Alles Gute für das Neue Jahr! Es werden märchenhafte Zeiten

Das neue Jahr beginnt man in der Regel mit guten Vorsätzen. Aber heuer? Die alten, eingeübten Vorsätze mit der Halbwertszeit 15. Januar taugen nichts mehr. Neue müssen her und alte Märchen für ein verrücktes Jahr, das den Aufbruch in eine neue Zeit markieren soll.

Das Rauchen aufzuhören, ist obsolet geworden in einer Gesellschaft der tugendhaften Nichtraucher und der schrumpfenden Minderheit der Raucher, die draußen in der Kälte stehen. Mehr Sport und weniger Kilos klingt heroisch. Immer schon. Aber seit wir gewaltsam zu Stallhasen degeneriert wurden, ist unser Freilauf auf die Distanz Kühlschrank-Netflixsessel reduziert; wie Zelleninsassen graben wir Schlurfspuren ins Parkett.

Sich mehr um die Familie kümmern ist ein zweifelhafter Rat in einer Zeit, in der wir eher an zu viel Nähe leiden als an zu wenig. Mehr lesen? Es hapert eher am Nachschub. Vielen Dank dafür an eine aufmerksame Leserin, die mich mit einer schönen Ausgabe von Stefan Zweigs „Schachnovelle“ beglückt hat: Ein Unbekannter schlägt den Schachweltmeister – er hat mit gefärbten Brotkügelchen und später nur mit der Kraft der Imagination mit sich selbst Schach gespielt; zuletzt waren die Lichtbalken zwischen den Gitterstäben seines Gefängnisses das Schachbrett. Bald sind wir so einsam wie dieser Insasse einer Haftanstalt, und wenn wir uns nicht mit uns selbst beschäftigen, werden wir wahnsinnig.

Corona bringt uns aus dem Lot. Vielleicht ist das der einzig wirklich gute Rat: sich nicht mehr daran zu halten. Vielleicht sind Angst, Sorge und Depression auch Einfallspforten für das hinterhältige Virus?

Verschreiben wir uns also am Besten selbst Fröhlichkeit, weil Depression und Angst von uns erwartet, verlangt wird und als neue gesellschaftliche Tugendhaftigkeit gelten soll. Verschreiben wir uns Feste, Freundschaft, Feiern, weil man es uns untersagen will. Der Mensch lebt nicht vom Kampf gegen das Virus allein; wir leben nicht vom Tod, sondern vom Tanz.

Wir leben eben in historischen Zeiten.

Egal ob Corona oder Klima, die regierende Politik scheint dem legendären Satz über das vietnamesische Dorf Ben Tre zu folgen, über das der befehlshabende US-Offizier im Vietnam-Krieg gesagt haben soll: „Wir mussten Ben Tre zerstören, um es zu retten“.

Sie zerstören pünktlich mit der Jahreswende unsere Energieversorgung, um uns zu retten. Sie verlängern Corona trotz aller sichtbaren Entspannung – und zerstören unsere Gesellschaft.

Wie kann man da fröhlich sein, optimistisch? Es kommt eben auf den Vergleich an, auf den Maßstab. Und längst ist diese bisherige Kurzzeit-Regierung nur noch mit märchenhaften Vergleichen zu fassen.

Greifen wir auf die Literatur zurück. Nachdem sie beim Bau des Rathauses die Fenster vergessen hatten, trugen die Schildbürger das Licht in Säcken und Fässern hinein. Das erinnert mich an unseren Energieminister Robert Habeck, übrigens in Literaturwissenschaften promoviert, der mehr Windräder zur Lösung der Energieknappheit bauen lässt, obwohl sie sich statistisch gesehen nur jeden fünften Tag drehen. Mehr Windräder, die sich nicht drehen, bringen mehr Licht ins Rathaus.

Im Schwäbischen nennt man ihn den Entenklemmer. Der klemmt und drückt der Ente in den Po, um festzustellen, ob die Ente in nächster Zeit ein Ei legen wird. Ist dies der Fall, darf die Ente nicht aus dem Stall heraus, damit das Ei nicht draußen im Freien verloren gehen kann. Erinnert Sie das nicht an Karl Lauterbach? Er drückt auf jeder Statistik herum, ob er nicht irgendwie eine steigende Inzidenz herauspressen kann. Denn ohne Corona wäre er in keiner Talkshow gelandet, kein Minister geworden – und nach Corona ist er so bedeutungslos wie vorher.

Oder der kluge Christian. Christian besucht Gretel, sie schenkt ihm eine Nadel, die er im Heuwagen heim bringt. Seine Mutter sagt, er hätte die Nadel an den Ärmel stecken sollen. Das tut er dann mit dem nächsten Geschenk, einem Messer. Er hätte es besser in die Tasche stecken sollen. So steckt er dann die Ziege in die Tasche. Dann zieht er ein Speckstück am Seil nach, wobei es die Hunde fressen, trägt ein Kalb auf dem Kopf, wobei es ihm das Gesicht zertritt. Was immer Christian Lindner anstellt – er macht es falsch auf seinem unvermeidbaren Weg an die Regierung; große Worte und Versprechungen, die daneben gehen.

