Kinder brauchen Orientierungen statt nur Begleitung

Immer mehr Kinder bleiben auf frühkindlicher Entwicklungsstufe hängen. Denn sie werden von Eltern, Erzieherinnen, Lehrern nicht angemessen in ihrer psychischen Entwicklung herausgefordert und unterstützt. Das hat schlimme Folgen für das Wohlbefinden, das Sozialverhalten und die kognitive Leistungsfähigkeit.

Ist Erziehung und Bildung ein Themenfeld, um das man sich sorgen muss, wenn man die Zustände in zahlreichen Kindergärten, Schulen und Elternhäuser genauer beleuchtet? Michael Winterhoff, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie, schlägt in seinen Vorträgen und Buchveröffentlichungen jedenfalls Alarm. In seinem Fazit heißt es: „Ändert sich nicht grundlegend etwas am heutigen Bildungssystem, wird das schleichende Gift der fehlenden psychischen Entwicklung unsere Gesellschaft unrettbar und binnen kurzer Zeit aushöhlen.“ (Winterhoff 2019, 211, Literaturhinweise unten)

Gibt es Gründe zu behaupten, bei einem erheblichen Teil von Kindern und Jugendlichen sei die Entwicklung der Psyche nicht altersgerecht ausgeprägt und das habe erhebliche negative Folgen für die Gesellschaft? Hier stehen nicht die organisatorischen Aspekte von Kitas, Kindergärten und Schulen im Mittelpunkt der Analyse, sondern das „innere Erleben“, das wissenschaftlich „Psyche“ genannt wird. In jedem menschlichen Individuum entwickelt sich Psyche. Das fängt schon im Mutterleib an und ist zunächst emotional bestimmt. Die kognitiven Aspekte der Psyche können sich darauf gestützt erst später aufbauen und entfalten. Diese individuelle Entwicklung vollzieht sich in einer Umwelt, die förderlich oder auch hinderlich sein kann, über einen Zeitraum von gut zwei Jahrzehnten. Dann sind stabile psychische Eigenschaften weitgehend gereift, so dass man von Persönlichkeitsstruktur sprechen kann. Was ist in immer komplexer werdenden Gesellschaften wichtiger als reife Persönlichkeiten?

Meine kritische These lautet: Zahlreiche Kinder werden von Eltern, Erzieherinnen, Lehrern nicht angemessen in ihrer jeweiligen Entwicklung der Psyche herausgefordert und unterstützt; sie bleiben auf einer frühkindlichen Entwicklungsstufe hängen, mit negativen Folgen für das Wohlbefinden, Sozialverhalten und kognitive Leistungsfähigkeit.

Kinder nur begleiten oder führen?

Worauf kommt es in frühen Lebensjahren an, wenn Kinder befähigt werden sollen, mit der immer komplexer werdenden Welt möglichst eigenständig zurechtzukommen? Die Antworten können sehr unterschiedlich ausfallen: Das sollen die Kids gefälligst selbst herausfinden, oder eine andere Position auf einem Kontinuum ist: Eltern, Erzieher und Lehrerschaft müssen die Kinder und Heranwachsenden zu gesellschaftlichen Wesen formen; ohne freilich auf drakonische Strafen oder gar Gewalt zurück zu greifen, wie es noch bis in die 60er Jahre an Schulen vorkam.

Eine gehaltene ungehaltene Rede
Dummheit und ihre vielen Gesichter
Weil Kinder unter recht unterschiedlichen Bedingungen, teils harten Umständen aufwachsen, und trotzdem zu angesehenen und erfolgreichen Persönlichkeiten werden, gibt es offensichtlich nicht nur einen Weg für eine gelungene Persönlichkeitsentwicklung, der zu einem sozialen Erdenbürger führt. Es gibt viele Wege, aber doch keine beliebige Anzahl. Die Pädagogik versucht seit dem 18. Jahrhundert, Anleitungen zur Erziehung und deren Reflexion zu konzipieren und voran zu bringen. In der deutschen Geschichte von über 200 Jahren hatte die humanistische Bildung, wie sie von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) begründet wurde, in den Auseinandersetzungen über Bildungspolitik lange Zeit als Referenz gedient. Trotz dieses Bildungsideals waren, z. B. die Rollen der Schüler- und Lehrerschaft, der Erzieher und Erzieherinnen im Laufe der Folgezeit mit unterschiedlichen Argumenten umstritten.

