Das E-Rezept bringt seit seiner Einführung nichts als Probleme mit sich. Regelmäßig kommt es zu technischen Ausfällen und Störungen, die verhindern, dass Rezepte eingelöst werden können. Die gescheiterte Reform des Rezeptsystems ist ein weiteres Symbolbild der desaströsen Ampel-Politik.
picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen
Das E-Rezept wurde in Deutschland stufenweise eingeführt. Die Nutzung begann offiziell am 1. September 2022, als alle Apotheken deutschlandweit erstmals elektronische Rezepte annahmen.
Zum Jahreswechsel 2024 wurde das E-Rezept dann offiziell zur Pflicht für Vertragsärzte, die verschreibungspflichtige Medikamente für gesetzlich Versicherte ausstellen. Es ersetzte das rosafarbene Rezept auf Papier. Ziel war es, den Praxisalltag zu vereinfachen, unnötige Wege zur Arztpraxis zu reduzieren und den Medikamentenbezug zu erleichtern. Gelungen ist dieses Vorhaben allerdings nicht.
Von Startschwierigkeiten kann da keine Rede mehr sein. Allein in den vergangenen beiden Wochen kam es an fünf Tagen zu Komplettausfällen oder erheblichen Beeinträchtigungen im E-Rezept-System. Zehntausende Patienten waren davon deutschlandweit betroffen.
Patienten sehen sich mit gravierenden Einschränkungen konfrontiert
Der Chef der Bundesvereinigung der Apothekerverbände, Thomas Preis, kritisiert die Umsetzung des neuen Rezeptsystems. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) verweist er in erster Linie auf die Problematik, dass ein nicht abrufbares E-Rezept „erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit von Menschen haben“ könne.
Recht hat er. Treten beim Ausstellen, Übertragen oder Einlösen von E-Rezepten in Arztpraxen und Apotheken Probleme auf und es kommt dadurch zu Verzögerungen beim Zugang zu wichtigen Medikamenten, kann das für Patienten, die dringend Medikation benötigen – etwa aufgrund starker Schmerzen oder chronischer Beschwerden – problematisch, in gewissen Fällen sogar lebensgefährlich werden.
Apothekenlandschaft in Gefahr
Auch der Vorsitzende des Apothekerverbands Sachsen-Anhalt, Mathias Arnold, ist überzeugt, dass die Folgen der technischen Probleme enorme Auswirkungen haben können. „Diese Ausfälle bedeuten für die Apotheke einen erheblichen Mehraufwand, auch für den Patienten“, erklärt Arnold gegenüber MDR AKTUELL.
Beschäftigte in Apotheken müssen den Frust der Patienten auffangen, die sich durch die Probleme mit dem E-Rezept beeinträchtigt fühlen. Das führt zu Stress und verschärft zusätzlich die Belastung der Apothekenteams. Häufig müssen Mitarbeiter auch Systembeschwerden einreichen oder sich mit Arztpraxen kurzschließen um das Problem zu klären, um dem Patient letztlich Zugang zu seinem Medikament zu verschaffen.
Ende 2024 gab es in Deutschland noch 17.041 Apotheken – der niedrigste Stand seit 1978. Bis Ende des ersten Quartals 2025 sank diese Zahl weiter auf etwa 16.803. Dieser Trend hält seit Jahren an: Seit 2010 haben über 4.000 Apotheken geschlossen, allein in den letzten fünf Jahren verschwanden fast 2.000.
Die vielen Fehltritte des Bundesgesundheitsministeriums
Das Gesundheitssystem Deutschlands wankt. Die Entscheidungsträger – konkret die Verantwortlichen im Bundesgesundheitsministerium (BMG) der Vorgängerregierung – müssen für ihre Fehlentscheidungen zur Verantwortung gezogen werden.
Zum einen für die fehlerhafte Umstellung des Rezeptsystems, zum anderen für zahlreiche weitere Versäumnisse, mit denen das Ministerium der deutschen Gesundheitsversorgung die Luft zum Atmen genommen hat.
Der Staat schaut zu, wie die Gesundheitsversorgung im Land kollabiert.
Digitalpannen auf Rezept
Das E-Rezept sollte ein Symbol für Fortschritt und Entlastung im Gesundheitssektor sein – geworden ist es zum Inbegriff digitaler Fehlplanung. Während Patienten auf dringend benötigte Medikamente warten, versinkt das Gesundheitssystem in IT-Ausfällen. Zugleich wird die Digitalisierung zur Waffe gegen wohnortnahe Apotheken – zum Vorteil des Versandhandels.




