Rot-Grün gewinnt Wahl in Niedersachsen

Die Wahl in Niedersachsen kennt zwei Sieger: Rot-Grün, die künftig in Hannover die Regierung bilden können, und die AfD. Verloren hat das einstige bürgerliche Lager. Die FDP muss um den Verbleib im Landtag zittern.

IMAGO / Frank Ossenbrink

Der Name Elke Twesten ist etwas für ein Polit-Quiz für Fortgeschrittene. Die ehemalige Landtagsabgeordnete löste 2017 mit ihrem geplanten Wechsel von den Grünen zur CDU Neuwahlen aus. Bei der fielen die Grünen dann um fünf Prozentpunkte ab. Diesen Boden scheinen sie – so jedenfalls die Prognose um 18 Uhr – wieder gut gemacht zu haben. Laut ZDF und Forschungsgruppe Wahlen kommen die Grünen auf 14,5 Prozent.

Auffällig an der Prognose ist, wie konstant die Niedersachsen gewählt haben: Sie halten an Ministerpräsident Stephan Weil und seiner SPD fest, auch wenn die leicht verliert. Insgesamt steuern die Sozialdemokraten wie die anderen Parteien auch auf ein Ergebnis zu, wie es die Umfragen schon seit Wochen kommen sehen. Angesichts der turbulenten politischen Umstände ein interessanter Fakt. In der Summe blieben die Ampelparteien in Niedersachsen nahezu konstant. Nach der Prognose verliert die SPD 4,5 Prozentpunkte und kommt auf 32,5 Prozent.

Für die FDP bedeutet das allerdings, dass sie um ihre Existenz bangen muss. Den Liberalen droht der Rauswurf aus dem Landtag. Zu schlecht ist ihre Bilanz im Bund, wo sie das Ende aller Corona-Maßnahmen versprochen und die „härtesten Regeln in Europa“ geliefert haben. Erst mit dem amtlichen Endergebnis dürfte feststehen, ob die FDP weiter im Landtag sitzen wird. Nach der Prognose verlieren die Liberalen 2,5 Prozentpunkte und landen knapp über oder unter der Fünf-Prozent-Hürde.

Die CDU ist der andere Wahlverlierer. Sie muss wohl mit über fünf Prozentpunkten den größten Einzelverlust hinnehmen und fliegt aus der Landesregierung. Weil hat bereits angekündigt, mit den Grünen regieren zu wollen, wenn das rechnerisch möglich ist. Das scheint nun so zu sein. Im Land war die CDU als Juniorpartner in der Großen Koalition zu brav. Im Bund war die CDU auch zu brav. Warum auch immer. In Niedersachsen reicht das so nur noch für 27,5 Prozent für die CDU.

Das bürgerliche Lager ist so der Verlierer in Niedersachsen. Von der rot-grünen Politik im Bund profitiert Rot-Grün. Trotz Angst vor Energieknappheit, trotz galoppierender Inflation und sprunghafter Wirtschaftspolitik.

Gewonnen hat die AfD. Sie konnte ihr Ergebnis fast verdoppeln und landet bei 12 Prozent. Nicht wegen eigener Konzepte, sondern weil sie Proteststimmen auf sich vereinigt hat. CDU und FDP haben indes versucht, mit identitätspolitischen Themen wie Frauenquoten oder freier Geschlechtswahl zu punkten. So lautet ihre Lektion aus Niedersachsen: Egal wie viele Fehler die Grünen im Bund machen – wenn man ihnen nur die Wahl lässt, zwischen dem Original und grünlackierten Opportunisten, nehmen die meisten das Original und einige entscheiden sich für Protest.

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Kommentare ( 107 )

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beko
2 Jahre her

Ich weiß nicht ob ich das hier so direkt und ungeschminkt schreiben kann? Meine Worte wären sicher ein „Fresschen“ für die faktenlosen „Faktenprüfer“?! OK – Ich versuche es! Zunächst einmal, dieses Wahlergebnis zeigt zwei Trends – der erste ist meines Erachtens eventuell auf die alten Bundesländer begrenzt? Sind sie doch gewöhnt dem Ruf des „Vorturners“ zu folgen – immerhin über 60% Wahlbeteiligung!. Der zweite bedeutet, dass, wenn wir diesem Trend weiterhin folgen, also wenn die ideologisch transatlantisch geformte Politik und das Wählerverhalten so weitergehen, werden wir, wie einst in den Dreißiger Jahren, im Debakel enden. Wobei wir realistisch betrachtet bereit… Mehr

elly
2 Jahre her

Laut SPON haben SPD Wähler eine „einfache“ Bildung und die „Grünen folgt einem bekannten Muster: Einem Stimmenanteil von 24 Prozent bei den höher Gebildeten stehen lediglich fünf Prozent bei Menschen mit einfacher Bildung gegenüber.“
Julia Hamburg, Spitzenkandidatin der Grünen , glänzt mit (inflationärem) Abi und Studium OHNE Abschluss.
https://de.wikipedia.org/wiki/Julia_Hamburg