Auch gegenwärtig ist im deutschen Sprachraum in der Bildungspolitik nicht alles, doch aber vieles strittig, z. B. wie die Interaktionen im Unterricht angelegt werden sollten. Material- und technikorientiert mit den Lehrkräften nur als Begleiter, oder eher lehrkraftorientiert mit Lehrkräften, die eine soziale Beziehung und Bindung zu den Schülern und Schülerinnen aufbauen und pflegen? Wie weit soll, z. B. eine Autonomie der Schülerschaft hinsichtlich der Themen sowie der Lernmethoden eingeräumt werden? Welche Differenzierungen sind für Altersklassen vorzusehen? Für das Eine wie auch für das Andere gibt es Erfolge und auch Misserfolge. Eine Eindeutigkeit, was letztlich wissenschaftlich gesichert sei, ist nicht leicht zu erlangen.

Reformen nach Reformen

Längst ist unbestritten, dass die Erziehung von Kindern nicht mehr nur Aufgabe und Befugnis von Eltern ist, sondern der Staat ein entscheidendes „Wörtchen“ mitzureden hat. Wenn man sich die aktuellen Diskussionen über Kitas sowie Ganztagsschulen betrachtet, kann man allerdings den Eindruck gewinnen, staatliche und vom Staat geförderte Einrichtungen seien der Königsweg der Erziehung. Eltern, insbesondere Frauen würden von ihren Kindern entlastet und die Kinder erhielten die beste aller individuellen Förderungen. Wer dies anders sieht, wird im öffentlichen Raum schnell an den Pranger („ewig gestrig“) gestellt. Wie steht es denn tatsächlich um die angemessen beste Förderung der Kinder?

Schaut man zurück, fällt auf, dass seit Jahrzehnten eine politisch initiierte Reform die andere ablöst. Ob Kindergärten, Schulgliederung, Unterrichtsformen oder Unterrichtsinhalte etc., ihre jeweiligen Änderungen sollen die zuvor beklagten Schwächen beheben und natürlich die Qualität der Erziehung und Bildung verbessern. Niklas Luhmann formuliert hierzu etwas spitz: „Beobachtet man das jeweils reformierte System, hat man den Eindruck, daß das Hauptresultat von Reformen die Erzeugung des Bedarfs für weitere Reformen ist.“ (Luhmann, 2002, 166) Kinder, Eltern und Erzieher, Schüler und Lehrer sind nicht selten die Leidtragenden der „Reformwut“.

Wenige starke und viele schwächere Absolventen

Betrachtet man die gegenwärtigen Berichte über die Entwicklungsstände von Kindern und Jugendlichen, ob in Medien oder von Institutionen wie Kultusbürokratie oder OECD herausgegeben, erhält man zahlreiche Hinweise auf ein bipolares Bild. Einerseits gibt es junge Menschen, die als Personen stark beeindrucken, weil sie emotional, sozial und kognitiv Kompetenzen zeigen, die Ältere in der Qualität oftmals nicht vorweisen können. Andererseits gibt es negative Auffälligkeiten bei einem erheblichen Anteil von Kindern und Jugendlichen, die nachdenklich stimmen. Man denke z. B. an mangelnde Konzentrations- und Lernfähigkeit, unzureichende Resilienz und Leistungsbereitschaft, motorische Einschränkungen bei Vorschul- sowie Schulkindern, Respektlosigkeit gegenüber anderen, Gewalttätigkeiten einschließlich Messerattacken.

Die in ihrer Entwicklung Stärkeren sind deutlich in der Minderheit. Diesen Sachverhalt kann man verharmlosen: Das hat es immer schon gegeben. Ja,
prinzipiell stimmt das. Aber die Häufigkeiten und die intensiven Ausprägungen von Auffälligkeiten, die beschönigend auch „Besonderheiten“ genannt werden, nehmen tendenziell zu. Sie sind ein ernst zu nehmendes Problem für die Betroffenen und die Gesellschaft insgesamt. Wenn etwa ein Fünftel bis ein Viertel eines Altersjahrgangs in Deutschland im Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder in ein Studium dafür nicht angemessen vorbereitet und befähigt sind, dann ist das ein Hinweis auf basale Defizite im System, die letztlich eine leichtfertige Verschwendung von „Humankapital” zur Folge haben; obwohl seit Jahren der fehlende Fachkräftenachwuchs beklagt wird. Volkswirtschaftlich rational ist dies nicht.