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„unnötige Wege zur Arztpraxis zu reduzieren“
Sehe ich nicht. Ich muß trotzdem hin, um meine Karte einlesen zu lassen, obwohl die schon viel länger digital ist.
Das E-Rezept hat viele Nachteile und bisher konnte ich keinen Vorteil ausmachen.
Die IT-Probleme sind ja größtenteils schon genannt worden, die kommen noch dazu.
Dieser Satz: „Außerdem fördert die Einführung des E-Rezepts zugleich die Nutzung von Versandapotheken, da elektronische Rezepte leichter digital weitergeleitet werden können. Die Digitalisierung beschleunigt somit das Absterben echter, physischer Apotheken.„ klingt doch fast genau so, wie die Verlautbarungen der Systemparteien zur AfD! Sinngemäß: Die Versandapotheke als die AfD des Pharmahandels. Muß unbedingt bekämpft werden! Ich bestelle mein (zum Glück einziges) Medikament immer bei der bekannten Versandapotheke, der man im Namen des stationären Pharmahandels die Aufstellung eines Automaten zur Annahme von Rezepten und zur Medikamentenausgabe versagte. DocMorris, eine niederländische Versandapotheke, hatte im badischen Hüffenhardt einen Automaten aufgestellt, um verschreibungspflichtige Medikamente zu verkaufen. Dieses… Mehr
„Ob die Dame in der Apotheke dazu in der Lage ist, bzw. sich die Mühe macht, wage ich zu bezweifeln.“
Die Dame ist dazu in der Lage und wird es Ihnen auch sagen.
Beim Einlösen des Rezepts wird nämlich bei der Verordnung unterschiedlicher Medikamente automatisch ein Warnhinweis auf dem Rechner der Dame angezeigt, wenn die Medikamente unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen (können). Sie können auch jederzeit in der Apotheke nachfragen, ob Medikamente, auch frei verkäufliche, bedenkenlos miteinander kombinierbar sind.
Aber nur, wenn die inkompatiblen Medikamente auf ein und demselben Rezept stehen. Ansonsten nicht.
Hier gibt es eine Apotheke, die mir jedes Mal einen ellenlangen Vortrag halten will, wenn ich mein seit Jahren regelmäßig eingenommenes Medikament abhole, alle anderen Apotheken geben wortlos aus, kein Hinweis, keine Aufklärung, kein Blick auf irgendwas, reine „Materialausgabe“.
Die Shop Apotheke sitzt ebenfalls in NL, kein Unterschied zu Doc Morris, selbes Konstrukt. Aus rechtlichen Gründen sind sämtliche Versandapotheken letztlich in NL angesiedelt.
Hausarztpraxis Quartalsanfang, die Leute stehen Schlange um sich einzuloggenn , weil ohne , die Praxis nichts mehr macht , auch keine tel. Termine etc. Erst Einloggen ! Dann ist eine Rezeptionskraft damit beschäftigt älteren Leuten die Funktionen am Terminel zu erklären was fünfmal so lange dauert als wenn sie das wie früher machten. Nach drei Monaten haben die Älteren vergessen wie das geht und so haben wir Arbeit noch und nöcher ….
Dies bedeutet, dass ich am Vorabend 250 Buchungen für meine Mitarbeiterinnen frei gebe, die damit jedes eRezept sofort freischalten. Wenn diese Komfortsignatur nicht benutzt wird, werden die Rezepte von dem Praxisarzt erste tagsüber einzeln oder in Gruppen freigeschaltet. Wenn dann der Patient aber direkt aus der Praxis in die Apotheke geht, ist das eRezept nicht abrufbar, weil nicht freigeschaltet. So entsteht dann für die Apotheke und den dort wartenden Patienten der Eindruck, dass das eRezept nicht funktioniert, aber es ist oft einfach nicht direkt freigeschaltet. Es ist sehr bedauerlich, dass diese Komfortsignatur von den Ärzten – quasi als Luxusanwendung –… Mehr
Wir haben, in meiner Praxis, fast keine Probleme mit eRezept Wir stellen jedes Rezept als eRezept aus, funktioniert zu 99,9 % Wir drucken vom ersten Tag an jedes eRezept auch auf Papier aus; damit haben wir keinerlei Rückläufer, dieses Vorgehen funktioniert zu 100% und wir haben 0 % Diskussionen über eRezept in der Praxis. Wir diskutieren über dieses Thema an der Rezeption oder in der Sprechstunde absolut nicht mehr und haben dadurch einen wichtigen Zeit-Killer eliminiert. Das ist ein sehr hoher Arbeitszeit-Gewinn für die Praxis und sicherlich auch ein geringer finanzieller Gewinn. Nachteile: Kosten für Drucker, Toner, Papier Wir nutzen… Mehr
Das Einloggen beim Hausarzt-Terminel dauert eine Ewigkeit. Die Karte steckt noch drin und ich beantrage ein Rezept , was passiert ? ich muss meine Daten händisch eingeben ! Mehr Murx geht kaum !
