Fühlen, was sein sollte

Der Fall des SPIEGEL - aus lebenserfahrener Perspektive

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Viel ist über den Fall des SPIEGEL geschrieben worden und über den Versuch der Selbstkritik, der zur Bestätigung der eigenen Haltung geriet.

Ein Leser schickt uns dazu drei Strophen von Wilhelm Busch.(1832 – 1908).

Kritik des Herzens

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab‘ ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;

Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp‘ ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;

Und viertens hoff‘ ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.

Mit dabei die Empfehlung für ein neues SPIEGEL-Motto: „Fühlen, was sein sollte“ statt „Sagen, was ist“.

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Kommentare ( 19 )

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19 Comments
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Ursula Schneider
5 Jahre her

Eine wirklich hübsche Geschichte, liebe Rita! Wäre ein schönes Motto für das neue Jahr: „Der Aufzug ist kaputt …“ Natürlich nur mit dem Hintergrund, was er ausgelöst hat … (smiley)

Thorben Friedrich-Dohms
5 Jahre her

Im SPIEGEL steht nur Wahres drin,
so hatte Rudolf es im Sinn.

Doch Jakob möcht ´dort lieber lesen,
wie er gern hätt´, dass es gewesen.

CW
5 Jahre her

Der Spiegel sollte einen Claas-Relotius-Preis stiften – für die beste erfundene Reportage.

Rebell
5 Jahre her

Jeder hat so seinen Tisch, auf dem sich das befindet, was er wahrnimmt. Ich selber versuche da ein wenig Ordnung rein zu bringen und schiebe die Teile, die mir unseriös oder blöde erscheinen erst mal an den Rand. Dann reicht es mir irgendwann und was sich als Unsinn herausgestellt hat fällt vom Tisch. Ist dann einfach weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Der Lügel ist schon lange von meinem Tisch verschwunden. Ich bekomme nur hier und da mal mit, wenn dritte den Lügel erwähnen. Mich selber mit dem, was die Verbreiten zu beschäftigen halte ich für absolut überflüssig. Das… Mehr

giesemann
5 Jahre her

Mein Mathelehrer hieß Wilhelm Busch (ungelogen), Abitur 1969(!). Die Buben waren für den nur „Kerls“, zu den Mädchen war er ganz lieb. Eine davon wurde immer auserkoren, das „Sündenbuch“ zu führen. Darin wurden die Kerls vermerkt, die mal wieder gesündigt hatten, samt Strafe: Das große Einmaleins von 12 bis 19 zehnmal rauf und runter schreiben. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass das Sündenbuch in Schweinsleder gebunden sei, sodass auch nach Jahrhunderten noch jeder lesen kann, wer wann wo und wie „gesündigt“ hat. (Dass wir die Strafe mit Durchschlagpapier geschrieben hatten – „Xerox“ gab es damals nicht – hat er nicht… Mehr

Protestwaehler
5 Jahre her

„Fühlen, was sein sollte“ statt „Sagen, was ist“… das bringt „Haltungsjournalismus“ doch angemessen auf den Punkt.

R. Scholl
5 Jahre her

„sagen was ist“ funktioniert nur, wenn zuvor gilt: „sehen was ist“. Ich habe meine Zweifel. Die bunte Brille vernebelt einfach zu stark die Sicht. Und ob „fühlen was sein sollte“ funktioniert, wage ich noch mehr zu bezweifeln. Der Spiegel ist gefallen und zerbrochen… 7 Jahre Pech für die, die regelmäßig rein geschaut haben… Und keine Chance, die Scherben zusammen zu kleben.

Ungebildeter Wutbuerger
5 Jahre her

Beim Thema Relotius, dessen Münchhausiaden und der Reaktion des SPIEGEL hatte ich unlängst ein leichtes Déjà Vu, als ich meine eigene Schullaufbahn in den 90er Jahren, um genau zu sein den Deutschunterricht rekapitulierte. Damals, es wird so die 7. Klasse gewesen sein, wurden Klassenarbeiten in diesem Fach ausschließlich in Aufsatzform verfasst, und bei zweien sind im Verlauf des SPIEGEL-Skandals wieder alte Erinnerungen ans Licht gekommen. Bei der ersten wurde uns eine (möglicherweise fiktive) Zeitungsmeldung vorgelegt, die von einem Jungen handelte, der mit dem Motorboot der Familie ausgerissen war, dieses dann flussauf- oder abwärts irgendwo am Ufer hatte liegen lassen und… Mehr

Katalysator
5 Jahre her

Ich habe gerade den Relotius-Artikel über die angebliche Bürgerwehr in Arizona gelesen. Als Literatur hervorragend, muss ich (der ich selber Kurzgeschichten schreibe, aber nicht auf Deutsch) neidlos anerkennen. Komposition, Stil, Pointe – alles stimmt. Der Mann hat ausgesprochenes Talent. Hätte Schriftsteller werden sollen. Schade.

Schwabenwilli
5 Jahre her
Antworten an  Katalysator

Genau Relotius als Nachfolger von Johannes Mario Simmel.

CW
5 Jahre her

Bravo! Das Gedicht passt wie die Faust aufs Auge. Die Spiegel-Redaktion hat sich durch ihren besten Journalisten pardon Märchenerzähler selbst entlarvt. Er repräsentierte den optimalen Kollegen, immer nett und sahnt alle wichtigen Journalistenpreise mit perfekten Geschichten ab, die auch noch völlig PC sind. Der Spiegel ist über seinen Blinden Fleck gestolpert. Aber es ist abzusehen, dass der Spiegel statt echter Selbstkritik und Selbstreflexion nun seine Anstrengungen, ein linkes und politisch korrektes Machwerk abzuliefern, verdoppeln wird. Ein Wort zur ‚besten Dokumentationsabteilung‘, wie man immer hört: Wie schafft man es offensichtliche Lügen nicht zu entlarven? Beispiel Fergus Falls: jeder der einen Webbrowser… Mehr

Kassandra
5 Jahre her
Antworten an  CW

Und es geht einfach munter weiter, mit dem falsch Zeugnis redenden Journalisten- und Politiker-Geschrei:
https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1076884984873607169
„I just had a long and productive call with President @RT_Erdogan of Turkey. We discussed ISIS, our mutual involvement in Syria, & the slow & highly coordinated pullout of U.S. troops from the area. After many years they are coming home. We also discussed heavily expanded Trade.
08:59 – 23. Dez. 2018“
Momentan tun alle so, als wären die GIs morgen schon nicht mehr in Syrien. Berichtigende Kommentare landen im Orbit.