Lauterbach spricht ungeimpften Pflegern das Demonstrationsrecht ab

Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird von Pflegekräften ausgepfiffen – und beschimpft sie grob und pauschal: Mit ihrer Arbeit würden Ungeimpfte „keinen Beitrag“ zur Bekämpfung der Pandemie leisten.

Screenprint: Twitter/n-tv

Geht es nach Karl Lauterbach, werden Pfleger und Ärzte nicht mehr nach ihrem Beitrag und Leistung bewertet, sondern nur danach, ob sie geimpft sind. Das erklärte er mit schriller Stimme und rudernden Armen auf einer Veranstaltung von Verdi. Ungeimpften Kräften aus Krankenhäusern und Altersheimen brüllte er entgegen: „Diejenigen, die gegen die Impfung protestieren, haben dazu keinen Beitrag geleistet. Sie haben kein Recht, hier zu sein.“

Das ist nun eine in mehrfacher Hinsicht skandalöse Äußerung: Diese Impfpflicht gilt seit dem 15. März. Hat also, wer seit Januar 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie, als Pfleger oder Arzt gearbeitet hat, keinen Beitrag geleistet? Lauterbach entwertet damit die Arbeit von dringend benötigtem medizinischen Personal.

Karl Lauterbach sprach auf einer Verdi-Veranstaltung. Momentan stehen auch Pflegekräfte wieder im Arbeitskampf. Einige von ihnen allerdings nicht – weil sie wegen der Impfpflicht im Gesundheitswesen keinen Job mehr haben. Sie machten ihrem Unmut Luft – gegen den Mann, der die Impfpflicht wie kein zweiter vorangetrieben hat. Streckenweise ist der Minister ob der ganzen Pfiffe, Trillerpfeifen und Buh-Rufe kaum zu verstehen. Doch das, was man hört, hat es in sich.

Lauterbach behauptet, Ungeimpfte hätten „kein Recht, hier zu sein“, und kein Recht zu demonstrieren – dass sie es täten, sei „unverschämt“. Das Demonstrationsrecht allerdings ist bislang nicht an den Impfstatus gekoppelt.

Es ist eine heftige Entgleisung des Ministers – gegenüber den Leuten, ohne die das Gesundheitssystem es in den Corona-Wintern mit Sicherheit schwerer gehabt hätte.  Es zeugt auch von der selektiven Wahrnehmung eines Ministers, der zumindest oft redet, bevor er denkt. Denn wenn er bewusst ungeimpften Pflegern nicht nur ihren unstreitigen Beitrag zur Bewältigung der Krise, sondern auch ihr Demonstrationsrecht abspricht, wäre ein Rücktritt angebracht.

Lauterbach versucht, die Belegschaften zu spalten. In immer mehr Kliniken und Pflegeheimen leisten auch Ungeimpfte wertvolle Dienste. Manche Kliniken umgehen die Impfpflicht, indem sie sich auf die Unverzichtbarkeit des Personals berufen. Wenn dieses Personal nicht mehr arbeiten darf, ist aber die weitere Pflege nicht mehr gesichert. Offensichtlich will Lauterbach einen Pflegenotstand herbeiführen. Längst ist die Impfung umstritten; offensichtlich schützt sie keinesfalls vor Ansteckung. Ihr Vorteil liegt vermutlich im milderen Verlauf – für den Geimpften. Es steht zu befürchten, dass geimpfte Pfleger ohne Symptome und im Gefühl falscher Sicherheit sogar verstärkt besonders verletzliche Gruppen anstecken.

Und: Gleichzeitig verspricht Lauterbach Verdi pauschal, ihre Forderungen nach Höherstufung einzelner Leistungen durchzusetzen. Er teilt die Menschen in gute und böse: Böse sind Ungeimpfte. Gut sind Geimpfte. Erkrankte spielen bei ihm keine Rolle, sie sind nur noch Menschenmaterial in seinem verzweifelten Versuch, seine Politik gegen die Beschäftigten durchzusetzen. Es ist eine peinliche Veranstaltung eines zunehmend wirr auftretenden Politikers.

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Kommentare ( 163 )

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moorwald
1 Jahr her

Lauterbach mag nicht ganz zurechnungsfähig sein – aber: Ist es (auch) Wahnsinn, hat es doch Methode….
Und ist darum so verderblich und zerstörerisch.

bfwied
1 Jahr her

Es bestätigt sich halt immer wieder: Die Linken sind machttrunken und achten den Einzelnen nicht. Sie kennen nur das Kollektiv, daher behandeln sie ihre Mitmenschen entsprechend ihrer Unterteilung in Nicht-Kollektivwillige und Kollektivierte, die Letztgenannten sind gut, die anderen muss man bekämpfen, und wie es Mao, Stalin, Kim und Co machten und machen (auch Hitler gehörte dazu), ausgrenzen, dann wegsperren, töten. Wir sind bis jetzt beim Ausgrenzen, die Existenz-Nehmen. Was kommt weiter? Natürlich wollten auch die DDR-Oberen keine Mauer bauen, sogar noch ein paar Tage davor! Ich denke, unsere Nachbarn begreifen langsam, wie sehr sich das Land gewandelt hat, vielfach sind… Mehr

