Schlepper und Retter, Menschenfreunde und Menschenhändler

Immer mehr Länder Europas – Frankreich, England und Skandinavien, am deutlichsten die ost- und südeuropäischen Länder, die die Hauptlast der neuen Völkerwanderung zu tragen haben – sind die moralische Erpressung durch Rote, Grüne oder Fromme leid und wollen selbst entscheiden, wer kommen darf und wer nicht. Von Konrad Adam

IMAGO/NurPhoto
Mitglieder und Anhänger der Kommunistischen Jugend Griechenlands versammelten sich am 14. Juni 2023 vor dem griechischen Parlament in Athen, Griechenland, um anlässlich des tödlichen Schiffbruchs in Pylos zu protestieren

Es sind tragische Bilder und bittere Schicksale: Beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, sinkt ein völlig überladenes Flüchtlingsboot, zahlreiche Menschen ertrinken, die Überlebenden werden an Land gebracht und notdürftig versorgt. Wie es dann weitergeht, wissen wir auch: mit Beileidsbekundungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen von Präsidenten, Bischöfen und NGOs. Mit dem Ruf, nun müsse endlich Schluss sein mit dem Sterben im Mittelmeer. Und mit der Drohung, das Zusammenspiel von Schleppern und Rettern so lange fortzusetzen, bis alle Länder dazu bereit sind, jeden, der kommen will, in die Arme zu schließen.

Inzwischen gibt es allerdings auch andere Töne, und die werden lauter. Sie kommen aus allen Ecken Europas, aus Frankreich, England und Skandinavien, am deutlichsten aus den ost- und südeuropäischen Ländern, die die Hauptlast der neuen Völkerwanderung zu tragen haben. Diese Völker sind die moralische Erpressung durch Rote, Grüne oder Fromme leid und wollen selbst entscheiden, wer kommen darf und wer nicht. Giorgia Meloni hat sich zu ihrer Sprecherin gemacht, indem sie verlangte, das Ganze an der Wurzel zu packen und dafür zu sorgen, dass die morschen Kähne, auf denen die Menschenhändler ihre Fracht aufs Meer hinausschicken, die Häfen gar nicht erst verlassen dürfen.

Dass solche Töne bei Potentaten wie Erdogan oder Sisi nicht gut ankommen, ist verständlich. Dass Schlepper und Schleuser nicht begeistert sind, natürlich auch – der Vorstoß würde ihr blühendes Geschäft verderben. Sollten die umlaufenden Zahlen auch nur annähernd stimmen, dürften die Menschenhändler allein für die jetzt so katastrophal gescheiterte Überfahrt an die zwei Millionen Euro kassiert haben, steuerfrei. Dass Menschenfreunde aus aller Welt trotz alledem dazu bereit sind, diesen dafür Verantwortlichen die Hand zu reichen und für ihr schmutziges Geschäft die Ausfallbürgschaft zu übernehmen, wirkt allerdings erstaunlich. Zumindest auf den ersten Blick.

Denn schon beim zweiten erkennt man, dass die Leute, die vom Humanitarismus wie ihrem Privatbesitz reden, eine sehr eigene Vorstellung von Menschlichkeit pflegen. Sie träumen von der großen, der einheitlichen, der schrankenlosen Weltgesellschaft. Um ihren Traum weiter zu träumen, ist ihnen kein Preis zu hoch – jedenfalls dann nicht, wenn es die anderen sind, die ihn zahlen müssen. Diese anderen sind alle, die auf Grenzen pochen, weil sie erfahren haben, dass das Leben in einer grenzenlosen Welt hart, teuer, unerfreulich und gefährlich ist. Wer das nicht nur glaubt, sondern auch sagt, gilt allerdings als Populist, den zu bekämpfen alles erlaubt ist, auch die Zusammenarbeit mit Leuten, die auf ein Menschenleben keinen Pfifferling geben.

