Arbeitnehmer mit Überstunden. Rentner, die im Beruf bleiben. Sie zu belohnen, hatte der Kanzler versprochen. Doch nun stellt die SPD diese Ideen wieder in Frage. Friedrich Merz droht sein nächstes Scheitern - er ist der Al Bundy der Politik.
picture alliance / HMB Media | Uwe Koch
Als Ed O’Neill für die Rolle des Al Bundy vorsprach, war er nicht die erste Wahl der Produzenten. Sie wollten einen bekannteren Darsteller für die neue Sitcom – und einen, der mehr Spektakel aus der Rolle holt. Doch genau deswegen wollten die Showrunner O’Neill: Er interpretierte die Rolle des Dauerverlierers nicht als die eines aufgeregten HB-Männchens, sondern als die eines gebrochenen Mannes, dessen Schultern in sich zusammenfallen, wenn er nach Hause kommt. Die Showrunner setzten sich durch und O’Neills Darstellung des Schuhverkäufers Al Bundy wurde ikonisch.
Friedrich Merz ist der Al Bundy der Bundespolitik. Ein Verlierer. Das Publikum erwartet gar nicht mehr, dass er erfolgreich handeln könnte – es will nur sehen, wie er verliert. Wobei sich das Gagschema wiederholt: Am Sonntag prahlt der Kanzler im Staatsfernsehen mit der “Aktiv-Rente” und wie seine Regierung damit den Arbeitsmarkt in Deutschland flott machen wird. Ahnendes Raunen im Studiopublikum. Die Zuschauer ahnen schon, was nun kommt. Der Partner SPD spricht sich laut Bild gegen diese Aktiv-Rente aus. Leichte Lacher. Der Kanzler will am Mittwoch mit einem “Koalitions-Gipfel” das Problem lösen – das Studiopublikum bricht in hemmungsloses Lachen aus.
Die Idee hinter der “Aktiv-Rente” lautet: Zwar gibt es in Deutschland eine millionenfache Einwanderung. Doch liefert diese Einwanderung nicht die versprochenen Fachkräfte. Also will der Staat die echten Fachkräfte motivieren, im Job zu bleiben, obwohl ihnen eigentlich nun ihr Ruhestand zustehen würde. In diesem Sinne sollen weiterarbeitende Rentner die ersten 2000 Euro ihres monatlichen Einkommens steuerfrei erhalten.
Wenn Rentner weiterarbeiten, entlasten sie die Rentenkasse. Außerdem stärken sie als Ärzte, Ingenieure, Handwerker oder Lehrer den Wohlstand oder die Infrastruktur. Jede Logik spräche also dafür, sie nicht auch noch mit Steuern zu belasten. Moment mal: Logik? Gesunder Menschenverstand? Fleißige Bürger entlasten? Zum Wohle aller? Da macht die SPD nicht mit. Deren Parteichef Lars Klingbeil will als Finanzminister auf diese Steuereinnahmen nicht verzichten. Wer mehr leistet, soll noch mehr abgeben, lautet das Credo der SPD. In Deutschland darf nicht der über die Verwendung des Wohlstands entscheiden, der ihn erwirtschaftet, sondern Lars Klingbeil. Dem zu widersprechen, sei unklug, mahnt Merz hinter den Kulissen, denn der Lars sei sensibel. Routiniertes Schnauben aus dem Studiopublikum.
Wie bei Al Bundy ist das Scheitern des Friedrich Merz kein einmaliges Drama. Sondern eine Sitcom über 259 Folgen. Das Gagschema muss sich also wiederholen. Friedrich Merz verkündet, dass Zuschläge auf Überstunden künftig steuerfrei seien. Seine Regierung stärke damit den Arbeitsmarkt. Ahnendes Raunen im Studiopublikum. Und tatsächlich: In Klingbeils Gesetzesentwurf kommt dieser Punkt nicht mehr vor, wie das Handelsblatt berichtet. Hemmungsloses Lachen im Studiopublikum. Fritz Bundy ist wieder gescheitert. Erwartbar. Aber lustig.
Doch Al Bundy war in 259 Folgen zu sehen. Auch Friedrich Merz wünscht sich mehr Bildschirmzeit. Da muss das Gagschema variiert werden. Zur Not auch mit abwegigen Pointen. So hat der Kanzler eine Reform des Bürgergelds versprochen. Fünf Milliarden Euro solle der Staat künftig einsparen, Arbeit abzulehnen nicht mehr möglich sein. Wer arbeitet, solle mehr haben als die, die vom Wohlstand der anderen leben. Etwa die, die eingewandert sind, um mal die Renten der Deutschen zu bezahlen und nun gut drei Viertel der Empfänger des Bürgergelds ausmachen, weshalb die Deutschen länger arbeiten sollen. Zur Not auch ohne “Aktiv-Rente”. Zwischenlacher. Und was ändert die Regierung Merz nun tatsächlich an der Situation? Das Bürgergeld bekommt einen anderen Namen. Hemmungsloses Lachen vom Studiopublikum.
