Baerbock redet Anschlag auf Nord Stream klein

Energieexperten, Marktbeobachter, Politiker sind sich einig: Die Nord-Stream-Explosionen hatten dramatische Folgen für den Energiemarkt, die Umwelt und das internationale Recht. Eigentlich ist Deutschland am unmittelbarsten davon betroffen – doch ausgerechnet die deutsche Außenministerin sieht das anders.

IMAGO / photothek
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit Qin Gang, dem Außenminister Chinas, am 14.04.2023, Peking, China
Die denkwürdige Stellungnahme Annalena Baerbocks (Grüne) fiel während ihres China-Besuchs. Reporterin Dong Xue vom chinesischen Auslands-Fernsehsender CGTN konfrontierte die deutsche Außenministerin mit dem Sabotageakt: „Der Anschlag auf die Nord Stream-Pipeline hatte nachhaltige Auswirkungen auf den globalen Energiemarkt und die Umwelt“, aber auch auf internationales Recht, hält Xue eingangs fest. Nun würde sie gerne wissen, wie die deutschen Ermittlungen geführt werden, und ob Baerbock eine vom UN-Sicherheitsrat eingesetzte Untersuchungskommission befürworte.

Auf die Frage nach einer internationalen Untersuchungskommission ging Baerbock nicht ein. Dafür widersprach sie umgehend der eingangs gefallenen Feststellung bezüglich der nachhaltigen Auswirkungen: Nein, die Anschläge hätten keinerlei weltweite Auswirkungen gehabt, weder auf die Umwelt noch auf die Energiesicherheit. Denn es sei ja kein Gas mehr geflossen.

„Anschlag hatte überhaupt keine weltweiten Auswirkungen“

Baerbocks Begründung im Wortlaut:

„Wir haben ja die Nord Stream 1 Leitung und die Nord Stream 2 Leitung. Vor dem russischen Angriffskrieg wurde die Nord Stream 1 Leitung genutzt. Die Kontroverse war um die Nord Stream 2 Leitung. Das heißt, Sie hatten gerade gesagt, dass es durch den Anschlag weltweite Turbulenzen gegeben hätte. Das stimmt nicht, weil durch die Nord Stream 2 Leitung überhaupt kein Gas geflossen ist, insbesondere weil nach dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs dann ja die russische Seite auch die Gaslieferungen weiter reduziert hat. Das heißt: Dieser Anschlag hatte überhaupt keine weltweiten Auswirkungen.“

Gaspreis stieg umgehend um 14 Prozent

Baerbocks Behauptung lässt aufhorchen. Richtig ist: Die Anschläge hatten keine unmittelbare Auswirkung auf die Gasversorgung, da die Leitungen zum damaligen Zeitpunkt nicht für den Gasimport benutzt wurden. Allerdings befand sich sehr wohl Gas in den Pipelines – wie jeder weiß, der die Aufnahmen von den drei Gaslecks in Erinnerung behalten hat. Die Folgen waren massiv – nicht nur für die Umwelt.

Der Preis für Erdgas ist infolge der drei Lecks am europäischen Markt umgehend um 14 Prozent gestiegen. Der Preis des Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas zur Lieferung im Oktober sprang in der Spitze um 14 Prozent auf 212 Euro für eine Megawattstunde nach oben. Der Kontrakt für den Januar-Termin 2023 legte um gut elf Prozent auf knapp 234 Euro zu. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.

Was die deutsche Außenministerin hier sagt, stimmt also nicht. Die Folgen waren dramatisch und nicht im Interesse Deutschlands – sehr, sehr höflich formuliert. Deutsche Twitter-Nutzer fragen sich: Warum verharmlost unsere Außenministerin einen so schwerwiegenden Sabotageakt gegen Deutschland?

Zu laufenden Ermittlungen will sich Baerbock nicht äußern

Baerbock räumt danach ein: „Nichts desto trotz: Anschläge auf kritische Infrastruktur, dem muss man nachgehen, weil man weiß ja nicht, was in Zukunft passiert.“ Deshalb definiere Deutschland Sicherheit in seiner nationalen Sicherheitsstrategie viel breiter, auch mit Blick auf den Schutz von kritischer Infrastruktur.

