Wie „Monitor“ die Gefahr des muslimischen Antisemitismus relativiert

Das ARD-Magazin Monitor kritisiert eine "rechte Kampagne", die Stimmung gegen "importierten Antisemitismus" mache. Das wirkt wie ein Versuch, den einen Antisemitismus mit dem anderen zu kaschieren.

Getty | Screenprint: ARD | Collage: TE
In der neuen Ausgabe des ARD-Magazins Monitor findet sich ein Beitrag zum Thema: „Antisemitismus der Anderen: Die rechte Kampagne vom ‚importierten Judenhass'“ (hier anzusehen). Der Sendungsblock beginnt immerhin mit der Erkenntnis, dass „junge Palästinenser, Araber und Türken“ auf den Straßen antisemitisch demonstriert hätten. Dann folgt allerdings bereits die erste merkwürdige Überleitung: „So unerträglich dies ist, so unerträglich ist aber auch die Kampagne gegen muslimische Zuwanderer, die ausgerechnet vom rechten Rand des politischen Spektrums losgetreten wurde“.

Wieder geht es um den Mob vor der Synagoge in Gelsenkirchen, auch Monitor erkennt an: „Die meisten Teilnehmer hatten muslimisch-migrantischen Hintergrund.“
Aber scheinbar dürfen nicht alle dieses Problem kritisieren: Bei Solidaritätsbekundungen sei die AfD „besonders laut“ gewesen, sie gebe sich „als Vorkämpferin gegen Antisemitismus“, heißt es – das klingt ganz so, als ob das etwas verwerfliches wäre.

Zu dem Zweck werden im Folgenden antisemitische Vorfälle auf Corona-Demos aufgezählt ebenso wie alte Studien, die belegen sollen, dass die AfD-Wählerschaft antisemitischen Denkmustern unterliegt. Es ist schon ganz geschickt gemacht, denn natürlich ist es oft nicht falsch, was die Sendung anspricht: Selbstverständlich hat die deutsche Gesellschaft auch ohne Zuwanderer ein Antisemitismus-Problem. Die Frage ist nur, was die Aufmärsche und judenfeindlichen Parolen auf den Straßen der letzten Wochen mit einer „rechten Kampagne“ zu tun haben sollen.

Dass der muslimische Antisemitismus weitaus weniger schlimm bzw. nur ein kurzzeitiges Phänomen wäre, entspricht jedenfalls nicht den Tatsachen: Umfragen unter Juden in Deutschland belegen eindeutig, dass für sie die größte gegenwärtige Gefahr vom migrantischen Antisemitismus ausgeht.

Wenn man von „importiertem Antisemitismus“ spricht, hat man damit nicht gesagt, dass es keinen originären deutschen Antisemitismus mehr gäbe. Monitor unterstellt aber unterschwellig genau das und kommt am Ende zu der Erkenntnis, dass auch Deutsche Antisemiten sein können. Nur: Warum macht man dafür so eine Sendung, mit so einem Titel, zu diesem Zeitpunkt?

Monitor macht genau das, was die Sendung der AfD vorwirft: Man versucht den einen Antisemitismus mit dem anderen zum relativieren. Mehr noch: Es ist der Versuch, die Aufarbeitung und den Kampf gegen islamischen Antisemitismus zu diskreditieren.

— Ahmad Mansour (@AhmadMansour__) May 27, 2021


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