Auch beim Geld drucken und verteilen kennt die EU keine Grenzen

Der diesjährige EU-Hexentanz auf dem Brüsseler Blocksberg ist beendet, die Teilnehmer haben ihre (hoffentlich Elektro-)Besen bestiegen und zählen daheim die Beute. Corona haben sie zuvor so gut wie weggezaubert. Bravo!

imago Images/Xinhua
Muss es extra erwähnt werden? Ja, vielleicht für die völlig Begriffsstutzigen im Lande. Also: Natürlich „verlässt die Kanzlerin den Gipfel als Siegerin“ (Welt). Ob sie nun 1.800 Milliarden oder 1.623 Milliarden Euro im großen EU-Projekt versenkt, ist dabei völlig nebensächlich.

Deutschen Medienkonsumenten, denen bei solchen Summen etwas plümerant wird, hat die Welt einen für jedermann verständlichen Merkel-Triumph bei der Hand: „Deutschland konnte sich insgesamt eine Milliarde Euro zusätzlicher Gelder sichern.“ Potztausend! 500 Mio für den deutschen Osten, 500 Mio für Gütersloh (die ländliche Region) – wer hätte das für möglich gehalten?

Die 22 Länder, die die großen Stücke vom Kuchen kriegen werden, sind bereits nach Hause gereist, um die Pläne zusammenzukramen, in denen steht, wie sie das Geld einsetzen wollen. Es ist eine gute Zeit!

Auch Ursula von der Leyen hat zu tun: Anfang des Jahres wird eine Plastiksteuer auf nicht recyclebares Plastik eingeführt. Spätestens 2023 sollen eine Digitalsteuer und eine sogenannte CO2-Grenzsteuer hinzukommen. Wenn Sie jetzt sagen, ich habe keine Plastikfabrik (und finde Plastik überhaupt schädlich), mein Internet geht so langsam, da werden sie kaum noch eine neue Steuer drauf packen, wenn Sie also so denken, verehrte Leser, dann haben Sie das System nicht verstanden. Das ist wie beim Benzin. Das kostete nur ein paar Cents, wenn der Staat nicht ordentlich zulangte und von Ihrer Stromrechnung gar nicht erst zu reden. Mal gespannt, was die CO2-Grenzsteuer im angeblich grenzenlosen Europa so alles an Verteuerungen (hauptsächlich natürlich für Deutschland) bringt.

Corona? Welches Corona?

Die Umverteilungsorgie hat natürlich nichts mit Corona zu tun, auch wenn Ihnen der Fernseher täglich etwas anderes erzählt. Das hat sogar der Gefälligkeitsforscher Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kapiert.

Bevor wir hier fortfahren: Es ist Fratzscher inzwischen anscheinend gelungen, die wenig schmeichelhaften Beschreibung seiner Leistungen bei Wikipedia löschen zu lassen. Dort wurde er als eine Art Blendgranate mit SPD-Zünder beschrieben, dessen Studien „genaueren Untersuchungen nicht standhielten“. Auch das schöne FAZ-Zitat, wonach „der SPD-Claqueur an der Spitze des DIW“ die Wahrheit so lange biegt, „bis es quietscht“ – verschwunden. Aber nicht vergessen. Deshalb haben wir es wieder hervorgeholt, bevor wir Fratzschers Gipfel-Thesen hier kundtun. So schreibt Fratzscher im Spiegel (und da gehört das auch hin):

„Der Begriff des beschlossenen (EU-)Programms „recovery“ ist irreführend, denn es geht dabei weniger um Erholung oder Wiederaufbau, sondern um die grundlegende Transformation Europas und seiner Wirtschaft.“ Schön, dass das mal einer deutlich sagt. Wieder einmal wird die Hilfsbereitschaft der Deutschen schamlos ausgenutzt für die Merkelschen Staatsstreiche.
Der größte Unfug, den Fratzscher von sich gibt: „Uns muss bewusst sein, dass Deutschland global gesehen eine kleine Volkswirtschaft ist und sich allein weder gegen China noch gegen die USA behaupten kann.“ Eine Dreistigkeit sondergleichen! Deutschland, diese „kleine Volkswirtschaft“ war schon Exportweltmeister, als Fratzscher nur blablabla zu seinem Spinat (er hat hoffentlich Spinat bekommen als Kind) sagen konnte, China seine Bevölkerung beim „großen Sprung nach vorn massakrierte“ und Spanien den ganzen Tag Siesta machte.

Am Ende betet der rote Fratzscher, das beschlossene EU-Programm möge „der Grundstein für eine europäische Fiskalunion sein“. Mit gemeinsamer Haftung der Staatsschulden – die es nicht mal bei den Vereinigten Staaten von Amerika gibt.

Unser heiterer Begleiter

Immer wieder gelingt es unserem heiteren Begleiter, dem süddeutschen Prantl-Bladl vom äußersten Rande Münchens, Frohsinn zu verbreiten. So berichteten die Prantler von einem Plan, wie Söder an die Macht kommen könnte: Jens Spahn wird Parteichef (weil der Jens so ehrgeizig ist/Schäuble), dafür geht Laschet als Grüßaugust ins Schloss Bellevue. Friedrich Merz wird dahin abgeschoben, wo er herkommt, und schon ist der Markus der neue Merkel.