Inadäquate Problemlösungen

Das politische System und auch die Wissenschaften nehmen die problematischen Auffälligkeiten zwar (meistens verzögert) zur Kenntnis, antworten aber nicht selten mit Verschlimmbesserungen, wenn sie z. B. Computer und Smartphones nicht nur für Heranwachsende, sondern auch für Kleinkinder empfehlen. Der Ulmer Professor für Psychiatrie, Manfred Spitzer, weist seit Jahren immer wieder darauf hin, wie falsch und für Kinder schädlich ein zu früher Gebrauch der technischen Geräte sein kann, (Spitzer 2017, 2018, 2019) ohne bei den Entscheidern durchschlagende Resonanz zu erzielen. Die Eigenart der kindlichen Psyche während ihrer Entwicklungsphasen, die kaskadenförmig modelliert werden kann (vgl. Winterhoff, 2019, 212 f.), wird ausgeblendet. Stattdessen wird suggeriert, Kinder könnten wie kleine Erwachsene behandelt werden, wenn man sie nur recht früh mit Anforderungen der Erwachsenen- und Arbeitswelt konfrontiere und (ähnlich wie Ratten im Experiment) konditioniere. Auch viele Eltern haben offenbar keine Ahnung, was sie ihren Kindern antun, wenn sie ihre Kinder den elektronischen Medien in Kleinkindphasen aussetzen. „Etwa die Hälfte der Eltern glauben nicht, dass elektronische Medien ihre Kinder in positiver oder negativer Hinsicht beeinflussen.“ (Spitzer, 2018, 470)

Was wird in psychologischen und psychiatrischen Sprechstunden sichtbar?

Der basale Zusammenhang zwischen inadäquatem Umgang mit Kindern und auftretenden Auffälligkeiten und Störungen in der kindlichen Entwicklung wird leider oftmals nicht gesehen und/oder gar geleugnet. Im günstigen Fall wird die „Schadensbehebung“ von professioneller Hilfe erwartet. Am besten per Medikamenten oder eben Techniken. Die notwendige Thematisierung sozialer Interaktion mit Kindern wird oftmals nur widerwillig angenommen: „Was soll das schon bringen?“ Gleichzeitig wird aber zunehmend von Eltern, Erzieherinnen, Lehrerschaft, Hochschullehrern und Ausbildungsbetrieben trotz der verschiedenen technischen Interventionen Klage darüber geführt, dass man bei einem erheblichen Anteil von Kindern und Heranwachsenden keine normalen Anforderungen mehr stellen könne. Tenor: Es wird seit Jahren immer schlimmer. Es fehle an fast allem. Gemeint ist, dass jeweils altersgemäße Fähigkeiten bei einem erheblichen Anteil der Kinder und Jugendlichen nicht mehr erwartet werden können. Bei Nachfragen kommen dann nicht nur Wissens- und Könnens-Defizite zur Sprache, sondern auch Mängel im sozialen Umgang, bei der Akzeptanz von Regeln, Leistungsmotivation, Bedürfnisauf-schub etc. Gesellschaftlicher Rückzug und soziale Isolierung sind weitere kritische Phänomene.

In Praxen für Psychotherapie und Psychiatrie kommen in Sprech- und Therapiestunden die oben skizzierten Probleme „auf den Tisch“. Michael Winterhoff, hat in mehreren Büchern über seine Erfahrungen aus seiner beruflichen Praxis berichtet. In seinem Buch „Deutschland verdummt“ (2019) deckt er aus tiefenpsychologischer Sicht einen entscheidenden strukturalen Mangel im Erziehungssystem auf, der bei vielen Kindern und Jugendlichen zu den oben angesprochenen Auffälligkeiten führt, sowie letztlich „die Zukunft unserer Kinder verbaut“. Auf den ersten Blick eine zugespitzte These, die aber durch die vorgelegten Belege und die geführte Argumentation hohe Plausibilität erhält.

