Die Wahl der Verfassungsrichter offenbarte ein Schauspiel der Hinterzimmerpolitik. Ablehnung jeglicher Debatte, garantiert durch Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow, bestimmte ein unwürdiges Prozedere. Union und die Vereinigte Linke reichen sich die Hand. Neutralität und Unabhängigkeit des höchsten Gerichts bleiben auf der Strecke.
picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Richter für das Verfassungsgericht gestern zwar gewählt worden sind, die Neutralität des Bundesverfassungsgerichts aber abgewählt wurde. Von der Union bleibt nur der Eindruck, dass das Einzige, was der Partei, die sich auf das Christentum beruft, als heilig gilt, die Pfründe ihrer Funktionäre sind, die Posten und Pöstchen. Nichts, was man unter wohltönenden Phrasen dafür zuliebe sich nicht zu opfern bereitfände.
Der gestrige Tag wartete überdies mit dem Eindruck auf, dass der Vorsitzende der Unionsfraktion, Jens Spahn, und der Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Steffen Bilger, nur noch mit Tricksereien über die Runden kommen und dabei nicht einmal davor zurückschrecken, die Abgeordneten ihrer Fraktion zu hintergehen. Noch im Juli sollten die drei Kandidaten für das Verfassungsgericht nacheinander gewählt und nach jeder Wahl das Ergebnis bekanntgegeben werden. Das hätte der Union die Möglichkeit gegeben, sich nicht in die Abhängigkeit der informell Vereinigten Linken aus Linke (SED), Grünen und SPD zu begeben. Davon ging ich vor der Ausgabe der Wahlkarten wie übrigens auch die Abgeordneten aus. Doch wie sehr waren die Abgeordneten überrascht, als sie eine Wahlkarte ausgehändigt bekamen, auf der alle drei Namen standen, sie zwar jeweils „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ ankreuzen konnten, doch danach die eine Wahlkarte in die Urne zu werfen hatten.
Vor der eigentlichen Wahl fand im Bundestag unter dem Vorsitz von Bodo Ramelow von den Linken, der so gern aus dem Bundestag eine Volkskammer machen würde, ein bezeichnendes Vorspiel statt. Schon jetzt gewinnt man den Eindruck, dass Bundestagsvizepräsidenten wie Ramelow und Lindholz eher sich dem „Klassenkampf“, dem „Kampf gegen Rechts“ als einer neutralen und überparteilichen Sitzungsleitung verpflichtet fühlen. Merkel in ihrer tiefsitzenden Abneigung gegen die Demokratie hatte 2015 die Wahl der Richter für das höchste deutsche Gericht so gestaltet, dass man schon der Assoziation wehren muss, es handele sich bei der Wahl nicht um Richter am obersten Gerichtshof eines demokratischen Staates, sondern um Richter der mittelalterlichen Feme.
Als der Abgeordnete Thomas Fetsch in der Debatte um den Einzelplan 07 (Justiz und Verbraucherschutz) daran erinnerte, dass Richter für das Bundesverfassungsgericht für die Integrität und Neutralität des Gerichtes einzutreten haben, eine Rechtsprechung erwarten lassen müssen, die letztlich ausgleichend und befriedigend wirkt, und davon ausgehend schlussfolgerte, dass mit Ann-Katrin Kaufhold eine Kandidatin zur Wahl stünde, die diese Anforderungen nicht erfüllte, fiel ihm Bodo Ramelow ins Wort und polterte im NVA-Kasernenhofton: „Herr Abgeordneter, es gibt ein Regelwerk, dass wir keine Diskussion über Personalien …“ Weiter kam er nicht.