Soweit bekannt, hat der Seelenverkäufer, der jetzt vor der Küste Griechenlands gekentert ist, mehrere Hilfsangebote von anderen Schiffen erhalten – erhalten und ausgeschlagen. Die Schlepper müssen kluge Leute sein. Sie wollen ihre Ware, die Ware Mensch, nur an verlässliche Kunden weiterreichen. Und verlässlich sind eben nicht alle Schiffe, sondern nur solche, die Namen wie Sea Eye, Sea Watch, MOAS, SOS Mediterranee/Ocean Viking tragen.

Wenn es nach deren Betreibern, den Kirchen und den berüchtigten Hilfsorganisationen geht, wird es dabei auch nicht bleiben. „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Wir schicken ein Schiff!“ war eine der Parolen, mit denen der Evangelische Kirchentag in Nürnberg zu Ende gegangen ist. Die Schlepper werden das gern gehört haben.


Dr. Konrad Adam ist Journalist, Publizist und ehemaliger Politiker der AfD. Er war Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Chefkorrespondent und Kolumnist der Tageszeitung Die Welt in Berlin.

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Kommentare ( 25 )

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Chris Groll
10 Monate her

Die Probleme sind schon heute nicht mehr lösbar. Der point of no return ist längst überschritten.

dakini
10 Monate her

„Immer mehr Länder Europas….die die Hauptlast der neuen Völkerwanderung zu tragen haben.“
Stimmt so nicht.  „In Deutschland wurden dieses Jahr schon 125.566 Erstasylanträge gestellt. Das Land hat seine EU-Asylquote also bereits übererfüllt, über die 102.000, die neu in die EU kamen, hinaus.“
Steht so in einem anderen Artikel hier bei TE.

Boudicca
10 Monate her

In der Welt ist ein Artikel, wieviel Fahrten ein „Unternehmer“ aus Tunesien bereits vorbereitet hat. Da können sie sich alle schon mal auf „Überstunden“ vorbereiten.

U.S.
10 Monate her

Über 100 Mio Menschen sind auf der Flucht, vor Krieg, Hunger, Armut, schlechte Zukunft, Überbevölkerung,….

Wenn nur 5 Prozent davon nach Europa, bevorzugt Deutschland , will – das sind dann über 5 Mio Menschen, …

So viele Menschen Deutschland auch aufnimmt, der Menschansturm wird niemals aufhören, es wird nucht weniger,

Je mehr Menschen Deutschland aufnimmt, desto mehr werden kommen,…

Je größer Rot Grün Humanität, desto mehr werden kommen,…

Es wird kein Ende geben….

Reinhard Schroeter
10 Monate her
Antworten an  U.S.

Interessierte Kreise behaupten das mit den 100 Millionen. Es könnten auch 50 oder 200 Millionen sein, oder hat man unter denen, die da flüchten eine Volkszählung ,so mit allem drum und dran , durchgeführt ?

Der kleine Muck
10 Monate her

Länder, die in der Vergangenheit durch Sklaven oder Kolonien profitiert haben, müssen jetzt dafür bezahlen mit Problemen durch zugezogene/importiere Ausländer. Aber Deutschland? Nie profitiert, aber Zuzug ohne Ende.

Reinhard Schroeter
10 Monate her
Antworten an  Der kleine Muck

Also sowohl Algier und Tunis wären ohne die Franzosen immer noch Drecklöcher.
Halb Afrika ohne die Franzosen noch armseliger und ungebildeter.
Die Afrikaner wollten ihre Chancen nach der Selbständigkeit nicht nutzen und schauen nun verdutzt mit großer Kinderschar aus ihren Wellblechhütten und suchen die Schuld dafür generell niemals bei sich.

Carlos
10 Monate her

Rote und Grüne haben zusammen nicht mal ein Drittel der Wähler hinter sich. Nur mit dem ÖRR sind sie eine Macht. Hier muss die AfD ansetzen: Abschaffung der Zwangsgebühren! Dreht man den MSM den (Steuer) Geldhahn zu, hat sich Rot-Grün schnell erledigt.