Emotionale Intelligenz

Kirchen uneins und zu leise
Kinderrechte im GG: Entmündigung von Eltern – „Lufthoheit“ des Staates über den Kinderbetten
Schon Daniel Goleman (1996) hat die vorrangige Bedeutung der emotionalen Intelligenz (EQ) für die Entwicklung von Persönlichkeit herausgearbeitet. Er betont, dass Menschen allein mit kognitiven Kompetenzen, und seien sie auch akademisch geprägt, keinesfalls hinreichend „… für die Wechselfälle des Lebens“ (56) praktisch gerüstet seien. Er betont, gestützt auf Walter Mischel, die Bedeutung, die der emotionalen Intelligenz zukomme, „als einer Meta-Fähigkeit, von der es abhängt, wie gut oder schlecht man seine sonstigen geistigen Fähigkeiten nutzen kann.“ (Goleman, 1996, 111) Man stößt in der Fachliteratur immer wieder auf den Hinweis, dass Emotionen sowohl in der Phylogenese als auch in der Ontogenese zunächst basal vorhanden sind und erst darauf aufbauend kognitive Fähigkeiten entwickelt werden können. Diese biologische Erkenntnis wird ignoriert, wenn man Kindern die erforderliche Zeit während der frühen Entwicklungsphasen für ihre Emotionalitäts-Bildung nicht hinreichend einräumt. Die These von Winterhoff ist, dass dazu soziale Beziehungen und der Aufbau von persönlichen Bindungen schrittweise, von der Geburt bis etwa zum 16. Lebensjahr unverzichtbar seien. Die Entwicklung der „emotionalen und sozialen Psyche des Kindes“ wird tabellarisch aufgelistet. (Winterhoff, 2019, 212, 213) Unterbleibt dieser Aufbau oder wird er auf einer Stufe unterbrochen, kommt es zu den beklagenswerten Auffälligkeiten, mit denen Winterhoff in seiner Therapiepraxis und letztlich auch die Gesellschaft in den oben angesprochenen Kontexten konfrontiert werden.

Eine Chance für Nachbesserung der Versäumnisse im Erziehungssystem sieht der Psychiater nicht im „Digitalisierungswahn“ (Winterhoff, 2019, 208), sondern in einer durch soziale Beziehungen sowie persönliche Bindung geprägte Entwicklung der Psyche bei Kindern. „… In der Breite kann die (nachträgliche) Entwicklung der kindlichen Psyche nur im Kindergarten und der Schule stattfinden.“ (Winterhoff, 2019, 211) Erwachsene sollten sich auf die jungen Menschen einlassen, Anforderungen stellen, Orientierungen und faire Rückmeldungen geben, damit eine reelle Chance zur Besserung gewahrt wird.

Hierbei wird man auf die Steuerung durch Politik wahrscheinlich nicht setzen können. Kinder und Jugendliche sollten nicht primär unter technischen und organisationalen Aspekten, sondern vielmehr unter psychosozialen Gesichtspunkten auch in der öffentlichen Betrachtung und Gestaltung gesehen werden. Obwohl in Sonntagsreden von der hervorragende Bedeutung hochkompetenter Menschen für die Innovationsfähigkeit und den Wohlstand moderner Gesellschaft geschwärmt wird, bleiben die erforderlichen Maßnahmen weitgehend Stückwerk, bleiben ganz aus oder werden gar durch unangemessene Reformen konterkariert. Eltern, Erzieherinnen, Lehrer müssen die Interessen ihrer Kinder selbst zu wahren versuchen, indem sie sich z. B. vernetzen, Einfluss auf die lokalen Einrichtungen nehmen und die Politik mit Forderungen nach fairen Entwicklungschancen für die nachwachsenden Generationen unter Druck setzen.

Prof. Dr. em. Guido Tolksdorf

Literatur
Goleman, Daniel, Emotionale Intelligenz, München-Wien 1996
Luhmann, Niklas, Das Erziehungssystem der Gesellschaft, Frankfurt a. M 2002
Spitzer, Manfred, Die Smartphone-Denkstörung, in: Nervenheilkunde, H. 8 2017, 587 – 590
Ders., Eltern und Smartphones, in: s. o., H. 7-8 2018, 469 – 472
Ders., Smartphones – so ungefährlich wie Kartoffeln?, in: s. o., H. 3 2019, 90 – 96
Winterhoff, Michael, Deutschland verdummt, Gütersloh 2019

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 33 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

33 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Medienfluechtling
4 Jahre her

