Steinmeier vergeigt sogar die Lobrede bei der fragwürdigen Merkel-Ehrung

Der Orden für die Altkanzlerin Merkel aus der Hand ihres früheren Ministers ist schon fragwürdig genug. Mit einer peinlichen Rede voller Klischees und auch Eigenlob hat Bundespräsident Steinmeier erneut bewiesen, wie ungeeignet er für das Amt ist.

IMAGO / NurPhoto
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Ordensverleihung an Ex-Kanzlerin Angela Merkel, Berlin, 17.04.2023
Frank-Walter Steinmeier (67, SPD-Politiker mit „ruhender“ Parteimitgliedschaft), zweimal vier Jahr lang Merkels Außenminister (2005 – 2009 und 2013 – 2017) und von ihr ins Bellevue befördert, hat seine vormalige Kabinettschefin Merkel (68, offiziell CDU) nun also zur Säulenheiligen erhoben. In der ihm eigenen Melange aus rhetorischem Leerlauf, Plattitüden (etymologisch korrekt: „Wortfladen“), viel „Friede, Freude, Eierkuchen“ und jeder Menge egozentrischer Projektionen zeichnete der Bellevue-Hausherr Merkel am Montagabend mit dem allerhöchsten Orden der Republik aus: dem „Großkreuz in besonderer Ausführung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“. Diese Auszeichnung hatten bislang nur Helmut Kohl (1998) und Konrad Adenauer (1954) bekommen.

Auf Steinmeiers Begründung für den Merkel-Orden musste man nicht gespannt sein. Eher konnte man rätseln, wie peinlich und geschichtsklitternd die am Ende 3.056 Wörter umfassende Rede werden würde. Wörter – „Worte“ gab es wohl eher nicht.

Greifen wir ein paar dieser Wortfladen heraus: beispiellose Politikerin, wollte nie im Mittelpunkt stehen, selbstbestimmter Abschied, immer vom Ende her denkend, naturwissenschaftlich rational, faktenorientiert, Deutschland zu wirtschaftlichem Erfolg verholfen, der Geißel der Arbeitslosigkeit den Schrecken genommen, 2014 bis zur Erschöpfung gegen eine Ausweitung des Krieges gekämpft, den Euroraum gerettet, das jüdische Leben in Deutschland geschützt. Und dann auch noch der entlarvende Satz: Vor allem die Rettung des Euro stelle Merkel „ganz erkennbar in die Tradition von Helmut Kohl …“ Hier kommt der Name Kohl immerhin vor. Dass Merkel mit offenen Grenzen zigtausendfachen Antisemitismus importiert hat; dass Deutschland in der UNO häufig anti-israelischen Resolutionen zugestimmt hat … – „so what“. Schließlich war Steinmeier ja acht Jahre lang selbst Deutschlands Chefdiplomat, auch in der UNO, und vor den Machthabern etwa im Iran hat er mit Glückwunschschreiben gerne auch den Kotau gemacht.

Den Namen Adenauers, des ersten Trägers des Großkreuzes in besonderer Ausfertigung, den Vater der Westbindung und Wiederbegründer des deutschen Ansehens in der Welt, bringt Steinmeier nicht über die Lippen. Und dass Merkel Helmut Kohl, den Vater der deutschen Einheit und ihren Ziehvater abservierte und ihm die CDU-Ehrenmitgliedschaft nahm, wird Steinmeier bis heute mit Genugtuung erfüllen.

Kurz: Steinmeiers Rede sagt über den Redner mindestens so viel aus wie über die Geehrte. Vor allem eint die beiden, den Lobredner und die Gelobte, ein wahrlich schräges, zumindest naives Verhältnis zu Russland. Merkel war zwar kein Mitglied der Moskau-Hannover-Connection. Aber Steinmeier war es über Jahrzehnte hinweg. Und was hier alles abgelaufen ist und eingefädelt wurde, haben die beiden FAZ-Journalisten Reinhard Bingener und Markus Wehner ja mikrochirurgisch dargelegt mit ihrem jüngst erschienenen Buch „Die Moskau-Connection“. Steinmeier war hier hinter Gerhard Schröder die maßgebliche und koordinierende Kraft – als Chef der Staatskanzlei in Hannover und als Chef des Bundeskanzleramtes – jeweils unter Schröder.