StefanZ
2 Jahre her

Die SED, kann mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden sein. Die ehemaligen 98% wurden klar verfehlt. Da müssen die ÖRR noch gewaltig nachlegen.

ketzerlehrling
2 Jahre her

Für alle, die auf Taten warten? Darauf warten viele Deutsche und sie warten bis zum jüngsten Tag. Das ist das größte Problem dieses unsäglichen Volkes. Die Passivität, das Vermeiden ,das Unterlassen, das Schikanieren und Bestrafen von Machern, die Trägheit.

Sabine Ehrke
2 Jahre her

Es wird schlimmer kommen und es muss…!! Ich las hier regional, dass die Busse übervoll sind und Schulkinder an den Haltestellen zurückgelassen werden. Was wiederum die Kinder verstören würde. Ja was haben Sie alle eigentlich gedacht? Wir haben im Sozialismus bei den Kommunisten immer übervolle Busse gehabt und mussten regelmäßig stehen bleiben und auf den, nach Fahrplan, nächsten Bus warten oder dann zu Fuß gehen! Auf den Trabi wartete man 10 Jahre. Und wenn das kommunistische Punktsystem der Chinesen eingeführt wird, gibt’s für Unwillige keine Bustickets und ein Auto schon gleich gar nicht. Noch wird auch diese, meine Prognose belächelt,… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Sabine Ehrke
Oneiroi
2 Jahre her

Das Ergebnis ist auf die Wahrnehmungsstörung der Masse zurück zu führen, an der aktuellen Misere sein Putin (hätte man nur eher grüne Energien angefangen), der Kapitalismus (die miesen Ölkonzerne/Pharma usw.), die AfD (Unruhestifter) und zuletzt die Amerikaner (mit ihrer Geopolitik) schuld. Was gegen diese Probleme hilft ist mehr rotgrün mit mehr erneuerbaren Energie gegen Putin, mehr Umverteilung von bösen Unternehmen zur armen Bevölkerung, Diskurseinschränkung und Demoverbote gegen die Disharmonie und Stimmungsverderber und ein näher zusammenrücken des Westens unter die Amerikaner.
Stellt sich die Frage, ob mit zunehmenden Problemen, irgendwann die vermeintliche Problemlösung und Ursache hinterfragt wird.

Phil
2 Jahre her

Für mich kommt das der Definition von Wahnsinn gemäss Einstein sehr nahe, immer wieder das Gleiche zu wählen und andere Ergebnisse zu erwarten……

NochNicht2022
2 Jahre her

Es bleibt alles beim Alten: Deutschland im freien Fall! Respektive: Das Land zerfällt! – Rd. 94 Prozent der Wähler und Nicht-Wähler halten seit Herbst 2021 stramm Kurs: Es muß also kommen, was kommen soll! … Zumindest bis zu den bereits absehbaren Neuwahlen im Frühjahr 2023.

LF
2 Jahre her

Die meisten Deutschen waren schon immer unbeirrbar in ihrer Meinung und ihren Ideen. Solange bis Sie auf schmerzhafte Weise vom Gegenteil überzeugt wurden. Absolut träge, fast schon phlegmatisch und nicht willens Zukünftige Veränderungen, wenigstens zu sehen. Moralisch auf Linie zu sein, das ist allerdings sehr sehr wichtig. Wenn es zu spät ist, wie so oft, dann wird eine Veränderung eingeläutet. Selbst dann wird die Schuld bei anderen gesucht. Ganz nach dem Motto, das konnte ja niemand erahnen, das ist die Schuld der anderen.
Freuen wir uns darauf, das es schlimmer wird!

humerd
2 Jahre her

„Während SPD und Grüne häufiger von Frauen gewählt werden, ist es bei FDP und AfD umgekehrt.“ und weiter „Die Grünen haben auch diesmal ihren größten Wähleranteil in der Gruppe der Unter-20-Jährigen, „ Also ist es richtig, dass die jetzige Regierung enorme Schulden anhäuft. „die SPD ist dagegen in der Gruppe der über 60-Jährigen überproportional stark. „ also ist es richtig, dass die SPD gerade den Rentern tief in die Taschen greift. „Die AfD findet dagegen den größten Zuspruch in der Gruppe der jungen Erwachsenen zwischen 30 und 44 Jahren. „ das ist die kleine Grupe, die noch arbeitet und weniger… Mehr