Tichys Einblick
Panik, Schlagzeilen, Karl

Die zehn unterhaltsamsten „Lauterbach warnt“-Meldungen

Es ist Pfingsten. Da viele freinehmen, wird auch die Nachrichtenlage dünner. Das ist die große Zeit von Karl Lauterbach. Zu solchen Gelegenheiten haut er gerne Warnungen vor „absoluten Killervarianten“ oder noch Schlimmerem raus.

IMAGO/E. Contini

Die ausgetrockneten Medien nehmen Lauterbach solche Horrormeldungen in der nachrichtenarmen Zeit gerne ab und der wiederum genießt die Aufmerksamkeit. Dadurch sind schon kuriose Geschichten zustande gekommen. Hier die zehn unterhaltsamsten. Auf Platz

10.) Long-Covid bei Kindern. Am 6. Mai 2021 passiert Historisches. Lauterbach ist nicht bei Lanz – sondern bei Illner. Dort sagt er: „Sieben Prozent der Kinder, das ist unstrittig, die sich infizieren, entwickeln Long-Covid-Symptome.“ Gut, in Deutschland gäbe es dazu keine Zahlen. Relativiert er, auf Nachfrage. Und alle anderen Studien, als die von ihm zitierten, kämen auf niedrigere Zahlen. So viel zu „unstrittig“ in Lauterbachs Sinn. Er habe es zum Wohl der Kinder gesagt, damit die in Distanzunterricht kämen. Ob er je über das Wohl der Kinder nachgedacht hat, die unter Angststörungen leiden?

9.) Corona auf dem Kopfkissen. Hotels sind gefährliche Orte. Vor allem, wenn man Frau, Kind und Axt dabei hat. Der Film „Shining“ erzählt davon. Karl Lauterbach würde sich da wohl fühlen. Mit Jack Nicholson. An der Bar, an der es weder Alkohol noch zuckerhaltige Getränke gibt. Die Zimmer wären indes gefährlicher. Denn da lauert Corona. Auf Kopfkissen und Bettdecken. Das schreibt Lauterbach auf „Die Wissenschaft today“, besser bekannt als sein Twitter-Account. Er meide daher künftig Hotels. So fällt dann allerdings auch der Ausflug ins schneebedeckte Labyrinth aus.

8.) Tote auf der Intensivstation. Wer Kindern Angst einjagt: Omas, die Gruselgeschichten erzählen. Irre Männer im Park. Und Karl Lauterbach bei Illner: „Viele Kinder verlieren ihre Eltern. Das ist eine Tragödie.“ Zuvor hatte er in seiner Rolle als „Die Wissenschaft“ im April 2021 gesagt, Covid-Patienten auf der Intensivsstation seien im Schnitt 47 bis 48 Jahre alt, und die Hälfte von ihnen würde sterben. Dazu gibt es überhaupt keine Zahlen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Gelogen? Gelabert? Oder „Glattweg eine Fehleinschätzung“, wie Lauterbach gelogen und gelabert nennt.

7.) Gamechanger Asthmaspray. Der April ist der Monat für Lauterbach-Meldungen. 2021 schien Corona schon vorbei, aufgrund eines Asthmasprays nämlich, das Lauterbach als „Gamechanger“ anpries. Natürlich gab es dazu auch eine Studie: Demnach sinke das Krankenhaus-Risiko um 90 Prozent, wenn drei Tage nach Beginn der Symptome „Budesonid“ genommen werde. Später verbreiteten Covidioten widerspenstige Details wie zu wenige Testpersonen, die an der Studie teilgenommen hätten. Aber immerhin profitierte der Hersteller des Produkts von der Werbung Lauterbachs.

6.) Leugnen für den Tourismus. „Warner mit Ungenauigkeiten“; „Lauterbach lag nicht immer richtig mit seinen Aussagen“. Das hört sich fast nach Journalismus an. Frei und unabhängig, kritisch gegenüber einem Regierungsvertreter. Doch diese frechen Worte stammen von Patrick Gensing, Interims-Medienchef des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli und im Dezember 2021 noch „Faktenfinder“ der ARD. Da ging der heutige Zweitliga-Pressesprecher darauf ein, dass laut Lauterbach die Corona-Gefahr verharmlost wird zugunsten des Tourismus nach Spanien, was „sich auch nicht belegen“ ließ.