Ihm widersprach der Abgeordnete Stephan Brandner von der AfD. Widerspruch genügte, dass Ramelow völlig in den Kommisston wechselte: „Es geht nicht an, die Namen der vorgeschlagenen Richterinnen und Richter … Es ist ausdrücklich ausgeschlossen, dass über die Personen der Richterinnen und Richter hier im Plenum Aussprache geführt wird … Ich kann nicht zulassen, dass man über den Umweg des Haushaltes jetzt auf einmal die Namen dieser Personen hier diskreditiert oder debattiert.“ Damit hat Ramelow das Urteil über das neue Verfassungsgericht gesprochen. Die Kandidaten dürfen wie in der DDR nicht debattiert werden, sie werden von der Partei eingesetzt, von der Brandmauereinheitspartei.
Als dann kurz vor 16 Uhr die Wahl begann – Aussprache, Debatte streng verboten! –, gab der neue Sitzungsleiter und Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour bekannt, dass die Abgeordneten in den nächsten zwei Stunden zur Wahl schreiten dürfen, während die Haushaltsdebatte weiterläuft. Die Volksvertreter konnten, wenn sie sich die Beine vertreten oder zur Kantine gehen wollten, mal nebenbei ihre Wahlkarte in die Wahlurnen werfen.
Ein Verbot der AfD würde sicher für Bodo Ramelow und Genossen zu weniger Aufregung führen, man wäre dann endlich unter sich – wie in der Volkskammer der DDR vor 1990. Dass dieses Parteienverbot, dass der willkürliche Entzug der Grundrechte der Bürger in greifbare Nähe gerückt ist, dafür haben die Abgeordneten der Union, der SPD, der Grünen, der Linken gestern gesorgt. Ein anderes Vorspiel für die Schaffung eines neuen, modifizierten Blockwahlsystems durfte man gerade im SPD geführten Bundesland Rheinland-Pfalz beobachten – und zwar in Ludwigshafen.
Gab es ein gewissen Unsicherheit, ob auch der Kandidat der Union, Günter Spinner gewählt werden würde, erhielten dann alle Kandidaten die erforderlichen Stimmen. Das schlechteste Wahlergebnis hatte Günter Spinner eingefahren mit 424 Ja-Stimmen, aber 178 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen. Da die AfD über 151 Mandate verfügt, haben auch Abgeordnete von Rotrotgrün den Unionskandidaten nicht gewählt. Ann-Katrin Kaufhold bekam 440 Ja-Stimmen und 166 Gegenstimmen bei 7 Enthaltungen. Eine Handvoll aufrechter Abgeordneter dürfte es in der Union noch finden. Die meisten werden den Otto Nuschke gegeben und sich wohl gesagt haben: Augen zu und durch.
Sigrid Emmenegger erhielt die meisten Ja-Stimmen mit 446 und die wenigsten Gegenstimmen mit 161 Stimmen bei 6 Enthaltungen. Möglich, dass Günter Spinner auch von einigen Abgeordneten der AfD gewählt wurde, gut möglich, zwar nicht von allen, doch auch von einigen Leuten der Linken-Fraktion. Wäre es so, hat Jens Spahn in der Tat bei Nacht und Nebel und „mit angeklebten Bärtchen“ den Linken heimlich ein paar Geschenke gebracht, um sie günstig zu stimmen. Man könnte es dem Mann natürlich nicht verübeln, der Mann schenkt eben gern. Allein, das bleibt vorerst der Spekulation vorbehalten. Man wird es im Weiteren an Taten sehen.
