Gießen: Eine Stadt erwartet linke Gewalt – und warnt vor „rechts“

Linksextremisten und ihre Unterstützer wollen die Stadt Gießen überfluten. Kinder sollen zuhause bleiben, Geschäfte werden geschlossen – aber das Problem sollen AfD-Anhänger sein, die eine neue Jugendorganisation gründen wollen.

picture alliance/dpa | Boris Roessler

Gießen ist keine große Stadt: Rund 90.000 Menschen nennen diese Stadt ihr Zuhause. Am Wochenende werden jedoch 50.000 Besucher erwartet, die für „Gegenproteste“ in die Stadt kommen. In vielen Fällen wird ihre Anreise sogar von staatlich geförderten NGOs oder Gewerkschaften organisiert und (teil-)finanziert. Sie wollen eine angeblich drängende Gefahr abwenden: Die AfD gründet eine neue Jugendorganisation.

„Sorge“ äußert der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) über die Proteste und ruft zur Gewaltfreiheit auf. Man sei „gut vorbereitet“, Hundertschaften der Polizei, Pferdestaffeln und Personal wurden aus dem ganzen Land zusammengezogen. Insgesamt werden es wohl ca. 5.000 Polizisten. Sie sollen die AfD-Veranstaltung schützen, die Zugangswege offenhalten und Gewalt verhindern.

Der Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) befeuert die Situation. Rechtswidrig versuchte er, Druck auf die Betreiber des Veranstaltungsorts, der Hessenhallen, auszuüben. Sie sollten den Vertrag mit der AfD kündigen, so die Forderungen der letzten Monate. Das ist grob illegal: Denn die Hessenhallen wurden im Bau öffentlich gefördert und sind daher verpflichtet, politische Neutralität walten zu lassen. Wenn eine legale Partei dort eine Veranstaltung durchführen will, muss der Betreiber dies ermöglichen.

Das gilt für die CDU, das gilt für die Linke und das gilt auch für die AfD. Becher versucht es also anders und lädt zu Gegenprotesten – und Ausschreitungen – in seine Stadt ein. Jetzt, da er die Veranstaltung nicht mehr verhindern kann, will er seine Bürger zu kollektiven Märtyrern des Meinungskampfes machen: „Wir müssen ihn ertragen und Gießen muss ihn hinnehmen – stellvertretend für die ganze Republik.“ Das Wochenende solle als „größter friedlicher Aufzug für Freiheit und Demokratie“ in die Geschichtsbücher eingehen.

Innenminister Poseck gibt sich in öffentlichen Auftritten Mühe, nicht zu benennen, von wem am Samstag Gewalt ausgehen könnte. Doch ganz kann er nicht unter den Tisch fallen lassen, von welcher Seite das Gewaltpotenzial ausgeht. „Es ist legitim, die AfD zu kritisieren. Aber die Ablehnung der AfD darf unter keinen Umständen mit gewalttätigen Mitteln ausgedrückt werden.“ Er zeigt sich optimistisch, Ausschreitungen verhindern zu können.

Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Die Schüler Gießens wurden für diesen Freitag von der Schulpflicht befreit. Zu gefährlich. Händler haben angekündigt, am Samstag nicht öffnen zu wollen. Zu gefährlich. Und das, obwohl die letzten Novemberwochenenden zu den umsatzstärksten des Jahres zählen. Das Stadttheater hat alle Aufführungen abgesagt: Die Zuschauer retournierten ihre Karten aus Angst. Der Weihnachtsmarkt eröffnet nur in kleiner Form, mit den Schaustellern, die es sich nicht leisten können, zuhause zu bleiben. Sogar die Bundeswehr warnt ihre Soldaten vor Reisen mit Umstieg in Gießen an diesem Wochenende.

Doch Schulen, Weihnachtsmarkt und Innenstadt sind mehrere Kilometer von den Hessenhallen entfernt, in denen die AfD tagen wird. Dazwischen liegt die Lahn – und die Brücken werden vermutlich durch die Polizei abgeriegelt. Wenn also nicht vor den AfD-Mitgliedern, vor wem haben sie alle Angst?

Das Polizeikonzept zur Sicherung der Lage wird derweil immer weiter aufgeweicht. Gießen ist zweigeteilt durch die Lahn, nur eine Hand voll Brücken führt hinüber.

Eigentlich sollten alle Gegenproteste auf der Ostseite des Flusses stattfinden – die Hessenhallen stehen im Westen. Doch daraus wird nichts: Der DGB und die Linke dürfen nun doch unmittelbar vor den Hessenhallen demonstrieren.

Das Zentrum für Politische Schönheit ist durch seinen Bus „Adenauer SRP+“ bekannt geworden. Mit Nebelmaschinen, Scheinwerfern und Flugschutzsirenen ausgestattet ist er dafür gebaut worden, um gegnerische Veranstaltungen zu stören, gar unmöglich zu machen. So störte er schon massiv das Sommerinterview der ARD mit AfD-Chefin Alice Weidel. Dieser Bus ist nun 40 Meter vor den Hessenhallen auf einem Privatparkplatz positioniert.

Auch Taxiunternehmen haben angekündigt, ihren Betrieb am Samstag einzustellen. Das ist ein Problem: Manche Hotels in Gießen haben Reservierungen für AfD-Anhänger storniert. Andere Hotels, die sich der linken Meinungskontrolle nicht unterwerfen wollten, wurden durch linke Aktivisten ausgebucht. Buchungen, die die Aktivisten nicht wahrnehmen wollen, sondern schon ankündigten, kurz vor dem eigentlichen Datum zurückzuziehen. Das große B&B Hotel hat für das Wochenende komplett geschlossen – zu groß ist die Angst vor Angriffen. Rund 1.000 AfD-Delegierte sollen an der Gründung teilnehmen. Eine Anreise mit dem Auto ist möglich, doch bewachte Parkplätze gibt es nicht. Wer so anreist, riskiert also ein brennendes Auto.