So haben wir einen Kanzler, der deklamiert in seiner Weihnachtsansprache: „Wir brechen auf in eine neue Zeit.“ Man wäre schon zufrieden, wenn die Verwaltung der Gegenwart halbwegs funktionieren würde und die Brücken wieder befahren, der Strom wieder billiger und die Menschen wieder ihrer Arbeit und ihrem Leben nachgehen könnten. Er ist unauffällig an die Macht gekommen und geht damit um wie Hans im Glück mit seinem Klumpen Gold, der so drückt auf der Schulter und so schwer ist. Da tauscht er ihn gegen ein Pferd, das in eine Kuh, die Kuh für ein Schwein, das Schwein für eine Gans und die zuletzt für einen Stein – der ihm auf die Füße fällt. Olaf im Glück ist dabei, den Wohlstand des Landes einzutauschen; am Ende des Märchens ist Hans übrigens glücklich, denn er ist frei von jeder Last.

Merke: Manches Märchen und manche Literatur endet ja tröstlich. Wie Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“. Der Schneider hochstapelt sich durch, fliegt auf, heiratet sich hoch und wird am Ende reich mit seinem Kleider-Atelier. Ähnlichkeiten mit einer Ministerin, als deren herausragendste Qualität ihr plissierter Rock von der FAZ gerühmt wird, sind historisch nicht verbürgt.

Und so erzählt sich auch die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten. Der alte Esel soll geschlachtet werden. Deshalb flieht er und will Stadtmusikant in Bremen werden. Unterwegs trifft er nacheinander auf den Hund, die Katze und den Hahn. Sie alle sind alt, und es soll sich ihrer entledigt werden. Gemeinsam beschließen sie, sich als Stadtmusikanten durchzubringen. Auf ihrem Weg kommen sie in einen Wald und beschließen, dort zu übernachten. Sie entdecken ein Räuberhaus. Indem sie sich vor dem Fenster aufeinanderstellen und mit lautem „Gesang“ einbrechen, erschrecken und vertreiben sie die Räuber. Die Tiere setzen sich an die Tafel und übernehmen das Haus als Nachtlager, und der Räuber geht ihnen aus dem Weg.

Wo ist der Bezug zur Wirklichkeit? Wer ist der Räuber, wer sind Esel, Hund, Katze und Hahn? In Bremen ersetzen die Vier das Ampelmännchen. Und wenn Sie die richtige Antwort finden hinsichtlich des Wirklichkeitsbezugs, flüstern Sie diese bitte nur leise. Es könnte sein, dass Sie sonst als Verfassungsfeind gelten.

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Kommentare ( 78 )

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Axel Fachtan
2 Jahre her

Der Staat sollten den Feuerwerkherstellern die Jahresproduktion 2021 zu Großhandelspreisen abkaufen. Schadenersatz für die wirtschaftliche Zerstörung, die dort angerichtet wird.

JamesBond
2 Jahre her

Lassen wir nicht zu dass ein Wüst uns die Lebensfreude nimmt, uns verhöhnt (Verschärfte Coronaregeln ab 28.12.!) und schicken wir die CDU im Mai in die Opposition, denn sie haben es sich verdient:

„Lassen wir nicht zu, dass uns das Virus die Lebensfreude nimmt“, sagt Ministerpräsident
@HendrikWuest
in seiner #Neujahrsansprache.“

Th. Radl
2 Jahre her
Antworten an  JamesBond

Die CDU in NRW in der Opposition – und dann was? Rot-grün, vielleicht mit gelb, weil im Land ganz toll ist, was im Bund Brechreiz auslöst? Hört sich das plausibel an?
Oder doch auf eine „Alternative“ hoffen, die beim letzten Mal so gerade die 5%-Hürde geschafft hat? Super Aussichten!
Nicht immer wird etwas besser, nur weil es anders ist. Ich für meinen Teil war ganz froh, dass ein Innenminister Jäger von der Platte geputzt wurde, und seine Landesmutti gleich mit, diese Helden der Kölner Domplattensilvester-Fete …

H. Priess
2 Jahre her

Es gibt Die Schachnovelle auch als Film(1960) mit einem überragendem Curd Jürgens. Der wurde sogar in der DDR gezeigt wo ich ihn als Jugendlicher sah seltsamerweise seit langem nicht im TV. Ansonsten stimme ich allem zu, lassen wir uns überraschen, die Politiker und Politikerinnen werden weiter so tun als hätten sie von irgend etwas den Hauch einer Ahnung, von Wissen will ich erst gar nicht reden, und das Volk, also wir, werden weiter staunend daneben stehen und uns mit offenem Mund vor Ehrfurcht gar nicht mehr einkriegen. Wir hauen unsere Freiheit in die Tonne und vertrauen auf den Staat, der… Mehr

89-erlebt
2 Jahre her

Wie gewählt – so geliefert !
Mir persönlich fehlt jedes Mitleid für eine irrlichterne Mehrheit. Dann soll sie doch im Dunkeln sitzen und für die Wetter Statistik frieren. Erst der wirtschaftliche Abstieg im Einklang mit real verarmenden Massen wird hier etwas bewirken. Die DDR hat es vorgemacht, nur fehlt am Ende der vermögenden, kapitalistische Onkel im Westen.!