5.) Kinder als Virenschleudern. Wohin gehören Kinder? Ins salzfreie Ernährungscamp? Oder vor Gericht, um dort Unterhalt zu erstreiten? Jedenfalls nicht in die Schule, das weiß Karl Lauterbach. Im April 2021 kämpfte er wie Siegfried. Nur nicht gegen Drachen, sondern gegen Kinder in Schulen. Denn „massive Schulausbrüche“ würden ungeimpfte Eltern treffen. Doch das Robert-Koch-Institut (RKI) widersprach: Die Daten ließen nicht darauf schließen, dass Kinder Pandemietreiber seien. Hätten die vorhergesagten RKI-Fallzahlen gestimmt, hätte er recht gehabt. Das ist keine satirische Einlassung. Sondern Lauterbachs Verteidigungslinie in dem Punkt.

4.) Aerosole in der Toilettenspülung. Im Bad wartet der Tod. Das weiß jeder Lebensversicherer. Das weiß jeder Horrorfan. Und folglich weiß es auch Karl Lauterbach. Der Corona-Jäger sieht und stellt den Feind überall. Etwa in Toilettenspülungen und ihrem Kamin-Effekt: „Die Aerosole von der Toilettenspülung der Infizierten im Erdgeschoss und der tiefen Stockwerke landen im Bad der oberen Etagen“, schrieb er im wichtigsten deutschen Wissenschafts-Medium, seinem Twitter Account. Auf den Ratgeber „Korrekt kacken mit Karl“ warten wir allerdings immer noch vergebens.

3.) Gehirnverlust durch Corona. „Kommt ein Mann in eine Bar …“ So fangen schlechte Witze an. Warnungen Lauterbachs auf Twitter beginnen hingegen gerne mit: „Wichtige grosse Studie …“ So wie im Juli 2021. Da warnte der heutige Gesundheitsminister vor Intelligenzverlust durch Corona. Also nicht, wenn man ständig wegen jedem Lauterbach-Tweet in Panik verfällt. Sondern weil die Hirne von Intensivpatienten – laut Studie, Ehrensache – um zehn Jahre altern würden durch Covid. Das wirft allerdings Folgefragen auf: Wenn ein 106-Jähriger auf der Intensivstation liegt und sein Hirn dann um zehn Jahre altert, kommt es dann ins Guinnessbuch als ältestes Hirn der Welt?

2.) Die Absolute Killervariante. Ostern 2022. Mitte April. Der Lauterbach-Monat schlechthin. Bisher ist das Jahr nicht so für den Gesundheitsminister gelaufen. Er hat die Impfpflicht im Bundestag verbockt, und bei Lanz haben ihm Anton Hofreiter, Roderich Kiesewetter und Michael Roth den Platz weggenommen. Der Ukraine-Krieg ist jetzt das Thema. Doch an Ostern werden Comebacks gefeiert und die Bild ist bereit, ihm eine Titel-Schlagzeile zu schenken. Die Chance für Panik-Karl. Aber „Corona ist gefährlich“? Das reicht nach zwei Jahren nicht mehr. Also haut Lauterbach einen raus. So richtig. Mit Lust an der Panik: Im Herbst droht die „absolute Killervariante“. Die Begründung der Warnung läuft nach dem üblichen Schema: Wenn man alle Studien liest, könne man nicht ganz ausschließen und lieber warnen, als Leute leben lassen, und er meint es ja gut.

1.) Schutzmasken aus Staubsaugerbeuteln. Es ist April 2020. Die Deutschen richten sich allmählich im kurzfristigen Dauerlockdown ein und Karl Lauterbach im Studio von Markus Lanz. Das Robert-Koch-Institut vollzieht gerade den Wandel von: Schutzmasken haben wir nicht und wirken auch nicht auf Schutzmasken haben wir jetzt und wirken auch ganz dolle. Haben wir festgestellt, als sie endlich geliefert wurden. Lustiger Zufall, oder? Da haut Lauterbach bei Lanz einen raus: Umgerüstete Staubsaugerbeutel eigneten sich ebenfalls hervorragend als Schutzmaske. Das beruhe – natürlich – auf Studien. Wie immer. Die Covidioten der Hersteller-Firmen raten zwar davon ab: Die Poren seien größer als die Viren und könnten sie daher nicht aufhalten. Querdenker-Drogerien warnen vor gesundheitsschädlichen Stoffen, die so freigesetzt werden. Aber sind die „Die Wissenschaft?“ Haben die in Harvard studiert? Na, aller.

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