Merkels Selbstbedienungsladen – auf Lebenszeit

Ist Angela Merkel nun mal weg? Nein, jetzt kommt sie aus dem „Off“ des Ex-Büros von Margot Honecker: Unter den Linden 71. Die Ex-Kanzlerin scheint nun einmal lieb und „teuer“.

IMAGO / photothek
Angela Merkel

Es ist still geworden um Angela Merkel: Macht sie Urlaub? Schreibt sie ihre Memoiren? Eine Anfrage von Friedrich Merz zum Dinner nach dem Parteitag sagte sie jedenfalls aus „terminlichen Gründen“ ab. Berät sie die „Ampel“? Zieht sie in der EU, in der UNO, in „Davos“ die Fäden? Sorgt sie für ein ihr angemessenes Wahlergebnis ihres Erzrivalen Friedrich Merz? Alles möglich.  Jedenfalls braucht man dafür ein Büro, bestens ausgestattet mit tausendprozentig schweigsamen und loyalen Gefährten.

Merkel bekommt das: Unter den Linden 71. Das Gebäude ist Teil des Bundestages, den sie ja immer mal wieder gerne links liegen ließ. Und wie sich Geschichte doch wiederholt: Dort residierte zu DDR-Zeiten Margot Honecker als Volksbildungsministerin.

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Kost’ ja (fast) nix. „Whatever it takes“, meinte einst der von Merkel hochgeschätzte vormalige EZB-Chef Mario Draghi, jetzt italienischer Ministerpräsident, in anderem Zusammenhang. Neun Mitarbeiter werden Merkel zur Hand gehen. Kosten pro Monat (!) etwa 50.000 Euro. Auf Lebenszeit der Bundeskanzlerin a.D. Klar, es ist unter anderem eine Stelle in der Besoldungsstufe B6 für den Büroleiter vonnöten. In der Bundeswehr entspräche das dem Rang eines Brigadegenerals. Pikant in diesem Zusammenhang: Es war Noch-Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, die die Umschichtung von Stellen aus ihrem Personaletat zugunsten von Merkels Büro einfädelte. Ausgerechnet Kramp-Karrenbauer, die von Merkel zweifach verschlissen wurde.

Ist das „Selbstbedienungsmentalität“? Klar, wenn man gelernt hat, sich 16 Jahre (als Kanzlerin) oder 18 Jahre lang (als Parteichefin) für unverzichtbar zu halten. Aber die Regeln sind eigentlich klar, umstritten ist nur, ob diese Regeln erst nach Merkel oder schon für Merkel gelten. Zusätzliche Einkünfte sollen nämlich vom Ehrensold abgezogen, die Akten nach den Regeln des Bundes geführt werden. Es gibt Regeln für die Ausstattung, die IT-Einbindung, die Reisekosten, den Objektschutz auch am privaten Wohnsitz, personenbezogene Dienstwagen und Fahrer.

Aber nun wurde bei Merkel wieder nach den deutlich großzügigeren Gepflogenheiten aus der Zeit vor den neuen Regeln verfahren. Jetzt wird behauptet, das gelte alles erst nach Merkel, aber das stimmt nicht. Dennoch hat die „Ampel“-Koalition, die Merkel für politische Vorarbeit viel zu verdanken hat, der „Ex“ einen Freundschaftsdienst erwiesen und die Wünsche von Merkel gemeinsam mit der CDU durchgewunken.

Neun Mitarbeiter für künftige Ex-Kanzlerin
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Noch kurz vor Jahresende 2021 hatte die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hagedorn (SPD, bis Ende 2021 Finanz-Staatssekretärin) die Wünsche in einem Schreiben begründet: „Für die Ausbringung der neuen Planstellen und Stellen besteht ein unabweisbarer, auf andere Weise nicht zu befriedigender Bedarf.“ Die künftige Bundeskanzlerin a.D. werde im Bundesinteresse liegende Aufgaben wahrnehmen … Im Bundesinteresse? Also doch endlich im Sinne ihres früheren Amtseides laut Grundgesetz Artikel 56, nämlich sich dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm wenden?

