Gott schütze Deutschland!

Heutzutage würde kaum noch jemand wagen, eine Rede zu halten wie der damalige Bundespräsident Horst Köhler beim Staatsakt zum 60-jährigen der Bundesrepublik Deutschland am 22. Mai 2009 in Berlin mit dem Titel „Die Verfassung der Freiheit“.

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Was wir hier gerade miterleben müssen, ist nicht etwa ein Ergebnis der wirtschaftlichen Globalisierung, wie man uns gerne glauben machen möchte, sondern die Entstehung einer Neuen Grünsozialistischen Internationale. In unserem Land ist eine politisch korrekte Abschaffung von identitätsstiftenden Begrifflichkeiten unübersehbar, angefangen mit der Fußball-Nationalmannschaft, die als „Die Mannschaft“ anonymisiert wurde, bis hin zur Umwidmung der Bundesrepublik Deutschland in ein internationales Einwandererlager mit offenen Grenzen. Schauen Sie noch ein letztes Mal in Ihren Pass, noch sind Sie „deutsch“, realpolitisch sind Sie aber längst heruntergestuft zu einem derjenigen, „die schon länger hier leben“ (hier im 3. Absatz) – was man übrigens genauso über die Indianer zu Beginn der Besiedelung Nordamerikas sagen kann …

Aber wie kommt unsere Bundeshaushälterin Frau Dr. Merkel eigentlich dazu, ihren Dienstherren, den Souverän der Bundesrepublik Deutschland und damit alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, als „die schon länger hier leben“ abzuqualifizieren und damit implizit all denen, „die neu dazu gekommen sind“, vergleichbare Rechte an unserem Land und seinen in vielen Generationen hart erarbeiteten Errungenschaften zuzusprechen?

Während man einer Pegida eben noch vorgeworfen hatte, ihre Proteste gegen eine unkontrollierte Zuwanderung nach Deutschland seien wegen der tatsächlichen Zahlen für den Freistaat Sachsen völlig unangemessen, treiben die gewählten Staatsorgane in permanenter Negierung von Amtseid und geltendem Recht grundlegende Veränderungen unseres Landes weiter intensiv voran. Nach der hochoffiziell kritisierten Schließung der Balkanroute werden heute diejenigen, „die neu dazu kommen“, zunehmend hierher eingeflogen, als handele es sich bei der Bundesrepublik Deutschland um das gelobte Land, in dem alle Welt vollautomatisch Bleiberecht und Sozialleistungen beanspruchen kann.

Helds Ausblick, 20-2016
Und es gibt es doch – das Volk
Mit „Umvolkung“ meinten die tatsächlichen Nazis die Germanisierung großer Teile Osteuropas. Wie wollen wir das Geschehen innerhalb Deutschlands heute nennen, Frau Merkel? Oder haben Sie diese Frage mit denen, „die schon länger hier leben“ und denen, „die neu dazu gekommen sind“, schon beantwortet? Wie wäre es mit Entdeutschung? Außen auf dem Reichstag steht noch „Dem deutschen Volke“, im Innenhof steht seit 2000: „Der Bevölkerung“. Wann wird das auch draußen stehen? Wie fühlt es sich eigentlich an, kein privilegiertes Mitglied des Deutschen Volkes zu sein, sondern nur noch irgendein Typ, der halt schon etwas länger an irgendeiner beliebigen Bushaltestelle herumlungert als die später Dazugekommenen?

Unser Land ist aber keine Bushaltestelle, und unser Grundgesetz ist keine Freifahrkarte für eine unregulierte Zuwanderung in unsere sozialen Netze. Unser Land hat eine lange Geschichte und baut auf den Leistungen unzähliger Generationen unserer Vorfahren auf. Es entspricht zwar einem kranken Zeitgeist, diese tausendjährige Geschichte auf ein selbstermächtigtes „Tausendjähriges Reich“ und die Leistungen unserer Vorfahren auf die Verbrechen der Nazigeneration zu reduzieren – aber ein solches linksgrünes Selbstbild von deutscher Geschichte ist willkürlich überfokussiert.

Und das gemeinsame Erbe unserer Vorfahren verpflichtet ausdrücklich die jetzt lebenden deutschen Staatsbürger zum Erhalt und zur Weitergabe der überkommenen und der neu geschaffenen Werte an zukünftige Generationen. Oder ist Deutschland etwa ein völlig durchgeknallter Sportverein, in dem die Mitglieder gefälligst weiterhin brav ihre Beiträge zahlen müssen, während  Nichtmitglieder nach eigenem Gutdünken kostenfrei an allen Veranstaltungen teilnehmen dürfen?