Moment!, sagt da der Klingbeil von der SPD, der offenbar ein Abo der Prantler hat. Einen „starken und beliebten Bundespräsidenten wie Frank-Walter Steinmeier (kein Witz!) zu opfern, um die Karriereziele von ein paar CDU-Jungs zu erfüllen?“ Komme ja gar nicht in Frage.

Jaja, der Ralf Stegner wieder

Meuthen erinnert ihn also an Goebbels? Und du, Ralf? Bist Otto Wels? Oder doch nur Johannes Kahrs? Sorry, aber wir können uns jetzt nicht mit jedem kleinen Stürmer befassen.

Das Tribunal tagt

Ein Tribunal in Bristol hat den 73-jährigen Universitätsdozenten Stephen Lamonby wegen „groben Fehlverhaltens“ entlassen, und das hätte ihm auch in Deutschland passieren können. Der Angeklagte hatte der Kollegin Dr. Janet Binar in der Kantine der Solent University in Southampton, Hampshire, im März 2019 doch tatsächlich gesagt, er halte „die Juden für die Schlauesten in der Welt“ und „Deutsche seien gute Ingenieure“.

Rassismus und falsch noch dazu! Denn eindeutig sind Angela Merkel, Horst Seehofer, Saskia Esken und Annalena Baerbock (ja, und Frank-Walter) die schlauesten Leute der Welt (das weiß doch jedes Kind!) und Ingenieure sind die alle nicht.

Auch die Bemerkung, „junge schwarze Männer seien unterprivilegiert“, weil „viele ohne Vater“ seien und „jede Hilfe der Welt bräuchten“, ist falsch und rassistisch. Die jungen schwarzen Männer werden etwa an den US-Universitäten nicht bevorzugt, weil sie keinen Vater haben, sondern weil sie gut Basketball spielen. So siehts aus. Außerdem kennt der alte Stephen die zahlreichen Spezialisten und Facharbeiter nicht, die wir täglich bei uns in Allemannda begrüßen dürfen.

Zu Recht hat die Tribunal-Vorsitzende Julie Hall hier ein strenges Urteil gesprochen. Allein schon, weil der alte weiße Mann nicht nur nichts zurücknahm, sondern außerdem bockig behauptete: „Eskimos sind gute Fischer.“


Zuerst bei Spaet-Nachrichten erschienen. 

Lesen Sie Stephan Paetow auch auf
https://www.spaet-nachrichten.de/

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Kommentare ( 65 )

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65 Comments
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CIVIS
3 Jahre her

Zum EU-Hexentanz auf dem Brüsseler Blocksberg und dem Rückflug der Teilnehmer mit ihren (hoffentlich Elektro-)Besen:
Hoffentlich sind diese „E-Besen-Motörchen nebst Akku“ nicht bessere „Stabmixer“ und halten an die 100 Km oder mehr.
Ansonsten würden ja gerade bei Flugversuchen in die „geholfenen“ -aber relativ weit entfernten- „Südländer“ zu einigen (un)vorhergesehenen Abstürzen kommen, …verbunden mit einigen neu zu besetzenden ganz hohen Planstellen im politischen Dienst.
Wäre doch schade; …wo man sich gerade an alle gewöhnt hatte !

elly
3 Jahre her

„Deutsche seien gute Ingenieure“. das ist lange her, wie auch ein Volk der Denker & Dichter schon lange vorbei ist.

Vintersoul
3 Jahre her
Antworten an  elly

Wir sind mittlerweile das Volk der Dichten und Denkfaulen.

Horst
3 Jahre her

Herrlich, der alte Welt-Artikel, sollte man sich mal abspeichern, bevor die Orwellsche Löschaktion zur Geschichtsglättung beginnt.

Nibelung
3 Jahre her

Die Schaffenskraft und der Erfindungsreichtum der Deutschen war legendär und wurde durch ihre dämlichen Politiker nach Bismarck zugrunde gerichtet und immer wieder wieder sind sie trotz gewaltiger Krisen wie Phönix der Asche entstiegen und was manche Potentaten mit Gewalt erledigen wollten, hat die politische Nachkriegsgeneration in ihrer grenzenlosen Dummheit selbst verbraten und da reihen sich nahezu alle ein, wobei die Bürger Eselsgleich ihr Päckchen getragen haben und bis heute noch zusehen, wie ihre einstmals glorreiche Vergangenheit im Nirgendwo verschwindet, weil sie einfach unfähig sind, die Politiker zu wählen, welche ihrem wirklichen Naturell entsprechen, fleißig, sparsam, bedacht und zukunftsträchtig und die… Mehr

Vogelfrei
3 Jahre her

Ich verspüre eine seltsame Ruhe, alles kommt so wie seit Jahren befürchtet, wir haben uns so gut es geht längst finanziell abgesichert und abgeschottet. Zuhause haben wir Vorräte, wir können für Licht sorgen auch ohne Strom, mit Gas kochen usw. Einige Dinge werden jetzt noch optimiert: Ein robustes Auto mit Allrad etwa um jederzeit vor dem internationalen Mob fliehen zu können und Strassensperren umgehen zu können über Stock und Stein. Der Niedergang kann dann beginnen.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Vogelfrei

Sie sind der Meinung, dass das folgende Chaos endlich wäre?

