Friedrich Merz kündigt im Staatsfernsehen an, dass Arbeitnehmer mehr für Pflege, Rente und Krankenversorgung zahlen müssen und weniger erhalten. Das nächste gebrochene Versprechen und ein Beleg dafür, dass Merz ein Kanzler zum Abgewöhnen ist.
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Nachrichten solle man sich abgewöhnen, rät Max Frisch. Der Schweizer Schriftsteller warnte vor dem Nebel, den diese verbreiteten. Der Blick solle viel besser klar auf die Hintergründe zu den jeweiligen Nachrichten gerichtet sein. Nachrichten lenkten nur ab. Für einen Journalisten vertritt Frisch eine durchaus heikle Position, sind Nachrichten doch sein tägliches Brot. Aber der Schweizer hat Recht. Im Fall von Friedrich Merz (CDU) lenken Nachrichten nur ab – und zum Abgewöhnen ist der Kanzler gleich im doppelten Sinn.
Etwa wenn Merz bei Caren Miosga im Staatsfernsehen spricht. 3,1 Millionen Zuschauer wollen das sehen, beim Tatort direkt davor waren es noch 8,8 Millionen Zuschauer. Der gesamte Auftritt spiegelt das Dilemma des Kanzlers wider: Friedrich Merz wäre so gerne ein Mann der klaren Worte und der konsequenten Tat, ist aber gefangen im Körper von Friedrich Merz. So sagt er, hinter den Drohnen am Münchener Flughafen könnte Russland stecken. Könnte. Was wissend klingen soll, ist damit belanglos. Eine Null-Aussage. Könnte… Damit ließe sich auch auf Skeletor, Spectre oder den Mannbärschwein als Täter spekulieren.
Eine Nachricht liefert Merz bei Miosga zu den Sozialversicherungen: Die Bürger müssten sich darauf einrichten, dass sie künftig von ihrem frei verfügbaren Einkommen mehr für Pflege, Gesundheit und die Altersvorsorge aufbringen müssten. Das ist Politsprech für: Merz belastet die Gruppe mit höheren Pflichtbeiträgen, der er im Wahlkampf Entlastung versprochen hat. Sein nächstes gebrochenes Versprechen. Eine Journalistin würde ihn darauf aufmerksam machen. Doch Caren Miosga ist nur die Protokollchefin der deutschen Hofberichterstattung.
Merz kündigt höhere Ausgaben für Pflege-, Kranken- und Rentenversicherung an. Ja, das wäre eine Nachricht. Doch die kann man sich abgewöhnen. Sie entsprechen dem Muster der Politik von CDU, CSU und SPD. Einem Muster, dem sie in Konstellationen mit FDP, Grünen und Linken auf Bundes- wie auf Landesebene schon seit Jahrzehnten folgen: Wer den Wohlstand in Deutschland erwirtschaftet, wird von den regierenden Parteien bestraft. Wer für den Staat oder gar nicht arbeitet, wird belohnt. Unter der Regierung Friedrich Merz müssen Arbeitnehmer mehr für die Sozialversicherungen zahlen und erhalten aus diesen weniger Leistungen. Das ist die Linie. Die Nachrichten dazu sind Details – und zum Abgewöhnen.
Denn bei Miosga zeigt Merz, dass seine Politik nicht nur die Fleißigen bestraft. Er beweist zudem erneut, dass er selbst in dieser fatalen Politik ein Dilettant bleibt: Über die Details wolle er noch nicht reden. Ziel sei es, dass die Beiträge zur Sozialversicherung – etwa zur Krankenkasse – am Neujahrstag nicht schon wieder steigen. Über die Details werde die Regierung zur gegebenen Zeit diskutieren. Vorhandene Vorschläge wie das massenweise Streichen von Pflegeleistungen würden derzeit nur von Medien diskutiert. In dieser Spitzfindigkeit kommt sich Merz selbst wie ein gewiefter Politiker vor – doch beim Bürger kommt das Image eines betrügerischen Hütchenspielers rüber.
Für die wenigen, die den Kalender nicht lesen können und für Friedrich Merz: Das Jahr hat noch 86 Tage. Inklusive aller Sams-, Sonn- und Feiertage. In der Zeit eine Reform vorlegen zu wollen, die austariert sein, aber jetzt noch nicht einmal diskutiert wird – das wird nicht gelingen, das kann nicht gelingen. Stattdessen läuft es auf die übliche Inszenierung raus: Merz und Lars Klingbeil (SPD) betreten samt Entourage das Kanzleramt, etwa gegen 16 Uhr. Dann berichten die Hauptstadtjournalisten vom Tor des Kanzleramts, dass es aktuell nichts zu berichten gebe. Nachts um drei Uhr oder am nächsten Morgen treten Merz und Klingbeil vor die Mikrofone, um bizarre Kompromisse vorzustellen, die schon drei Tage später nur noch durch Schlafentzug erklärbar sind. Diese Kompromisse geben dann Nachrichten her – doch die sind zum Abgewöhnen. Zumal die Botschaft schon jetzt feststeht: Die Fleißigen zahlen mehr und erhalten weniger.
Alles andere lenkt nur ab. So wie jetzt die Haus- und Hofzeitung der CDU: die Bild. Sie versucht den Kanzler außerhalb der Politik zu inszenieren. Mit einer Debatte über den Videobeweis im Fußball. Der Versuch an und für sich wäre schon maximal absurd: Der “Anhänger von Borussia Dortmund” ist für die Abschaffung des Videobeweises, weil dieser den “Wunsch nach totaler Perfektion” übertreibe. Doch selbst ein Medium, in dem die CDU ein Anzeigenkunde ist und das den Kanzler gerne protegiert. Und selbst auf diesem Nebenkriegsschauplatz klappt es einfach nicht, Merz als Mann klarer Worte und konsequenten Tuns zu inszenieren: “Allerdings habe er noch keine abgeschlossene Meinung, weil es auf der einen Seite auch die Möglichkeit zur Korrektur einer Entscheidung für die Schiedsrichter gebe.” Selbst wenn Merz Nachrichten zum Ablenken produziert, bleibt er sich als Zurückruderer vom Dienst treu – und somit letztlich ein Kanzler zum Abgewöhnen.