Wenn in einer solch angespannten innenpolitischen Situation der Politikwissenschaftler Herfried Münkler auf Deutschlandradio Kultur sagt, „Große Teile des Volkes sind dumm“, dann ist dem grundsätzlich nichts entgegenzuhalten. Außer vielleicht, dass der Herr Professor mit der definierten Zielgruppe und seiner argumentativen Begründung den Blickwinkel eines völlig abgehobenen linksgrün-elitären Mainstreams bedient und damit als Wissenschaftler diametral danebengegriffen hat. Denn nicht etwa diejenigen Bürgerinnen und Bürger sind dumm, die eine total abgedrehte Politschickeria kritisieren, sondern diejenigen, die dieser Schickeria und ihren zwangsbeatmeten medialen Volltönern noch immer blindes Vertrauen entgegen bringen.

Dabei handelt es sich offenbar mehrheitlich um durchaus gebildete und öffentlich-rechtlich wohlinformierte Menschen aus der bürgerlichen Mitte, die sich das Abdriften der etablierten Parteien ins linksgrüne Milieu von deren Claqueuren als Rechtsruck unserer Gesellschaft haben verkaufen lassen, geschwurbelte Allgemeinplätze für eine zukunftsweisende Realpolitik halten und die deshalb bei der nächsten Bundestagswahl den linksgrün gewendeten Einheitsparteien ihre Wählerstimmen freiwillig in den Rachen schmeißen werden. Die daraus abzuleitende Perspektive kann man wohl nicht besser beschreiben, als mit einem Schlachtruf der 68-er Generation: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber“.

Was ist eigentlich zwischen 2009 und 2016 mit unserer Bundesrepublik Deutschland geschehen?

Heutzutage würde es wohl kaum noch jemand wagen, eine Rede zu halten, wie der damalige Bundespräsident Horst Köhler beim Staatsakt zum 60-jährigen Bestehen der Bundesrepublik Deutschland am 22. Mai 2009 in Berlin mit dem Titel „Die Verfassung der Freiheit“, wo er zum Schluss ausgeführt hatte, Zitat:

„… Wir wollen Politik mit langem Atem machen. Wir wollen sie an langfristigen Zielen ausrichten, damit auch unsere Kinder und Enkel die Chancen der Freiheit nutzen können.

Wir wollen unsere politische Ordnung auf allen Ebenen so weiterentwickeln, dass jeder Bürger erlebt: Demokratie, das sind wir alle.

Wir wollen uns nicht größer machen, als wir sind. Aber auch nicht kleiner. Wir wollen unserer Verantwortung als Land in der Mitte Europas gerecht werden, und wir wollen anderen über die guten Erfahrungen berichten, die wir mit der Demokratie und mit unserer Sozialen Marktwirtschaft gemacht haben.

Wir blicken zurück und erkennen: Wir haben viel gelernt und viel geleistet. Wir können stolz sein auf das Erreichte. Wir sind uns der neuen großen Herausforderungen bewusst. Wir stellen uns ihnen mit Selbstvertrauen. Wir werden uns bewähren.

Gott segne unser Land!

Nach solchen Worten würde heute vermutlich ein ungeheurer medialer Shitstorm durch unser ungeschütztes Niemandsland fegen. Alternativlose Einheitspolitiker, Karl-Eduard von Schnitzlers Erben aus den meinungsgebenden Umerziehungsmedien und vollalimentierte grün-klerikale Gut-, Besser- und Allerbestmenschen würden sich in ihren verbalen Hasstiraden gegenseitig überbieten und den betreffenden Sprecher in der Luft zerreissen, ohne dass irgendein steuerfinanzierter Maasi-Blogwart die Notwendigkeit sehen würde, hier etwa wegen Hate-Speech eingreifen zu müssen. Und der amtierende Bundespräsident, der seine Amtszeit ausdrücklich unter das Motto „Freiheit“ gestellt hatte, würde sich bestenfalls in Schweigen hüllen.

Haben die gutbürgerlichen Mitläufer einer als alternativlos vorgegebenen Einheitsideologie eigentlich jemals ihre Informationen aus Politik und staatstragenden Medien eigenverantwortlich hinterfragt, beziehungsweise in einer ruhigen Minute einmal darüber reflektiert, ob man sie vielleicht ideologisch indoktriniert haben könnte? Oder fehlt ihnen als typisch deutschen Untertanen im Angesicht einer amtlich vorgeschriebenen Mehrheitsmeinung einfach nur die Zivilcourage?

Es ist jedenfalls höchst verstörend, dass nach zwei Diktaturen auf deutschem Boden im gerade abgelaufenen 20. Jahrhundert eine Mehrheit der Deutschen schon wieder bereit ist, sich selbst als moralisch überlegene Anhänger einer alternativlosen Einheitsideologie zu feiern und die Kritiker dieser Entwicklung als nicht satisfaktionsfähige Hassobjekte gesellschaftlich auszugrenzen …

Uli Weber ist Geophysiker und Publizist.

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