„Glücksatlas“: Lockdown-Maßnahmen machen Deutsche immer unglücklicher

Berlin ist das unglücklichste Bundesland. Das liegt auch an Corona: Besonders junge Menschen und Nicht-Geimpfte sind von den Lockdown-Maßnahmen betroffen und werden immer unglücklicher.

Deutschlands Hauptstadt belegt in Rankings selten den ersten Platz. Die Berliner sind weder besonders produktiv noch besonders gut in der Schule, und mit Schuldenabbau statt -aufnahme haben wir’s hier auch nicht so. Ungeschlagen sind wir nur in puncto Kriminalität, da haben es die Berliner den Frankfurtern zuletzt so richtig gezeigt und die alten Finanzheinis 2020 in hohem Bogen vom Treppchen geschmissen. Erstaunlicherweise soll Berlin laut ING-Bank daneben zumindest noch das Innovationsranking anführen – unter anderem wegen der vielen Selbständigen, dem Jugendpotenzial und der Start-Up-Szene. Doch wie gewonnen so zerronnen, denn genau diese Kandidaten sollen auch schuld an einem unserer neuesten Schand-Titel sein: Die Berliner sind die unglücklichsten Menschen Deutschlands.

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Zu dieser Erkenntnis kam der sogenannte „Glücksatlas“, eine Studie, die seit Jahren im Auftrag der Deutschen Post in ganz Deutschland durchgeführt wird. Das Ergebnis sieht allerdings nicht nur für Berliner, sondern für Gesamtdeutschland ziemlich düster aus. Unser aller „Glücksniveau“ erreicht nur noch schlappe 6,58 Punkte (im Vergleich zum Rekordhoch von 7,14 Punkten vor der Pandemie). Das ist noch weniger als 2020 (6,74) und der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung 1984 – allerdings werden die Werte der Ostdeutschen auch erst seit 1990 miterhoben. Wie so oft in den heutigen Zeiten ist auch hier das Corona-Virus Hort allen Übels, oder besser gesagt: die wilden Eindämmungs-Maßnahmen unserer Bundesregierung. Laut dem Bericht ist das Glücksniveau umso niedriger, „je höher die Infektionszahlen und je strikter die Maßnahmen“.

Das passt auch zu der Aussage, dass die Berliner nicht nur wegen ihrer von den Corona-Maßnahmen ziemlich gebeutelten Selbständigen so unglücklich sein sollen. Berlin hat den deutschlandweit höchsten Anteil junger Menschen unter 40 Jahren, und genau die sind normalerweise überdurchschnittlich glücklich – normalerweise, denn unter Corona sank besonders ihre Lebenszufriedenheit rapide. Und das ist auch kein Wunder, wenn das normale Leben und Aufwachsen von jetzt auf gleich abgeschafft wird. Wenn junge Leute weder in die Schule noch in die Uni oder in die Disko gehen können und all die Erfahrungen, die zum Leben dazugehören – wie sich auszuprobieren, jemanden kennenzulernen und auch mal auf die Schnauze zu fallen –, unmöglich gemacht werden. Die junge Generation muss Verzicht schwören, obwohl sie kaum durch das Virus bedroht wird. Wie soll man da noch glücklich sein?

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Laut Studienleiter Bernd Raffelhüschen wurde die größte Unzufriedenheit durch die „doch eher überzogenen Lockdowns verursacht, den größten Schub an Zufriedenheit und Zuversicht brachte dann die Impfung“. Sie soll ein „Gamechanger“ für die Geimpften sein, während die Ungeimpften besonders unglücklich sind – um 0,62 Punkte mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung, was ebenfalls nicht gerade verwundert. Immerhin fing man früh an, Impfverweigerer als Schädlinge zu votieren und zunehmend sozialen Druck aufzubauen – für viele sicher nicht leicht wegzustecken.

Dass die Geimpften hingegen glücklicher sein sollen, sei ihnen von Herzen vergönnt, immerhin mussten sie sich ihr Glück mit dem Piks teuer erkaufen. Es steht aber zu befürchten, dass das nicht so bleiben könnte. Erstmal freuen sie sich zwar über die neuen (alten) Möglichkeiten, endlich wieder auszugehen, Leute zu treffen, zu tanzen und ihr Leben zu leben, doch dann setzt plötzlich die grausame Realität ein: Der Impfstatus verfällt, ein neuer Lockdown droht. Bei dem ein oder anderen könnte Frust aufkommen, vielleicht sogar Wut, auf was man sich da eingelassen hat.

Die Studie wurde zwischen Januar und Juli 2021 durchgeführt. Damals wussten die Befragten noch nicht, dass man ohne Dritt-, Viert- und Fünftimpfung plus „Booster“ bald in die Sparte der unsäglichen Impfverweigerer fällt. Und dass entgegen allen Versprechungen trotz hoher Impfquote ein neuer Lockdown droht. Würde man die Umfrage jetzt oder in ein zwei Monaten wiederholen, kämen sicher interessante Veränderungen im Glücksniveau einiger Menschen zum Vorschein.

