Geld für Radwege in Peru ist noch da – und für Klimaschutzflüge

850 Milliarden Euro neuer Schulden, für übernächstes Jahr meldet Finanzminister Lars Klingbeil jetzt schon ein “Loch” von 30 Milliarden Euro an. Doch eine Botschaft setzt die schwarz-rote Regierung: An den Radwegen in Peru spart sie nicht – auch nicht an Klimaschutzflügen.

picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Lisa Paus (Bündnis90/Die Grünen), ehemalige Bundesfamilienministerin, kommt aus dem Saal im Paul-Löbe-Haus, in dem der Haushaltsausschuss tagt. In der sogenannten Bereinigungssitzung nehmen die Fraktionen letzte Änderungen am Etat vor, bevor er im Bundestag zur Abstimmung steht.

Die “Bereinigungssitzung” gehört zu den Mythen des Bundestags. Die Minister kommen in den Haushaltsausschuss und erklären dessen Mitgliedern ihren Finanzbedarf, bevor das gesamte Haushaltspaket zur Abstimmung ins Parlament kommt. Der Legende nach müssen die Minister eine Flasche Schnaps mitbringen, um sich die Haushalter gewogen zu halten. Nun hat die Bereinigungssitzung für den Haushalt des laufenden Jahrs stattgefunden, den der Bundestag diesen Monat verabschieden soll.

Doch in Zeiten der schwarz-roten Koalition ist die Bereinigungssitzung eher Folklore geworden. CDU, CSU und SPD stellen im Ausschuss die Mehrheit und ihre Abgeordneten wissen, dass sich ihre Partner inhaltlich in keiner wesentlichen Frage einigen werden. Also haben die Koalitionspartner direkt nach der Wahl beschlossen, in der Haushaltspolitik künftig keine Rücksicht mehr nehmen zu wollen: 850 Milliarden Euro neuer Schulden, ein Loch von 30 Milliarden Euro fürs übernächste Jahr, eine Kommission, die Wege zu noch mehr Schulden aufzeigen soll und eine Regierungspartei, die sich in Vorschlägen für noch höhere Steuern und Abgaben überbietet. Experten mögen sagen, dass die Politik nicht alle Probleme mit Geld zuschütten könne – schon gar nicht mit geliehenem. Aber Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) will es trotzdem versuchen. Das Kind glaubt auch erst an den Schmerz durch eine heiße Herdplatte, wenn die Hand auf dieser geruht hat.

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Wirtschaftsverbände wie die “Familienunternehmer” warnen bereits davor, dass CDU, CSU und SPD das Geld aus ihrer Schuldenorgie sinnlos verprassen werden. Die Familienunternehmer haben ein Gutachten erstellen lassen, nach dem “in der Vergangenheit ein erheblicher Teil neuer Schulden nicht in langfristig produktive Investitionen geflossen ist”. Die Präsidentin der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann warnt jetzt: “Es darf nicht sein, dass sich Deutschland im Namen der Infrastruktur verschuldet, am Ende aber weder bessere Straßen noch digitale Netze entstehen.”

In 23 der letzten 27 Jahren hat die SPD im Bund mitregiert. In zehn Jahren davon haben die Sozialdemokraten den Kanzler gestellt. In der Zeit haben sie die Steuern und Beiträge in Rekordhöhe getrieben, den Staat gleichzeitig in Rekordverschuldung geführt und die Straßen, Schienen, Brücken und Netzverbindungen in einen Zustand gebracht, von dem sie selbst sagen, dass der katastrophal ist. Wären die Sozialdemokraten Sozialdemokraten, wenn sie jetzt auf Stimmen aus der Wirtschaft hören würden? Oder verprassen sie das Geld aus der Schuldenorgie weiter sinnlos? Und hält Kanzler Friedrich Merz (CDU) seine Versprechen ein und bremst die Ausgabenwut der Sozialdemokraten?