Der Strategie der Vereinigten Linken hat sich die Union völlig unterworfen. Dabei hätte sie doch deren simple, brutale Machtstrategie in Berlin studieren können, als Rotrotgrün, die Vereinigte Linke also, in Berlin herrschte. Am 14. August 2020 erklärte vor Macht strotzend der Grüne Benedikt Lux im Neuen Deutschland – wo auch sonst, wenn schon nicht in der taz: „Gemessen an dem, was vorher gelaufen ist, haben wir einen Riesenerfolg erzielt. Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht. Bei der Feuerwehr, der Polizei, der Generalstaatsanwaltschaft und auch beim Verfassungsschutz. Ich hoffe sehr, dass sich das in Zukunft bemerkbar macht.“
Nun hat auch die Vereinigte Linke im Bundestag „ziemlich gute Leute“ in das Bundesverfassungsgericht „reingebracht“, was sich staatssicher „in Zukunft bemerkbar“ machen wird. Dass Kaufhold zur Durchsetzung der grünen Gesellschaft sich keinerlei Grenzen auferlegt, hat sie nicht verschwiegen: „Wenn wir über eine gesamtgesellschaftliche Transformation sprechen, und die braucht es, dann müssen wir an allen Stellschrauben drehen.“ An allen. Und wie das geht, hat Sigrid Emmenegger bereits publiziert: durch „Verfassungswandel“: „Aus juristischer Sicht versteht man unter Verfassungswandel die Änderung des Inhalts einer Verfassungsnorm oder von Teilen der Verfassung ohne Änderung des Verfassungstextes. Dabei ist es unerheblich, ob diese Änderung absichtlich oder zufällig erfolgt (Voßkuhle 2004, Seiten 451 f.). Verfassungswandel vollzieht sich danach in erster Linie durch Rechtsanwendung. Er ist vor allem als ‚Interpretationsproblem‘ zu begreifen.“
In vulgo: Man interpretiert am Grundgesetz so lange herum, bis man in Urteilen das Gegenteil von dem durchsetzen kann, was im Grundgesetz steht, „die Änderung des Inhalts einer Verfassungsnorm oder von Teilen der Verfassung ohne Änderung des Verfassungstextes“.
Damit könnte wieder einmal den Deutschen regierungsamtlich und repressiv vorgeschrieben werden, wie laut Kaufhold ihr „gutes Leben“ auszusehen hat, „das sich innerhalb der planetaren Grenzen bewegt“.





Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Ob die Beiden auch noch so siegessicher und entspannt sind, wenn die „Abrechnung“ kommt?
Ein „Volkskammervorsitzender Ramelow“ und ein „Staatsratsvorsitzender Merz“ passen doch prima zusammen – „Ein Herz und eine Seele“.
Noch sind sich die übrigen Parteien anscheinend einig, die AfD einfach den Zutritt in den Bundestag zu verweigern, würde den Bürgern doch noch etwas zu weit gehen! Dafür ändert man einfach die Etikette im Debattenton, so das Kritik, negative Äusserungen, Unwahrheiten als niveaulos, dem hohen Haus nicht angemessen wären! Hinzu gibt man den Themenrahmen vor, der bei Nichtgefallen einfach unterbrochen wird.Toll und LoL. Also der Dieb der mit der Hand in der Kasse erwischt wurde, dem ein Nagel dazu noch durch die Hand geschlagen wurde, wollte doch nur die Richtigkeit der Summe prüfen! Also völlig unangemessene haltlose Beschuldigungen, typisch für… Mehr
Es ist die Zeit gekommen, dass Friedrich Merz CDU sich entschuldigt für das begangene Unrecht am Deutschen Volke im Namen der CDU,
für 16 Jahre lange linksextremistische Herrschaft in Deutschland die in ihrem Namen begangen wurde.
Konrad Adenauer und Helmuth Kohl schämen sich im Grabe fü diese CDU.
Es ist die Zeit gekommen, dass die CDU von Friedrich Merz, der selber von Merkel schikaniert und kaltgestellt wude auf stalinistische Art,
sich öffentlich distanziert von ihrer einstigen kommunistischen Herscherin und für ihn Verschwinden aus der Öffentlichkeit in den Orkus der Geschichte sorgt.
Dafür braucht es aber Cohones.