Heiner Hannappel
2 Jahre her

1.1.2022 Das neue Jahr im Zwiegespräch. Pst—, nicht erschrecken ich bin jetzt da. Ich kann mich in der Zukunft nicht mehr verstecken. Da bin ich nun, ein noch unbeschriebenes Jahr. Ich bin eure Zukunft, wenn auch mit Kanten und Ecken. Wegen der Ungewissheiten man sich nicht nach mir sehnte, sich gerne noch ein wenig ans Vergangene lehnte. Doch auch ich bin ein Jahr voller Hoffnungen und Träume und habe für alles die zeitlichen Räume. Gerecht werde ich nicht allen, stehe so im falschen Licht. Doch meine Nachfolger können das ebenfalls nicht. So wollt und müsst ihr nun mit mir leben… Mehr

Dr. Rehmstack
2 Jahre her

Also wir hatten hier in Hamburg ein ordentliches Silvesterfeuerwerk, die vor 12:00 Uhr Knallerei der Kinder entfiel zwar, aber um 12:00 Uhr war hier ein Feuerwerk vom feinsten, mehr noch als im letzten Jahr. Es ist was in Bewegung gekommen, das Merkel Regime ist weg, gegen die neuen und ihre Pläne wächst der Widerstand, da ist was in der Luft, und die da oben haben es bemerkt, sie haben die Hosen voll; wir stehen vor interessanten Zeiten.

Hieronymus Bosch
2 Jahre her

Vor allem enden Märchen mit dem Satz: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!“ Man kann es auch so sehen: Die alten Lügen leben weiter, wenn auch im neuen Gewand.

Wittgenstein
2 Jahre her

Lieber Herr Tichy,

in den Reigen der täglichen Absurditäten passen auch prima die Überlegungen, die 2g-Regel für Supermärkte einzuführen, wie derzeit in Hessen und Niedersachsen.

Der Staat verweigerte damit den nicht Geimpften den Einkauf von Lebensmitteln und Getränken, nähme sozusagen das Ableben durch Verhungern und Verdursten mindestens billigend in Kauf, um den betroffenen Bürgern mit einer „Impfung“ das Leben zu retten!

Irre!

Elki
2 Jahre her
Antworten an  Wittgenstein

Solange sie noch Geld in der Staatskasse haben, müssten sie den Menschen jedoch Lebensmittel liefern lassen (laut Bericht wie selbst in China), doch das Geld wird offenbar immer knapper – auf der anderen Seite ist die ewige Macht über die Bürger so greifbar nah

Fidgety-Feet
2 Jahre her
Antworten an  Wittgenstein

Für Niedersachsen hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg die 2G-Regelung im Einzelhandel gekippt 16.12.2021.
Das sollte man aber schon noch wahrnehmen. Wie das für andere Bundesländer noch (?) geregelt ist, ist mir nicht bekannt. Wenn in Niedersachsen die 2G-Regelung auf Supermärkte ausgeweitet worden wäre, so hätte ich mir gut vorstellen können, dass dann Schaufenster zu Bruch gegangen wären. Ach ja, das Betreten eines Supermarktes nur mit Einkaufswagen, wurde offenbar auch wieder eingeführt…

Babylon
2 Jahre her

Versuchen Sie es mal mit Lachtherapie, auch wenn Sie nichts zu therapieren oder zu lachen haben. Das geht so. Dreimal am Tag eine halbe Minute anlasslos loslachen und dabei gegebenenfalls in die Hände klatschen. Hohohohohahahaiiiiiihähähähä oder auch mit anderen Lachlauten ganz nach Wunsch und Laune. Aber laut. Sie müssen sich noch nicht einmal etwas besonders Witziges oder Urkomisches vorstellen, z.B. Energiepolitik oder politische Entenklemmer wie den neuen G.Minister. Einfach zwerchfellerschütternd loslachen. Der gesamte Korpus wird duchgeschüttelt und Sie fühlen sich danach garantiert besser. Sie müssen allerdings etwas aufpassen, da sich sich so selber aufs Lachen konditionieren, dass sie nicht plötzlich… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Babylon
Beobachterin
2 Jahre her

Negativ ist das neue Positiv.
In diesem Sinn: Ein frohes Neues an TE und in die Runde der Foristen!