Zudem hat der Bundespräsident in seiner Laudatio auf Merkel im Grunde alle Klischees ausgebreitet, die eine willfährige Akklamations- und Apportier-Presse, inklusive Regenbogenpresse, über die angeblich „mächtigste Frau der Welt“ jahrelang konstruierte und jetzt mit einem Heiligenschein umgibt. An ihrem Amtseid jedenfalls wurde Merkel noch nie gemessen.

Zur Erinnerung, er lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. (So wahr mir Gott helfe.)“ Die größten Verirrungen Merkels haben wir bereits hier aufgelistet.

Übrigens: Wie sehr Merkel das Land immer noch spaltet, sieht man an den Ergebnissen einer Umfrage. Bild fragte nach der Einschätzung Merkels. Mögliche Antwort 1 war: „Ja, sie hat viel für unser Land getan.“ Mögliche Antwort 2 war: „Nein, sie reicht nicht an Kohl und Adenauer heran.“ Für Antwort 1 waren von den rund 250.000 Antwortenden 33 Prozent, für Antwort 2 die anderen 66 Prozent. Wobei man sich schon fragt, warum hier nicht klipp und klar nach den Schäden Merkel’scher Politik gefragt wurde.

Abschließend fragen wir uns: Was ist das, wenn eine Bundesregierung mit der Atomenergie eine Schlüsseltechnologie verbietet (2011 von Merkel begonnen) und die Deindustrialisierung Deutschlands vorantreibt? Was ist das, wenn eine CDU-Kanzlerin Angela Merkel jetzt von den Vorsitzenden der SPD und der „Grünen“ für ihre Hinterlassenschaften gerühmt wird? Was ist das, wenn eine Regierungschefin, die Deutschland mehr als jeder andere in dieser Position geschadet hat, die allerhöchste Ehrung dieser Republik erfährt? Was ist das für ein Land, das sich ein solches  – vom Volk allerdings nicht gewähltes – Staatsoberhaupt leistet? Ist das nicht ein Stück verkappter, autoaggressiver Nationalmasochismus? Aber das müssen Tiefenpsychologen beantworten.

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Kommentare ( 79 )

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AlexR
11 Monate her

Beim Anblick dieser beiden „KomikerInnen“ könnte ich im Strahl k.tzen. Mehr Verlogenheit findet sich in diesem Land kaum noch. Der Bundesmahner Steinmeier ehrt die größte Abrissbirne, die Gagaland in der Zeit nach Einführung der Bundesrepublik gesehen hat. Die Transformation zur neuen DDR ist ihr unter Einsatz aller ihrer Kräfte gelungen und wird durch die Hampelpolitik gefestigt. Dafür haben wir den Habock und das Gesetz für neue Heizungen, Verwindrodungen und einen Graichen, der die Industrie abschaffen will. Unterstützung hat er von unzähligen NGO wie der sog. DUH, die mit dem Bundesgeschäftsführer Resch eine der größten Nullnummern auf Kosten der Steuerzahler füttert.… Mehr

Nibelung
11 Monate her

Langsam wird in diesem rot-grünen Führerstaat alles zur Quote, Frauenpower, Ordensverleihung, Einwanderungsbewegung, Windmühlen usw., nur mit der Freiheit hapert es wieder, denn da wird alles verordnet, während in einem offenen Land, die eigenständige Leistung und die Fähigkeit Priorität besitzt, was allerdings bei Sozialisten verpöhnt ist, weil sie sonst alle ganz unten wären und das soll schon seit Jahren verhindert werden, denn schließlich ist man ja angetreten um solche Ungerechtigkeiten wie Fleiß, Anstand, Ehre, Willenskraft und Geistesfähigkeiten abzuschaffen, damit man endlich mal in den gleichen Genuß von jenen kommt, die man schon immer bekämpft hat und nun an einem Tisch mit… Mehr

Riffelblech
1 Jahr her

Man muss einen sehr starken Magen haben um beim Anblick der „ Geehrten“ ,ihrer Person und Historie und der beschriebenen Begebenheit nicht sofort ins unstillbare Erbrechen zu fallen .

