Marrakesch, Kattowitz: Coup auf Coup

Ob auf dem Uno-Dampfer am Ende nicht überwiegend blinde Passagiere sitzen, hat SPON vor lauter Bewunderung für Prozesse, die nicht von Demokratie und Recht getragen werden, sondern vom juristischen Coup, nicht hinterfragt. Wozu auch? Für das Gute ist alles erlaubt. Auch der juristische Coup.

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Klimakonferenz 2018 in Kattowitz

So wie über die Uno-Klimakonferenz im polnischen Katowice hätte SPIEGEL online auch über die Konferenz in Marrakesch zum UN-Migrationspakt berichten können, in entscheidenden Passagen sogar wortgleich.

Auf SPON steht also über Kattowitz:

„Die Staaten der Erde wollen die globale Erwärmung bremsen – jetzt gibt es ein Regelwerk für das Vorhaben. Es ist ein Coup: Staaten werden nicht zum Klimaschutz gezwungen, können sich aber kaum entziehen.”

Über Marrakesch hätte SPON schreiben können:

„Die Staaten der Erde wollen die globale Migration fördern – jetzt gibt es ein Regelwerk für das Vorhaben. Es ist ein Coup: Staaten werden nicht zur Förderung der Migration gezwungen, können sich aber kaum entziehen.”

Zur Sache bei der Klimakonferenz steht bei SPON:

„Um konkrete CO2-Ziele ging es in den Verhandlungen nicht, die sind Sache der einzelnen Staaten. Der Beschluss von Katowice erklärt allgemein, dass die Weltgemeinschaft gemäß den Erkenntnissen der Klimaforschung ihre CO2-Emissionen reduzieren müsste, um den Erwärmungstrend wirksam zu bremsen.”

Und SPON qualifiziert seine Aussage vom Coup im Zwischentitel unmissverständlich klar, indem dort steht: Juristischer Coup” und erläutert:

„Zwar kann keinem Staat vorgeschrieben werden, was er zu tun hat, alle sind souverän. Dennoch entfaltet das Regelwerk von Katowice erheblichen Druck.”

Auch das hätte SPON genau so über den UN-Migrationspakt formulieren können:

„Zwar kann keinem Staat vorgeschrieben werden, was er zu tun hat, alle sind souverän. Dennoch entfaltet das Regelwerk von Marrakesch erheblichen Druck.”

Damit es auch alle verstehen, fügt SPON über Kattowitz an, was wortgleich auf Marrakesch zutrifft :

Es ist ein juristischer Coup, ein großer Erfolg der Delegierten aller Länder: Geschaffen wurden Normen, die eine Dynamik entfachen dürften, der sich kaum ein Land entziehen kann, das in der Weltgemeinschaft respektiert werden will.”

Nachdem SPON die „wichtigsten Regeln des Klimavertrags” aufgezählt hat, erklärt der Autor, wie sie durchgesetzt werden – auch hier wieder so, dass der Text für den Klimapakt 1:1 auch für den UN-Migrationspakt auf SPON hätte stehen können:

»Wie entsteht Druck, so dass sich die Staaten an die Regeln halten? Das geschieht wesentlich durch das Prinzip des „Naming and Shaming“, also des „Nennens und Beschämens“: Verantwortliche Staaten werden öffentlich benannt und für Verstöße angeprangert.«

„Die wohl wichtigste Erkenntnis von Katowice” nach SPON: „Der Uno-Dampfer ist selbst von der Weltmacht USA nicht vom Kurs zu bringen, der Klimaprozess läuft weiter – und alle Staaten machen mit.”

Das mit allen Staaten trifft auf den UN-Migrationspakt nicht zu. Und ob auf dem Uno-Dampfer am Ende mit Ausnahme von Deutschland (und wem noch?) nicht lauter blinde Passagiere sitzen, hat SPON vor lauter Bewunderung für Prozesse, die nicht von Demokratie und Recht getragen werden, sondern vom juristischen Coup, nicht hinterfragt. Wozu auch? Für das Gute ist alles erlaubt. Auch der juristische Coup.