Zuletzt kommt die Außenministerin noch auf die „Aufarbeitung des Nord Stream Anschlags“ zu sprechen. Hier sei es so, „dass Deutschland selbst über den Bundesstaatsanwalt die Ermittlungen aufgenommen hat. Zugleich haben die nordischen Anrainerstaaten, weil sie ja auch mitbetroffen sind mit Blick auf ihre Gewässer, diese Investigationen aufgenommen. Da wir in einem Rechtsstaat sind, kann ich politisch dazu keine Aussagen machen, sondern wenn alle Ermittlungsergebnisse vorliegen, können wir das Ergebnis dazu präsentieren.“

Berlin weiß also offiziell nichts. Eine internationale Kommission soll daran anscheinend auch nichts ändern zurzeit.

Dieser Beitrag ist zuerst bei exxpress.at erschienen.

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Kommentare ( 48 )

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Protestwaehler
1 Jahr her

Solche Leute gehören eigentlich wegen Landesverrat vor Gericht gestellt.

DuMeineGuete
1 Jahr her

Die USA/CIA hatten doch schon in den frühen 80er-Jahren praktische Erfahrungen sammeln können mit dem Sprengen von Pipelines – man denke nur an die gewaltigen Explosionen der Jamal-Pipeline in Sibirien in der damaligen Sowjetunion, ausgelöst durch manipulierte Computerchips und Software. In diesem Zusammenhang ist der Film von Dirk Pohlmann (in der Originalfassung von ARTE, nicht eine ggf. stark „kastrierte Fassung des ZDF“) „Täuschung – Die Methode Reagan“ sehr sehenswert, insbesondere das Interview mit Thomas C. Reed, ehemaliges Mitglied im Nationalen Sicherheitsrates der USA, u.a. in diesem Zusammenhang. So wie bereits in den 80er-Jahren, so werden wir auch heute noch ständig… Mehr

Der-Michel
1 Jahr her

Nun, eine der Auswirkungen ist unter Anderem die, dass Macron, im Gegensatz zur Trampolinhüpferin, bei seinem Besuch in China einen Vertrag über die Lieferung von LNG – Gas nach Frankreich unterzeichnete. Und dies auch noch in Yuan (Renminbi). Nicht in Euro, nicht in Dollar!

Christoph
1 Jahr her

Es wurde leider die dümmste Deusche befragt.Die Person hat mit Ihren Drehungen ( 360Grad) und den Kobolden,den energiespeichernden Hähnchen und den gar so fernen Ländern ( mehrere 100 tausend Kilometer entfernt) manch Chinesen zum Lachen gebracht.Für mich bleibt sie was sie ist: Eine Betrügerin

peer stevens
1 Jahr her
Antworten an  Christoph

…waere sie eine Betruegerin, wuerde man ihr ja zugestehen muessen, sie könnte in Zusmmenhaengen denken, die sie befaehigen, Leute gezielt hinter die Fichte fuehren zu koennen
…dabei ist sie aber doch nur eine traurige Gestalt, ausgestattet mit einer lockeren Schnauze…die sie zu unserer aller Schaden weltweit einsetzt.

Christoph
1 Jahr her
Antworten an  peer stevens

Dieses kommt erschwerend hinzu.Sie hat Ihre Inkompetenz anfangs der Regierungszeit mit einem gefälschtem Lebenslauf und unkorrekten Angaben zu ihrer Ausbildung versucht zu kaschieren.Dies nenne ich Betrug.Das sie eine desaströse Außenpolitik betreibt und als Witzfigur durch die Welt fliegt und sich keinesfalls zum Wohl des Deutschen Volks einsetzt ,letzteres gibt sie offen zu,müßte zur sofortigen Entlassung führen.

CIVIS
1 Jahr her

Die Sprengung der Gas-Pipeline sehe ich als einen „Terroranschlag“ an, als einen direkten „Sabotageakt“ gegen Deutschland und seine Interessen; auch in materieller Hinsicht als einer der Haupteigner der Pipeline.

Wenn „Plappermäulchen“ Baerbock schon durch die Welt irrt und Kriegserklärungen verteilt, dann wäre hier zumindest eine „Kriegserklärung gegen Unbekannt“ (wirklich?) fällig gewesen.

Aber es kann natürlich nicht sein was nicht sein darf !