Wer weiß, vielleicht wäre Berlin dann gar nicht mehr der erste auf dem Treppchen der Unglückseligen, sondern Bremen oder das Saarland. Immerhin ist die Impfquote, und damit auch die Zahl der potenziell bitter enttäuschten Menschen, dort deutlich höher als in der Hauptstadt.


Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.

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Kommentare ( 27 )

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St.Elmo
2 Jahre her

Ist nur zu hoffen das die enttäuschten Geimpften ihren Zorn nicht an den von der Regierung auserkorenen Sündenböken den „Ungeimpften“ sondern an dem wirklich verantwortlichen in der Politik auslassen. Hoffen wir mal an das dieser Zornbis zur nächsten Wahl hält und die Bundes und Landesregierungen für ihre desaströse Politik abgestraft werden.

a.bayer
2 Jahre her

Was? Berlin die No. 1 im Unglücksranking? Da werden ja diesmal in Gelsenkirchen die Sektkorken knallen!

Hueckfried69
2 Jahre her

Soso, je höher die Inzidenzen und je strikter die Massnahmen, desto niedriger das Glücksniveau! Angesichts des häufig festgestellten Umstandes, dass regelmäßig die Hälfte der Deutschen die „Massnahmen“ als „gerade richtig“ oder gar als „nicht weit genug“ gehend empfindet, ein erstaunliches Ergebnis! Da haben wohl wieder viele nicht damit gerechnet, dass es nicht nur die bösen anderen, sondern auch sie selbst erwischen könnte….

Trivium
2 Jahre her

Tja hier in Bremen haben wir zwar die höchste Impfquote aller Bundesländer, leider aber die mieseste Bildungsquote ( Berlin damit mal wieder erfolgreich vom letzten Platz verdrängt) Sehe da aber keinen Zusammenhang ?
Nützt trotzdem nix: die Inzidenzen steigen unaufhaltsam, zudem wird mit der lächerlich niedrigen Hospitalisierungsquote ein 2 G unvermeidbar sein ( so eine Quote in Grippe Zeiten hätte jedes Jahr einen Lockdown gebracht,auch ohne Corona)
Bedeutet für mich persönlich, wieder kein Weihnachtsmarktbesuch, falls der überhaupt stattfindet….

Sonny
2 Jahre her

Wenn ich genau darüber nachdenke, ist es also völlig unerheblich, ob geimpft oder nicht, ob infiziert oder nicht, ob erkrankt oder nicht. Nicht das Virus zerstört unser Leben, sondern unsere Politiker. Es soll allen gleich schlecht gehen. Sippenhaft wird wieder populär. Und das wichtigste überhaupt ist, dass niemand auf die Idee kommt, die Politik für den Niedergang eines Landes veranwortlich zu machen. Daran ist ja dieses ominöse Grippevirus schuld, wie schön, einen „Schuldigen“ zu haben und die eigenen Hände reinwaschen zu können. Die wirklichen Gründe für die überzogenen Maßnahmen erahnen viele, aber die meisten Menschen werden sie nie erfahren. Und… Mehr

Trivium
2 Jahre her
Antworten an  Sonny

„Nicht das Virus zerstört unser Leben, sondern unsere Politiker “
, in einem Satz alles wesentliche gesagt ! Mehr muss man nicht wissen! ???

Kruemelmonster
2 Jahre her

Allen, welche die jungen Leute im Lockdown als Mimosen belächeln, sei gesagt: wenn man Sie damals anderthalb Jahre zuhause eingesperrt, Ihnen den Zugang zu Bildung und Freunden verwehrt hätte, dann sähe dieses Land heute anders aus. Im Umgang mit der Jugend zeigt sich die ganze Schäbigkeit des Corona-Wahnsinns: erst machen sie die jungen Leute durch ihre bescheuerten „Maßnahmen“ so richtig fertig und dann halten sie ihnen gnädig die Impfung hin, die kein junger Mensch benötigt. Und alles nur, um sich wieder als Mensch fühlen zu dürfen und nicht als Ratte im Käfig. Vielen Dank Frau Schwarz, dass Sie unermüdlich die… Mehr

AlNamrood
2 Jahre her

Gut. Der Leidensdruck ist NOCH IMMER nicht groß genug.