Nun denn. Zu den Ergebnissen der Bereinigungssitzung: Das Wirtschaftsministerium erhält von den Haushältern 9 Milliarden Euro, das sind 37 Millionen Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Ist also jetzt Geld da für Zukunftsprojekte wie die Cloud- und Datenverarbeitung IPCEI? Nein für die gibt es 174 Millionen Euro, 15 Millionen Euro weniger als vorgesehen. Die schwarz-rote Regierung spart also an dem, was sie mit ihren eigenen Worten „das zentrale digitalpolitische Projekt zur Stärkung der digitalen und technologischen Souveränität Europas” nennt.

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Wofür gibt die schwarz-rote Regierung dann mehr Geld aus, als ursprünglich geplant war? Immerhin ist der Mittelstand dem Bund stolze fünf Millionen Euro wert – aber nur, wenn die Länder genau so viel Geld dafür ausgeben. Dafür erhöht die schwarz-rote Regierung den Etat “zum Erhalt der Produktion von kritischen Arzneimitteln” um 33 Millionen auf 50 Millionen Euro. Auch für das “Anpassungsgeld für Beschäftigte des Braunkohlentagebaus und der Stein- und Braunkohleanlagen” gibt es neun Millionen Euro mehr als gedacht – jetzt 171 Millionen Euro.

Die schwarz-rote Regierung investiert also in die Wirtschaft. Aber nicht, um diese für die Zukunft aufzustellen – sondern um die Fehler früherer Regierungen von CDU, CSU, SPD, Grünen und FDP aufzufangen. Zudem fordert die Regierung ihr Wirtschaftsministerium auf, “Verpflichtungsermächtigungen für künftige Haushaltsjahre” aufzunehmen. 850 Milliarden Euro neuer Schulden – und trotzdem verlagert die schwarz-rote Regierung Rechnungen von heute in die Ausgaben von morgen.

Dorothee Bär, Ministerin für Raumfahrt und Dirndlforschung, bekommt hingegen 20 Millionen Euro weniger als geplant. Es bleiben ihr 22,4 Milliarden Euro. Zu diesem Etat gehört ein Topf “Förderung von Sprunginnovationen”. Das hört sich nach Investitionen in die Zukunft an. Kanzler Friedrich Merz hat versprochen, dass die Schuldenorgie seiner Regierung genau solchen Investitionen dienen soll – folgerichtig kürzt sie diesen Bereich um zwei auf 218 Millionen Euro. Gleichzeitig gibt es zwei Millionen Euro mehr für die „Grundlagenforschung im Bereich Long Covid”.

Links ist vorbei, sagt der Kanzler. Links gehört die Zukunft, sagt der Haushalt dieses Kanzlers: Die “Beratung und Betreuung von Flüchtlingen und Auswanderern” bekommt jetzt zwölf statt bisher sieben Millionen Euro. Für die „Förderung von national und international bedeutsamen Vorhaben, insbesondere zur kulturellen Integration, Kooperation und Innovation“ erhält das Kanzleramt jetzt 59 statt 53 Millionen Euro.

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Wie absurd die Politik unter SPD, Grünen und FDP war – und wie entschlossen die Merz-CDU ist, diese fortzuführen, zeigt sich aber erst so richtig in allen Fragen, die mit dem Klimaschutz zusammen hängen. Die “grüne und nachhaltige Umweltinfrastruktur” Deutschlands ist zum Beispiel so gut, dass es diese exportieren kann. Jetzt nicht im Sinne von, das will im Ausland jemand haben und gibt Geld dafür aus. Sondern Deutschland zahlt dafür, dass andere Länder sein Wissen um den Klimaschutz aufgreift. Zwölf Millionen Euro stehen dafür bereit. 500.000 Euro mehr als geplant.

Die deutsche Politik ist aber nicht nur Vorreiter in Sachen Klimaschutz – sie ist vor allem Vorflieger. Etwa durch ihre Präsenz auf der “Weltklimakonferenz”. Bisher musste der Steuerzahler gerade mal 2,7 Millionen Euro für Dienstflugzeuge bezahlen, mit denen die deutschen Politiker sich aufmachen, um das Klima zu retten. Schnäppchenpreis. Künftig sind es 3,2 Millionen Euro.