89-erlebt
1 Jahr her

Wer Mittäter, Mitwisser ist redet so.

bkkopp
1 Jahr her

Es scheint mir ein Irrtum zu sein die Sprengung der Gas-Pipeline als einen “ Anschlag auf Deutschland “ zu sehen. Seymour Hersh hat plausibel gesagt, dass die Idee/Planung schon 2021 als Drohinstrument gegen Putin gedacht war. Als dies offensichtlich nichts brachte passierte erst einmal ein halbes Jahr nichts. Um die Jahresmitte 2022 hatten die Russen die Gaslieferungen eingestellt. Gesprengt wurde dann im September, als schon länger kein Gas mehr floß. Da hat sogar Baerbock recht. Die Gasleitungen waren mit großer Mehrheit russischer Besitz, weshalb die Sprengung primär, aber nicht ausschließlich ein Anschlag auf diesen war. Die Russen hatten, in Vorbereitung… Mehr

Anti-Merkel
1 Jahr her
Antworten an  bkkopp

Auch wenn es vielleicht besser ist, einen eigenen Energiemix aufzubauen, als sich zu 100% auf Nordstream zu verlassen, gibt es zu den Sprengungen sehr wohl etwas aufzuklären, und das sollte gerade das wichtigste Thema sein. Wenn sich Hershs Erklärung als zumindest weitgehend richtig erweist – und davon ist auszugehen – muss das ernsthafte Konsequenzen haben. Land A begeht einen Terroranschlag auf Infrastruktur von Land B (auch wenn er eigentlich Land C gelten sollte und Land C mit getroffen hat). Land B reagiert darauf, in dem es Land A erlaubt, Militärbasen in Land A zu besitzen, und dafür auch noch bezahlt?… Mehr

Konservativer2
1 Jahr her
Antworten an  bkkopp

Die Frage ist die, ob der strategische Einsatz der „Waffe Gas“ stattgefunden hätte, wenn Deutschland sich im Krieg anders positioniert hätte. Aber das ist nun müßig zu diskutieren. Einer der beiden Hauptakteure – Biden oder Russland – hätte so oder so ein Motiv gehabt. Nur Biden hat jedoch bildlich gesehen ein „Bekennerschreiben“ abgeliefert, und das vor der Tat. Um den Explosionszeitpunkt hat sich jedenfalls die halbe maritime Elite dieses Planeten dort rumgetrieben, incl. ein paar „Freelancer“: ?‍☠️???????????? …und keiner will’s gewesen sein oder hat den anderen bemerkt; dabei ist es dort zugegangen wie am Stachus. Ich nehme an, SEALs und… Mehr

Kontra
1 Jahr her

„Wir waren lustiger Weise auch im gleichen Hotel“. Habe gerade die werte Frau Außenministerin bei der Befragung im BT gesehen. Das ist ja live alles noch viel schlimmer, als wenn man hier nur von ihren geistigen Ausfällen ließt. Um Himmels Willen……..!

Ostfale
1 Jahr her

Was kann und will denn die grüne Außenmenstruierende in der Sache anderes von sich geben? Die Grünen sind der Ableger der US-Demokraten im deutschen Parlament. Man versteht das Handeln dieser Partei erst, wenn man sie als Agentin des Biden/Harris/Ocasio-Cortez-Syndikats sowie als Tentakel der globalistischen Krake begreift.

Lesterkwelle
1 Jahr her

Vorschlag fuer eine neue symboltraechtige Skulptur im denkmalbesessenen Berlin vor dem AA: Die drei Affen – NICHTS shen, NICHTS hoeren, NICHTS sagen. Einweihung durch die Voelkerkundlerin aus Pattensen bei Hannover. PS. Als Hinweis auf die neue deutsche feministische Aussenpolitik: Drei erkennbar weibliche Spezies

Anti-Merkel
1 Jahr her
Antworten an  Lesterkwelle

Ich würde die Skulptur anpassen, um sie der Völkerkundlerin ähnlicher zu machen: NICHTS sehen, NICHTS hören, aber VIEL reden und so tun als wüsste man alles.
Die Affen mit zugehaltenen Augen und Ohren können genau bleiben, wie man sie kennt — der redende muss etwas angepasst werden, damit man ihm schon ansieht, dass er zwar 2 Ohren, aber nichts dazwischen hat. Und am besten macht man ihn/sie/es noch transgender und gibt ihm ein „CO2 bringt uns alle um!“-Schild in eine Hand und eine Ukraine-Flagge in die andere.