Deutschland, Frankreich, Großbritannien, u.a., und damit auch die EU-Führung, keinen Frieden will. Natürlich bedarf dieser Frage schonmal der Erkenntnis, daß dem so ist, und nicht jeder denkt so. Es heißt, die vielen Kontorsionen rundum die Vermeidung des Friedens, -die ganzen moralischen Argumente, die keiner whataboutistischen Widerrede standhalten-, liegen darin begründet, daß Krieg die beste Ablenkung von, und zugleich der beste Vorwand für die jeweiligen desaströsen Innenpolitik, und daß, solange kein Frieden mit Russland erreicht wurde, die bereits missbräuchlich ausgegebenen „eingefrorenen“ russischen Sanktionsgelder nicht zurückgezahlt werden müssen. Es wäre in jedem Falle gut, wenn sich TE… Mehr
US-Militärexperte Scott Ritter zur unvermeidlichen Niederlage der Ukraine, zur Aussichtslosigkeit für die willige politische EU-Elite, daran etwas zu ändern, deren tatsächliche Motivation und zu den wahrscheinlichen Konsequenzen für Nato und EU:
https://youtu.be/RX_Q0gnwq48