Ralf Schierhold
1 Jahr her

Der kleine Österreicher hätte den Arm auch nicht besser ausstrecken können!
Nun macht es die „Coronaheulboje“ nach, das spricht dafür wessen Geistes Kind dieses Individuum zu sein scheint.
Sollte er nicht selber zurücktreten oder zum Rücktritt gezwungen werden, wäre das für mich ein weiterer Beweis dafür, das Doofland eine Diktatur ist, frei nach den Vorbildern der beiden letzten Diktaturen auf deutschem Boden.
Unter den Nazis wurden Juden, Zigeuner, Kommunisten, … von der Gemeinschaft ausgegrenzt, bei den Stalinisten wurden Andersdenkende ausgegrenzt und heute werden Impfgegner, Andersdenkende, … ausgegrenzt!
Wo bitte ist da der Unterschied?

LadyGrilka55
1 Jahr her

„Eine rechtstaatliche Ungeheurlichkeit, was sich dieser geistig verwirrte Mann glaubt erlauben zu dürfen“

Wieso sollte er nicht glauben, sich das erlauben zu dürfen?

Eine Kanzlerin hat es doch vorgemacht, indem sie sich wiederholt über das Grundgesetz hinweggesetzt hat. Auch wurden unter ihrer Kanzlerschaft Gesetze erlassen, die m.E. einer neutralen Überprüfung auf Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz nicht standhalten würden.

Der Winzer
1 Jahr her

Liebe Redaktion, ein Kommentar zu den Äußerungen von Herrn Lauterbach spare ich mir – dazu ist in Ihrem Beitrag und in den Kommentaren fürwahr alles gesagt. Was mich – wie viele Kommentatoren – aber fast noch mehr ärgert, ist die folgende Passage in Ihrem Beitrag, die dem gängigen Framing des polit-medialen Mainstreams entspricht: „Längst ist die Impfung umstritten; offensichtlich schützt sie keinesfalls vor Ansteckung. Ihr Vorteil liegt vermutlich im milderen Verlauf – für den Geimpften. Es steht zu befürchten, dass geimpfte Pfleger ohne Symptome und im Gefühl falscher Sicherheit sogar verstärkt besonders verletzliche Gruppen anstecken. Sie enthält 2 Behauptungen, die… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Der Winzer
Michael M.
1 Jahr her
Antworten an  Der Winzer

Volle Zustimmung. Jeder der selber nachdenkt kommt doch sehr schnell selbst drauf, dass es gar keine Belege geben kann die den milderen Verlauf bestätigten. Niemand der geimpften war kann wissen/beweisen, dass er bei einem milden Verlauf (was ist das überhaupt, alleine diese Definition gibt es ja schon nicht wirklich und obendrein ist das auch noch ein komplett subjektives Empfinden) diesen ohne Impfung nicht auch gehabt hätte. Es kann daher alles nur statistisch berechnet sein und da kommt es vor allem auf die Eingangsgrößen an und interessanterweise kommt es nicht selten vor, dass bei Studien das herauskommt was der Beauftragende erwartet… Mehr

Andy Malinski
1 Jahr her

Nein, dazu müsste es gespiegelt werden … aber seine Aussagen sprechen für sich!

Robert Tiel
1 Jahr her

Was soll Harald Schmidt über KL gesagt haben?
Muss man am Satzende denn die gleiche Meinung haben wie am Satzanfang..?
Präziser, bzw kürzer kann man KL nicht beschreiben…

Robert Tiel
1 Jahr her

Im Jahr 2020, als alle noch ungeimpft waren und ein damals unbekannter Virus sich verbreitete, da waren die ungeimpften Pfleger unsere Helden. Zwar nicht besser bezahlt, aber heldengleich gefeiert.
Nur ein Jahr danach waren die gleichen Menschen Gefährder.
Heute spricht KL ihnen ihre Rechte ab und beschimpft sie, dass sie keinen Beitrag zur Bekämpfung der Banndemie leisten würden.
Guter Mann, sie waren die größte Stütze.
Ganz und völlig im Gegensatz zu Ihnen…

Klaus Weissmann
1 Jahr her

Warum muss ich beim Anblick und/oder Hören von Karl Lauterbach Immer an „Secretarius Wurm“ aus Schillers „Kabale und Liebe“ denken? Hat jemand eine Idee dazu?

moorwald
1 Jahr her

Corona hat alle Züge eines grandiosen Verwirrspiels. Was also paßt besser dazu als ein offensichtlich verwirrter Minister?