rainer erich
2 Jahre her

Dieser Befund, so zutreffend er auch sein mag, erzeugt regelmaessig gewisse Ambivalenzen. Zum einen, weil er natuerlich immer mit der Frage nach den Erwartungen zusammenhängt, zum anderen weil er naturgemaess die partiell natuerlich andersartigen Folgen der Massnahmen fuer die „etwas“ Aelteren vergisst. Entscheidend ist aber das auch bereits kommentierte Phänomen, dass die nun „Betroffenen“ bzw nicht gerade wenige von diesen exakt die politischen Taeter gewaehlt haben und weiter waehlen. Ich schätze den Anteil der AfD – Wähler in dieser Gruppe eher gering. Man kann nicht einerseits eine totalitaere Partei wie die Gruenen waehlen, fuer die totale Rettung von Welt und… Mehr

Flik Flak
2 Jahre her
Antworten an  rainer erich

Man sollte den so genannten jungen Leuten nicht unterstellen ganz oder überwiegend eine bestimmte Partei zu wählen. Das entspricht einfach nicht den Tatsachen. Und das Menschen Zeit brauchen Erfahrungen zu machen und aus diesen Entscheidungen abzuleiten gillt doch für uns alle. Der es schon immer besser wusste, der werfe den ersten Stein 🙂

Manfred_Hbg
2 Jahre her
Antworten an  Flik Flak

Hier stimme ich Ihnen völlig zu. Wenn (auch) mit Blick auf die Wahlergebnisse schon nix mehr von den sogenannten lebenserfahrenen und reifen Erwachsenen, Älteren und Alten zu erwarten ist, wie kann man da dann von den noch lebensunerfahrenen und noch reifenden jungen Heranwachsenen völlig durchdachtes und vernünftiges (Wahl-)Verhalten erwarten und verlangen?! Wobei ich hier und heute auch sagen und gestehen muß, dass ich zum Beispiel Anfang der damals noch weitesgehend buntfreien 70er als junger 18-jähriger Hamburger und Wahlberechtigter wahrlich anderes im Kopf und andere „Sorgen“ als die Politik hatte und heute nicht mal sicher sagen kann ob ich mit 18… Mehr

Alfonso
2 Jahre her

„Besonders junge Menschen und Nicht-Geimpfte sind von den Lockdown-Maßnahmen betroffen ……“ Besonders Nicht-Geimpfte sind von den Corona-Maßnahmen betroffen? Meine Nachbarin, 86 Jahre alt, schon dreimal geimpft, hatte für diese Woche eine Zusage für einen geplanten OP-Termin in der Orthopädie der hiesigen Klinik. Jetzt darf sie aber nicht in die Klinik, mit der Begründung auf die allgemeine Coronalage. Ausgesperrt also. Behandlung verweigert. Also: Das, was man Nichtgeimpften androht, wird bei dieser sogar schon 3-fach geimpften alten Dame schon mal ausprobiert. Die veräppelten Geimpften: Zuerst sagte man den Geimpften der Impfstoff schützt. Dann sagte man ihnen, sie haben Vorteile gegenüber Nichtgeimpften. Nicht… Mehr

Stefan Tanzer
2 Jahre her

Selbst als Geimpfter (eher erzwungenermaßen wegen Vorerkrankung) sehe ich als junger Mensch diese Maßnahmen doch sehr kritisch. Die Schulen, Universitäten, und alle anderen staatlichen Träger haben also seit dem letzten Lockdown nichts unternommen. Und die hygienische Lage in den Krankenhäusern ist mindestens genauso schlimm, genauso wie die der großen Sammeleinrichtungen, etwa Flüchtlingsheime, Alters – und Pflegeheime, wie auch das betreute Wohnen. Vorschläge für Modernisierung für Luftfilter, Klimaanlagen, UV-Licht, usw.? Bisher nichts passiert! Man hatte seit Monaten Zeit, man hätte gerade für die Älteren und Vorerkrankten dringend das Angebot für Impfungen hochfahren müssen. Den ganzen Sommer über ist nichts passiert, im… Mehr

Alexis de Tocqueville
2 Jahre her
Antworten an  Stefan Tanzer

Da haben Sie aber Glück gehabt, dass sie, obwohl jung und Vorerkrankung, die Todesspritze überlebt haben.
Wie oft spielen Sie wohl noch so erfolgreich das russische Roulette (Booster) mit?

Stefan Tanzer
2 Jahre her

Wenn Sie mich so fragen: So oft, wie ich das wohl leider tun muss. Und rein statistisch gesehen sind die Folgen der Covid-Infektion deutlich wahrscheinlicher als die Folgen einer Impfung. Sicherlich kann ich mich auch auf die Position stellen, und sagen, die offiziellen Zahlen stimmen nicht, aber welche Wahl habe ich denn? Ich kann mich nicht in zig Studien einlesen, ich bin weder Mediziner, noch Humanbiologe, geschweige denn Virologe. Und bei meiner Vorgeschichte habe ich keine andere Wahl. Ich weiß, dass eine Impfung wie diese lange nicht das Optimum ist, aber ich will mich beim besten Willen auch nicht ungeschützt… Mehr