Stichwort sinnlose Ausgaben für “Klimaschutz” – etwa durch Radwege in Peru oder durch erfundene Projekte in China. Diese Ausgaben sind im Entwicklungshilfeministerium zuhause. Das werde sparen, war die Botschaft, als Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) den Entwurf für den Haushalt vorstellte. So wollte die schwarz-rote Regierung den Eindruck erwecken, sie verbrate die 850 Milliarden Euro neuer Schulden nicht einfach, sondern sie übe sich ebenfalls in Haushaltsdisziplin. Diesen Versuch haben Merz und Klingbeil jetzt offensichtlich gänzlich aufgegeben. Die Entwicklungshilfe geht als die Gewinnerin aus der Bereinigungssitzung hervor:

Die Vereinten Nationen erhalten vom deutschen Steuerzahler 50 statt 28 Millionen Euro für ihr Programm zur “Welternährung”. Deren Sonderorganisationen stattet eben dieser deutsche Steuerzahler künftig mit 566 Millionen Euro aus – neun Millionen Euro mehr als geplant. Für “Infrastrukturmittel für Krisenbewältigung und Wiederaufbau” gibt es 734 Millionen Euro, elf Millionen Euro mehr als geplant.

Die Bill und Melinda Gates Foundation sowie andere politische Stiftungen erhielten von deutschen Verkäuferinnen und Handwerkern bisher nur 330 Millionen Euro. Jährlich. Jetzt sind es 331 Millionen Euro. Die Kirchen unterstützen gerne mal die Politik der schwarz-roten Koalition. Dafür zahlt ihnen diese jetzt 306 statt 296 Millionen Euro jährlich. Das Geld geht an die “entwicklungswichtigen Vorhaben” der Kirchen. Für diese gibt es auch private Träger. Die erhalten jetzt ebenfalls zehn Millionen Euro mehr, also nun 210 Millionen Euro.

Rund 500 Milliarden Euro an Ausgaben sieht der offizielle Haushalt des Bundes für das laufende Jahr vor. Über 140 Milliarden Euro macht die schwarz-rote Koalition allein 2025 – “Sondervermögen” eingerechnet. Laut Merz und Klingbeil dient die Schuldenorgie den Investitionen in die Zukunft. Die Einzelpläne sagen das Gegenteil. Der Bundestag stimmt Mitte September über den Entwurf ab. Die Abgeordneten sind dabei ihrem Gewissen verpflichtet – aber das ist in den vergangenen Jahren so sehr zur Folklore verkommen wie der Schnaps zur Bereinigungssitzung.

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Kommentare ( 19 )

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jopa
3 Monate her

Deutschland ist wie ein Laden vor der Geschäftsaufgabe: Alles muß raus, koste es was es wolle. Im Laden gibts alles mit 50% oder 70% Rabatt, in Deutschland Steuergeld für alles und jeden, hauptsache er bringt in der Werbung irgendwie Worte wie Klimaschutz, Weltuntergang, Kampf-gegen-rechts usw unter.

Chrisamar
3 Monate her

„…In der Zeit haben sie die Steuern und Beiträge in Rekordhöhe getrieben, den Staat gleichzeitig in Rekordverschuldung geführt und die Straßen, Schienen, Brücken und Netzverbindungen in einen Zustand gebracht, von dem sie selbst sagen, dass der katastrophal ist.“… Das ignorieren der Tatsachen betrifft alle Bereiche. Auch die Versorgung mit Trinkwasser. Es besteht bereits heute das begründete Problem von kontaminiertem Trinkwasser. Denn die Wasserleitungen in Deutschland sind teilweise mehr als 100 Jahre alt. Offiziell versickern durch schadhafte Leitungen bis zu 25% des Trinkwassers bereits, ohne das es zu den Verbrauchern gelangen könnte. Vermutlich versickert sogar noch mehr Trinkwasser? Wir wissen es… Mehr

Peter Pascht
3 Monate her

„Geld für Radwege in Peru ist noch da – und für Klimaschutzflüge.“
Ja, aber die Klimaschutzflüge sind doch mit E-Flugzeug 😉 oder ?
Es lässt sich ahand von publizierten Messdaten (Tonne*Flugkilometer) durch mahematische Korrelation zeigen,
dass der Düsenjet-Verkehr eine dominante Hauptursache zu den „Treibhausgasen“ (CO2, CH4) beiträgt,
gerade da wo der Einfluß aufs Klima besonders stark ist, in der Stratosphäre.
Eine Störung der Wolkenbildung und Regenbildung.