Wilhelm Roepke
10 Monate her

Und genau deswegen wird die AFD irgendwann im ersten Bundesland 51 % haben, denn die Union ist auf dem Pfad in den weltrettenden grünen Sozialismus zu weit geschritten, um noch umkehren zu können. Wenn man bei voller Fahrt den Motorradsitz verlassen hat, gibt es kein zurück mehr; Fahrer und Fahrzeug werden unterschiedliche Flugbahnen einnehmen. Und der harte Aufprall kommt unweigerlich früher oder später. Wann, hängt viel vom Zufall ab. Das Ergebnis ist auf jeden Fall schlimm.

Fieselsteinchen
10 Monate her
Antworten an  Fritz Goergen

Das befürchte ich auch, dem allein steht schon eine zunehmend inhomogene Bevölkerung entgegen.
Sollte es tatsächlich zu diesen AfD-Traumergebnissen kommen, muss die Not so furchtbar sein, dass der dümmste Michel aufgewacht ist. Was das aber im Endeffekt für alle heißt, mag man sich nicht ausdenken. Die AfD kann keine Wunder vollbringen. Sie müsste aus dem Verfall irgendetwas aufbauen, wobei absolut ungeklärt ist, welche Teile der Bevölkerung überhaupt unterstützen. Sicher, die AfD wird eines Tages mitspielen dürfen und zwar dann, wenn alles “für immer” ruiniert ist und die Clankriege, sich auf Teile Westdeutschlands und Berlins ausgedehnt haben. Und dann?

Last edited 10 Monate her by Fieselsteinchen
anita b.
10 Monate her
Antworten an  Fritz Goergen

Mama soll nie nie sagen!

doktorcharlyspechtgesicht
10 Monate her

Es ist leider noch perfider als im Artikel geschildert: rechtlose, illegale Migranten lassen sich prima ausbeuten, weil sie sich nicht wehren können. Wer erntet wohl einen Großteil von Gemüse und Obst in Italien, Spanien, Portugal? Wer verschwindet namenlos in Puffs? Wieviele Flüchtlingskinder verschwinden spurlos und zu welchem Zweck? Hier gibt es außer Schleusern, NGOs, Vereinen und gewissen Teilen der Wirtschaft nur Verlierer. Auch die Migranten sind hier letztlich Verlierer. Deswegen ist es eben kein Humanitarismus, Migration jeglicher Art nicht streng zu regeln. Denn falsches Mitleid und rührseliges Gequatsche schaffen keine Arbeitsplätze, bauen keine Wohnhäuser und Schulen, veranstalten keine Sprachkurse und… Mehr

Bernd Bueter
10 Monate her

Vom Kriminalisten kriminalistisch gesehen: Das importieren von vielfältiger Kriminalität als unvermeindliche Zwangskomponente im schon alten Geschäftsfeld „Menschenimport als neue Form des Sklavenhandels“ dient ausschließlich dazu, unendlich viel Steuergelder in die dazu entstandene Flüchtlingsindustrie zu lenken. Es handelt sich zum Schaden der Steuerzahler, des Staates und auch der „Ware Mensch“ um ein lukratives Teil-Geschäft der OK, betrieben von Parteifirmen, deren NGOs, Amtskirchen und anderen Organisationen, die tüchtig mitverdienen wollen. Anstatt aus den Gastarbeitererfahrungen der 1960er Jahre zu lernen ( siehe Zitate Helmut Schmidt dazu) hat insbesondere die Politische OK, das Steuergeldabgreifpotenzial für sich entdeckt und anstatt ein intelligentes Ausländer-, Asyl- und… Mehr

mediainfo
10 Monate her

Und mit der Drohung, das Zusammenspiel von Schleppern und Rettern so lange fortzusetzen, bis alle Länder dazu bereit sind, jeden, der kommen will, in die Arme zu schließen. Genau so ist es. Implizit enthalten ist natürlich auch die Drohung, so lange Menschen ertrinken zu lassen, bis diejenigen, die sich der „alle können kommen“-Forderung verweigern, einknicken unter der Last der behaupteten Schuld. Ich schreibe es gerne zum wiederholen Mal: Wenn jemand Schuld trägt am Unglück im Mittelmeer, dann sind es diejenigen, die sich aus ideologischen Gründen einer Lösung verweigern, die die Anreize für Migrationswillige, sich in Lebensgefahr zu begeben, beseitigen würde.… Mehr