Nibelung
3 Jahre her
Antworten an  Vogelfrei

Mit ihrem Auto kommen sie gerade mal 50 km weit, wenn Sie Glück haben und dann werden sie erleichtert. Ein Tiefenbunker oder Höhenbunker, je nach Standort, wäre sichererer, wenn er alles hat, was man zum Überleben für ein Jahr braucht, einschließlich der gesamten Technik, auch der Überwachung und wenn dann noch der Zugang bombensicher und gut getarnt ist und niemand von diesem Bunker Kenntnis hat, kann man vielleicht unbeschadet überleben, was aber mindestens 1 Mill. EUR kostet und besser wäre es noch zum richtigen Zeitpunkt ein Fliege zu machen, aber auch das ist mit viel Geld verbunden und somit werden… Mehr

Winni
3 Jahre her

Lieber Herr Paetow, you made my evening in the middle of the week anstatt nur am Sonntag morgen.?

josefine
3 Jahre her

Bevor die Deutschen anfangen zu denken und sich ärgern über die Geldschwemme, die in Staaten der EU gelenkt werden, schreibt die WELT, dass die Kanzlerin Brüssel als Siegerin verliess. Wieso schreibt und erklärt die Zeitung aber nicht, das erscheint dem Leser auch nicht ersichtlich.
Chapeau, die Kanzlerin sicherte Deutschland sogar 1 Milliarde.
Was für eine harte Verhandlung! Welch ein Betrag! Damit kann Deutschland im grossen Umfang digitalisieren. Alles geht!
Welch tüchtige Kanzlerin! Während sich andere Staaten mit peanuts zufrieden geben müssen, handelt die BK einen Löwenanteil von 1 Milliarde für ihr eigenes Land aus.
Congratulations! Oder „Armutszeugnis“ trifft es besser.

Contra Merkl
3 Jahre her
Antworten an  josefine

Andere haben Rabatte rausgehandelt und Merkel hat alles gegeben. Jetzt wird es noch teurer als überhaupt schon. Gar nix gewonnen.

GeWe
3 Jahre her

Den deutschen Medienkonsumenten könnte es angesichts der Milliardenverschwendung
Merkels schon blümerant – nicht plümerant – werden.
Mit gemeinsamer Haftung der Staatsschulden hat der rote Fratzscher ausnahmsweise recht. Im Gegensatz zum Bundesstaat USA ist die EU rechtlich nur ein Verein.
Dass der Mensch aus der Geschichte nichts lernt, sieht man am Beispiel der USA.
Dort gab es am Anfang so etwas wie einen Finanzausgleich der Einzelstaaten und eine
gemeinsame Haftung für den Bund, was beinahe zum Bankrott geführt hätte.
Aber in Deutschland (Länderfinanzausgleich) wie bald in der EU feiert jede Dummheit wieder fröhliche Urständ.

Gerhard Sauer
3 Jahre her

Das ist wieder einmal bezeichnend für die deutsche Lückenpresse. Sie berichtet zwar darüber, daß Merkel als Siegerin aus Brüssel zurückkehrt, verliert aber kein Wort darüber, wie andere sich nach der Ausschüttung von deutschen Billionen fühlen. Der spanische Ministerpräsident z. B. verließ Brüssel mit tief gesenktem Haupt. Zu spanischen Journalisten sagte er: „Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, als armer Bettler behandelt zu werden. Ich wollte kein Geld, schon gar nicht von Merkel. Aber sie ließ nicht locker, gegen meinen entschiedenen Widerstand hat sie uns Milliarden aufgedrängt, die wir nicht benötigen. Merkel hat kein Gefühl dafür, wie sehr… Mehr

Unterfranken-Pommer aus Bayern
3 Jahre her
Antworten an  Gerhard Sauer

Humor und Zynismus sind in Zeiten wie diesen unverzeihlich. Merkel wird sie daheim besuchen, wahlweise auch heimsuchen.

Wilhelm Cuno
3 Jahre her

Wie können Sie es wagen, ihre Majestät Angela I und seine königliche Hoheit Markus I öffentlich zu kritisieren? Darüber werden die versammelten Hofberichterstatter not amused sein. Haben Sie auch Ihre GEZ-Gebühr bezahlt?

Um mit Giovanni Trappatoni zu sprechen: „Was erlaube Paetow?“

Alle anders Gebildeten mögen Heinrich Manns „Der Untertan“ zur Hand nehmen. Der wurde früher im Deutschunterricht noch gelesen. Davon hört man in letzter Zeit nicht mehr allzu viel, was die Oberstufe unserer beiden Gymnasien hier betrifft, aber da sind meine Kenntnisse ganz sicher nicht repräsentativ.