Anglesachse
1 Jahr her

Mein „Senf“:
Während wir in Trizonesien gen Osten an der Grenze zur Ostzone und Sovjet geschaut hatten, ist die rote Camarilla hier eingeschleust und an die Macht bugsiert worden.
Nun haben wir den Salat…Ende Gelände!

lube
11 Monate her
Antworten an  Anglesachse

Völlig korrekt ohne das Geld der SED hätte es die Grünen nicht gegeben. Laut Zitat aus Interview von Egon Krenz holten jeden Freitag Frau Kelly und Herr Bastian einen Koffer mit je 1 Millionen DM ab. Westdeutschland war auch nur ein besetztes Land.

eifelerjong
1 Jahr her

Das Photo sagt ALLES aus:
Ebenso angewidert betrachtet sie das Lametta, wie weiland das schwarz-rot-goldene Fähnchen, das sie Gröhe aus der Hand riß.

Richy
11 Monate her
Antworten an  eifelerjong

Warum hat sie eigentlich nicht das schwarz-rot-goldene Band vom Orden weggeschmissen. Oder war darauf für die Öffentlichkeit versteckt Hammer und Sichel drauf?

Peter Gramm
1 Jahr her

ich finde diese Ordensverleihung hätte eine Stufe höher angesiedelt sein sollen. Auf europäischer Ebene vielleicht. Eine Ordensidee…“Bargeld im Sack am Bändel“…könnte in mehreren Ausführungen verliehen werden (Gold, Platin, Holz…) Uschi hängt dann Angela den Sack um den Hals. Die anschließende Lobhudelei würde dann von Uschi vorgetragen und von Pfitzer gesponsert werden. Als Gegenleistung wird dann eine wirkungslose Substanz per SMS (leicht zu löschen) eingekauft.

Krutziteifisakra
1 Jahr her

TJAAA, so ist das; aber vergessen wir nicht: Deutschland hat NICHT ZUFÄLLIG im vorigen Jahrhundert allein in zwei Weltkriegen ALLES GETAN – bäss zomm lätztännn Blotstropfännn onnndddd Atämzoogg – , um jeden Anschein von Demokratie gewalttätig zu VERHINDERN !!!
Ich sage das ganz nüchtern, ohne jede Wertung: Die Deutschen haben und hatten stets ein GANZ GEWALTIGES Barbaren-Demokratie-Defizit-GEN !!!!

ludwig67
1 Jahr her

Wenn ich das Foto mit diesen beiden Figuren des Niedergangs sehe, wird mir abwechselnd schlecht oder ich werde wütend.

Wir sind von der Ostzone wirklich nicht mehr weit entfernt.

Gabi T.
1 Jahr her

Nun werden wir auch noch verhöhnt, nach all dem was diese Person der Bevölkerung angetan hat. Sie kennen keine Schamgrenze….

Atheist46
1 Jahr her

Darf ich das Geschehen in fünf Superlativen zusammenfassen? Ja? Dann will ich es versuchen: Der des höchsten deutschen Staatsamtes a priori Unwürdigste überreichte der dessen Unwürdigsten den höchsten deutschen Verdienstorden, dessen Ansehen damit größtmöglicher Schaden zugefügt wurde.

Richy
11 Monate her
Antworten an  Atheist46

Jetzt muss nur noch die deutsche „Vorzeigepolitikerin“ UvdL mit so einem Orden für ihre „Verdienste“ gegen Deutschland in der EU ausgezeichnet werden und die kann ja nach dem hoffentlich baldigen Ausscheiden des Spaltes selbigen dann auch noch so ein Ding umhängen.