Mehr zum Thema:

Roland Tichy (Herausgeber), Der UN-Migrationspakt und seine Auswirkungen.
Mit Beiträgen von Norbert Häring, Krisztina Koenen, Tomas Spahn, Christopher Walter und Alexander Wendt

Soeben erschienen und EXKLUSIV im Tichys Einblick Shop >>>

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Kommentare ( 114 )

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Andreas Bartholomaeus
5 Jahre her

„Um konkrete CO2-Ziele ging es in den Verhandlungen nicht, die sind Sache der einzelnen Staaten. Der Beschluss von Katowice erklärt allgemein, dass die Weltgemeinschaft gemäß den Erkenntnissen der Klimaforschung ihre CO2-Emissionen reduzieren müsste, um den Erwärmungstrend wirksam zu bremsen.” Klimaforscher haben also herausgefunden, dass eine Reduzierung des durchschnittlichen Anthropogenen Anteil von 36,7Gt am insgesamt ca. 550Gt umfassenden natürlichen Kohlenstoffzyklus, den wirksamen Erwärmungstrend, von immerhin 0,82°C seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, seit ende der zuletzten „kleinen Eiszeit“ ausbremsen wird? Hmmm… ich Frage mich eher wie man ernsthaft, wo ja 99% des atmosphärischen Sauerstoffanteil O2 durch die bodennahe „Oxygenen Photosynthese“ aus dem mit… Mehr

gmccar
5 Jahre her

Beachtlicher Beitrag ! Auch Ihnen ein Frohes Fest.

Andreas Bartholomaeus
5 Jahre her
Antworten an  gmccar

Für eine wissenschaftlich Ausgearbeitete, Falsifizierung (Wiederlegung) der atmospharischen CO2-Treibhauseffekte im Rahmen der Physik, siehe: http://tsch.de/chooser/index-science.html

Ich wünsche ihnen auch ein Frohes Fest.

mfg

Frank B.
5 Jahre her

Ja so sind die beiden. Die Moral und die Wissenschaft. Wie weiland Max und Moritz führen sie uns das gar schlechte in unserem kindlichen Benehmen vor, sodass wir unweigerlich in der Mühle landen und an die fetten Gänse verfüttert werden, wenn wir uns nicht alsbald eines ‚Besseren‘ belehren lassen. Es ist ja auch mehr als nur ein Lausbubenstreich, die Unfehlbarkeit der Gipfelbewohner anzuzweifeln. Oder gar zu opponieren. Denn dann heisst es ja stets: Ruff! Man zieht sie aus der Glut! Denn nun sind sie braun und gut! ‚Gut‘ in diesem Kontext, dass man quasi alles, was der Delinquent noch zur… Mehr

Eco
5 Jahre her

Es ist ein fataler Irrtum zu glauben, dass sich alle Staaten diesem Druck beugen werden. Ein noch schlimmerer Irrtum ist es zu glauben, dass mehr als Bekenntnisse als „wir müssen etwas gegen den Klimawandel tun“ heraus kommen werden. Auch Deutschland tut doch letzlich nichts, weder bei der Begrenzung des CO2-Ausstoßes, noch bei innovativen Ideen wie man mit dem Klimawandel umgehen könnte, um ihn erträglich zu gestalten. Man klopft sich auf die Schultern und das war es. Auch der Migrationspakt wird vermutlich nur solange bestehen bleiben wie die Staaten darin keinen Nachteil für sich sehen. Die Staaten, die jetzt schon einen… Mehr

Protestwaehler
5 Jahre her

Merkel sagte im Bundestag über die Abstimmung des Migrationspaktes, wenn eine 2/3 Mehrheit dafür stimmt, sei dieser Pakt für ALLE (UN-Mitglieder?) gültig…
also auch für die, die diesen Pakt ablehnen???

Alexis de Tocqueville
5 Jahre her

„Es ist ein juristischer Coup, ein großer Erfolg der Delegierten aller Länder: Geschaffen wurden Normen, die eine Dynamik entfachen dürften, der sich kaum ein Land entziehen kann, das in der Weltgemeinschaft respektiert werden will.“

Bedeutet das, dass die USA künftig nicht mehr respektiert werden?
Man kann sich entziehen – wenn man nur will.

Dr. Michael Kubina
5 Jahre her

Der kommende Crash wird dass alles ohnehin zu Makulatur machen… tunica proprior pallio. Aber Dank an Herrn Goergen für diese vortreffliche Entlarvung unserer Qualitätsmedien, doch Argumente greifen in diesem Wahnzustand nicht mehr, dazu aus einem meiner Lieblingstexte von Jugend an. Bonhoeffer: Von der Dummheit „Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt… Mehr

Kristallo
5 Jahre her
Antworten an  Dr. Michael Kubina

Ich kenne und schätze den Text Bonhoeffers, und doch denke ich, es handelt sich nicht wirklich um „Dummheit“ (also eine Hirn-Minderleistung).
Tatsächlich dürfte es um die Wiederkehr des Verdrängten gehen; die „Dummheit“ ist viel mehr das maskierte Böse, eine leider nicht seltene Charakterhaltung.