humerd
3 Monate her

Auch hier wieder, die Wortwahl
„Der Unterschied zwischen Entwicklungshilfe und EntwicklungszusammenarbeitDeutschland stellt Indien binnen zehn Jahren etwa 10 Milliarden Euro für die Entwicklungszusammenarbeit bereit, also etwa eine Milliarde Euro pro Jahr. Das haben 2022 Bundeskanzler Olaf Scholz und der indische Regierungschef Narendra Modi bei einem Treffen vereinbart.“ https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/steuergelder-entwicklungshilfe-indien-fakecheck-tiktok-100.html
Nachhaltig war die Ampel ja schon: Baerbocks Aufnahmeprogramm der Afghanen, Habecks Energiewendepolitik die eine Subventionspolitik ist und alle zusammen verteilten Geld in die Welt.

Weltenwandler
3 Monate her

In den 35 Jahren seit der Wiedervereinigung waren durchweg und abwechselnd die CDU/CSU und die SPD an der REGIERUNG, als GROKO oder mit Juniorpartnern. Somit ist keine Partei schuldlos am Zustand des Landes.Trotzdem glaube ich, ist die Zeit für etwas anderes noch nicht da, weil der BUNDESRAT und der Bundespräsident noch ganz in deren Händen ist. Die AfD kann viel reden und träumen, wird aber zur Zeit, in Regierungsverantwortung, auf legalem Wege nichts zustande bringen können, ganz einfach weil die alten Parteien vom Bundestag runterwärts bis auf Gemeinde-Ebene alles zunichte machen werden. Dem weglaufenden Wähler wird zur Zeit noch gezeigt,… Mehr

Last edited 3 Monate her by Weltenwandler
Manfred_Hbg
3 Monate her

Und die Erkenntnis dieser wohldurchdachten politischen Maßnahmen ist: Deutschland ist reich!

RandolfderZweite
3 Monate her

Der Hammer wäre gewesen diese „notwendigen“ Erhöhungen mit der selbst verursachten Inflation zu erklären…ein Schelm, der etwas anderes denkt!:)

DDRforever
3 Monate her
Antworten an  RandolfderZweite

Russland hat Schuld und Trump und die entsetzliche Realität.

humerd
3 Monate her
Antworten an  DDRforever

in Deutschland haben die Boomer, die Rentner schuld

Elmar
3 Monate her

Der Radweg in Peru ist ganze 4 Kilometer lang und war laut Augenzeugen schon vor den 350 Millionen Euro aus Berlin zum Großteil vorhanden. Unser Steuergeld ist also in den Taschen von Betrügern gelandet.

Lucius de Geer
3 Monate her
Antworten an  Elmar

„Unser Steuergeld ist also in den Taschen von Betrügern gelandet.“ – Das tut es bereits in D’land.

H.D.
3 Monate her

Es wird Zeit, dass unsere Politiker an ihren Taten gemessen werden und auch vor Gericht landen können, wenn ihre Entscheidungen dem Volk Schaden zugeführt haben. Das solche Pfeifen wie Habeck, Klingbeil, Merz, Faeser und andere Entscheidungen treffen, die unsere Sicherheit, unseren Wohlstand und unsere Freiheit, insbesondere die Meinungsfreiheit, abschaffen, muss strafrechtliche Folgen für diese haben. Erst dann, werden die Politiker, die unser Land regieren wollen, dies wieder mit Weitsicht tun.

jwe
3 Monate her

SInd wir nicht ein tolles Land? Nix drauf, Pleite und trotzdem geben wir Milliarden fürs Ausland aus. Nur, damit die uns lieb haben. Die Deutschen bzw. seine Elite-Politiker der demokratischen Parteien müssen alle zum Physiater, schwerste Psychosen.

DDRforever
3 Monate her
Antworten an  jwe

Es sind mit Verlaub die Wähler, die BRD Bürger. Sie sind an allem Schuld und nur sie.