Wobei. So großartig “Eine schrecklich nette Familie” auch war. Die Showrunner haben gemogelt. Die Lacher kamen vom Band. Sie haben sich es bequem gemacht. Mit Lachern vom Band arbeitet die Regierung Merz nicht. Was nicht heißt, dass sie es sich nicht trotzdem bequem machen kann: CDU, CSU und SPD wollen mit der AfD die größte Konkurrenz verbieten. Immerhin eine Idee, die in der Al-Bundy-Show keine Chance gehabt hätte – zu absurd

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Die Figur Al Bundy ist die überzeichnete Satire auf den High School Footballstar, der danach nie wieder etwas auf die Reihe bekommt. Friedrich Merz wäre die überzeichnete Satire auf einen meinungslosen, willensschwachen Akademiker, der – wie auch immer – Bundeskanzler wird. Die Überzeichung wäre dabei so gravierend, dass man die Serie als niveaulosen Klamauk abtun würde. Leider ist gar es keine Satire …
Al Bundy wußte wenigstens, wann er verloren hatte. Krachende Niederlagen öffentlichkeitsunwirksam in grandiose Siege umzudeuten, entspricht wohl eher dem Instrumentarium eines Bernd Stromberg.
100tausende Arbeitsplätze (Einzahler) gehen aktuell verloren, dafür kommen 100tausende Nichteinzahler ins Land.
Wie soll das funktionieren?
Der Weg zur Erkenntnis ist nicht weit.
Man muss nur die richtigen Fragen stellen.
Gegenüber eines Beamten hat ein Deutscher Schichtarbeiter eine um 16 Jahre kürzere Lebenserwartung.
Auch stimme ich Ihnen zu. Niemand sollte den Unsinn der Propaganda glauben.
Danke lieber Herr Thurnes für die herrliche Analogie: Wo zum Teufel ist Peg!?
Peg heißt Angie und ist in Rente.
Widerspruch!
Wir sind Al Bundy.
Wir, das Volk, haben resigniert. Wir sind die Verlierer. Wir arbeiten den ganzen Tag und werden ausgenommen. Uns bleibt nichts.
Merz ist doch kein Verlierer. Er und Konsorten bereichern sich doch nur an uns und zerstören auch noch, was das deutsche Volk in den letzten 80 Jahren an Wohlstand erreicht hat. Die Pest war weniger bedrohlich.
Das sind doch alles nur Marionetten.
Nicht nur der Wohlstand, auch das Volk wird abgeschafft. Das ist deutlich gravierender.
Dieser Vergleich ist ein Schlag ins Gesicht von Al Bundy. Al Bundy ist Kult, er hat Würde und ist eine ehrliche Haut. Alles Dinge, die ich bei Merz weit und breit nicht erkennen kann. #NichtmeinKanzler
Merz mit Al Bundy zu vergleichen ist eine Unverschämtheit. Nicht mal mit Alan Harper, der hatte schließlich Kandi und Lindsey.
Für Merz bedürfte es eine neue, eigene Kategorisierung.
Obwohl Hofnarr gab es schon, oder?
Al Bundy ist wegen politischer Unkorrektheit, etwas, das Friedrich Merz nie passieren würde, doch längst aus dem TV-Programm verbannt. …ein Schwarzer, Griff, genau so ein Versager wie Al, NO MA’AM, die Nacktbar, ein geradezu göttlich verehrtes, benzinvernichtendes Auto, eine faule Frau die Handtaschen und geldbörsen stiehlt, eine dumme Tochter (Dumpfbacke), ein kleinwüchsiger Schwuchtelsohn“ … Kann sich heute noch einer vorstellen, dass das https://www.youtube.com/watch?v=CYzcd-hW78k einmal im Vorabendprogramm der ARD lief? Eine Folge „Eine schrecklich nette Familie“ würde bei den heutigen Gutgesinnten einen kollektiven Nervenzusammenbruch auslösen. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass Al Bundy heutzutage seinen Platz in der gaaaanz rechten Ecke… Mehr
Da kann man sogar noch Geld der Bürger in alle Welt verschenken und Politiker und ehemalige fürstlich bezahlen, von den vielen NGO,s gar nicht zu reden. Gut die Infrastruktur, die Bahn usw. leiden etwas darunter aber wo viel Licht ist eben auch viel Schatten, außerdem ist da ja einer, der das alles irgendwann bezahlt, auch wenn er es nicht sofort merkt.
Der DB Konzern ist nicht reformierbar. Vollkommen gleichgültig, wie viel Steuergeld ( Milliarden ) in die verschachtelten Geschäftsstrukturen dieses „Konzern“ im Staatsbesitz ( Körperschaft des Öffentlichen Rechts ) gepumpt wird. Die DB verliert Mrd jährlich in deren Auslandsgeschäften. Aber niemand fühlt sich dazu im Stande, die Geschäftsstrukturen offen zu legen. Dazu kommt der surreale politisch ideologisierte wirtschaftlich nicht vertretbarer jährliche „Bedarf“ für inländische Projekte und die vollkommen unangemessen hohen konsumtiven Ausgaben und Altersversorgungen für die Verschachtelten Konzernspitzen, welche nicht einsehbar gemacht worden sind. Die DB gehört privatisiert. Die Gleisanlagen bleiben im staatlichen Besitz und erheben eine Nutzungsgebühr. Der weitaus überwiegende… Mehr