Genco Steins
5 Jahre her
Antworten an  Dr. Michael Kubina

Wir können die Dummen lernen… äh… lehren!

Ruud
5 Jahre her

Nein, lasst sie nicht „faseln“! „Faseln lassen“ haben wir diese Verbrecher lange genug, und die Folgen sind bald unumkehrbar. Diese grünen Vollidioten sind nur deswegen so stark, bringen nur deswegen immer ihre kranken Ideen durch, weil wir sie „faseln“ lassen gehaben, statt sie vor Gericht zu bringen und ins Gefängnis zu stecken. Der Weltkonzern VW ist in echte Bedrängnis geraten durch diese vermeintlich „harmlosen“ Spinner. Es ist ein Grundübel des Konservatismus, dass er das eigentliche „Gutmenschentum“ ist, er lässt sich unendlich viel gefallen und glaubt immer, dass sich der gesunde Menschenverstand schon durchsetzen wird gegen grüne Spinnereien… Saft- und Kraftlos… Mehr

Sani58
5 Jahre her
Antworten an  Ruud

…einfach abwählen. Weniger als 6% wäre der schnellste und sicherste Weg zum Schutz vor „harmlosen Spinnern“.
Aber sag das mal deinen Nachbarn….

Johann Thiel
5 Jahre her
Antworten an  Ruud

Danke für diesen wirklich exzellenten Kommentar, der das Problem der Konservativen im Kern benennt.

H. Priess
5 Jahre her

In anderen Medien werden geradezu ganze Container von Lobeshymnen über uns Deutsche ausgeleert. Ich fühle mich total beschämt, wo ich doch gar nichts zu den heren Zielen der Klimapolitik beitragen kann. Ich besitze kein Auto was ich abschaffen kann zum Wohle der Umwelt. Ich meide CO² haltige Getränke sowieso, die bekommen meinen Magen nicht. CO² begastes Obst oder Früchte esse ich eh nicht, weil die nebenbei mit irgendwelchen Mitteln bespritzt werden worauf meine Haut widerum nicht positiv reagiert. Auch irgendwelche Dinge, die bei meinem Kauf schon 20 000km auf dem Tacho haben, meide ich. Was kann ich also tun? Ich… Mehr

Kassandra
5 Jahre her
Antworten an  H. Priess

Irgendwie sollten wir doch noch mal darüber reden, wie sich der ökologische Fußabdruck beispielsweise eines Afrikaners verändert, wenn er sich als „Migrant“ dauerhaft in Europa aufhält.
Das scheint mit in der Debatte und bei der Vielzahl der Einreisenden dann inzwischen doch etwas zu kurz zu kommen.

Johann Thiel
5 Jahre her

Klimaschrott, das Grundnahrungmittel der auf Kosten der Gesellschaft lebenden.

GermanMichel
5 Jahre her

Übrigens gibt es nicht nur „Global Migration“ und „Global Climate“ als die großen internationalen Pakte, sondern auch „Global ? (Wolf)“, als Idee – wie alles andere natürlich aus den USA stammend (allerdings nicht von Trump). Nur falls sich jemand wundert warum Deutschland gerade mit der Brechstange zum Wolfsland gemacht wird, da steckt ein internationales Projekt dahinter dass dem Wolf seine frühere globale Verbreitung zurück geben will. Ohne jede Rücksicht auf den menschlichen“Mob“ der sie betroffenen Länder besiedelt natürlich, wo Gutes getan wird, fallen eben auch Späne … 3x das gleiche Prinzip, die gleiche Vorgehensweise, und immer fatale schwer bis gar… Mehr

Albert Pflueger
5 Jahre her
Antworten an  GermanMichel

Das mit dem Wolf habe ich nicht geglaubt, deshalb bei google nachgeschaut, und siehe da, was ich zufällig gefunden habe: Ein Gutmenschen- Botsystem zur Beförderung von Aktivisten- Meinungen.

Schau mal da: https://wolfglobal.org/blog/wolf-global-auto-liker-extension/

Herja
5 Jahre her
Antworten an  Albert Pflueger

Wolf Global ist, genau wie TagScout, eine Instagramm Engagement Gruppe die dazu dient, den Instagramm Algorythmen eine hohe Interaktivität der eigenen Beiträge vorzugaukeln um so in die Explore-Listung zu kommen.
Es hat mit Wölfen und Aktivisten nichts zu tun, es gibt dort Gruppen zu Themen wie Mode, Reise, Gesundheit etc.