Oh, es gibt weniger Apotheken? Das ist wirklich, wirklich traurig. In den Neunzigern war ich einmal in einer mir fremden Kleinstadt und suchte eine Tankstelle. Ich brauchte lange um eine zu finden. Doch bei der Suche fiel mir auf, dass es viele Apotheken gab in dieser Stadt. Das machte mich stutzig. Und so nahm ich mir beim nächsten Besuch die Zeit, die Apotheken und die Tankstellen dieser Stadt zu suchen und zu zählen. So fand ich Ende der Neunziger in Greven, einer Stadt in der Nähe Münsters, Westfalen, 19 Apotheken und 4 Tankstellen. Es war also wesentlich lukrativer eine Apotheke… Mehr
Warum müssen eRezepte auf einem zentralen Server liegen? Ich brauche beim Arzt und Apotheker meine Karte. Damit könnte das Rezept auch auf meiner Krankenkassenkarte gespeichert sein. Arzt und Apotheker brauchten kein Netz (zumindest beim Ausstellen und Auslesen) und alle damit verbundenen Probleme würden entfallen. Aber das wäre zu einfach und zu billig fürs beste Deutschland aller Zeiten. Kein Hacker hätte Zugriff auf das Rezept. Arzt und Apotheker brauchten nur einmal täglich die Rezepte, ausgestellte und eingelöste, gesammelt an die Krankenkassen schicken. Erst ab da könne Hacker drauf zugreifen. Wenn das Hochladen nicht klappt, müssen das die Bürokraten unter sich auskaspern,… Mehr
Das wäre zu einfach. Die Daten müssen doch in die ePA, damit u.a. die „Forscher“ von Pfizer darauf Zugriff haben.
Und wenn das mit der Speicherung auf der Karte mal nicht funktioniert und das in der Apotheke bemerkt wird, dann traben Sie nochmal zum Arzt, statt dass der das von der Praxis aus auf dem Server richten kann? Irgendwie auch blöd.
Anekdotische Evidenz: Das hatte ich genau so schonmal, hat die Apotheke telefonisch mit der Artzpraxis geklärt und dann war das Rezept auf dem Server greifbar. Sonst hätte ich mit der Karte 200 km zum Arzt fahren müssen.
Ja ja, so ein Rezept auf Papier ist schon eine feine Sache…
Ein ordentliches Programm prüft, ob die Daten korrekt gespeichert sind. Wenn nicht wird die Speicherung wiederholt und eine Fehlermeldung ausgegeben. Aber das alles ist ja Neuland und eine saubere Programmierung kommt erst in ferner Zukunft. Oder hat das ein Bürokrat bei der Ausschreibung vergessen?
Ist der Apothekerverband inzwischen auch unter den TE-Sponsoren? Das Gesundheitssystem wurde initial unter Schröder und Fischer 1998ff ruiniert, verantwortlich damals in vielen Fragen ein gewisser Lauterbach, und danach hat es jedes neue Kabinett noch schlimmer gemacht. Solange die Kosten und Versorgungsprobleme nur die gesetzlich Versicherten betraf, hat das aber nie jemanden gestört. Pech halt, wir müssen Sparen, Eigenverantwortung, Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit, usw. usf. Und jetzt heulen auf einmal die Apotheker? Werdet halt effizient und wettbewerbsfähig. Und was gibt es denn effizienteres als eine Online-Apotheke? Wenn ich von der Arbeit komme, ist das übrigens auch die einzige, die überhaupt noch auf hat.
Das e-Rezept ist das beste Beispiel für den Digitalisierungswahn. Warum glauben viele, IT-basierte Lösungen seien besser als althergebrachte manuelle Verfahren? Ein Papierrezept hat zunächst einmal den unschlagbaren Vorteil, dass es immer funktioniert, sogar ohne Strom. Ein Arzt kann es sogar auf einer Papierserviette ausstellen. Für den Arzt praktisch keine Arbeit, auch für den Apotheker nicht. Apotheken haben vor dem e-Rezept-Zwang einfach die Kassenrezepte gesammelt und monatlich an einen Dienstleister gegeben, der sie automatisiert verarbeitet hat. Danach bekamen sie 2/3 der erwarteten Erstattung als Abschlagszahlung. Einfach, kostengünstig und ohne Probleme. Mit dem e-Rezept hat man sich viele Ausfallrisiken eingehandelt. Von der… Mehr