„die Politik mit Forderungen nach fairen Entwicklungschancen für die nachwachsenden Generationen unter Druck setzen.“ Ich glaube, das die noch nicht so Technik und im Besonderen Internet affinen Generationen geradezu aus dem Sattel gehoben wurden. Das Internet hat Menschen mit Sendungsbewusstsein Möglichkeiten in die Hände gegeben, welche gut genutzt, die Welt auf den Kopf zu stellen scheinen. Es gibt m.E. viel zu viele Pädagogen die ermutigen lieber Pippi Langstrumpf als Prinzessin zu sein. Und diese Gruppe scheint gut verbunden und informiert zu sein. Das sie die Kinder mit dieser Anleitung zum ewigen Wiederstand und Kampf davon abhalten, sich für das Schöne,… Mehr

Coco Perdido
4 Jahre her

Also dänische Fachkräfte für Schulen und Kindergärten holen? Ich könnte mir auch aus Ostasien ganz normale Leute vorstellen, so erzogen wie ihre Kinder sind.

Das deutsche Dilemma dürfte ausreichend beschrieben sein. Die Eltern haben erziehen zunehmend verlernt. „Experten“ belehren mit untauglichen Paradigmen, der Staat schränkt Erziehungsmaßnahmen ein. In Einrichtungen der öffentlichen Hand wie Kindergärten und Schulen wird politisch indoktriniert statt erzogen.

Monika Medel
4 Jahre her

Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass eigentlich die Notwendigkeit von Regeln durchaus betont wurde und wird. Aber – diese Regeln sollten von den Kindern selbst festgelegt werden, zwischen Lehrer und Schülern sollte ein „gemeinsam erarbeiteter Vertrag“ geschlossen werden. Absoluter Wahnsinn. In der Praxis, die bei mir schon etwas zurückliegt, sah das so aus, dass bereits zu Beginn des ersten (!) Schuljahrs diese Regeln „erarbeitet“ wurden. Jedes entsprechende Schulbuch musste entsprechend dem Lehrplan solche Seiten haben und so gab es z.B. Arbeitsblätter auf denen falsches Verhalten durchgestrichen und richtiges angemalt werden konnte. Das klappte prima, denn die Kleinen kannten das bereits… Mehr

Politkaetzchen
4 Jahre her
Antworten an  Monika Medel

Ja es hat seinen Grund, warum Kinder weder Vertrags- noch Geschäftsfähig sein. Die Leute sollten Kinder endlich Kinder sein lassen und nicht wie Mini Erwachsene behandeln.

Sachsenfrau
4 Jahre her

Mir fällt dazu unter vielen anderen diskussionswürdigen Aspekten ein, wie ich finde, prägnanter Sachverhalt ein. Ein Beispiel vorab: Unsere Klassenstufe (Realschule sagt man heute wohl, damals Polytechnische Oberschule) bestand aus 4 Klassen mit jeweils ca. 30 Schülern. Unseren Unterricht in Physik, Mathe und Astronomie hatten wir bei einer Lehrerin. Diese war extrem streng. Entweder redete sie – oder ein gefragter Schüler. Ansonsten konnte man die sprichwörtliche Nadel fallen hören… Sie beherrschte diese Fächer perfekt und wusste genau, wo wir jeweils sein mussten, damit der Unterricht Logik basiert an die Schüler vermittelt wurde. Mathe angepasst an Physik und umgekehrt, das Gleiche… Mehr

CAurelia
4 Jahre her

Dummes Volk regiert sich besser.

Politkaetzchen
4 Jahre her

Oft hab ich den Eindruck, dass es vor allem ehemalige Schulversager sind, die das Bildungssystem kaputt reformiert haben und immer noch tun. Mein ehemaliger Klassenlehrer und später Deutschlehrer im Gymnasium machte kein Geheimnis um seine schlechte Noten. Er hatte gerade so mit 3,8 sein Abschluss gemacht und gab das „System“ die Schuld. Er erklärte uns wie böse Noten, Frontalunterricht und Autoritäten seien, meinte wir können es ändern und bezeichnete sich selbst als unseren „besten Kumpel“. Ich brauche denke ich nicht weiter zu erklären wie seine Unterrichtsweise dementsprechend war. Wie wir Kinder bzw. Jugendliche nun mal sind, nutzten wir seine Dummheit… Mehr

Alexis de Tocqueville
4 Jahre her
Antworten an  Politkaetzchen

Mein Deutschlehrer war auch Kommunist. Hieß Engels. Trug Jesuslatschen, Holzfällerhemden mit Schwitzmonden, und hatte nen langen, strähnigen Haarkranz um die Platte.