Indes hat die Ex-Kanzlerin „Leidens“-Genossen. Aktuell hat der deutsche Michel als Steuerzahler zwei Alt-Kanzler, drei ehemalige Bundespräsidenten und vier frühere Bundestagspräsidenten zu alimentieren. Das macht allein für die beiden Ex-Kanzler (Schröder und Merkel) per anno etwa fünf Millionen Euro aus: 1,3 Millionen für Personal, 1,2 Millionen für Personenschutz, 500.000 Euro für Material, Mieten, Dienstreisen und jeweils eine Million für Schutzmaßnahmen an Gebäuden. Basis für diese Zahlen sind Berechnungen des Bundesrechnungshofes aus dem Jahr 2012. Wie es wohl 2022 ausschaut?

Angesicht dieser spendablen Praxis könnte man fast ein Anhänger der „Grünen“ werden. Die Grünen hatten im Jahr 2019 Vorschläge erarbeitet. Danach sollen Kanzler a.D. für die Dauer von bloß fünf Jahren „ausgestattete und gesicherte Büroräume bis zu einer Gesamtgröße von 75 Quadratmetern in den gesicherten Liegenschaften des Bundes“ nutzen dürfen. Die Grünen wollten den Ex-Staatschefs zwei Mitarbeiter unter Amtsaufsicht des Kanzleramts zubilligen und „die Nutzung der Fahrbereitschaft der Bundesregierung im Rahmen ihrer Verfügbarkeit“. Und das „grüne“ Lastenfahrrad war damals noch nicht aktuell.

Eigentlich sollte all das reichen!

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Kommentare ( 31 )

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Peter Gramm
2 Jahre her

Merkel war immer schon ein U-Boot.

Tizian
2 Jahre her

Es ist und bleibt ein neufeudaler Hofstaat!

Die Wahrheit
2 Jahre her

Merkel ist auf einer Stufe mit den Clans in Deutschland. Keinerlei Rechtsstaatlichkeit für besondere Personen Gruppen.

K. Sander
2 Jahre her

Bei dem Einkommen hat sie doch vor einigen Jahren einen Fehler gemacht. In dem Satz „Deutschland, das Land in dem wir gerne leben“ hat sie eine Wort vergessen oder bewusst weggelassen. Sie hätte sagen müssen „Deutschland, das Land in dem wir Politiker gerne leben“.

Nibelung
2 Jahre her

Sie wandelte schon immer auf ihren alten Pfaden und ist nun dort angekommen, wo einst alles angefangen hat und das soll uns nicht mehr stören, sie ist weg und jetzt müssen wir uns halt noch um die Gleichgeschalteten kümmern, deren Zeit auch gezähtl ist wenn man ihre mageren Ergebnisse sieht, die auch keine Zukunft mehr hoffen lassen, außer dem verzweifelten paddeln um nicht unterzugehen.

Brotfresser
2 Jahre her

Das Jahr ist gerade mal drei Wochen alt, da gibt’s schon den Lacher des Jahres, und zwar UNEINHOLBAR!
„Die künftige Bundeskanzlerin a.D. werde im Bundesinteresse liegende Aufgaben wahrnehmen …“
Das hat sie nachweislich 16 Jahre lang nicht gemacht – warum sollte sie damit gerade jetzt anfangen???

badmoon
2 Jahre her

Und ihre Datsche in “ Hohenschönhausen “ wird weiterhin rund um die Uhr mit mindestens 4 Polizisten bewacht.

StefanB
2 Jahre her

„Kosten pro Monat (!) etwa 50.000 Euro. Auf Lebenszeit der Bundeskanzlerin a.D.“

Möge die Natur ein baldiges Einsehen mit den Steuerzahlern haben. Verdient haben es allerdings nur 10 Prozent.

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Wenn diese Person(m/w/d) als Kanzler zumindest etwas positives für Deutschland und uns Deutschen bewirkt hätte, könnte ich ihrer Sonderbehandlung vielleicht noch zustimmen. Doch mit Blick auf das was diese Dame aus der Uckermark geleistet und diesen Land & Volk angetan hat, sollte man es meiner Meinung nach so halten wie in der Privatwirtschaft auch: man sollte sie vor die Tür setzen!

Luckey Money
2 Jahre her

Und wieder ballt sich die Faust in der Tasche. Schön langsam krampft die Hand.
🙂