„Die DDR war noch nie weg“ Die kommunistische „Sekretärin für Indoktrination und Propaganda“ lebt auch heute noch darin weiter Mit ihrer kommunistisch erzogenen “ Sekretärin für Indoktrination und Propaganda“, hat die DDR, 16 Jahre lang die linksterroristische Herrschaft über ganz Deutschland übernommen, mit Volkskammer-like Honecker-like und Ceausescu-like 15min Steh-Applaus im Bundestag, wie in der Volkkammer und einst im Reichstag Ende der 30‘ Jahre. Sie schämten sich noch nicht einmal dafür die Abgeordnet*inen und Abgeordnete des Bundstages. Den ÖRR zu einem Honecker-like und Ceausescu-like linksextremen Propagandaapparat gemacht und dafür gesorgt, dass die DDR-Nostalgie auch in den Köpfen der indoktrinieren Ostdeutschen weiter… Mehr
Die DDR ist zurück – tot war sie niemals.
Aber die hatten auch über 40 Jahre Zeit, ihre Diktatur zu vervollkommnen. Der Fall der Mauer hat sie nur kurz aufgehalten, Fehler zum Erhalt der Macht in der Vergangenheit wurden überprüft und „angepaßt“.
Nicht der freie Westen hat das Land übernommen, sondern die verdammten Kommunisten. Die freiheitliche Demokratie liegt im Sterben.
Es dürfte einer deutlichen Mehrheit im Lande nicht aufgegangen sein, dass wir soeben eine Machtergreifung erlebt haben. Nicht mit Getöse und nachfolgender offener Gewalt, sondern subtiler, leiser, raffinierter. Der Machtwille der Extremisten, diesmal der rotgrünen, ist übermächtig, keine Verfassung kann sie hindern. Und keine Opposition, sondern nur die Ökonomie, konkret der Bankrott. So ähnlich hatten wir das ja schon paar mal.
Das „Partei-Kartell“ des Bundestages wählt sich seine Richter selber, die dann den Bundstag kritisch verfassungsrechtlich beurteilen sollen. „Niemand kann sein eigener Richter sein“ – Rechtgrundsatz Ausser dem „Partei-Kartell“ 😉 des Bundestages, So geht „unser Demokatie“ gegen das GG, die das „Partei-Kartell“ arrogant dummdreist uns als Demokratie verkaufen will, eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand. „Die Hebel der Macht: und wer sie bedient – Parteienherrschaft statt Volkssouveränität“ – Prof. H.H. von Arnim, 2017 „fiel Bodo Ramelow ihm ins Wort und polterte im NVA-Kasernenhofton: „Herr Abgeordneter, es gibt ein Regelwerk, dass wir keine Diskussion über Personalien …“ Regelwerk? Was für ein Blödsinn… Mehr
So ist sie die super BRD und ihre Bürger. Da erscheint Nordkorea in einem neuen viel hellerem Licht.
Daumen hoch für ein erfolgreiches AfD-Verbot, oder was signalisiert Herr Wiese mit unverhohlenem Stolz und Freude uns?
„Es läuft alles bestens im besten Deutschland, das wir je hatten“, so verstehe ich die Geste. Für die Schrumpf-Partei SPD kann man das sogar nachvollziehen, während es insgesamt rasant bergab geht.
Ich sehe nicht, dass es für die ‚Schrumpf-Partei SPD‘ ‚bestens‘ läuft. Deren »Schrumpf-Kurs« im Zuge des von ihr mit veranstalteten ‚rasanten Bergab‘ wird auch ihre historische Reputation wie den Wohlstand ihrer alimentierten Mitstreiter in welchem Amt auch immer absehbar ganz auslöschen; durch alle Generationen hinweg.
Eigentlich könnte, sollte der neuerliche und nun nicht mehr unwahrscheinlich nachhaltige FDP-Exodus ein Hinweis sein, aber … – Vielleicht begnügt man sich ideologiebesoffen ja damit, dass es sie selbst wohl erst nach dem Suizid von CDU/CSU treffen wird … wenn sich die Jüngeren derer da mal nicht täuschen.