Entsprechend schlecht kam er allerdings mit seiner linken Propaganda voran, der arme Tropf. Stand er doch als lebendes argumentum ad hominem gegen sein eigenes Geschwätz im Raum.

Da war meine Geshichtslehrerin, optisch und auch sonst Typ v.d.L, viel gefährlicher.

Biskaborn
4 Jahre her

Manchmal habe ich das ungute Gefühl, dass die herrschende Politik und ihre ( links-grünen) Helfer nicht unzufrieden sind mit dem mangelhaften psychischen – und Bildungszustand unserer Kinder und Jugendlichen. Vielleicht lassen diese wenig gefestigten Charaktere sich einfacher in ihrem Sinne steuern.

Monika Medel
4 Jahre her

Das Killerwort in diesem Zusammenhang ist m.E. das Wort „kindgemäß“. Damit wurde nach meiner Erfahrung bereits vor 30 Jahren in der Schule jedwede Diskussion unterbunden. Auf jeden Lehrer der da nicht – aus Überzeugung oder Opportunismus – mitmachte, bzw. so tat als ob, wurde erheblicher Druck ausgeübt. Schon kritische Fragen machten verdächtig, ein Angstsystem wurde entsprechend installiert von dem Außenstehende nicht mal den Schimmer einer Ahnung haben. Auch den Eltern wurde Angst gemacht – wenn sie ihre Kinder nicht ständig bespaßen würden und dafür alle Unarten durchgehen ließen, dann seien sie schlechte Eltern … Die üblichen Flausenköpfe sprangen natürlich gleich… Mehr

Alexis de Tocqueville
4 Jahre her
Antworten an  Monika Medel

Vor was Eltern und Lehrer so Angst haben. „O je, ein sozialistischer Spinner könnte mich als schlechtes Elter bezeichnen.“
Da ist ganz offenkundig bei Eltern und Lehrern schon so einiges in der eigenen Erziehung schiefgelaufen, kein Rückgrat, keine Eigenverantwortung, kein eigener moralischer Kompass.
Schon klar, was dann in der dritten Generation rauskommt, versteht nur noch „einfache Sprache“.

Hans Druchschnitt
4 Jahre her

Nachdem der Jüngste meiner drei Kinder so langsam flüge wird und das Ergebnis meiner Vaterschaft in Ansätzen sichtbar wird bin ich eigentlich ganz froh, nicht jedem fernen Erziehungsberater nachgeeifert zu haben. Der aus Liebe zum Kind erwachsene Ansatz dem Kind Halt und Geborgenheit zu geben und dennoch es werden zulassen, statt es nach meinen Wünschen zu erziehen ist mir nicht immer gelungen. Alle drei sind so unterschiedlich in ihrem Wesen und Verhalten das es garnicht möglich gewsen ist mehr als intuitive Ansätze in der Praxis wirken zulassen. Mehr unbewusst statt geplant. In der Rückschau hätte ich mir das Buch von… Mehr

Alexis de Tocqueville
4 Jahre her
Antworten an  Hans Druchschnitt

Aus dem Bauch heraus erziehen kann aber nur, wer nicht selbst total verkorkst ist. Eine sozialistische, kinderlose 68er-Lehrerschaft kann es nicht.

Jasmin
4 Jahre her

1. „Längst ist unbestritten, dass die Erziehung von Kindern nicht mehr nur eine Aufgabe und Befugnis der Eltern ist, sondern der Staat ein entscheidendes „Wörtchen“ mitzureden hat.“ Herr Scholz hat mal erklärt, dass wir (gemeint war die Politik) die Hoheit über die Kinderbetten bekommen müssen. Dazu hat die Politik Rahmenbedingungen geschaffen, die hinsichtlich der Entwicklung von Bindungsfähigkeit und Urvertrauen den kindlichen Bedarfen diametral entgegenstehen. Der materielle Zwang, dass auch Frauen für den Lebensunterhalt der Familie beitragen müssen, aber auch die gesellschaftliche Rollenzuschreibung, dass die Frauen nur taff sind, wenn sie Arbeit, Kinder und Haushalt auf die Reihe kriegen, oder auch… Mehr