Oder dass sein Auto ihm zugeordnet und in einer späteren Vergeltungsaktion beschädigt wird. Es ist mittlerweile Usus, dass linke Aktivisten jeden abfotografieren und identifizieren, der an einer „verbotenen“ Veranstaltung teilnimmt. Aus Gießen kommend sind die Brücken für den Verkehr sowieso gesperrt. Die Autobahn soll offengehalten werden, so die Polizei; doch schon die Letzte Generation zeigte, dass eine kleine Handvoll Chaoten ausreicht, um für massive Störungen zu sorgen. Die Alternative ist eine Anreise per Zug. Doch der Hauptbahnhof ist 1,2 Kilometer von den Hessenhallen entfernt und auf der falschen Seite des Flusses. Wer diesen Weg wählt, riskiert einen brutalen Spießrutenlauf.


Tichys Einblick ist am Samstag vor Ort. Sie finden Berichte, Kurzvideos und eine Reportage auf der Webseite oder auf unserem TE-YouTube-Kanal 

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Kommentare ( 129 )

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Mikmi
16 Tage her

Mich würde mal der DGB, der ja sehr viele Mitglieder hat und auch Gewerkschaften, erklären, warum sie unser GG missachten, ganz besonders Art 9 GG.
Widersprechen sie sich da nicht, ja ist das nicht einer ihrer Grundfeiler?

Privat
17 Tage her

Eine links/grün versiffte Gesellschaft und eine Polizei, die sich von dem links/grünen Pack vorführen lässt. Kriminelle steuern dieses Land.
Deutschland ist nicht mehr mein Land !

Aljoschu
17 Tage her

Man wünschte sich, dass der „größte friedliche Aufzug für Freiheit und Demokratie“ nicht ohne spürbare Folgen an den Fassaden Gießen vorbeiginge. Verblödung führt meistens zu Lerneffekten in Ruinen.

Kassandra
17 Tage her

Hier gibts „live-stream“, zusätzlich zu TE: https://www.youtube.com/watch?v=1Zm_BEnz8zw
Hier auch: https://www.youtube.com/watch?v=h7wlPy6DKEU
Hier ist noch ein Stream:
https://www.youtube.com/watch?v=ppfv5Mk4Pdo
Auch die „hessenschau“ ist live ab 11:03Uhr dabei: https://www.hessenschau.de/panorama/livestream-afd-treffen-giessen-100.html
Man fragt sich, weshalb erst ab da?
Und gibt es auch einen offiziellen Stream der Polizei?
.
Ich hoffe, dass auch inhaltlich berichtet wird – und nicht nur über die Krawaller! Denn um Inhalte zu verdecken – deshalb wird doch demonstriert?

Last edited 17 Tage her by Kassandra
Chrisamar
17 Tage her

Ein Zitat zur Motivation:
Die Staatsmacht flüsterte den Teilnehmern der AFD Versammlung zu: „Ein Sturm kommt auf. Ihr könnt dem Sturm nicht wiederstehen!“
Die Teilnehmer flüsterten zurück: „Wir sind der Sturm!“
Quelle: Unbekannt

Kassandra
16 Tage her
Antworten an  Chrisamar

Schade, dass ihn Politik wie msm am Brausen hindern können. Den Sturm.
: danke für das Zitat. Gefällt mir!

August Klose
17 Tage her

Mich würde einmal interessieren, wo alle diese Demokratieverächter herkommen.

Privat
17 Tage her
Antworten an  August Klose

Ganz einfach – mit Bussen der links/grün versifften Gewerkschaften und der dämlichen Kirchen aus ganz Deutschland kostenlos heran gekarrt.

Warte nicht auf bessre zeiten
17 Tage her

Mensch Leute, was besseres als diese Bilder kann der AFD doch nicht passieren. Was werden die Polizisten denken! Und die Gegendemonstranten eint wenig. Je gewalttätiger, desto eher wirkt der Spaltpilz – unter den Gegendemonstranten und unter „unsere Demokratie“. Das sind hysterische Rückzugsgefechte. Und dieser ständige Rekurs auf 1933 ist von beiden Seiten her lächerlich. Es gibt auch noch Entwicklungen um uns herum!

Ein Mensch
17 Tage her

Ich hoffe inständig das es zu extremer Gewalt kommt. Den braven Bürgern Gießens wünsche ich es, den gehorsamen Polizisten wünsche ich es, den linken Terroristen wünsche ich es. Des weiteren hoffe ich dass alle AfD Politiker heil aus dem Geschehen rauskommen. Gießen soll brennen, es soll bürgerkriegsähnliche Zustände bekommen. Vielleicht, aber nur vielleicht wachen dann doch ein paar Schlafschafe auf und sehen was aus diesem einst so schönen und sicherem Land geworden ist.

Privat
17 Tage her

Bei den Querdenker Demos wurden unter der alten Merkel Wasserwerfer gegen harmlose Bürger mit vielen alten Leuten eingesetzt.
Heute in Gießen stehen die Wasserwerfer nur herum ! Ich vermute, die Polizei möchte den Pöbel nicht verletzen.
Die Polizei ist in meinen Augen ein zahnloser Papiertiger, die nichts dürfen, um die Bürger zu beschützen.

Waehler 21
17 Tage her

Diese Demonstranten stehen für Krieg, Korruption, Dilettantismus, Funktionäarsarroganz, Meinungskontrolle….

Wer sind hier die Nazis? Mich würde in dem Zusammenhang auch interessieren wer die Busse für die Demonstranten bezahlt hat. Ich tippe auf Steuergeld!