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Machen wir uns nichts vor: während der Normal-Steuerzahler arbeitet und seine Intelligenz einsetzt, um Erträge zu erwirtschaften, lauern ihm immer mehr Schmarotzer auf und setzen ihr Resthirn dafür ein, ohne den Umweg über Qualifikation und Arbeit an sein zuvor vom Staat vereinnahmtes Geld zu kommen.
Der eine wird ausgenommen, der andere mit Schotter zugeschüttet.
Finde den Fehler.
Wie kommen Sie auf 85%?
„Die Bürger“ – gemeint sind wir doofen Deutschen, die arbeiten, während Neubürger abwägen, ob es sich lohnt, und aufstocken (erlebe ich im persönlichen Umfeld seit Jahren live) oder es gleich ganz sein lassen. Welche Motivation erwartet der Mann? Bei mir ist es noch alte deutsche Arbeitsethik und die Scham, Sozialleistungen zu empfangen. Interessanterweise erlebe ich gerade bei einem erkrankten Kollegen, der zu Recht das Sozialsystem in Anspruch nehmen muss (arbeitet seit rd. 40 Jahren, ist nach wie vor motiviert und arbeitswillig, aber aus objektiven Gründen gehandicapt): brauchst Du das Sozialsystem wirklich mal, wirst Du von Krankenkasse, Rentenversicherung und Arbeitgeber im… Mehr
Ein sehr ueberzeugender Auftritt von unserem Bundeskanzler Merz. Es wird die Wirtschaft in die Gaenge kommen, die Zusammenarbeit in der Koalition mit Lars Klingbeil ist hervorragend. Änderungen in der Pflegeversicherung werden besonders Vorteile für die zu Pflegenden bringen. Endlich blicke ich wieder mit Optimismus in die Zukunft. 🤭
Tja- wer war das mit den Drohnen … Von Einmann habe ich lange nichts mehr gehört… Mein Programm „mehr Netto vom Brutto“ habe ich jetzt gestartet. Meinen Teilzeit- Antrag: Heute eingereicht. Sparen fürs Reisen im Rentenalter- bei sinkendem Euro , ggf. Kollaps der Währung- ist die zweitbeste Idee. Lieber zeitnah Donnerstag nach Feierabend los- langes Wochenende. Jede Woche ein „Brückentag“. Was man ausgibt, kann nicht mehr sonder- versteuert werden. Und der Erbendeckel wird ggf. entschärft. Die „oberen 10000“ um eine Million schröpfen – 10 Milliarden locken heute keinen Hund mehr hinterm Ofen vor. Da müssen schon die obenen 20 Millionen… Mehr
„Eine Nachricht liefert Merz bei Miosga zu den Sozialversicherungen: Die Bürger müssten sich darauf einrichten, dass sie künftig von ihrem frei verfügbaren Einkommen mehr für Pflege, Gesundheit und die Altersvorsorge aufbringen müssten.“
Also vor vielleicht drei-vier Jahren waren wir noch ein reiches Land und es würde niemandem etwas weggenommen werden.
Wie soll ich es nun verstehen und wen soll ich bei der nächsten Wahl wählen? Das Gesagte passt nicht zu dem Erlebten. Parteien, die in den letzten 20 Jahren in der Regierung waren, haben ihre Versprechen nicht erfüllt.
Wen soll ich wählen?
Nichts einfacher als das. Wählen sie ausschließlich Parteien die in den letzten dreißig Jahren an keiner Regierung beteiligt waren.
Lügen legitimieren nicht. Pinocchio ist „Kanzler“ aber kein Kanzler.
Merz ist Blackrock. Blackrock ist ein Kolonialherr Deutschlands.
Was macht man mit Kolonien? Ausbeuten, richtig.
Was macht man mit dem Personal in einer Kolonie? Auch ausbeuten.
Alles andere sind Nebelkerzen.
Sonst noch Fragen?
Ich weiß – manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Bei mir kam jüngst die Frage auf, ob die Person Friedrich Merz die wir heute erleben (müssen) überhaupt noch ansatzweise der „Kohlianer“, „Anti-Merkelianer“ ist, der dieser vielleicht mal war. Zumindest dachten das viele. Oder ob es sich bei diesem heutigen Friedrich Merz nicht vielleicht sogar um einen KI-generierten linken Klo(w)n handelt. Ein Experiment, um zu beobachten was und bis zu welchem Grad es die Masse der Deutschen mit sich machen lässt. Regierung Merz: Lügen, Hülsen, Blasen, Geschwafel, Gepolter, Irrationalitäten, Widersprüche, Kehrtwenden, Anmaßungen, Unverschämtheiten, Pirouetten, Verrenkungen. Eingerahmt von Ideologie auf der x- und Inkompetenz auf der y-Achse. Ist dieser Mann in… Mehr
Ganz einfach, Herr Merz ist ein BRD Bürger. Muß man noch mehr wissen?
Ein Bundeskanzler, der vor dem Hintergrund der dramatischen Lage unseres Landes in einer Fernsehshow sitzt und sich in der Frage anstehender Reformen aufführt wie ein Hütchenspieler.
Man möchte nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen!
Und wie Scholz findet er sich auch noch besonders schlau darin, wie er mit spitzfindigen Formulierungen alle zu täuschen versucht.