„1942 in den Bundestag“ – Dorothee Bär blamiert sich vor der deutschen Industrie

Die Frau, die für Deutschlands Digitalisierung sorgen soll, offenbart am "Tag der deutschen Industrie" eine erstaunliche Zahlenschwäche. Die deutsche Wirtschaft erfährt so immerhin, wie (un)wichtig der Bundesregierung die Digitalisierung wirklich ist.

Screenprint via Twitter / BDI

Dorothee Bär ist bekanntlich „Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung“. Und „Digital“ bedeutet die Vermittlung von Information durch Zeichen, in der Regel durch Zahlen. In jüngerer zeit ist die Fachkompetenz der Staatsministerin fürs Digitale infrage gestellt worden. Nun hat Bär  ausgerechnet beim heutigen Tag der Industrie (digitalisiert: #TDI21) einen neuen Anlass geliefert, ihre Kompetenz im Umgang mit Zahlen kennenzulernen.

Ihr Auftritt dort war, nun ja, gelinde gesagt, peinlich. Im vordigitalen Zeitalter wäre so ein Auftritt vielleicht nicht weltöffentlich geworden, und die wenigen Zuhörer im Raum hätten ihn nach einem Moment der Fremdscham vielleicht schnell vergessen. Aber ohne Digitalisierung gäbe es auch keine Staatsministerin Bär…  Also bleibt ihr Auftritt bis auf weiteres in den Tweets des Bundesverbands der deutschen Industrie abrufbar.  

Der Auftritt ist kurz, Bär hat nichts zu sagen, aber auch das liest sie zunächst ab. Umso wirrer die Worte, die ihr dann beim Versuch, doch nicht abzulesen, über die Lippen kommen: irgendwas über Corona und Digitalisierung und vor allem „Herausforderung“. Sie redet von Leuten, die wegen Corona mit Technologien arbeiten mussten, „auch diejenigen, die der Meinung waren, dass sie das nimmer brauchen in ihrem Leben, und da klage ich auch garniemanden an, ich kann das pro domo auch für den ein oder anderen Kollegen in unseren Reihen sagen, der sich wahrscheinlich nie, als er“ – sie fuchtelt suchend mit den Armen – „keine Ahnung, 1942 in den Bundestag das erste Mal gewählt wurde, ich übertreibe, oder 1957, gedacht, er macht nochmal ne Videokonferenz … ich wollt’ sagen vor 42 Jahren, Pardon.“ 

Und dann redet sie einfach weiter, ohne dass man sagen könnte, was sie da nun eigentlich gesagt habe – irgendwas mit „rasantem digitalem Wandel“ kam noch vor und „gemeinsam neue Wege beschreiten“ (das hat sie dann wieder abgelesen). 

Die zuhörenden Vertreter und Gäste des BDI, also die Crème der deutschen Industrie, hat aber trotzdem viel gelernt aus diesem Auftritt. Man weiß spätestens jetzt, wie wichtig diese Bundesregierung die immer wieder in Sonntagsreden beschworene Aufgabe der Digitalisierung wirklich nimmt, dass man diese keiner geringeren als Dorothee Bär persönlich anvertraut. 

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Kommentare ( 137 )

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Impfdraengler
2 Jahre her

Es ist wirklich nicht zu fassen, welche neuen Provokationen der Steuerzahler fast jeden Tag über sich ergehen lassen muss!

Micha.hoff
2 Jahre her

Paulus hatte recht!

Dr. Friedrich Walter
2 Jahre her

Kürzlich habe ich bei einem Gespräch mit Jugendlichen ein böses Experiment gemacht. Als das Wort „Nazideutschland“ fiel, sagte ich: „Nazideutschland? Ja, das hat es gegeben. Das weiß doch jeder. Auch was da für schlimme Dinge passiert sind, mit den Juden, den Roma und Sinti und den Homosexuellen. Aber das war doch nicht hier bei uns. Das war viel weiter im Osten. Das haben die Russen besiegt und die „DDR“ daraus gemacht. Deshalb gibt es dort ja noch so viele Nazis. Wir hier in der „BRD“ waren damals doch schon seit fast 100 Jahren eine Demokratie“! Die meisten haben es wirklich… Mehr

StefanPunct
2 Jahre her
Antworten an  Dr. Friedrich Walter

Es gibt schon seit Jahren an den Schulen faktisch keinen Geschichtsunterricht, die öffentlichen Schulen sind zu reinen Indoktrinationsanstalten umfunktioniert wurden , die Kinder und Jugendlichen werden programmiert und gehirngewaschen wie im maoistischen China während der Kulturrevolution. In den USA erheben sich schon viele Eltern gegen diesen Neomarxismus, aber die verängstigten Schafe bei uns lassen es zu, daß ihre Kinder weiter indoktriniert werden. Candace Owens von den Republikanern ruft zu Widerstand dagegen auf, seht euch dazu Videos bei youtube an.

Peter Mueller
2 Jahre her
Antworten an  Dr. Friedrich Walter

Komisch. Dabei sind aus meiner Familie alle strammen Nazis in den Westen gegangen. Im gesamten Dorf meines Vaters ebenso: Ausnahmslos alle Nazis haben sich in den Westen abgesetzt.

RS
2 Jahre her

Köstlich, der zitierte Satz! Mir kommen da sofort wahre Klasiker in den Sinn: Karl Valentin, Loriot, Gerhar Polt… Die Frau steht offensichtlich in einer großen Tradition.

Henni Gedu
2 Jahre her

Come on! Die Dame ist überqualifiziert. Digitalisierung geht mit Nullen und Einsen. 1 kennt sie, Nullen muss sie aus Merkels Kabinett kennen. 24579 sind vielleicht ihre Nebeneinkünfte? Phrasen kann sie fehlerfrei. Noch die 3, 6 und 8, und sie könnte die erste Bundespräsidentin werden.

RS
2 Jahre her

Rationales Denken geschieht in Sprache. Sehen Sie sich die Sprache der Frau an, wenn sie nicht abliest!

Waterman Bodey
2 Jahre her

Jetzt wird auch der dringende Wunsch der Regierenden nach KI klar.

luther
2 Jahre her

eine der politischen Meisterleistungen der sg Digitalisierung ist der sg Digitale Stromzähler dessen Bedienung und Auswertung über Taschenlampensignale erfolgt. Wer morsen kann ist dabei klar im Vorteil. Bitte nicht lachen, weinen ist passender.

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

So sieht sie halt aus, die Politelite in Merkel-Deutschland. Dass es da in den vergangenen Jahren nur bergab gehen konnte braucht nun wirklich niemanden mehr zu verwundern. In der deutschen Industrie ist Denglisch ja mittlerweile die Amtssprache. „Choicing (??) The New“: Mit solchen Slogans, die ein Wort verwenden, das es in der englischen Sprache so gar nicht gibt, kann man zumindest seine fundierte Halbbildung ins Schaufenster stellen.

H. Krueger
2 Jahre her

Es liegt die Vermutung nahe, dass Piet Klocke (möglicherweise kennt den hier noch jemand) Frau Bär die Rede geschrieben hat. In jedem Fall wäre es für sie vorteilhafter gewesen, wenn er diese auch noch selbst vorgetragen hätte.